Unser Buchtipp
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Der unheimliche Friseur© Anton BurkardtTheo besuchte die letzte Klasse der Volksschule und war eigentlich ein durchschnittlicher und gut aussehender Junge. Die Mädchen interessierten sich aber dennoch nicht für ihn. Denn da war diese leidige Sache mit seinen Haaren. Ihm wuchsen durch eine Hormonstörung in früher Kindheit nur wenige von diesen. Deshalb flirteten die Mädchen lieber mit den anderen Jungs und ließen Theo links liegen. Theo störte dies aber nicht, er hatte ja seine geheime Leidenschaft, die ihn voll und ganz erfüllte. Er achtete ganz besonders auf das Haarkleid seiner Mitmenschen und dies befriedigte ihn voll und ganz. Schon in seiner Grundschulzeit faszinierte ihn die Haarpracht der anderen. Dass Erste was er morgens vor Schulbeginn tat, er ging in der Schulklasse durch die Reihen seiner Mitschüler und begutachtete deren Haar. Theo beobachtete mit Argusaugen, ob seine Mitschüler ihr Haar pflegten und ob dieses richtig gekämmt war. Lag auch nur ein Haar auf dessen Köpfen falsch, konnte er sich nicht mehr zurückhalten und musste dieses gerade legen. Wenn er dann dieses Haar in seiner Hand hielt, war es für ihn die Erfüllung. Für Theo gab es nichts Schöneres auf dieser Welt als solch ein Haar in Händen zu halten, um dieses dann wieder an seinen richtigen Platz zu legen. Für ihn stand damals schon fest. Sobald er diese banale Schulzeit hinter sich gebracht hatte, würde er sich um eine Friseurlehrstelle bewerben. Deshalb ließ er sich zu jedem erdenklichen Anlass von seinen Eltern und Verwandten einige Friseurutensilien schenken. Andere Kinder prahlten mit CD-Spieler und Radios, die sie für alle möglichen Anlässe geschenkt bekamen. Doch für Theo war das Geräusch, von diesem schnipp und schnapp der sich öffnenden und sich dann schnell schließenden Schere die Erfüllung. Am ende seiner Schulzeit war es dann so weit. Theo hatte jetzt alle Friseurutensilien zusammen und bewarb sich in der Stadt um eine Friseurlehrstelle. Er wollte unter allen Umständen dieses meisterliche Handwerk erlernen und mit etwas Glück bekam er diese Lehrstelle auch.
Friseurmeister Regnery suchte zu diesem Zeitpunkt einen Lehrjungen und nahm Theo unter Vertrag. Am ersten Arbeitstag packte Theo stolz seine Haarschneidemappe auf die Theke des Friseursalons und präsentierte diese seinem Lehrherrn. Doch der Meister winkte nur ab und sagte, dass er diese im ersten Lehrjahr noch nicht brauchen werde. Im ersten Lehrjahr hieß es für ihn nur Haar zusammenfegen und den Damen eventuell in den Mantel helfen. Enttäuscht über diese Äußerung vom Chef, packte Theo seine Friseurutensilien und das scharfe Rasiermesser, das er sogar Doppel hatte, wieder ein. Doch sobald er abends nach Feierabend zu Hause war, schlich er sich in den Keller.
Dort hatte er sich geschmackvoll, mit wissen seiner Eltern, einen eigenen kleinen Friseursalon eingerichtet. Er setzte sich dann gelassen in den großen Herren Friseursessel und sah sich zufrieden um. Es erfüllte Theo irgendwie mit stolz dies alles im geheimen Erschaffen zu, haben. Bis sein Blick den großen uralten Eichenschrank der dort in der Ecke stand traf. Theo wurde nun zusehend nervöser. Schweißperlen standen plötzlich auf seiner Stirn. Langsam stand er auf und öffnete den Schrank, den er noch mit zusätzlichen Sicherheitsschlössern versehen hatte. Ein hämisches Grinsen zuckte nun über sein Gesicht, als er den Inhalt des Schranks sah. Dann nahm er eine der scharfen Scheren vom Regal und ließ diese in seiner Hand blitz schnell auf und zu schnappen. Bei diesem Geräusch von schnipp und schnapp, dass die Schere verursachte, atmete Theo erleichtert durch. Sein Gesicht verzog sich jetzt zu einer widerlichen Fratze. Mit dem Gefühl der Selbstbestätigung schloss er dann den Schrank und packte seine Friseurschere wieder fein säuberlich ins Regal. Er dachte, dass es eines Tages so weit sei und er selbst die Haare der Kunden im Friseursalon anfassen durfte und dass er dann seine Sammlung vollenden würde.
