Unser Buchtipp
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Haare sind nicht alles (Schönheit liegt im Auge des Betrachters)© A. J. HudspethAlle beneideten mich um meine brustlangen, goldblonden, leicht gewellten Haare, einfach alle. "Oh, hast du schöne weiche Haare Lisa! Welche Pflegemittel benutzt du denn? Kannst du mit Tipps geben, wie ich auch so schöne Haare wie du bekomme?" Ich verriet allerdings nie meine geheimen Pflegetipps. Die meisten Fragen wimmelte ich mit der Behauptung ab, dass alles an einer gesunden Ernährung liegen würde. Morgens stand ich auf und begann als Erstes damit, mir mit einer speziellen Haarbürste aus Schweineborsten die Haare sorgfältig und andächtig zu bürsten. Das war schon fast wie ein spirituelles Erlebnis. Meine Haare waren mein ganzer Stolz. Sie definierten mich, machten mich zu dem was ich war. Nach dem ausgiebigen Bürsten verteilte ich meistens ein spezielles Haaröl mit meinen Händen in meine Haare. Das Öl pflegte meine güldene Pracht und schützte diese auch vor äußeren Einflüssen. Zum Haarewaschen benutzte ich nur biologisches Shampoo, da wusste man zumindest was drin war. Wenn ich auf Partys ging, stand ich wegen meiner wunderschönen Haare immer im Mittelpunkt. Männer begehrten mich, Frauen hassten mich. Ich konnte ihre argwöhnischen Blicke auf mir spüren, doch es war mir egal, denn ich hatte meine Haare. Die meisten Männer wollten meine Haare berühren und ich erlaubte es ihnen auch. Einen festen Partner hatte ich allerdings nicht. Keiner war es würdig mit mir und meinen Haaren zusammen zu sein. Ich war nun mal sehr wählerisch. Meine letzte Partnerschaft war bereits zweieinhalb Jahre her. Er wusste einfach nicht meine Haare richtig zu würdigen, also musste er gehen. Mittlerweile war ich 27 Jahre alt und Single. Ich arbeitete in einer angesehenen Firma als Bürokraft und wurde gut bezahlt. Im Großen und Ganzen war ich so, wie es zu diesem Zeitpunkt lief sehr zufrieden. Manchmal hatte ich ein paar Flirts aus denen ab und zu ein one-night-stand wurde, mehr aber nie. Ich hatte eine kleine aber feine Wohnung in Berlin-Mitte mit einem kleinen süßen Balkon. Ein Haustier hatte ich eigentlich nicht, doch von Zeit zu Zeit kam ein großer grauer Kater, der nur noch ein Auge hatte, über die Dächer auf meinen Balkon. Der Kater erinnerte mich an meinen Großvater, der leider vor einigen Jahren verstorben war. Er hatte dasselbe graumelierte Haar wie das Fell vom Kater. Aus diesem Grund taufte ich den Kater Opa. Wie schon gesagt, ab und an kam Opa auf meinen Balkon vorbei, dann gab ich ihm etwas Milch und Fleisch. Wenn er satt war kam er zu mir und holte sich seine Streicheleinheiten ab, danach schlief er eine Weile auf seinem Kissen auf dem Boden. Meistens verschwand er genauso plötzlich und lautlos, wie er gekommen war. Ich hatte noch einen Nachbarn, der unter mir wohnte. Er hieß Jörg, war so um die 30 Jahre alt und hatte bereits eine Halbglatze. Er war zwar nett und immer sehr hilfsbereit, aber ein Mann ohne volles Haar war nichts für mich. Jedes Mal, wenn wir uns zufällig trafen, machte er mir für meine Haare Komplimente, was mir auch sehr gefiel. Jörg hatte mich bereits des Öfteren zum Essen eingeladen, aber ich hatte zum Glück immer eine Ausrede gefunden, weil ich mit einem Mann der kaum noch Haare auf dem Kopf hatte, einfach nichts