Unser Buchtipp
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Eine haarige Idee© Patrick WagnerEs war der erste Schultag nach den Sommerferien. Keiner der Schüler freute sich auf das neue Schuljahr. "Das ist ja haarsträubend", fluchte Tobias. Martin nickte. Plötzlich ging eine haarige Gestalt an ihnen vorbei. "Was ist denn das?", fragte Martin. Tobias zuckte die Achseln und sagte dann: "Dass wir einen Yeti in der Schule haben, ist mir auch neu." Da drehte sich die Gestalt um und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Deutlich konnten Tobias und Martin ein Mädchengesicht erkennen. "Maria?", fragte Martin erstaunt. Das Mädchen nickte und kam auf sie zu. "Bist du irre?", flüsterte Tobias, "jetzt kommt diese behaarte Gestalt zu uns. Die ist doch sicher aus dem Zoo ausgebrochen." "Siehst du das denn nicht?", sprach Martin, "das ist keine Gestalt, sondern Maria." Ungläubig sah Tobias sich das merkwürdige Wesen an. Maria strich sich den Pony zur Seite und auch Tobias erkannte ihr Gesicht wieder. "Was ist denn mit dir passiert?", wollte er wissen. Maria lächelte und sagte: "Ich war die ganze Zeit im Urlaub, da hatte ich keine Zeit, zum Frisör zu gehen." Martin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Was lachst du denn so?", fragte Maria, "meine Haare sind doch höchstens zwanzig Zentimeter lang." Tobias lächelte: "Wohl eher zwanzig Meter." Maria sah sich um und schaute auf ihre viel zu langen Haare. "OK, schon gut. Vor den Ferien waren sie zwanzig Zentimeter, jetzt sind sie mindestens anderthalb Meter lang", seufzte sie. "Genau", sagte Tobias, "und dabei liegt die Betonung auf: Mindestens." Martin und Tobias lachten und kriegten sich fast nicht mehr ein. Maria schüttelte den Kopf, was bei ihrer Haarlänge besonders lustig aussah. "Ich habe eine Idee!", rief Tobias, als er sich wieder eingekriegt hatte. "Was denn?", fragte Maria aufgeregt. "Du könntest doch deine Haare abschneiden und als Pinselborsten verkaufen. Damit wirst du garantiert Millionär", fuhr er fort. Maria ließ diese Worte erst mal an sich vorbei gleiten. Dann meinte sie: "Klar! Warum denn nicht?" "Das war ein Witz", sprach Tobias. "Na und? Trotzdem eine gute Idee!", grinste Maria. Am Nachmittag saß sie doch tatsächlich in ihrem Zimmer, schnitt sich die Haarsträhnen ab und legte sie vorsichtig auf ihren Schreibtisch. Als ihre Haare wieder so kurz wie vorher waren, sammelte sie die einzelnen Strähnen ein und machte sich auf den Weg zu einer Pinselfabrik. "Guten Tag", begrüßte sie den Chef der Fabrik, der gerade eine leere Kaffeetasse mit sich herumtrug, "ich wollte Ihnen hochwertige Pinselborsten verkaufen. Ich habe sie mir selber geschnitten." "Nun ja", sagte der Chef und räusperte sich, "normalerweise nehmen wir für unsere Pinsel Kunsthaare. Aber weil du so nett gefragt hast, könnte ich sie dir auch abkaufen. Was willst du dafür?" Maria zögerte kurz. "Eine Millionen Euro", schlug sie vor. Der Fabrikchef wurde sauer und schmiss sie aus dem Gebäude. "He!", rief Maria, "diese Haare sind hochwertig!" Aber das hörte der Fabrikant nicht mehr. Am nächsten Tag in der Schule erzählte sie alles Martin und Tobias, die schon wieder in großes Gelächter ausbrachen. "Was ein Witz ist, soll auch ein Witz bleiben", meinte Martin. In diesem Moment wurde Maria rot. "Eine positive Sache hat das alles ja", sprach Tobias. "Was denn?", fragte Maria. Tobias antwortete:"Wenigstens musstest du nicht zum Frisör gehen." Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.
Ein haariges Lesevergnügen
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