Lehrer die alles können (wollen)
© Victoria Metje
Heutzutage unterscheidet man zwischen vielen verschiedenen Lebewesen: Menschen, Tieren, Pflanzen...Eine der interessantesten Kreaturen jedoch, die bislang leider kaum erforscht wurde ist DER LEHRER. Leicht erkennbar an seinem gebückten Gang, einen Stapel Bücher oder Klassenarbeitshefte mit sich herumschleppend bahnt er sich seinen eigenen Weg durch sein Leben, bzw. durch das Leben unserer Kinder.
Eine der charakteristisch auffälligsten Fähigkeit eines Lehrers ist seine Flexibilität. Einsetzbar an jeglichen Standorten: vor der Tafel, daneben (manchmal auch dahinter), hinter einem Overhead-Projektor ein höchst interessantes Bild zeigend, oder auch als Pausenaufsicht auf dem Schulhof. Wie das Alphamännchen eines Hunderudels sucht er sich die höchste Stelle als Standpunkt aus, beobachtet mit seinem messerscharfen Blick das Geschehen und verdirbt den Schülern im Winter die Schneeballschlacht, oder im Sommer
die heißgeliebte Rauch-Orgie hinter der Turnhalle.
Aber auch im Unterricht sind Lehrer eindeutige Überlebenskünstler. Den unzählig dummen Fragen der Schüler ausweichend gelingt es ihnen das Thema zu wechseln, wenn sie einmal (und das kommt häufig vor) nicht bestens informiert sind. Werden sie abermals von den Schülern durchlöchert, erzählen sie einfach mal etwas aus ihrem letzten Spanienurlaub, wie sie einer Qualle am Strand das Leben retteten oder tippen auf den altbewährten Satz:,, Ich geh mal kurz was kopieren." Denn DARIN sind sie tatsächlich gut. In
Wirklichkeit aber schleichen sie sich ins Lehrerzimmer, trinken des Rektors letzten, alten, abgestandenen Kaffee aus und verfallen mit dem neuen Mathematik-Referendar in ein tiefgründiges Gespräch über die Existenz der Ampelmännchen. So ganz nach dem Motto: Man hat ja sonst nichts zu tun. Fünf Minuten vor dem Pausengong macht sich der Lehrer meist wieder auf zu seiner Klasse. Mit leeren Händen und der Ausrede: ,,Das Papier war alle."
In der Pause trudelt dann die gesamte Lehrerbande zusammen und diskutiert über schwierige Fälle. Hierzu fällt natürlich jedem etwas ein, denn beim Kaffeeholen während des Unterrichts sind schon so manch "schwere Fälle" treppab geschehen. Wie gut, dass man auf dem Schulgelände über die Schule versichert ist.
Lief der Tag für einen Lehrer mal nicht so wie erwartet (wenn der Kaffee alle war) zahlt sich das oft an den Schülern aus: ,,Mach doch mal ein Referat über die heutige progressive Identifikationskontingenz", heißt es dann schon mal.
Und wenn ihnen dann irgendwann wirklich nichts mehr einfällt zum letzten Spanien-, Korsika-, oder Kretaurlaub, versuchen sie die Schüler mit atemberaubenden Witzen zu beeindrucken. Am besten auch noch selbstausgedachte. Die Lacher schlechthin. Dem Lehrer fällt dabei natürlich nicht auf, wie sehr er sich dabei doch eigentlich zum Affen macht und krönt daher das ganze Geschehen mit einem überzeugten Lacher über den eigenen Witz. Ein super Zeitvertreib für die Schüler. Prima!
Alles in allem sollte man sich also bei diesen netten, leicht durchgeknallten Persönlichkeiten bedanken. Das es sie gibt und so. Außerdem haben sie doch einen beneidenswerten Beruf. Denn wer will schon nicht nach der Schule gleich in Rente?
Eingereicht am 28. Mai 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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