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Leichen ohne Haare - Serienmorde in einer Kleinstadt© Nathalie WölfleÄngstlich sah ich mich um. Auf dem Parkplatz stand nur noch mein blauer Corsa und in der Ferne war eine Sirene zu hören. Nervös strich ich mir durch meine langen, braunen Haare. Ich zögerte eine Weile, bis ich mich zusammenriss und die Treppe hinunterging. Plötzlich hörte ich etwas hinter mir. Ich drehte mich um und sah gerade noch einen Schatten hinter den Bäumen verschwinden. Sofort packte mich wieder die Angst und mein Herz fing wild an zu pochen. Ohne zu zögern sprang ich geschwind die Treppen hinunter. Als ich mein Auto öffnen wollte, fiel mir der Schlüssel herunter. Mit wilder Panik griff ich nach dem Schlüssel und öffnete das Auto. Nach einem letzten Blick nach hinten stieg ich schnell ein und versuchte den Motor zu zünden. Doch dieser wollte einfach nicht anspringen. "Bitte, bitte nicht jetzt. Geh an du blöde Kiste!" Auf einmal hörte ich links von mir ein Klopfen. Zögernd drehte ich meinen Kopf. "Oh nein! Bitte nicht! Was wollen Sie nur von mir …?" Wie erstarrt sah ich auf den Mann, der vor der Autotüre mit einem Messer und einer Schere stand. Er grinste böse und schien etwas zu sagen, doch ich hörte nichts. In meinem Kopf war nur ein Rauschen, welches es mir unmöglich machte, einen klaren Gedanken zu fassen. Intuitiv krabbelte ich auf den anderen Sitz und wollte gerade auf der anderen Seite aussteigen, als ich am Bein gepackt wurde. Ich strampelte wild und versuchte mein Bein frei zu bekommen. Meine Angst stieg ins Unermessliche. Tränen liefen mir über die Wangen und meine Gedanken hingen an meiner Familie. Plötzlich spürte ich einen heftigen Schmerz, der sich durch meinen Körper bohrte. Warmes Blut lief aus meiner Brust, dort wo der Mann sein Messer von hinten durch meinen Körper gestochen hatte. Er lachte nur grausam und fing an, meine Haare zu streicheln. Langsam verschwamm mein Blick, bis es um mich schwarz wurde.
Am nächsten Morgen im Polizeikommissariat Lübeck. Kommissarin Julia Hofer saß in ihrem Büro, trank Kaffee und las leise die Zeitung vor sich hin: "Ein Krankenpfleger, der gestern Nachtschicht hatte, fand auf dem Weg zur Arbeit eine Leiche. Die Polizei hat bisher weder dementiert noch bestätigt, ob es sich um einen weiteren Serienmord handelt. Laut Zeugenaussage handelt es sich bei der Leiche um eine junge Frau …" "Und, was wird schon wieder für ein Mist berichtet?" Julia sah auf, schaute in das Gesicht ihres Arbeitskollegen Achim Berger und antwortete: "Ach, wie immer, wenn die Journalisten einer Sensation hinterherrennen." Sein noch junges Gesicht schnitt sich zu einer Grimasse. "Okay, verstehe schon. Soll ich dir einen weiteren Kaffee holen, bevor wir anfangen zu arbeiten?" Julia schaute in ihre Tasse und nickte, worauf Achim in die Küche verschwand. Julia nutzte die Zeit um sich noch schnell zu schminken. Seufzend betrachtete sie sich in ihrem Handspiegel. Man sah ihr die letzten, anstrengenden Tage und Nächte an. Unter den Augen waren deutlich Augenringe zu erkennen. Mit ein bisschen Make-up bedeckte sie die dunklen Stellen und mit blauem Kajal betonte sie ihre blauen Augen. Ja, dachte sie, so sehe ich doch schon viel besser aus. Ein letzter prüfender Blick zeigte ihr, dass auch ihre Haare einigermassen gut sassen. Sie hatte glatte orangerote Haare, die ihr knapp über die Schultern fielen. Nachdem sie ihre Frauensachen weggelegt hatte, kam Achim mit dem neuen Kaffee zurück. Frech und erstaunt zugleich rief er aus: "Oh Julia, bist wohl gerade 10 Jahre jünger geworden!" Julia, die so tat, als hätte sie die Bemerkung nicht gehört, nahm ihm den Kaffee ab und sagte: "Nach dem Kaffee müssen wir uns wohl mal den Tatort vornehmen." "Wohl war, Kollegin. Ist ja schliesslich unser Job", erwiderte Achim mit einem schemenhaften Lächeln.
