Haarige Geschichten
Kurzgeschichte - Haar, Haare, Frisur, Friseur, Haarfarben, blond, Blondine, Rothaarige, Glatze, Haarausfall, Bart, Rasur, Zöpfe, Locken, Dauerwellen ...

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Abenteuer im Frisiersalon

Abenteuer im Frisiersalon
Hrsg. Ronald Henss
Dr. Ronald Henss Verlag
ISBN 978-3-9809336-0-5

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Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.

An den Frisierstuhl gefesselt

© Hans-Joachim Heider

"Alle sechs Wochen das gleiche Theater!", fauchte ihr geballter Ärger.

Wie üblich erwischte sie ihn mit ihrem Geschrei, wenn er kreative Gedankenschnipsel aufs Tastenbrett seines PCs hämmerte. Aufgescheucht schob er den Bürostuhl zurück, rannte die Treppen hinab und stellte sich im Bad vor den großen Spiegel. Der Wuschelkopf lag wie Unkraut auf den Ohren. Als er zu seinem Büro hochstapfte, wirkte er bereits gefasst.

"Was regst du dich immer so auf? Ist es die Arbeit?", fragte er genervt. "Willst du Geld? Sag mir, wie viel ein Friseurbesuch kostet und ich gebe dir das Geld."

Sie stand noch neben seinem PC, wo sie seine Rückkehr in die Realität abwartete. "Du weißt genau, dass mich dein verdammtes Geld nicht interessiert."

Natürlich wusste Ewald, dass sie sich für die paar Euro nicht interessierte, denn er polsterte ihre dürftige Witwenrente ohnehin jeden Monat auf. Manchmal befürchtete er, sein Anblick könne diese Gefühlswallungen hervorrufen. Ewald meinte, für sechsunddreißig Jahre verdammt gut auszusehen. Abhängig vom Grad seiner Nacktheit, vermutete er eine geradezu magische Überhöhung seiner optischen Wirkung. Dass er nackt im Frisierstuhl saß, hatte eine logische Erklärung, aus der er kein Geheimnis machte. Alle Gäste, die sich in sein Haus verirrten, erhielten dies zur Warnung, bevor sie sich unbedacht, über seine abgenagte Frisur, äußerten.

"Ich habe eine anerkannte Phobie vor Haarspitzen, die zwischen meinem Hemdenkragen und dem Hals pieken. Bereits der Gedanke daran macht mich verrückt."

"Seit wann geht das so?"

Früher, als seine Frau noch gelebt hatte, musste sie ihm alle sechs Wochen das Haar schneiden.

"Vor achtundzwanzig Jahren hat meine Mutter meine Phobie erkannt und mich therapiert."

"Seither lässt du dir nackt die Haare schneiden?"

Nach seinem bedächtigen Kopfnicken trat meist eine längere Pause ein. Die so belehrten, reihten gedanklich Personen auf, die sich mit Kamm und Schere an Ewalds Kopf, unter Duldung der Anwesenheit seines nackten Körpers, zu schaffen gemacht hatten. Während besagter achtundzwanzig Jahre hatte sich nicht nur das weibliche Dienstpersonal geändert. Er selbst war vom Knaben zum Jüngling und schließlich zu einem Mann gereift, der die meisten Frauen, die ihn zufällig zu Gesicht bekamen, in schwelgerische Zustände versetzte.

Die Frau, die seit vier Jahren, mit sechswöchiger Regelmäßigkeit ihre Unlust über diese Arbeit und Ewald als solchen kundtat, war diejenige, die Ewalds Phobie vor achtundzwanzig Jahren unterstützt und kultiviert hatte. Recht geschieht ihr, könnte man sagen.

Aber es war nicht die Arbeit, die Ewalds Mutter erboste, noch weniger seine Nacktheit, die sie ohne keusche Abdeckung mittels Handtuch ertrug und auch nicht die gelegentlichen Vorwürfe über Kahlstellen auf seiner Kopfhaut. Ihrem Mund entflogen bei jedem Gespräch Scherze, so unerwartet wie Maikäfer im Dezember. Er schüttelte den lachenden Kopf und sie säbelte Büschel brauner Locken weg.

