Unser Buchtipp
Ein Haarleben© Barbara PronnetWir werden neu geboren aus dem Balg des KopfesLockig, glatt, kraus, dunkel oder hell Je nach Typ des Menschen Schopfes Flaumig sind wir als feines Babyhaar So weich und samtig, einfach wunderbar Wir dürfen wachsen oder werden rasiert Zu frechen Bubiköpfen gelegt In langen Wellen fallen, zu gewaltigen Turbane drapiert Als Pferdeschwanz hübsch geknotet oder in festen Zöpfen geflochten Straff, streng, unbewegt Gewaschen, getrocknet, gespült, gefärbt, dauergewellt In der Sonne getrocknet, unter den heißen Föhn gestellt Mit dem Kamm getrimmt, mit der Bürste gestriegelt Mit den Fingern durchknetet, mit dem Glatteisen gebügelt Glänzend, geschmeidig zeigen wir unsere ganze Pracht Werden fettig, brechen ab, schuppen, fallen kraftlos aus dem Schaft Sind abhängig von dem Menschen Wohlergehen Ist dieser krank verschwinden wir oft auf nimmer Wiedersehen Mit dem Alter werden wir zusehend dünner, kraftlos, grau, borstig, ohne jeden Schimmer Der Tod setzt dem Mensch das Ende, wir werden mit zu Grabe getragen Wachsen weiter, in der kalten Dunkelheit, werden zum umhüllenden Schleier der Toten bis hin zur göttlichen Unendlichkeit Ein haariges Lesevergnügen
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