An der düsteren Querstraße 3 angekommen, lief Julia und Achim sofort ein Mann entgegen. "Ah, da sind Sie ja endlich! Frau Hofer, das müssen Sie sich unbedingt ansehen!" "Guten Tag Herr Perler! Was heißt da endlich. Es gibt schließlich genug zu tun. Aber egal, zeigen Sie uns doch, was wir unbedingt sehen müssen." Die drei huschten unter dem Absperrband durch und Herr Perler führte sie zu einer Reihe von Gebüschen. Achim pfiff und dachte sich: "Mein Gott, nicht schon wieder". Währenddessen stand Julia reglos und ohne Gefühle da und betrachtete genau den Tatort. Die Gebüsche standen etwa 3 Meter vom Bürgersteig entfernt, dahinter einzelne Eichen. Am Fusse einer der Eichen lag in einem Laubberg die Leiche. Eine junge, hübsche Frau, vielleicht nicht älter als 25. Ihre Kleidung war zerrissen, sie trug einen Rollkragenpulli und einen mittellangen Rock. Ihr Tanga hing noch an einem Bein und ihre ganze Kleidung war total blutverschmiert. Ihre Haare waren braun und nur etwa 1 cm lang. Unschön müssen sie abgeschnitten worden sein. Ihre Augen entsetzt offen, waren blau. Julia schloss die Augen und atmete langsam aus. "So Herr Perler, was können Sie mir schon alles dazu sagen?" "Liebe Frau Hofer, es tut mir wirklich leid dies zu sagen, doch zu 99% handelt es sich um einen weiteren Serienmord." Achim meinte: "Ja, das dachte ich mir sofort, als ich sah, wie ihre Haare aussehen. Haben Sie schon eine Ahnung wer das ist?" "Nein, wir müssen eine Meldung rausgeben, denn sie hat nichts bei sich, das auf ihre Identität schließen könnte. Was uns auch noch aufgefallen ist, was wir aber nicht verstehen, dass diesmal nicht nur die Kopfhaare abgeschnitten worden sind, sondern auch die Schamhaare." Ruckartig drehte Julia ihren Kopf zu Herrn Perler: "Wie bitte? Hat unser Seriemörder seine Mordart geändert?" Herr Perler schüttelte den Kopf: "Nein nicht unbedingt, aber soweit ich mich erinnern kann, waren die anderen Opfer an diesen Stellen rasiert." Nickend sagte Julia: "Stimmt, das könnte wirklich der Grund sein. Ich erwarte schon morgen Früh ihren Bericht. Für heute machen Achim und ich Feierabend." "Ist gut, sie werden morgen früh um 8 Uhr den Bericht auf ihrem Schreibtisch vorfinden. Dann wünsche ich Ihnen beiden noch einen schönen Tag!" Julia und Achim verabschiedeten sich von ihm und gingen zu ihrem Auto. "Und was machst du jetzt noch, Julia?" "Ich treffe mich mal wieder mit jemandem." "Soso, wieder ein Internettreffen. Dann pass mir mal gut auf dich auf. Du weißt ja, was es alles so für Spinner gibt." "Achim, das bin ich mir schon bewusst, aber mit meinen 31 Jahren möchte ich gerne endlich jemanden haben." "Ach was, wie 31 siehst du sowieso nicht aus! Aber wie wäre es mit mir?", sagte er mit einem zwinkernden Augen. Julia lachte: "Ja süss wärst du schon, aber eben, Arbeitskollegen sind tabu. Ach und du kannst dann das Auto nehmen, ich gehe jetzt zum Frisör und der ist in der Nähe." "Schade, aber dann viel Spass und bis morgen."