Ewald hatte sich in sich selbst zurückgezogen, das war ihr Problem und die Sorge, die sie alle sechs Wochen mit dem Stöhnen über die Friseurarbeit verband. Vor vier Jahren hatte Ewalds Frau Kamm und Schere abgegeben. Bei Susanne hatte das Haareschneiden große Klasse gehabt. Er vermisste sie. Sie war auch witzig, aber es war versteckter Humor, wie er es nannte, wenn sie in seinem Schoß saß, um die Feinarbeit zu machen. "Ich schneide dir das Pony und du machst mir den Hengst", war ihr bester Aphorismus überhaupt. Dies war für Ewald die harte Schule der Selbstbeherrschung. Ständig musste er Susannes Augen beobachten, damit er ihr, kurz bevor sie die Pupillen nach oben drehte, das Werkzeug aus den Händen nahm. Das erste gerittene Pony hätte ihn fast das linke Ohr gekostet.

Susanne hatte Ewald in die Welt hinausgezerrt. Sie war gestorben und er hatte die Tür zur Welt nicht mehr geöffnet. Seine Arbeit erhielt ihren Wert auch ohne seine körperliche Präsenz. Ewalds Mutter war der Nabel zur Welt und mehr als diesen Nabel verlangte er nicht. Durch ihren ärgerlichen Ausruf: "Alle sechs Wochen das gleiche Theater", wusste er, dass sechs Wochen an seinem Leben vorbeigeflossen waren.

Ewalds Mutter war sechsundfünfzig Jahre alt und bereits seit zehn Jahren im traurigen Stand der Witwenschaft, was ihrem Körper gut zustattengekommen war. Aber die Rückbesinnung dieses Zeitraums bauschte schwächlich erotische Erlebnisse zu gigantischen Sexorgien auf. Kurz gesagt, sie wollte sich wieder in die permanente Abhängigkeit eines Mannes begeben. Zum Zwecke gefahrloser Paarung hatte sie bereits ein strammes Mannsbild auserkoren. Bisher konnte sie vermeiden, ihren Verehrer mit der sechswöchentlichen Prozedur zu konfrontieren, aber sie wollte mehr und er wollte mehr.

"Such dir eine neue Frau", riet sie ihrem Sohn.

"Wenn du eine findest, bringe sie her." Damit schlurfte er in sein Büro hoch, tippte eine Kolumne in den PC, lehnte sich zurück und wartete auf geistvolle Gedanken. Ansätze solcher Gedanken kamen. Er brauchte Kaffee und rief nach seinem Dienstboten, aber seine Mutter war nicht im Haus.

Ewalds Mutter hatte ein Fotoalbum in ihre riesige Handtasche gepackt, hatte sich ins feine Wintertuch gehüllt, die warmen Stiefel angezogen und war ohne Abschied verschwunden.

Es war wieder so weit. Der große Uhrzeiger war mit kräftigem Satz sechs Wochen weitergeschnappt.

Ewald rollte die Badvorlagen zusammen und schob sie an die Fensterwand. Danach schleppte er den schweren Holzstuhl aus der Küche ins Bad, wo er ihn vor die Tür mit dem Spiegel stellte. Er nahm den elektrischen Haarschneider aus dem Toilettenschrank und legte Kamm und Schere auf die Ablage. Alles war wie immer. Nur hatte sie diesmal eine sonderbare Idee, oder besser gesagt stellte sie eine eigenartige Forderung.

"Ich will dich an den Stuhl fesseln. Mich stört dein Gezappel. Ich will endlich in Ruhe arbeiten können."

Ewald blickte tief ins Blau der mütterlichen Augen. Vielleicht will sie das Pony schneiden, sinnierte er, verwarf aber diesen Gedanken sofort wieder. Er schämte sich, dass er seiner Mutter sexuelle Motive unterstellt hatte.

"Wenn du meinst, das muss sein?", stimmte er widerwillig zu.

Sie hatte Lederriemen besorgt, mit denen sie Ewalds Hände und Füße am Stuhl festzurrte. Er konnte sich nicht befreien, das war unmöglich und er spürte Furcht zwischen den Schulterblättern. Ewalds Mutter verschwand und ließ ihn im Bad sitzen. Er grübelte.

Jemand schellte an der Haustür. Seine Mutter sprach im Flur mit einer anderen Frauenstimme, einer jungen Stimme, schätzte Ewald. Die Schritte stöckelten ins Wohnzimmer. Wieder war Ruhe. Er betrachtete das Bild im großen Spiegel, das wie ein Kabinett mit Leder und Peitsche wirkte. Ewald fühlte sich unwohl, er zerrte an den Fesseln. Es hatte keinen Sinn, er war unverrückbar festgebunden. Er wagte nicht, nach seiner Mutter zu rufen.

