Der Affe, der nicht so gerne Bananen aß
© David Steiner
Vor geraumer Zeit, da lebte ein Affe, er nannte sich Alois. Dieser Affe lebte im Jungle, eben dort wo Affen so leben, zusammen mit seinen Familie in einer ziemlich großen Sippe. Alois war unter den Affen an sich recht beliebt, denn er war geschickt und konnte viele tolle Dinge basteln. Allerdings war er kein guter Kletterer. Die anderen mussten immer auf ihn warten, wenn sie einen Kletterausflug machten. Aber es kann eben nicht jeder alles können, das ist doch klar. Alois fand ein bisschen komisch, dass er Bananen
nicht so gerne aß, denn für einen Affen war das doch sehr ungewöhnlich. Nicht dass er Bananen nicht gemocht hätte, das nicht. Aber er aß sie einfach nicht so gern, wie die anderen, oder er glaubte das zumindest. Über Bananen wurde in der Welt der Affen nie viel geredet, die waren nur zum Essen da. Ansonsten war das eher ein Tabuthema. Das mag man ja fast nicht glauben, aber es ist so. Bertram hätte so gerne einmal etwas anderes gegessen, zum Beispiel Pudding. Pudding? Was ist das? Pudding kannte er ja gar nicht.
Alois dachte viel über sein Leben nach, und er stellte fest, dass er nicht für immer von Baum zu Baum hüpfen und die Läuse seiner Verwandten essen wollte. Deshalb entschied er sich, seine Familie zu verlassen und nach neuen Herausforderungen zu suchen. In der Nacht, als alle tief und fest schliefen schlich er sich also davon. Weil es so finster war rannte er gegen jeden Baum und stolperte über jede Wurzel im ganzen Jungle. Zum Glück hatte er niemanden damit aufgeweckt. Als die Sonne dann endlich aufging, zählte
er erst einmal seine blauen Flecken - 326, nur als er das Klettern gelernt hatte, war diese Zahl höher, damals war sie bei zirka fünfhundert. Anschließend setzte er seine Reise fort. Nach einem schier endlosen Fußmarsch erreichte er schließlich die Steppe, wo er einen Elefanten, dessen Nachnahme Maier war, nach dem Weg. Hier gibt es keine Wege, nur Grasland, meinte der Elefant Maier. Und in welcher Richtung ist es am schönsten, wollte Alois wissen. Der Elefant antwortete, das wisse er nicht, er sei ohne Gefühle
zur Welt gekommen, für ihn wäre es in jeder Richtung gleich. Wo gibt es sicher keine Bananen, erkundigte sich der Affe. Dort drüben, entgegnete ihm der Maier und zeige mit seinem Rüssel Richtung Süd-Süd-Ost. Alois bedankte sich recht herzlich beim gefühllosen Elefanten und marschierte in diese Richtung. Nach einigen Tagen erreichte er ein Gebiet, von dem er schon gehört hatte, aber er hätte sich nie gedacht, dass es das wirklich gibt: die Stadt. Diese komischen Betonklötze und die gestressten Leute wollte er
sich ein bisschen näher anschauen. Alois musterte ihre komische Kleidung und diese aufrechte Haltung ganz genau. Sieht sehr komisch aus, dachte er sich.
Als Alois an einem Spiegelgeschäft vorbeiging, sah er etwas, das ihn zutiefst schockierte: Er sah aus wie ein Mensch. Er hatte Jeans und Pullover an und ging auch so gerade! Darum hatte er auch nicht so gern Bananen gegessen und das Wort "Pudding" gekannt. Er griff in seine Hosentasche und fand einen Ausweis von ihm. Darauf stand eine Adresse, dort lief er jetzt hin. Zu Hause wartete schon seine Frau auf ihn. Zu Mittag gibt's Pudding, meinte sie. Alois half seinen Kindern bei der Hausübung und am nächsten
Tag ging er schon zur Arbeit, er war nämlich Präsident von Finland.
Eingereicht am 10. April 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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