Die Jahre vergingen und da Theo seinen Beruf liebte, legte er später seinen Meisterbrief, mit Bravour ab. Friseurmeister Regnery sein Lehrherr, der jetzt ins Rentenalter kam, machte Theo den Vorschlag seinen Friseursalon zu übernehmen. Theo willigte sofort ein, er nahm eine Hypothek auf das von seinen Eltern geerbte Haus auf. Die in der zwischen Zeit auf mysteriöse Weise ums Leben kamen und zahlte seinen Lehrherrn aus. Theo brachte nun frischen Wind in das doch schon betagte Geschäft seines früheren Lehrherrn, das er jetzt sein Eigen nennen durfte. Bei Theo gab es jetzt zu jedem Haarschnitt für die Damen einen Cappuccino umsonst. Für den Herrn stellte er kostenlos kühle Getränke und Zeitschriften zur Verfügung und die Rasur war bei jedem Haarschnitt auch noch gratis. Dies sprach sich schnell in der Stadt herum und Theos Geschäfte liefen blendend.
Zur Mittagszeit kam wieder einmal der Herr Hauptkommissar Anton Burkardt zum Haarschnitt. Und wie es so Gang und gebe, war, plauderte der Herr Hauptkommissar von seiner Arbeit. Er erzählte Theo, dass der Serienmörder, der in letzter Zeit ihre Stadt unsicher machte, gestern Nacht wieder zugeschlagen hätte. Und das er heute Morgen wieder Mal eine Frauenleiche, deren Kopf wie bei allen anderen fein säuberlich mit einem sehr scharfen Gegenstand vom Rumpf getrennt wurde, aus dem Fluss gezogen hatte. Die Frauen mussten ihren Mörder gekannt haben. Es musste sich um eine Person handeln denen die Frauen vertrauten. Denn man konnte bei keinem der Opfer Kampfspuren feststellen. Sie gingen also alle freiwillig mit ihrem Mörder mit. Doch dieses Mal hatte der Serienmörder einen schweren Fehler gemacht, betonte der Hauptkommissar und musterte den Friseur von oben bis unten.
Als Theo dies hörte, begann er schwer zu atmete und wurde kreidebleich. Er sagte darauf, dass dies jetzt schon die sechste Frauenleiche sei, die ohne Kopf gefunden wurde. Hauptkommissar Burkardt sagte scherzend, dass er bestimmt Buch darüber führen würde, da er dies so genau wüsste. Theo, der dem Hauptkommissar jetzt mit dem scharfen Rasiermesser die letzte Bartstoppel an seiner Kehle entfernte, erschrak und seine Hand begann zu, zittern. Verlegen legte er das scharfe Rasiermesser auf den Beckenrand und machte erst mal eine Pause. Dann ging er immer noch schwer atmend zur Theke und brühte sich einen Kaffee auf. Er entschuldigte sich für sein sonderbares Verhalten beim Hauptkommissar, der ihn schon verdutzt ansah. Theo begründete dies damit, dass er immerhin noch nicht gefrühstückt hätte und schon seit heute Morgen auf den Beinen war. Die vergangene Nacht wäre auch miserabel gewesen, da er sehr wenig geschlafen habe. Der Hauptkommissar der Theo immer noch verwundert ansah, bestellte sich nun bei ihm auch ein solch köstliches Getränk. Nach einiger Zeit hatte Theo sich wieder gesammelt und setzte seine Arbeit schweigsam fort. Hauptkommissar Burkardt, dem das Verhalten von Theo irgendwie seltsam vorkam, zahlte seine Rechnung und verließ nachdenklich den Friseursalon.