Nach einer halben Stunde stöckelten die Schritte wieder durch den Flur. Sie verschwindet, dachte er, aber über seinen Nacken kroch Gänsehaut, als die hohen Absätze näherklickten. Sie muss pinkeln, dachte er mit großem Unbehagen. Sie wird das absolut Falsche denken, wenn sie mich auf den Stuhl gefesselt sieht. Er hoffte, dass sie umdrehe, oder dass seine Mutter sie zurückriefe. Sein Hals krächzte. Der Türgriff drehte sich. Die Tür sprang auf. Ewalds Stimme hing eingetrocknet im Rachen. Eine Frau in dunkelblauer Unterwäsche trat ein. Ewald meinte sich später zu erinnern, dass sie ein Album in der Hand hielt.

"Entschuldige, dass ich so spät komme", lächelte sie, als ob sie eine Verabredung gehabt hätten.

Ewald starrte aus weit aufgerissenen Augen. Entgegen alter Gewohnheit betrachtete er die Frau von oben nach unten. Sie hatte schulterlanges schwarzes Haar. Das Haar wehte trotzdem luftig, als sie den Kopf zum Haarschneidewerkzeug wandte. Sie beugte sich zur Ablage über dem Waschbecken, wo das Werkzeug aufgereiht lag. Ihr Körper bog sich elastisch. Sie muss über dreißig sein, dachte Ewald, und trägt solch einen Körper vor sich her. Ihr rechtes Körbchen schwebte dicht vor seinen Lippen, aber Ewald besaß nicht die Kühnheit, danach zu schnappen. Sein Triebleben war gefesselt. Bei der Bewunderung ihrer Schlankheit erkannte er, dass die Einschätzung eigener körperlicher Makellosigkeit durch Egozentrik verfärbt war. Sie war schlank und durchtrainiert, was sein Körper nicht von sich behaupten konnte.

"Huch!", sagte sie, als hätte sie seine Männlichkeit eben erst bemerkt, was nur ein Affront sein konnte. Ewald war sich sicher, dass jede Frau, bevor sie seine Nase betrachtete, genau dort hinschaut, wo diese Frau vorgab, nicht hingeschaut zu haben.

"Ich decke das Ding zu", sagte sie.

Ewald wollte aufbegehren, denn das Ding ist kein Ding, aber da lag bereits ein Handtuch darüber.

"So wie immer?"

"Wie immer?", bröckelte seine Stimme. "Wir hatten noch nie das Vergnügen."

"Ein schwaches Gedächtnis schützt nicht vor Strafe, aber behindert Sühne."

Ihre Stimme war jung, jünger als die geschätzten "Mehr als dreißig". Die Frische der Stimme erinnerte an ein gezapftes Pils mit dichter Schaumkrone, wie er es vor zwei Tagen in einer Fernsehwerbung gesehen hatte. Ewald ging in seiner Altersschätzung noch weiter nach unten.

Am liebsten hätte er seine Mutter gerufen, aber dazu war es zu spät. Die Friseurin hatte seine Locken gekämmt und schnitt ihm das Pony. Sie saß in seinem Schoß und schnippelte das in die Stirn hängende Haar. Ewald starrte in dunkelbraune Augen, die boshaft hinter langen Wimpern funkelten. Ihr Mund hätte ihm gefallen, wenn ihn Wut nicht so blass gemacht hätte.

"Müsste ich Sie kennen?", fragte Ewald eingeschüchtert.

"Dein Gehirn muss verweicht sein", antwortete sie. "Du erinnerst dich wirklich an gar nichts? Mein Gesicht? Mein Geruch? Meine Stimme?"

Ewald befüllte die Lungen über seine Nase, die er, so dicht wie die Fesseln dies gestatteten, an ihren Busen brachte.

"Nichts?", fragte sie.

"Nichts."

Beim Geräusch der elektrischen Haarschneidemaschine war eine Unterhaltung unmöglich. Ewald versuchte einige gute Fragen auszudenken, aber es wollte ihm nichts einfallen. Wenn sie um ihn herumschlängelte, war er sicher, diesen biegsamen Leib noch nie gesehen zu haben. Sie drückte seinen Kopf zurück, dass er auf ihrem Busen lag.

"Halte den Kopf still, wenn ich dir den Scheitel ziehe", herrschte sie ihn an und er ließ den Kopf erstarrt liegen.

