Haarige Geschichten
Kurzgeschichte - Haar, Haare, Frisur, Friseur, Haarfarben, blond, Blondine, Rothaarige, Glatze, Haarausfall, Bart, Rasur, Zöpfe, Locken, Dauerwellen ...

Unser Buchtipp

Abenteuer im Frisiersalon

Abenteuer im Frisiersalon
Hrsg. Ronald Henss
Dr. Ronald Henss Verlag
ISBN 978-3-9809336-0-5

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Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.

Der Pakt

© Bianca Waldrich

Susanne war ein recht hübsches Mädchen. Sie war jung, gerade mal 16 Jahre alt und hatte viele Verehrer in ihrer Klasse. Jeder sagte, sie wäre ein ausgesprochen schönes Mädchen. Nur sie selbst war nicht dieser Meinung. Ja, sie war durchschnittlich groß, sehr dünn, hatte himmelblaue Augen und für ihr Alter auch schon einen recht entwickelten Körper. Sie war selbstbewusst und klug, hatte all die Eigenschaften, die einen beliebt machten. Und dennoch war sie unglücklich. Susanne war der Meinung, dass das Haar einer Frau das Wichtigste überhaupt war. Eine Frau war erst eine Frau, wenn sie schönes dickes Haar hatte. Ihre Haare hingegen waren dünn und kurz. Sie kaschierte es zwar gut, damit es dicker wirkte, aber im Grunde war es einfach nur ein einziges Fiasko. Es machte sie gerade zu wahnsinnig, morgens in den Spiegel zu schauen und sehen zu müssen, wie schlecht es doch um ihre Haare stand. Alles hätte sie gegeben, damit es voll und lang wäre. Ihre Mutter hatte ihr vor ein paar Wochen in Aussicht gestellt, sich an ihrem Geburtstag die Haare verdicken und verlängern zu lassen. Da dies sehr teuer war, würde das ihr Geburtstags- und Weihnachtsgeschenk sein. Susanne hatte sich sehr darüber gefreut, aber konnte es bis zu ihren Geburtstag einfach nicht abwarten. Immerhin würde sie erst in einem halben Jahr 17 Jahre alt werden und bis dahin war noch eine lange Zeit des Leidens für sie. Wie oft hatte sie ihre Mutter in den letzten Tagen angefleht, schon vor ihrem Geburtstag zum Friseur gehen zu dürfen, aber ihre Mutter hatte das nötige Geld noch nicht zusammen und musste noch einige Monate dafür sparen.

Susanne war verzweifelt, hätte ihre Mutter ihr nur nicht von ihrem Geburtstagsgeschenk erzählt, dann würde sie jetzt nicht so leiden. Ein lautes Klingeln riss sie aus ihren Gedanken. Als sie den Hörer des Telefons abnahm, meldete sich erst keiner. Dann hörte sie ein leises Atmen und als sie gerade auflegen wollte, ertönte eine tiefe Stimme. "Hallo Susanne", sagte die Stimme. Susanne lief es eiskalt den Rücken herunter. Sie hatte keine Ahnung wer der Mann am anderen Ende der Leitung war. "Du wirst dich sicher fragen wer ich bin, und woher ich dich kenne. Beides spielt eigentlich keine Rolle. Sagen wir es so, ich bin ein Freund. Ich weiß um dein Problem mit deinen Haaren. Daher würde ich dir gerne helfen", sagte der unbekannte Anrufer. Susanne sah sich vorsichtig im Raum um, ihre Mutter war nirgendwo zu sehen. Sie wusste, dass ihre Mutter niemals erlauben würde, dass sie mit einem fremden Mann am Telefon sprach. "Mir helfen? Und wie soll das aussehen?", fragte sie leise. Irgendetwas sagte ihr, dass sie auflegen müsse, aber sie konnte es nicht. "Du wünschst dir schon seit langem volleres Haar nicht wahr? Ich weiß auch, dass du bald eine Haarverdickung und -verlängerung bekommen sollst. Aber bis dahin wird es noch lange dauern und wie du weißt, wird das Ganze nur von kurzer Dauer sein. Spätestens nach ein paar Monaten sind die Haare wieder so kurz und dünn wie zuvor. Aber ich kann dir helfen, dass dein Haar für immer voller wird", sagte der Mann. Susanne war sich sicher, dass es sich hierbei um irgendeinen Jungen aus ihrer Klasse handelte, der sie nur veralbern wollte. Also spielte sie das Spielchen einfach mit. "Aha und wie soll das gehen? Was muss ich dafür tun? Es wird ja sicher einen Haken geben oder?", sagte sie lauernd. "Du bist wirklich sehr klug. Ja du hast Recht, es gibt einen Haken. Du müsstest mir etwas geben und ich würde dir dafür deinen lang ersehnten Wunsch erfüllen. Wenn du einwilligst und morgen früh aufstehen wirst, dann werden deine Haare so sein wie du sie dir seit langem wünscht und das Ganze wird für immer sein", sagte er. Susannes Herz pochte vor Aufregung so laut, dass sie befürchtete, dass der geheimnisvolle Anrufer es hören könnte. Sie war sich nicht mehr so sicher, ob es sich um einen Spaßanruf handelte. Was war, wenn das ein Verrückter war? "Was muss ich tun? Was wollen Sie dafür?", fragte sie mit leiser Stimme. "Nicht viel. Ich möchte nur deine Seele dafür." Susanne fiel fast der Hörer aus der Hand. Nun war sie sicher, dass es sich hierbei definitiv um einen Verrückten handelte.