anfangen konnte. Das war mir zuwider, einfach nicht mein Stil. 06:00 Uhr morgens. Mein Wecker klingelte. Ich musste aufstehen um mich für die Arbeit fertig zu machen. Opa war auch da, schnurrte und strich mir um die Beine. Ich ging in die Küche und stellte ihm eine kleine Schale mit Milch auf den Boden. Mir selbst röstete ich zwei Scheiben Toast und machte die Kaffeemaschine an. Während ich auf Toast und Kaffee wartete, begab ich mich für die morgendliche Wäsche ins Badezimmer. Ich putzte mir die Zähne, wusch mein Gesicht und fing an mir mein Haar zu bürsten. Mir fiel plötzlich auf, dass ziemlich viele Haare in meiner Bürste zurückblieben. Ich war etwas besorgt, dachte aber nicht weiter darüber nach. Ich schminkte mich dezent und zog mein graues Kostüm an zu dem ich die schwarzen Lackpumps gewählt hatte. Der Kaffee und der Toast waren inzwischen fertig. Ich trank meinen Kaffee wie immer schwarz mit viel Zucker und den Toast aß ich mit etwas Butter, die darauf zerlief, weil der Toast noch warm war. Als ich mit dem Frühstücken fertig war, räumte ich das Geschirr in die Spüle und ging ins Schlafzimmer um mein Bett zu richten. Als ich mein Kopfkissen aufschütteln wollte, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Ich fing zu zittern an und mein Atem ging schwer. Auf meinem roséfarbenem Kopfkissen lag ein riesiger goldblonder Haarbüschel, meiner. Sofort stieg Panik in mir auf. Ich wollte weinen, doch ein Kloß in meinem Hals unterdrückte das aufkommende Gefühl völliger Ohnmacht. Auch meine Tränendrüsen schienen zu diesem Zeitpunkt versiegt zu sein. Ich rannte zum Telefon, um einen Termin bei meinem Hausarzt Herrn Dr. Doschka auszumachen. Wie der Name schon vermuten lässt, ist Dr. Doschka aus Polen. Er und seine Familie, alle ausnahmslos Ärzte, mussten sich damals, als die Juden durch Hitler verfolgt wurden, verstecken. Sie hatten Glück, denn sie fanden bei Ihren deutschen Freunden Unterschlupf, die dadurch ihr Leben für sie riskierten. Eine stimme am anderen Ende sagte ihren üblichen Text auf: "Guten Morgen, Praxis von Herrn Dr. Doschka, mein Name ist Sabine Wittig, wie kann ich Ihnen helfen?" Es war eine nette und ruhige Stimme, dennoch war ich so aufgebracht, dass die Arzthelferin mich mit beschwichtigenden Worten beruhigen musste, eher ich ihr schildern konnte, was heute morgen, um genau zu sein vor knapp 15 Minuten, passiert war. Ich bekam noch für den gleichen Tag einen Termin. Gleich danach meldete ich mich in meiner Arbeit krank. Ich sagte lediglich, dass ich Grippe hätte. Wie in Trance ging ich in mein Schlafzimmer, um mir bequemere Kleidung anzuziehen. Ich hängte mein Kostüm fein säuberlich in den Kleiderschrank zurück, griff nach einer Jeans und einem dunkelblauen Pullover mit V-Auschnitt. Nachdem ich mich umgezogen hatte ging ich nochmals ins Bad, um meine Haare mit einem Haargummi zusammenzubinden. Ich stand vor dem Spiegel und betrachtete mein Spiegelbild. "Wie kann nur mir so etwas passieren? Ich achte immer auf eine gesunde Ernährung und benützte nur die besten Haarprodukte", dachte ich mir. Ich strich mir mit den gespreizten Fingern meiner rechten Hand durchs Haar. Es blieb ein Haarbüschel daran hängen. Ich warf die Haare in den Mülleimer unter dem Waschbecken, band das Haargummi ins Haar und schickte mich daran pünktlich zum Arzt zu kommen. Unten auf der