Nach Feierabend, die Nacht begann schon ihren dunklen kalten Mantel über den Ort zulegen, streifte Theo wie des Öfteren noch abends ziellos durch die Straßen. Er dachte an die Worte des Hauptkommissars und daran was der Serienmörder für einen Fehler gemacht haben könnte. Tief in Gedanken versunken erreichte er nach einer Weile sein Haus. Immer noch geistesabwesend schloss er die Eingangstür auf und lief sofort in seinen Keller. Mit zitternder Hand nahm er den Schrankschlüssel aus seiner Jackentasche, denn er immer bei sich trug und schloss diesen dann grinsend auf. Knarrend öffnete, sich nun die betagte Schranktür und Theo nahm vorsichtig den Inhalt, den er dort fein säuberlich in Regalen lagerte, in seine Hände und begann zu zählen. Sechs, sechs Stück hatte er jetzt schon, eine fehlte ihm noch dann war sein Werk vollbracht. Bei diesem Gedanken verzog sich sein Gesicht wieder zu einer gespenstischen Maske. Irgendwie befriedigt über das Gesehene, verschloss er wieder sorgfältig den Schrank und setzte sich auf den Stuhl vor dem großen Coiffeurspiegel. Dann nahm er die große scharfe Schere vom Tisch, die er damals von seinem Lehrherrn geschenkt bekam, und ließ diese schnell auf und zu schnappen. Als Theo dann endlich dieses Geräusch, vom schnipp und schnapp der großen scharfen Schere hörte. Lehnte er sich, entspannte in seinem Friseurstuhl zurück und schlief irgendwie befriedigt ein.
Am nächsten Morgen wurde Theo schon sehr früh unsanft geweckt. Herr Hauptkommissar Burkardt stand vor ihm und klopfte ihm auf seine Wangen. Der Hauptkommissar entschuldigte sich bei Theo für Sein eindringen mit der Begründung, dass die Haustür offen stand und er nach dem Rechten sehen wollte. Scheinbar hatte Theo diese vergessen zu schließen, als er am gestrigen Abend sofort in seinen Keller ging. Der Hauptkommissar sah sich jetzt verwundert in dem Raum um und entdeckte den uralten Schrank mit den zusätzlichen Sicherheitsschlössern. Hauptkommissar Burkardt fragte Theo nun scherzend, ob er dort vielleicht die Einnahmen seines Friseursalons gestapelt hätte. Da die Bank für so viel Geld was er verdiene keinen Platz mehr habe. Theo lächelte notgedrungen über diese Bemerkung und begleitete den Hauptkommissar mit den Worten zur Tür, dass bei ihm alles in Ordnung sei. Als der Polizeibeamte das Haus verlassen hatte, wurde es Theo übel. Er dachte, dass der Hauptkommissar nun sein Geheimnis um Haaresbreite entdeckt hätte. Und das so etwas Unverzeihliche wie das nicht abschließen der Haustüre, niemals wieder vorkommen dürfte. Wenn er seinen Plan vollenden wollte, musste er sich zusammen reißen. Vorsichtig sein, hieß es nun. Sonst würde sein Geheimnis gelüftet und alle Mühe war umsonst.