Sie wollte so schnell wie möglich das Telefonat beenden. Aber da sie immer noch etwas daran hinderte einfach aufzulegen, blieb ihr nur die Wahl alles zu sagen, was der Mann wollte. "Meine Seele? Also gut, Sie können sie haben. Ich hoffe damit ist die Sache dann erledigt und Sie rufen mich nie wieder an", sagte sie mit lauter Stimme. Einen Moment war alles still und sie dachte erst, der Mann hätte bereits aufgelegt, aber da sie kein Freizeichen hörte, war er immer noch am Apparat. "Dann ist der Pakt besiegelt. Ich danke dir", sagte er und legte dann auf.

Susanne sah sich verwirrt um. Was war denn das gewesen? Sie hoffte inständig, dass dieser Mann nie wieder anrufen würde und auch ihre Mutter nichts davon erfahren würde. Immerhin hätte sie sofort auflegen müssen. Gerade als sie sich einigermaßen wieder beruhigt hatte, klingelte erneut das Telefon und sie fuhr erschrocken zusammen. Mit zittrigen Händen nahm sie den Hörer ab. Ihr fiel ein Stein von Herzen, als ihre Freundin Michaela sie begrüßte. Es war Sonntag und sie wollte mit Susanne ins Cafe gehen und ein bisschen quatschen. Da Susanne ihr auch einiges zu erzählen hatte, trafen die zwei sich kurzerhand in dem Cafe um die Ecke. Michaela sah Susanne sofort an, dass was passiert war und so erzählte sie ihrer Freundin von dem unbekannten Anrufer. "Oh Gott, das ist ja eklig. Hoffentlich lässt der dich jetzt in Ruhe. Also Leute gibt es", sagte Michaelle. Kurze Zeit später bemerkte Susanne einen Mann in der Ecke der sie seit geraumer Zeit anstarrte. Also tranken die zwei ihren Eiscafee aus und gingen dann jeder nach Hause. Susanne war froh als der Tag endlich vorbei war und sie schlafen ging. Sie hoffte, dass der nächste Tag besser verlaufen würde.

Am nächsten Morgen hatte sie bereits vergessen, was am Tag zuvor vorgefallen war und stand schlaftrunken auf. Ihre Mutter war bereits aus dem Haus. Als sie ins Bad ging, um sich für die Schule fertig zu machen, warf sie einen Blick in den Spiegel. Sie schrie vor Schreck laut auf und starrte ungläubig in den Spiegel. Ihre Haare waren über Nacht um mindestens 10 Zentimeter gewachsen und sie waren viel dicker als sonst. Susanne wusste nicht wie ihr geschah. Dann erinnerte sie sich wieder an das Telefonat des vorherigen Tages. Immer wieder kniff sie die Augen zusammen und zählte bis 10, in der Hoffnung, wenn sie die Augen wieder öffnete, dass alles wieder so war, wie es hätte sein sollen. Aber es veränderte sich nichts, die Haare blieben wie sie waren.

Natürlich war Susanne, als sie aus dem Haus ging, viel zu spät dran. Sie würde über eine Stunde zu spät zur Schule kommen und überlegte sich verzweifelt eine Ausrede. Auch das mit ihren Haaren würde sie irgendwie erklären müssen. Dann hörte sie plötzlich Schritte hinter sich. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und drehte sich um. Mit aufgerissenen Augen sah sie dem Mann der hinter ihr stand entgegen. Es war der gleiche Mann, der sie gestern im Cafe beobachtet hatte und er kam langsam auf sie zu. "Wie du siehst habe ich meinen Teil des Paktes eingehalten. Nun musst du deinen erfüllen", sagte er. Susanne stand starr vor Angst und konnte sich nicht rühren. "Deine Seele, ich will nur deine Seele", sagte er mit der tiefen Stimme, die Susanne nie wieder hätte vergessen können. Als er nur noch einen Schritt von ihr entfernt war, fand sie ihre Sprache wieder. "Sind Sie wahnsinnig? Wie soll ich Ihnen meine Seele geben? Gehen Sie weg. Lassen Sie mich in Ruhe", schrie sie hysterisch. Der Mann machte eine tadelnde Bewegung mit dem Zeigefinger. "Nein ich denke nicht, dass ich gehen werde. Wir haben einen Deal, schon vergessen? Du hast deine Haare und mir gehört deine Seele", sagte er und hielt sie an der Hand fest. "Gib sie mir", schrie er mit einer tiefen verzerrten Stimme und sein Gesicht, verwandelte sich in eine Fratze. Susanne schrie vor Höllenqualen und dann wachte sie auf.

Susanne war scheißgebadet und hatte Tränen in den Augen. Langsam versuchte sie sich zu beruhigen. Sie tastete ihre Haare ab, die unverändert dünn und kurz waren. Es dauerte einige Minuten, bis sich ihr Herzschlag wieder normalisierte. Mit zittrigen Beinen stand sie auf und sah auf ihre Uhr. Es war wieder Sonntag. Ihre Mutter saß bereits am Frühstückstisch wie jeden Sonntag. Susanne sah immer noch vollkommen verschreckt aus, gab aber ihrer Mutter, die sie fragte, was los sei, zur Antwort, es wäre alles ok, sie hätte nur schlecht geträumt.

Der restliche Morgen verlief ganz normal und als sie bereits den Traum zu vergessen schien, hörte sie ein klingelndes Geräusch. Entsetzt sah sie sich um. Es war das Telefon.



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Ein haariges Lesevergnügen
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Hrsg. Ronald Henss
Dr. Ronald Henss Verlag
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