Straße kam mir mein Nachbar Jörg mit einem breiten Grinsen entgegen. "Einen wunderschönen guten Morgen wünsch ich dir Lisa!" Ich rauschte mit abwesendem Blick und glasigen Augen an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. Jörg sah mir verdattert hinterher und überlegte, ob er wohl irgendwas falsch gemacht hatte. Als ich in der Praxis von Herrn Dr. Doschka ankam, empfing mich eine nette, dickliche Frau mit kurzen, brünetten, wuschligen Haaren an der Empfangstheke. Sie hatte dieselbe nette Stimme, wie die Dame zuvor am Telefon. "Das ist also Frau Sabine Wittig", dachte ich mir, wie man auf ihrem Namensschild lesen konnte. Sie führte mich gleich ins Behandlungszimmer von Herrn Dr. Doschka. Das Zimmer war sehr nüchtern eingerichtet, ohne überflüssigen Schnickschnack. Die Wände waren weiß und an einer Wand hingen all seine Zertifikate und Urkunden. An einer anderen Wand stand ein großer Vitrinenschrank für Mustermedikamente, die er bei bedarf den Patienten gab. Daneben war ein Waschbecken mit einem Seifenspender und Handtuchhalter angebracht. Darunter stand ein kleiner Mülleimer, der leer war. Gleich an der nächsten Wand stand eine Liege, die für Untersuchungszwecke gedacht war. In der hinteren linken Ecke unter dem Fenster stand Dr. Doschkas Schreibtisch mit einem PC und allerlei Ärztekrimskrams darauf. "Nehmen Sie doch bitte Platz Frau Jenke. Wie kann ich Ihnen denn helfen?", sagte der Doc. Ich schilderte ihm meinen morgendlichen Vorfall und er hörte sich mit ernster Miene alles an. Er überlegte kurz, doch mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Er bat mich das Haargummi zu lösen, wobei ich wieder Haare verlor. Ich konnte den Schmerz über meinen Haarverlust nicht mehr unterdrücken. Es fühlte sich so an als ob der Schmerz und die Trauer, die sich seit Jahren wegen der verschiedensten Vorkommnisse in mir aufstauten, langsam hervorgekrochen kamen. Ich weinte so, wie ich noch nie in meinem Leben geweint hatte. Der Arzt versuchte mich erfolglos zu trösten, fast so, als ob er einem Stein erklären wollte, dass er an dieser Stelle des Bodens nicht mehr liegen dürfe. Man kann es dem Stein erzählen und ihn dann auch umlegen, doch es kümmert den Stein sowieso nicht. Dr. Doschka untersuchte kurz meine Kopfhaut und meinte dann zu mir, dass er gerne noch einige Tests machen wolle, bevor er sicher gehen kann, was mir nun fehlen würde. Ich willigte ein. Ich ließ die verschiedensten Prozeduren über mich ergehen, wobei ich heute sagen kann, dass ich nicht einmal mehr weiß, was genau mit mir gemacht wurde, da ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in meinem Körper war. Mein Geist, meine Seele, schwebte über mir. Ich spürte einen starken Sog, der mich aus meiner physischen Hülle zu zerren versuchte. Ich war machtlos und gab mich dieser fremden Macht hin. Plötzlich war ich in einer anderen Welt, auf einer anderen Ebene des Seins. Ich konnte die Geräusche in der Arztpraxis noch wahrnehmen, doch trotzdem war ich nicht mehr anwesend, nicht mehr Lisa Jenke. Ich war nur noch ein Teil von einem Ganzen. Ich hatte das Gefühl in einer Welt aus Haaren zu sein. Überall waren Haare. Der Boden über den ich glitt bestand aus Haaren, die Bäume, der Himmel, die Vögel, ja sogar das Wasser bestanden aus Haaren. Es waren nicht die gleichen Haare, sondern die