Unser Buchtipp
Bitte Frisör ...© Greta SchnalTüren schlagend war er für immer fort gegangen.Nun stehe ich da und weiß nichts mit mir anzufangen. Erbittert zupfe, ja zerre ich an meinem langen Haar. Und bemerke es wieder: Der letzte Frisörbesuch war vor einem Jahr! Eine Strähne streiche ich glatt auf meiner vollen Brust und spüre dort nur die Leere nach vergangener Lust. Dem ungeachtet will ich augenblicklich das Grübeln vermeiden, will nicht mehr an meinem Geliebten leiden. Noch gramgebeugt schlurfe ich zu meinem Schlafzimmer, das zum Glück nur schwach erhellt wird vom Dämmerungsschimmer. Den Ort möchte ich nämlich gar nicht deutlich sehen, wo einst diese romantischen Dinge sind geschehen. Zögernd wende ich mich schließlich dem Spiegel zu, weil, die Form meiner Haartracht lässt mir doch keine Ruh. Mutig drücke ich auf den Schalter, das Licht geht an. So dass ich das Ausmaß der Katastrophe feststellen kann. Mein Blick scheint matt, meine Mähne wirkt stumpf. Dass er mich freilich so nicht haben will, denke ich dumpf. Ich wühle in meinen Locken, bekomme wieder Sehnsucht nach ihm. Denjenigen sofort aufzusuchen, habe ich fest im Sinn. Eilig werfe ich mich in Mantel und Hut. Bereits irgendetwas zu unternehmen, tut mir jetzt gut. Bald schon stehe ich vor dem Mann und meine leisen Worte flehen: "Bitte Frisör nimm mich gleich dran, denn nur du kannst mich verstehen!" Ein haariges Lesevergnügen
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