Theo ging nun unter die Dusche und zog sich anschließend um. Dann machte er sich auf den Weg zu seinem Geschäft. Unterwegs traf er die rothaarige Erika, eine frühere Mitschülerin aus seiner Schulklasse. Theo bemerkte sofort ihr rotes und gepflegtes Haar. Freundlich und charmant begrüßte er Sie. Doch Erika sah verlegen auf die andere Straßenseite und tat so, als wenn sie ihn nicht kenne. Als Theo die Reaktion der roten Erika bemerkte, verzog sich sein freundliches Gesicht zu einer schrecklichen Grimasse. Wütend und enttäuscht über ihr verhalten ging er fluchend weiter. Doch plötzlich hatte er eine Idee, er begann nun laut zu, lachen. Theo erinnerte sich jetzt daran das ihm noch eine Rote in seiner Sammlung fehlte. Diese Farbe sollte seiner Arbeit nun die Krone aufsetzen, dies war dann die Vollendung. Diese Idee, von der er jetzt richtig besessen war, machte Theo so glücklich, dass er bis zu seinem Friseursalon laut vor sich hinlachte. Als er dort seine Arbeit begann, konnte er sich irgendwie nicht richtig konzentrieren. Er dachte immer nur an dieses intensive wundervolle rote Haar von Erika. Kurz vor Feierabend, er wollte eben sein Geschäft abschließen, betrat der stadtbekannte Chirurg Professor Doktor Schnellschnitt noch Theos Geschäft. Er äußerte die Bitte, dass Theo ihm noch schnell die Haare schneiden sollte. Denn er hätte am Abend eine Verabredung und zu dieser müsste er sehr gepflegt aussehen. Theo ließ sich überreden und begann mit dem Haarschnitt. Der Operateur erzählte ihm, dass er demnächst seine eigene Schönheitsklinik eröffnen würde.
Worauf Theo ihm antwortete. Dass so etwas doch schrecklich viel Geld kosten würde. Doch der Operateur lächelte nur herablassend und verriet Theo. Dass er bald am ende seiner Experimente wäre und dann die Erfindung des Jahrhunderts gemacht hätte. Durch diese Erfindung würde ein solcher Geldsegen in sein Haus kommen, das er sich leicht zwei Kliniken einrichten könnte.
Da Theo wieder einmal einen langen Arbeitstag hinter sich hatte, beeilte er sich mit dem Haarschnitt. Er hielt dem Chirurgen nach getaner Arbeit den Spiegel vor und dieser begutachte seine Arbeit. Professor Doktor Schnellschnitt sah in den Spiegel und lächelte jetzt irgendwie seltsam. Dann lobte er Theos Arbeit und sagte, dass seine Haare jetzt so schön glatt geschnitten seien, als wenn Theo eines seiner Skalpelle benutzt hätte. Der Professor stand nun zufrieden auf, zahlte seine Rechnung und verließ eilig den Friseursalon. Theo, der sich an diesem Abend noch etwas vorgenommen hatte, beeilte sich nun. Er kehrte die abgeschnittenen Haarbüschel auf und legte diese in eine dafür vorgesehene Tüte. Dann nahm er das große Rasiermesser zog es zum Schärfen noch einige Male über das Leder und steckte es grinsend in seine Jackentasche. Beim Verlassen seines Geschäfts klemmte er sich dann diese Tüte mit den Haarresten unter seinen Arm und schloss die Geschäftstür sorgfältig ab. Auf dem Nachhauseweg sah er wie Professor Doktor Schnellschnitt in weiblicher Begleitung, an ihm vorbei fuhr. Theo sah ihm wehmütig nach und dachte, was dieser Herr doch in seinem Leben für ein Glück hatte. Im liefen alle Frauen der Stadt nach, nur um sich mit ihm und seinem teuren Wagen zu, zeigen. Und er, wenn er nur eine Frau grüßte, drehte diese sich schon erschrocken um und zeigte ihm die kalte Schulter. Theo hatte das Junggesellenleben nun gründlich satt. Er wollte auch Mal mit einer Frau ausgehen. Sie zärtlich streicheln und ihr einen guten Nachtkuss auf ihren roten Mund geben. Ja und deshalb arbeitete er an seinem Plan, den er auch bald verwirklichen würde. Und nichts auf dieser Welt konnte ihn davon abhalten und wenn es sein müsste, ging er dafür über Leichen. Da dieser Abend sich doch noch von seiner schönen Seite zeigte, beschloss Theo noch etwas durch die Straßen der Stadt zuziehen. Als er dann müde gegen Mitternacht nach Hause kam, legte er sich auch gleich zu Bett.