unterschiedlichsten, erdenklichen Haarvarianten, die es auf dieser Welt bzw. auf dieser Ebene dieses Universums geben muss. Ich überlegte, was dieser Ort zu bedeuten hatte. Vielleicht war es der Haarhimmel, so absurd es auch klingen mag. Eine andere Erklärung hatte ich einfach nicht. Schließlich sagt man kleinen Kindern ja auch, dass es den Tierhimmel, je nachdem, welches Tier eben gestorben war, geben würde. Also warum auch nicht einen Haarhimmel. Ich wollte mich etwas genauer umsehen, da spürte ich wieder diesen Sog, der mich wieder zurück bringen wollte. Ich versuchte mich zu wehren, wie beim ersten Mal, doch er war stärker. "Frau Jenke, Sie können jetzt im Wartezimmer Platz nehmen", sagte Frau Wittig, die Arzthelferin zu mir. Sie schaute mir in die Augen, da begriff ich erst, dass ich wieder zurück war, aber vielleicht war ich auch gar nicht weg. Ich fragte sie, ob ich vielleicht ohnmächtig gewesen war. Sie sah mich etwas wunderlich an und fragte, ob es mir denn gut ginge. Ich lächelte sie an und sagte, dass alles in Ordnung sei. Frau Wittig begleitete mich noch ins Wartezimmer und gab mir zu verstehen, dass ich circa 30 bis 45 Minuten auf die Testergebnisse warten müsste. Ich setzte mich auf einen Stuhl am Fenster und überlegte, was das zu bedeuten hatte. Ich war eindeutig nicht mehr in meinem Körper gewesen, aber war trotzdem noch anwesend. Merkwürdig. Wieso wurde ausgerechnet ich ausgewählt diesen heiligen Ort zu betreten. Mir kam er auf jeden Fall heilig vor. Es hatte etwas Erhabenes. Ich konnte mich noch daran erinnern, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt des Seins aufgehoben und verstanden fühlte. Jemand wollte mir damit eindeutig etwas mitteilen, aber nur was? Frau Wittig trat wieder ins Wartezimmer und unterbrach somit meinen Gedankenfluss. "Sie können jetzt zu Doktor Doschka, Ihm liegt die Auswertung der Untersuchungsergebnisse vor". Nervös folgte ich ihr. Irgendwo in meinem Inneren fühlte ich noch einen Funken Hoffnung, der den Gedanken in mir aufsteigen ließ, dass alles in Ordnung sei, doch eigentlich wusste ich schon, was der Arzt mir gleich sagen würde. Ich trat in das Behandlungszimmer ein und sah, ohne dass Dr. Doschka Notiz von mir nahm, wie er mit in Falten gelegter Stirn meine Testergebnisse begutachtete. Ich setzte mich. Da bemerkte er, dass ich bereits anwesend war. Er holte tief Luft und sah mir in die Augen. Mir war klar was er jeden Moment zu mir sagen würde. Er fing an mir von Statistiken, Therapien und irgendwelchen Tabletten, die noch nicht genug ausgetestet waren, zu erzählen. Ich hörte nur noch das Rauschen des Meeres, da ich dort gerne gewesen wäre. Als ich ging meinte er noch zu mir, dass das schon wieder werden würde. Er gab mir noch eine Krankschreibung auf unbestimmte Zeit und empfahl mir eine Psychologin, der ich mich anvertrauen sollte. Ich würde meine Haare verlieren. Auf dem Weg nach Hause wurde mir erst richtig bewusst, dass ich demnächst eine Glatze haben würde. Nie wieder würde ich so begehrenswert sein. Nie wieder würde mich jemand wegen meiner Haare beneiden oder gar lieben. Wer könnte schon eine Frau ohne Haare lieben? Ich verkroch mich tagelang Zuhause in meinem Bett und weinte. Ich weinte so viel, dass ich irgendwann dachte, ich würde austrocknen, doch ich konnte ohne jegliche Austrocknungserscheinungen weiter weinen. In