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Der "pflegeleichte" Mann - eine eher haarige Angelegenheit ... oder: Gibt es ein fehlendes Hygiene-Verständnis des männlichen Geschlechts?
© Julien Germain
Nach den neuesten Erkenntnissen ziehen rund 87 % aller Deutschen täglich eine neue Unterhose respektive Schlüpfer an. Aus einer Umfrage der GfK-Marktforschung Nürnberg, die im Auftrag der "Apotheken-Umschau" angestellt wurde, betrifft es immerhin 82 % aller Männer, aber 92 % aller offensichtlich noch sehr viel reinlicheren Frauen. Bei Strümpfen und Socken ist dabei mit knapp 80 % aller Deutschen eine gewisse Nachlässigkeit zu erkennen, wobei wir wohl davon ausgehen dürfen, dass möglicherweise doch weniger
Menschen an Schweißfüßen leiden, als gemeinhin angenommen wird.
Eine allgemein größere Nachlässigkeit an Reinlichkeit und Körperpflege wird allerdings immer wieder beim männlichen Geschlecht beobachtet. Während immer noch viele Männer davon ausgehen, aufgrund ihres eher häufigen Duschens oder Badens alles für ihre Hygiene getan zu haben, sieht es die holde Weiblichkeit oft ganz anders. Selbst Männer, die mittlerweile für sich selbst erkannt haben, dass die Berührung mit Wasser und Seife allein nicht der glückselig machenden Hygiene eines Mannes entspricht, rümpfen da eher
schon einmal die Nase über ihre etwas zu "pflegeleichten" Geschlechtsgenossen.
Woran aber kann der Mann selbst erkennen, dass Nachbesserungsbedarf bei seinen Pflegegewohnheiten besteht? Hier einige, mögliche Beispiele:
- Wenn der Mann es versäumt, sich um das Säubern und das zeitige Schneiden seiner Fuß- und Fingernägel zu kümmern und es erst dann bemerkt, wenn seine Zehnägel für die Perforation seiner stabilen Lederschuhe sorgten.
- Der Mann vergisst, seine Hände mit Seife zu waschen, bevor er seinen leckeren und unbefleckten Hamburger aus dem Papier wickelt und genüsslich verzehrt. Obwohl er vorher von der Türklinke, über seinen Hund bis zur ungereinigten Hand seines aussätzigen und stark schwitzenden Chefs schon alles Mögliche anfasste und Gefahr läuft, durch Aufnahme von Schmutz und Vorgesetzten-Erregern seine Gesundheit zu gefährden. Selbst wenn sein Boss Hugo heißt, könnte er durchaus anders riechen ...
- Das Männchen verlangt vom Weibchen, es möge sich unter den Achseln den Pelz rasieren. Dies aber zieht das Männchen für sich selbst eher weniger in Betracht, obgleich die Mediziner der Nation grundsätzlich beiden Geschlechtern der Humanexistenz immer wieder eine ausreichende Rasur unter den Armen und im Genitalbereich empfahlen. Denn gerade in solch feucht-haarigen und Schweiß produzierenden Bereichen des Körpers kommt es zu regelmäßigen Rendezvous' gefährlicher Bakterien, sozusagen kleiner Helferlobbyisten
der Pharmaindustrie, die zu wirtschaftlich erfolgreichen Erkrankungen führen können.
- Mit völlig verschmutzten Berufstextilien belagert der Herr des Hauses nach Dienstschluss Bett oder Couch, ohne zunächst ans Umziehen oder Duschen zu denken, während sich Mutti vor seiner Ankunft gerade noch um die pflichtbewusste Gleichstellung von Bankkonto und Entspannungsmobiliar kümmerte, indem sie beides sauber überzog.
- Die ehemals hübschen Beißerchen, mit denen er seine Freundin seinerzeit noch auf dem Schulhof flirtend anlächelte und sie dadurch später als Lebenspartnerin gewann, faulen nunmehr erbraunend vor sich hin und eignen sich nicht einmal mehr dafür, um damit ins Gras zu beißen. Fehlende Mundhygiene und die Angst vor dem Zahnarzt fördern den beißend riechenden Zerfall seiner Sprachgrotte.
- Die edlen, dunklen Jacketts des männlichen Partners tragen zunehmend Schuppen auf Schultern und Kragen, obgleich er nicht einmal vom Sternbild her ein Fisch ist. Wenn selbst Karl Lagerfeld dies auch schon des Öfteren passiert ist, heißt das nicht, gewollter Teil der aktuellen Haute Couture zu sein.
- Das Umfeld des Mannes bemerkt auf einem Flughafen seine übermäßige Transpiration und flüchtet plötzlich in Windeseile zu den Ausgängen, weil es mögliche Anschläge befürchtet.
- Die Haare seiner Nase und der Ohren wurden zwischenzeitlich deutlich sichtbar, ohne dass sie jemals der Entfernung oder Kürzung unterzogen wurden. Dies ist für Frau die Gelegenheit, ihre vermehrten Haare auf den Zähnen zu rechtfertigen.
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Der Mann trägt gern einen rauschigen Vollbart, in dem sich Läuse und Speisereste zur Massendemonstration versammelten und Mann es nicht übers Herz bringt, die unangemeldete Versammlung hygienisch aufzulösen.
Ein Mann hat's eben nicht leicht. Eine Frau aber auch nicht, besonders dann nicht, wenn sie sich mit solch nachlässigen Männern herum schlagen muss. Eigentlich gebietet es schon die Achtung vor dem Partner oder der Partnerin, sich ihm oder ihr gegenüber so hygienisch und gepflegt wie möglich zu präsentieren, wenn es denn vom Partner gewollt ist. Allein damit wären Sicherheit im Rahmen von Sauberkeit und gepflegtem Äußeren für das gesamte Umfeld des Mannes gewährleistet. Selbstverständlich gibt es auch eine
ganze Reihe ungepflegter Frauen, die allerdings anhand dieser von der GfK publizierten Statistik einwenig besser abschnitten. Woran liegt es, dass immer noch vielen Menschen der Zugang zu dieser Erkenntnis verwährt blieb? Hat etwa die Bequemlichkeit der Sesselpupser-Mentalitäten jetzt auch schon ihre Spuren im Hygienebereich hinterlassen?
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