Am nächsten Morgen wachte Theo etwas später als gewöhnlich auf. Er bemerkte, dass er gestern versäumt hatte, sein Abendbrot einzunehmen. Hungrig öffnete er seinen Kühlschrank, der nur eine Dose mit Nudeln in roter Tomatensoße enthielt. Besser als nichts dachte Theo und nahm den Dosenöffner aus der Schublade. Er klopfte mit diesem so unglücklich auf den Rand der Dose, dass dieser zerbrach. Was nun dachte er und erinnerte sich an sein Rasiermesser, das er gestern für alle Fälle in seine Jackentasche gesteckt hatte. Schnell nahm er es heraus und öffnete mit solch einer Wucht die Nudeldose, dass die rote Tomatensoße sich auf dem Küchentisch und über seiner Kleidung ergoss. Fluchend über sein Missgeschick steckte Theo das mit Tomatensoße beschmierte Rasiermesser nun wieder in seine Tasche. Dann warf er wütend die Nudeldose mit dem gesamten Inhalt in den Mülleimer. Theo sah jetzt auf seine Armbanduhr und bemerkte, dass die rote Tomatensoße auch seinen Hemdsärmel in Mitleidenschaft gezogen hatte. Da es aber zur fortgeschrittenen Stunde war, konnte er sich nicht mehr umziehen. Er versuchte den Fleck noch schnell mit einem feuchten Tuch zu entfernen, was diesen allerdings noch größer werden ließ. Zornig verließ er darauf sein Haus und ging eilig zu seinem Friseursalon, den er in allen diesen Jahren immer pünktlich geöffnet hatte. Schweißgebadet und außer Atem, erreichte er dann endlich sein Geschäft. Grinsend wartete er vor seiner Geschäftstür nun einige Sekunden und schloss dieses dann genau wie jeden Morgen beim Glockenschlag der großen Kirchturmuhr auf. Glück gehabt dachte Theo und ging hinein, er stellte das Kaffeewasser auf und setzte sich dann erschöpft in einen der Frisierstühle. Etwas später hatte er sich halbwegs wieder erholt und genoss jetzt erst einmal in vollen zügen diesen heißen köstlichen Kaffee. Doch die Ruhe war nicht von langer Dauer. Plötzlich riss jemand mit solch einer Wucht die Geschäftstür auf, das die Glocke, die oben befestigt war, fast aus ihrer Verankerung flog. Theo, der mit dem Rücken zur Eingangstür saß, erschrak über das ungestüme Eintreten so heftig. Dass die heiße Tasse Kaffee ihm aus seiner Hand glitt und sich der Inhalt über seiner Hose ergoss. Fluchend sprang er auf und sah wütend zur Tür.
Dort stand nun grinsend Hauptkommissar Burkardt und amüsierte sich, als er Theos Missgeschick sah. Der Hauptkommissar schloss nun die Tür hinter sich und erzählte Theo, dass er Nachtschicht schieben musste und noch keine Zeit hatte sich zu rasieren. Theo sollte dies doch bitte für ihn tun, da er gleich wieder weiter müsste. Verblüfft sah Theo den Hauptkommissar an und bat ihn doch Platz zunehmen. Hauptkommissar Burkardt tat was man von ihm verlangte und setzte sich in einen der bequemen Frisierstühle. Nach einigen Minuten und einer heißen Tasse Kaffee, die Theo ihm spendierte, begann der Hauptkommissar wieder aus dem Nähkästchen zu, plaudern. Er erzählte Theo, dass gestern Nacht der Serienmörder wieder zugeschlagen hätte und er sich deshalb schon die halbe Nacht im Dienst befand. Als Theo dies hörte, ließ er vor Schreck den Rasierschaum, den er gerade am Anrühren war, fallen. Schnell bückte er sich, um sein Missgeschick zu beseitigen. Da fiel ihm das mit Tomatensoße verschmierte Rasiermesser, mit dem er heute Morgen die Nudeldose geöffnet hatte aus der Jackentasche. Hauptkommissar Burkardt sah nun das rot verschmierte Rasiermesser, das genau neben dem weißen Rasierschaum landete. Hektisch nahm Theo das Messer und steckte es wieder in seine Tasche. Da bemerkte Hauptkommissar Burkardt, dass Theos Hemdsärmel einen großen roten Fleck hatte. Irritiert über diese Entdeckung und das hektische Verhalten des Friseurs, stand der Hauptkommissar nun auf und sagte. Dass die Rasur doch noch bis morgen Zeit hätte.