den folgenden Tagen verlor ich sämtliche Haare, ich war tatsächlich kahl. Wenn ich etwas in der Stadt zu erledigen hatte, dann nur mit einer Kopfbedeckung wie einer Mütze, oder einem Kopftuch. Ich traf auch ab und zu meinen Nachbarn Jörg, dem ich geschickt auszuweichen wusste. Er hatte bemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmte und bat mir seine Hilfe an, doch ich wies ihn immer wieder ab. Doch Jörg blieb hartnäckig, irgendwann gab ich seinen Versuchen mir zu helfen nach und lud ihn zu mir nach Hause ein. Es klingelte an der Haustür. Ich öffnete und ließ Jörg eintreten. Natürlich trug ich ein kunstvolles Kopftuch. Die Situation war irgendwie komisch angespannt, jedoch nicht unangenehm. Wir saßen am Esstisch in der Küche und unterhielten uns über dieses und jenes. Es war nur eine Frage der Zeit bis er mich fragen würde, was mit meinen Haaren passiert war. Wir redeten noch eine Weile ganz nett miteinander, bis er seine Ungeduld, die ich ihm deutlich ansehen konnte, nicht mehr zurückhalten konnte und mir die Frage aller Fragen stellte. "Was ist mit deinen Haaren passiert?" Ich erklärte ihm unter Tränen die volle Geschichte und er hörte mir aufmerksam zu. Zum Schluss zeigte ich Jörg beschämt mein kahles Haupt. Zuerst dachte ich, dass er mich angewidert beäugen und dann gehen würde, doch er tat etwas völlig unerwartetes, etwas völlig Gegenteiliges. Er sah mir mit seiner liebenswürdigen Art tief in die Augen und küsste mich auf meinen Kopf. Fassungslos starrte ich ihn an. Sollte das etwa bedeuten, dass mich jemand trotz dieser Hässlichkeit lieben könnte. Der Mann, den ich nicht für würdig genug gehalten hatte, mich überhaupt anzufassen, liebte mich mit einer bedingungslosen und tiefen liebe, die ich noch nie zuvor erfahren hatte. Dann sagte er etwas zu mir, dass ich niemals vergessen werde. "Lisa, es kommt nicht darauf an was du auf deinem Kopf hast, sonder was drin ist und in dir steckt eine Menge Grips und eine starke Persönlichkeit, die auch ohne Haare toll, sexy und attraktiv ist, vor allem für mich! Ich begehre dich schon seit langem, aber nicht wegen deiner Haarpracht, die vergänglich ist, sondern weil du einen tollen Charakter hast." Von diesem Tage an hatte ich Jörg in mein Herz geschlossen. Ich, die zu eitel war einen Mann ohne schönes Haar zu nehmen, bekam einen liebevollen und verständnisvollen Mann, der über meinen offensichtlichen Makel problemlos hinwegschauen konnte. Mittlerweile wurde es wieder Zeit in den normalen Alltag zurückzukehren. Zurück in die Arbeit zu gehen. Ich hatte Angst davor mich zu zeigen und wie die Leute auf mich reagieren würden, doch Jörg verstand es mir meine Ängste zu nehmen. Ich erinnere mich noch ganz genau. Es war ein milder Montagmorgen im Spätsommer. Jörg fuhr mich bis zum Eingang des Bürogebäudes. Ich fühlte mich wie ein Kleinkind, das zum ersten Mal alleine in die Schule kam. Verängstigt, wie ein Welpe sah ich Jörg an, doch er gab mir einen Kuss und meinte, dass ich das schon schaffen würde. Ich öffnete die Autotüre und stieg mit erhobenem, kahlem Haupt aus dem Auto. Und egal, was passieren würde, ich wusste, dass es jemanden gab, der mich um meinetwillen liebte, auch ohne Haare.
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Ein haariges Lesevergnügen
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