Unser Buchtipp
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bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.
Haare so rot wie der Teufel© Martina WiemersSie trafen sich zufällig, nach so vielen Jahren. Standen auf dem Bahnsteig nebeneinander und warteten auf die Ankunft desselben Zuges, der sich um 30 Minuten verspätete. Er lachte sie an. Sie erkannte ihn sofort. Gut sah er aus. Kleine Fältchen um Augen und Mund hatten ihn in den letzten zwanzig Jahren noch attraktiver gemacht. Männlicher, fand sie. Es war für beide die erste große Liebe. Sie waren füreinander bestimmt, nicht für immer, aber für zwei wundervolle Jahre. Verliebt, sorglos, unbeschwert lag damals das Leben zu ihren Füßen. Sie schwebten gemeinsam im siebten Himmel, merkten aber zu spät, dass sie in der Hölle aufwachten. Jeder ging seinen eigenen Weg, konnte ohne den Anderen leben, sahen sich nie wieder, bis vorgestern auf Bahnsteig Nr. 4. Kurz bevor der Zug ankam, küsste er sie sanft und zart, strich ihr die Haare aus der Stirn und sagte zärtlich: " Hey, Teufel/in". Genau wie früher, vor 20 Jahren, nahm er ihre kalten Hände, steckte sie unter seine Jacke und berührte damit sein Herz. Beim Verlassen des Bahnsteigs, er mit seiner Frau, sie am Arm ihres Mannes, blinzelten sie sich nochmals zu und hoben die Hände zum Gruß. Sie steht vor dem Spiegel, lächelt über ihre neue Frisur, Haare, so rot wie der Teufel. Hat 60,00€ dafür zahlen müssen. Doch sie findet sich schön, jung, begehrenswert. Hey Teufelin, denkt sie, was sind schon zwanzig Jahre? Im Radio spielt leise Musik, sie bewegt sich im Takt. Das Licht der Stehlampe wirft Schatten, als ob zwei Menschen innig verschlungen miteinander tanzen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors. Ein haariges Lesevergnügen
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