Sie ist eine waschechte Friseurin, dachte er und wusste, dass er nie in seinem Leben eine Friseurin kennengelernt hatte, denn er hat eine Mutter, hatte eine Frau und andere Frauen gehabt.

"Wo haben wir uns kennengelernt?", wollte Ewald wissen.

"In dieser Straße."

Ewald versuchte sich an Zeiten zu erinnern, als sein Gedächtnis, ob seiner Präzision, einen legendären Ruf gehabt hatte. Ewald wurde sich bewusst, dass viele von den Qualitäten, derer er sich rühmte, eher an die Früchte eines Rumtopfs erinnerten. Der Blick zum Handtuch, das sich in ruhmreichen Zeiten nicht so flach hingeduckt hätte, ernüchterte ihn gnadenlos. Was bleibt von mir übrig, wenn mir diese Schlampe das Haar geschnitten hat?, fragte er sich. Diesmal überkam ihn wirkliche und existenzielle Angst.

"Ihr Busen ist parfümiert. Ich rieche nur dieses süßliche Zeug", klagte er schwächlich.

Sie hielt ihm den Handspiegel, damit er seinen Hinterkopf betrachten konnte. Er sah perfekt aus. Keine Kahlstelle, keine Stufen, von hinten gefiel sich Ewald.

"Ich habe mir nur einen Tropfen Parfüm zwischen die Brüste gestrichen. So schlimm kann das nicht sein."

"Es verfälscht", beharrte er.

"Aber wehe, du erkennst mich nicht", drohte ihre Stimme.

Sie griff sich auf den Rücken, die Spannung schnurrte aus den Trägern, sie streifte die Körbchen ab. Ewald wünschte die Frau zu erkennen, damit sie ihm alles verzeihen würde. Er wünschte sich freie Hände. Sie näherte die linke Brust seiner Nase. Er schnupperte.

"Sonja?", fragte er auf Verdacht, obwohl er keine Sonja kannte.

"Du willst mich beleidigen. Sonja hat einen Busen fürs Handtäschchen", fauchte sie.

"Die rechte Brust riecht meist intensiver."

Sie ging auf die andere Seite, um ihm die rechte Brust an die Nase zu halten. Er sog Luft und ließ seine Zunge vorschnellen. Sie schrak zurück.

"Brigitte?"

Sie schüttelte den Kopf.

"Der Geschmack erinnert mich an Petra."

Sie schüttelte abermals den Kopf.

"Du verdienst härteste Strafe", grollte sie. "Meine Rache wird fürchterlich sein. Du wirst mich nie mehr vergessen."

Sie holte Ewalds Rasierzeug aus dem Wandschrank, seifte ihn ein und rasierte ihn. Mit der Zunge prüfte sie die Qualität der Rasur. Ihr Körper schob sich dabei über seinen Körper, seine Hände zerrten an den Fesseln. Er stöhnte und bemerkte, dass die Friseurin mittlerweile einen unbequemen Platz in seinem Schoß hatte. Er war stolz, dass sich die totgeglaubte Legende gegen die Schmähung aufbäumte.

"Jetzt bin ich vorläufig mit dir fertig", sagte sie und küsste seinen Mund, aber die Augen funkelten erschreckend böse.

Als sie sich aus seinem Schoß erhob, folgte ihr das Handtuch. Es stand wie ein kleines Indianerzelt auf seinen Schenkeln.

"Sag mir, woher wir uns kennen", flehte Ewald.

Sie nahm das Album vom Toilettendeckel und blätterte darin. Mit dem Finger auf einem Bild, das ein kleines Mädchen und den kleinen Ewald zeigte, näherte sie sich seinen Augen.

"Erkennst du mich jetzt wieder?"

"Barbara?"

"Du hast mir ewige Treue geschworen. Du hast mich verlassen und ich habe auf dich gewartet."

"Wir waren Kinder."

"Ein Schwur ist ein Schwur. Ich werde mich rächen."

"Wir waren Kinder!", winselte Ewald.

Sie riss das Handtuch von seinem Schoß - die alte Legende - und verließ das Bad. Er hörte die Stimme seiner Mutter, er hörte die Haustür, er hörte die Schritte seiner Mutter.

"Hoppla!", hörte er und sein Gesicht lief feuerrot an.