Julia saß in ihrem Auto vor der Bar und wartete. Wie immer wenn sie genügend Zeit hatte, war sie zu früh am Treffpunkt angekommen. Nervös schaute sie auf die Uhr, noch eine halbe Stunde! Vielleicht sollte ich trotzdem schon reingehen und mir etwas zum Trinken bestellen. Entschlossen stieg sie aus dem Auto und wollte gerade loslaufen, als sie sich entschied nochmals einen Blick in den Aussenspiegel zu werfen. Ihre sonst so geraden Haare, waren wunderschön gelockt und einige Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Sie war zufrieden mit sich. Plötzlich bemerkte sie eine Gestalt im Spiegel. Sofort drehte sie sich um, doch es lief gerade nur ein Pärchen durch. Meine Güte Julia, fange jetzt bitte nicht an zu spinnen. Sie raffte sich zusammen und ging in die Bar hinein. Dort nahm sie sich einen Platz weiter hinten und bestellte sich einen Cognac. Schon nach kurzer Zeit tauchte ihre Verabredung auf. Zuerst dachte sie, super, auch jemand der zu früh kommt. Doch nach zwei Stunden war ihr klar, dass dieser Typ nichts für sie war. Er redete und redete. Und immer nur von sich und seiner Exfreundin. Julia konnte ihm schon gar nicht mehr zuhören. Stattdessen schweifte ihr Blick in der Bar herum. An der Theke sass ein Mann mittleren Alters, welcher ihr zuzwinkerte. Sofort schaute sie weg. Sie wusste nicht, was sie von ihm halten sollte. "Hören Sie mir überhaupt zu Julia?" "Oh sicher doch! Wo waren Sie sogleich? Nicht etwa bei ihrer Exfreundin?" "Tut mir Leid, sie scheinen doch zuzuhören." Und so redete er weiter und weiter. Bis Julia in unterbrach und sagte: "Ich gehe mal schnell auf die Toilette, bestellen Sie mir doch bitte noch einen Cognac." "Gerne doch!" Im Toiletteraum angekommen, lief sie zu den Waschbecken und schloss für einen Moment ihre Augen und dachte: "Mama mia, was ist denn das bloss für einer. Eine richtige Zeitverschwendung!" Plötzlich hörte sie etwas auf den Boden fallen. Sofort öffnete sie die Augen und sah im Spiegel den Mann von der Theke hinter sich. Ausserdem bemerkte Julia, dass ein Teil ihrer ihre Haare abgeschnitten worden war. Entsetzt schaute sie sich an. Doch auf einmal wurde sie sich wieder bewusst, wer hinter ihr stand. In diesem Moment dachte sie an ihr jahrelanges Polizeitraining und trat dem Mann mit voller Wucht auf seinen rechten Fuss und stiess ihn mit ihrem Körper weg. Er war gar nicht darauf vorbereitet und fiel rückwärts auf den Boden. Sofort sprang Julia über ihn hinweg und rannte zur Tür. Doch so weit kam sie nicht. Er besass eine gute Reaktion und hatte ihr bereits sein Messer nachgeworfen. Dieses bohrte sich nun in ihre linke Wade und liess sie stolpern. Schmerzen verteilten sich von ihrer Wade weiter durch ihren Körper. Sie dachte an nichts anderes, als diesen Raum zu verlassen. Und der Fremde dachte an nichts anderes, als sie in diesem Raum zu behalten. Er sprang auf sie und sein gewaltiges Gewicht drückte sie zu Boden. "Du bleibst schön hier", sagte er mit höhnischer Stimme. Julia wehrte sich so gut es ging. Der Angreifer kam mit seinem Kopf über ihre Schulter und sie konnte seinen Atem riechen. Diese Situation nutzte sie aus und verpasste ihm eine saftige Kopfnuss, worauf sie die Chance bekam sich frei zu kämpfen. Da sie vor lauter Schmerzen nicht aufstehen konnte rutschte sie auf ihren Knien vorwärts. Mit Mühe und Not öffnete sie die Türe und kroch weiter zu den Menschen in der Bar. Sie wollte "Hilfe" schreien, doch aus ihrer Kehle kam kaum ein hörbarer Laut. Mit wildem Gebrüll stürzte plötzlich der Täter ihr nach. Die Gäste im Raum wurden still und drehten ihre Köpfe in Richtung der beiden. Julia streckte ihren Arm aus und bekam endlich das Wort "Hilfe" über ihre Lippen. Panik brach aus und die Leute wussten zum Teil nicht, was zu tun war. Julias Verabredung - Joe - versuchte sich zu ihr durchzukämpfen, während der Täter immer wieder auf sie einstach und Julia weiterkroch. Als Joe sich endlich durch die Menge gekämpft hatte, warf er sich blindlings auf den Täter und schlug besinnungslos wieder und wieder auf ihn ein. Bis plötzlich andere Männer kamen und ihn daran hinderten weiter auf den Fremden einzuschlagen. Der verprügelte Täter lag nun bewusstlos auf dem Boden. Joe der wieder zu sich kam, ging sofort zu Julia. Diese lag wimmernd auf dem Boden, das Messer steckte in ihrem Rücken. "Keine Angst Julia, es kommt gleich Hilfe für dich!" Julia sah in sein Gesicht und war ihm dankbar für seine netten Worte. Doch sie wusste, dass mit dem Fund des Serienmörders jetzt auch ihr Leben endete. Sie versuchte ihm noch etwas zu sagen, aber plötzlich wurde es schwarz um sie. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors. Ein haariges Lesevergnügen
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