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Humor lustige Kurzgeschichten Satire

Der Vogel, der nirgends Federn hatte, außer am Schnabel

© David Steiner


Vor langer, langer Zeit, da lebte ein Vogel, der aufgrund eines Gendefekts nirgends am Körper Federn hatte, außer am Schnabel. Außerdem hieß dieser Vogel Bertram. Bertram hatte ein sehr schweres Leben. Er konnte nur sehr schwer fliegen, man glaubt gar nicht, wie schwer das ohne Federn geht. Außerdem hänselten ihn die anderen Vögel von den Nachbarbäumen immer. Das tat ihm schon sehr weh. Eigentlich war er ja blitzgescheit. Er war Wissenschaftler. Aber so viel er auch herumrechnete und tüftelte, er kam auf keine Formel, mit der er den Federwuchs bei ihm mathematisch in Gang setzen konnte. Doch er errechnete, dass es die Zahl Pi nicht gab, dass Kängurus Eier legten, und dass die Erde nur eine Illusion war, die sich die Marienkäfer ausgedacht hatten, um die restliche Welt zu quälen. Der eigentliche Ort, an dem Menschen, Tiere und Pflanzen leben würden, wäre viel schöner. Die Marienkäfer hatten alle Lebewesen in einen komaartigen Schlaf versetzt, das Leben auf Erde war nur ein Traum. Und für Bertram war dieses Leben ein Alptraum. Was halfen ihm die ganzen Formeln, wenn er so federlos leben musste? Auch die Nahrungsbeschaffung fiel ihm sehr schwer. Denn genau die Federn, die er hatte, behinderten ihn dabei sehr. Wenn er zum Beispiel einen Wurm aus der Erde picken wollte, so schaffte er das nicht, er kitzelte seine Beute maximal. Also erfand er eine Wurmbeschaffungsmaschine - kurz WBM - damit ging vieles einfacher. Sein nächstes Problem waren die langen und frostreichen Winter. Zum In-Den-Süden-Fliegen konnte er zu schlecht fliegen, und daheim war ihm kalt. Also erfand er eine Zentralheizung für sein Nest und es war die ganze kalte Jahreszeit über mollig warm bei ihm zu Hause.
Eines Tages machte ein großer Hautcremehersteller ein Casting, ganz in der Nähe von Bertrams Nest. Alle Vögel der Nachbarschaft bewarben sich dort, und als sie hörten, dass Bertram auch mitmachte, lachten sie den armen Vogel aus. Dieser wollte seine Nennung schon zurückziehen, doch plötzlich öffnete sich vor ihm der Himmel und eine Stimme sprach zu ihm:
"Zieh deine Nennung nicht zurück,
morgen schenk ich dir nämlich Glück",
und mit einer Stimme ganz aus Samt,
"ich bin nämlich vom Finanzamt."
Also machte er mit.
Er kam recht spät zum Casting und so stand er ganz hinten in der Schlange. Er sah wie einer nach dem anderen voller Freude den Raum betrat, in dem die Juroren saßen, und ihn wenig später traurig verließ.
Nach einer Weile war Bertram an der Reihe. Er rechnete sich nichts aus, denn wenn schon von den anderen Vögeln keiner einen Modelvertrag erhalten hatte, dann würde er - dieser hässliche Vogel - doch sicher auch keinen bekommen.
Die Jury war von ihm aber ganz begeistert, weil er so wenig Federn und so eine schöne Haut hatte. Außerdem meinten sie, dass er wegen seinem komischen Aussehen einen hohen Wiedererkennungswert und somit eine hohe Werbewirksamkeit hatte. Man nahm Bertram sofort lebenslänglich unter Vertrag. Wenn er nicht modelte, dann arbeitete er in der Forschung und brachte so der Firma mit seinem großen Wissen nochmals Millionen.
Die anderen Vögel beneideten Bertram natürlich jetzt für sein komisches Aussehen, mehr aber noch für sein hohes Einkommen, und wollten jetzt alle seine besten Freunde sein. Bertram aber wusste, dass sie nur hinter seinem Geld her waren und ließ sie nicht an seinem Erfolg teilhaben.
Eines Tages bekam Bertram eine weibliche Partnerin in der Firma zur Seite gestellt. Anfangs war er davon enttäuscht, denn er meinte, dass man seine Kompetenzen bezweifelte. Er wollte schon einen Vertrag bei anderen Hautcremefirmen unterschreiben, die standen vor seinem Nest Schlange. Doch dann merkte er, dass er sich in seine Partnerin verliebt hatte. Auch sie, die übrigens Hermine hieß, war in ihn verliebt, und sie heirateten. In den darauf folgenden Monaten bekamen sie viele Kinder, alle hatten nur am Schnabel Federn und alle wurden Superstars in der Werbebranche.



Eingereicht am 10. April 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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