Nach vier Wochen wurde Ewald bereits unruhig. Er wollte sich, aus verständlichem Grund, von seiner Mutter nicht mehr das Haar schneiden lassen.

"Wo arbeitet sie?", fragte er, aber sie schwieg.

Ewald glaubte eine versunkene Welt zu betreten, als er nach vier Jahren zum ersten Mal den Schritt von der Hausschwelle auf den Gehsteig wagte. Er ging unsicher über den Bürgersteig. In großem Abstand folgte seine Mutter, weil sie fürchtete, er werde nicht mehr nach Hause finden. Ewald hatte sich aus dem Internet einen Stadtplan und die Adressen aller heimischen Friseure herausgesucht. Genau nach seinem Plan ging er von einem Friseurgeschäft zum nächsten.

"Haben Sie eine Friseurin mit Namen Barbara?", und verließ nach der ersten Andeutung eines Kopfschüttelns den Laden.

Fünfundzwanzig solcher Geschäfte gab es in der Stadt. Wer sagt, dass sie in der Stadt arbeitet?, fragte er sich. Was ist, wenn sie nur Hausbesuche macht?

Der einundzwanzigste Versuch war erfolgreich. "Salon Babette", stand deutlich auf dem Fenster. Er ärgerte sich über seine Ignoranz. Ewald trat ein, sie kam ihm mit hellblauem Arbeitskittel entgegen und fragte, was er wünsche.

Ewald versuchte ein keckes Lächeln. "Die alte Arbeitskluft hat mir besser gefallen."

Ihre Augen funkelten Wut, die blassen Lippen pressten aufeinander.

"In zwei Wochen brauche ich dich wieder", sagte er.

"Dann machen wir gleich einen Termin. - Aber wohlgemerkt, du kommst hierher."

"Ich kann nicht."

"Ich habe dir Rache geschworen."

"Meine Phobie gegen Haarspitzen ist amtlich beglaubigt."

"Hier oder nicht."

Ewald ging ein paar Schritte hin und her. Er dachte angestrengt nach. Seine Mutter kam nicht mehr in Frage.

"Schreibe mich für in zwei Wochen ein."

Damit hatte Ewalds Mutter zwei Siege errungen. Sie musste ihrem Sohn nicht mehr die Haare schneiden und er ging aus dem Haus, - vielleicht nur alle sechs Wochen, aber er ging. Ewald wurde von Tag zu Tag nervöser. Jeden Tag rief er auf seinem PC den Kalender auf und rechnete, wie viele Tage er noch warten musste. Er überlegte, ob er zu seinem ersten Friseurbesuch Blumen mitbringen solle, entschied sich dagegen, und betrat den Friseursalon mit zwanzig dunkelroten Rosen.

"Du kommst pünktlich", sagte Barbara.

Er streckte ihr die Rosen entgegen.

"Wartest du bereits?"

"Seit über zwanzig Jahren warte ich. - Bringe bitte die Blumen zum Waschbecken, damit sie Wasser bekommen."

Ewald folgte ihr benommen, die Blumen in der Hand. Der süße Duft schwebte vor seiner geistigen Nase, der süße Duft, den sie zwischen die Brüste gerieben hatte. In der Toilette küsste sie ihn, bevor sie die Blumen in eine Vase stellte.

"So, und jetzt mache ich dir eine schöne Frisur."

Ewald jammert: "Und was wird aus meiner Phobie?"

Sie legte ihm einen Schlüssel in die Hand und sagte: "Geh durch die Tür hinten und ein Stockwerk hoch. Du kannst dich anschließend duschen."

So fand das Problem der Phobie eine akzeptable Lösung. Ewald duschte sofort nach dem Haarschnitt. Er lag im Bett, als Barbara erschöpft von ihrem Laden hochkam. Die Arme unter dem Kopf gekreuzt, lächelte er sehr zufrieden, als sie das Schlafzimmer betrat. Sie wusste, dass der Tag noch nicht zu Ende war. Barbara verlangte, dass er sich an ihren Geruch gewöhne, was er ihr mit großer Hingabe besorgte. Sie gewöhnte sich an seinen Geruch. Morgens zeigte er seiner neuen Friseurin, wie er am liebsten das Pony geschnitten bekommt und sie stellten gemeinsam fest, dass die Methode auch beim Frühstück ihre legendäre Kraft entfalten kann. Ewalds Auferstehung wurde, mit einem großen Fest im Familienkreis, gefeiert.

Eingereicht am
25. Juli 2007

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