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Freiheit© Noemi WyrschVerdammt scheiße, nein, das sind keine Augenringe, verdammt, nein, ich habe nicht schlecht geschlafen, scheiße, ich wurde von meinem Mann geschlagen! Ja. Jetzt wisst ihrs. Müsst nicht so glotzen. Ihr wolltet doch eine Antwort, da, nun habt ihr sie, nicht zufrieden oder was? Und nun weine ich wieder. Wie eine kleine Göre. Ich soll mich zusammenreißen - meinte er immer. Und dann spürte ich wieder die Schmerzen. Jahrelang ging das so. Jeden Tag Angst, jeden Tag Wut, und immer die Sehnsucht. Wie ein kleiner Tropfen Gift schlich sie in den Nächten zu mir und erzählte mir von einem anderen Leben. Von Freiheit und ähnlichem. Hab sie verdrängt, die Träume. Und dafür gebetet. Gott, mach dass er sich ändert. Zeig ihm, dass ich ihn über alles liebe. Ich will ihm nichts Böses. Und am Morgen wollte ich nett sein. Alles recht machen. Ich schmierte Ihm Honigbrote, mit ganz viel Butter, dass es ihm auch schmecke. Doch es war zu viel Butter. Ich sah in Zeitlupe wie alles vom Tisch flog. Dachte an die Sauerei, die es zu putzen gäbe. Und dann schossen die Fäuste auf mich zu. Später die Füße. Aber die Schmerzen waren nicht das Schlimme. Die Worte, welche er sagte, machten mich fertig, die Verachtung, welche er mir entgegenbrachte, das war die Hölle. Die Worte blieben in mir kleben und brachen jede Nacht hervor, um mich zu beschimpfen. Mir zu sagen, dass ich nichts tauge als Ehefrau. Das Wasser floss über meine Hände, als ich den Lappen auswrang um den Boden zu reinigen. Er war verschmiert. Blut und Honig. Ich kniete und schrubbte. Bis ich mich übergab. Nun hatte ich noch mehr Arbeit. So ging es, Tag und Nacht. Immer das bisschen Hoffnung vermischt mit Hass. Ja, ich hasste mich tatsächlich selbst. Er sagte, ich sei dumm. Oder hässlich. Oder ein Trampeltier. Ich begann ihm zu glauben und jene Worte begannen in meinem Kopf zu rotieren, bis ich nicht mehr konnte ohne sie. In der Nacht begann ich mir, im faden Licht der Dunkelheit, die Haare auszureißen. Ich wollte mich dafür bestrafen, dass ich so blöd und hässlich war, dass ich meinem Mann keine gute Frau sein konnte. Ich fand, dass das eine gerechte Strafe sei. Meine Weiblichkeit ausmerzen. Das zu zerstören, worauf ich immer stolz gewesen war. So wurde ich langsam zu einer dünnen Frau, welche bei jedem Geräusch zusammenzuckte. Kein Glanz war in meinen Augen zu finden, kein Lächeln verschönerte mein Gesicht. Bis zu jenem Tag, als die Nachbarn die Polizei riefen. Ich kam ins Krankenhaus. Danach in ein Heim für Frauen. Da, so sagte man mir, werde ich frei sein. Doch ich wollte zu meinem Mann, wollte seine Liebe spüren, wollte ihm sagen, wie sehr ich ihn liebe. Ich musste jeden Abend die Klagen anderer Frauen anhören. Das ertrug ich nicht. Auch ging ich regelmäßig zu einer Psychiaterin. Schritt für Schritt sollte ich mich selber wieder finden. Neu entdecken als Frau, als individuelle Schönheit. Lange dauerte die Zeit des Erholens; sie war begleitet von Nervenzusammenbrüchen. Immer weniger Haare hatte ich, sie begannen mir auszufallen. Dies schien mir ein Zeichen zu sein, dass nicht mal mehr mein Körper ohne die Liebe meines Mannes funktionieren wolle. Ich tat nichts dagegen. Lange dachte ich es gehe nicht ohne meinen Mann. Bis mir eine Frau erklärte, dass man nicht weiblicher sei, wenn man einem Mann dienen könne. Wenn man einem Mann gehöre. Zuerst komme das Gefühl Frau zu sein, und erst wenn man das habe, sei man frei für eine Beziehung. Niemand könne einem in seinem Geschlecht bestätigen - das müsse man schon selbst erledigen. Lange verfolgten mich diese Sätze bis in die Morgenstunden. Doch ich fand kein Argument, kein Einwand. Finde es immer noch nicht. Und will es auch nicht mehr. Heute hab ich mir ein Kleid gekauft und die Haare geschnitten. Nun trage ich sie modisch kurz, und der neue Schnitt betont meine Augen sehr schön, ich bin stolz auf diesen Schritt. Ein bisschen mehr Frau sein. Und mich ein bisschen wohler fühlen. Ein haariges Lesevergnügen
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