Nun wollte der Hauptkommissar plötzlich von Theo wissen, was er am gestrigen Abend gemacht habe. Theo antwortete stotternd. "Zu Hause, ich war zu Hause. Herr Hauptkommissar." Als der Polizeibeamte dies hörte, wurde er plötzlich nachdenklich. "So, so", sie waren also gestern nach Feierabend zu Hause." Murmelte der Hauptkommissar und nahm seine Jacke von der Garderobe. Dann drehte er sich um und erzählte, dass Theo das gestrige Opfer des Serienmörders auch kannte. Es wäre die rothaarige Erika, die mit ihm früher die Schulbank drückte. Man hatte in der Handtasche die bei der kopflosen Leiche lag ihren Ausweis gefunden und konnte sie so identifizieren. Als Theo dies hörte, erschrak er und wurde kreidebleich. Die Erika mit dem wunderschönen roten gepflegten Haar stotterte Theo entsetzt und knabberte verlegen an seinen Fingernägeln herum. "Ja genau die", antwortete der Polizeibeamte, der das Benehmen des Friseurs jetzt doch irgendwie seltsam fand. Da er aber wieder zum Dienst musste, verabschiedete er sich und verließ nun eilig den Friseursalon. Theo war über diese Neuigkeit so erschrocken, dass er sich nun erst einmal setzen musste. Er hatte bemerkt, dass der Hauptkommissar im keines seiner Worte geglaubt hatte. Er musste nun, bevor es zu spät war, etwas unternehmen. Da kam ihm die Idee, dass er sofort nach Hause musste, um den Inhalt seines Schranks in Sicherheit zu bringen. Er schloss gegen seine Gewohnheiten den Friseursalon und lief so schnell er konnte nach Hause.
An der nächsten Kreuzung wurde er fast von dem Stadtbekannten Chirurgen überfahren. Der wieder einmal viel zu schnell mit seinem neuen Wagen bei Rot über die Ampel fuhr. Ein Polizeiwagen mit Blaulicht der hinter ihm herfuhr begleitet ihn. Theo, der sich mit einem beherzten Sprung zur Seite retten konnte, dachte noch dass der Chirurg bestimmt zu einem dringenden Einsatz musste und die Polizei ihn dabei eskortierte. Aber trotz allem wollte er ihm bei Gelegenheit schon seine Meinung über diesen rücksichtslosen Fahrstil sagen. Doch jetzt hatte er keine Zeit um sich mit solchen Kleinigkeiten aufzuhalten. Er musste jetzt erst einmal nach Hause und seine Dinge regeln.
Etwas später dann kam Theo, atemlos an seinem Haus an. Er schloss die Eingangstür auf und lief keuchend die Kellertreppe hinunter. Eilig schloss er die gut gesicherte Schranktür auf und griff anschließend nach der großen Schere auf dem Regal. Dann setzte er sich immer noch außer Atem in seinen Frisierstuhl lehnte sich zurück und besah sich den Inhalt des Schranks. Schnell ließ er nun die große Schere in seiner Hand sich öffnen und schließen. Als er dieses schnipp und schnapp der Schere hörte, grinste er vor Erregung, denn dieses Geräusch war für Theo alles. Er konnte es ohne zu ermüden hundert nein tausendmal hören und sich dabei so richtig entspannen. Als Theo sich dann nach circa einer halben Stunde bei diesem schnipp und schnapp der Schere erholt hatte, ging es ihm schon viel besser. Er dachte, nun wieder an den Hauptkommissar und an den Inhalt des Schranks. Den er jetzt dringend entsorgen musste, bevor die Polizei sein Haus durchsuchte. Er wollte eben mit der Entsorgung beginnen, da riss schon jemand die Tür zum Kellersalon auf. Theo erschrak, als er im Türrahmen den Hauptkommissar in Begleitung von zwei Beamten sah, und schloss schnell die Schranktür. Theo war mit seinen Nerven nun am Ende. Er beteuerte sofort, seine Unschuld und dass er nichts mit den Morden zu tun habe. Er wäre doch nur ein kleiner Friseur. Der es sich zur Lebensaufgabe gemacht habe anderen Leuten die Haare zu verschönern. Hauptkommissar Burkardt sah verwundert zu seinen Beamten, die ihm nur zu lächelten. Dann wandte er sich zu Theo und sagte, wie er denn auf diese Idee kämme. Er hätte zu keiner Zeit unter Mordverdacht gestanden. Sonst hätte er ihm bestimmt nicht erzählt, dass der Mörder einen schweren Fehler gemacht habe. Denn der Serienmörder verlor am Tatort ein Skalpell. Er konnte sich an Hand dieses Indiz ausrechnen, wer der Mörder war und musste nur noch Beweise sammeln. Als Theo dies hörte, war er erleichtert und brauchte plötzlich die Schere nicht mehr, die er immer noch in seiner Hand hielt. Hauptkommissar Burkardt wollte nun rein informativ von Theo wissen was er in seinem so gut verschlossenen Schrank aufbewahren würde. Worauf Theo verlegen wurde und den Hauptkommissar fragte, wenn er ihm versprechen würde nicht zu lachen dann würde er ihm alleine das Geheimnis des Schranks preisgeben. Hauptkommissar Burkardt versprach dies und schickte die Beamten nach oben. Theo öffnete nun mit zitternden Händen, den geheimnisvollen uralten Schrank. Verlegen erzählte Theo dem Kommissar, dass er doch so wenige Haare auf seinem Kopf habe und deshalb würde er schon Jahre lang die Haare seiner Kunden sammeln. Um sich für jeden Wochentag von diesen abgeschnittenen Haaren eine Perücke in einer anderen Farbe zu machen. Er wollte nicht länger alleine bleiben und war der Meinung auf diesem Weg eine nette Frau kennen zu lernen. Hauptkommissar Burkardt sah Theo mitleidig an und sagte, dass dies doch ganz normal wäre. Er hätte auch schon zwei Perücken zu Hause, die er hin und wieder überzog. Als Theo dies hörte, lächelte er zufrieden und plötzlich fühlte er sich richtig gut. Hatte er doch die ganzen Jahre, wo er zur Herstellung der Perücken brauchte, umsonst solche Ängste ausgestanden. Jetzt wollte Theo aber vom Hauptkommissar wissen, wer der Serienmörder war. Hauptkommissar Burkardt klopfte Theo freundschaftlich auf die Schulter und bat ihn mit nach oben zu kommen. Der Serienmörder säße noch oben im Polizeiwagen. Sie hätten ihn eben erst nach einer wilden Verfolgungsjagd gestellt.
Neugierig ging Theo mit dem Hauptkommissar nach oben und sah durch das vergitterte Fenster des Polizeiwagens. Er traute seinen Augen nicht, als er dort den Stadtbekannten Chirurgen in Handschellen sitzen sah. Den Chirurgen, den er immer so beneidet hatte und den alle Frauen in dieser Stadt vergötterten. Als der Chirurg auf Theo aufmerksam wurde, rutschte er näher ans Autofenster und grinste Theo irre an. Dann flüsterte er durch das Fenster, das einen Spalt geöffnet war, dass er seine Erfindung jetzt doch nicht zu Ende bringen könnte. Doch auf geschoben wäre ja nicht aufgehoben und in einigen Jahren wollte er dann sein Werk vollenden. Als Theo dies hörte, liefen im Kalte schauern des Entsetzens den Rücken herunter. Nachdenklich ging er in seinen Keller, riss die Sicherheitsschlösser von dem uralten Schrank und öffnete diesen und warf er alle Perücken in den Mülleimer. Theo hatte jetzt erkannt, was er doch für ein schönes sorgenfreies Leben als Junggeselle führte und wollte dieses mit keinem anderen auf der Welt jemals tauschen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors. Ein haariges Lesevergnügen
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