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Mensaessen

© Elisabeth Zieger


Allein ist das Erhalten der Beute keine äußerst schmackhafte Angelegenheit:
Mit einem pastellfarbenen Tablett als einzigen Schutzschild bewaffnet, krauche ich bodenfixiert, um sicheren Halt auf engstem Raum gewährleisten zu können, zwischen den verschwitzten Körpern und sirrend die Luft durchschneidenden Tabletts anderer Kommilitonen zur Ausgabe des heute erwählten Gegenstands eher mäßiger Begierde: Gerüche können so einiges verderben.
Vor allem ist jedoch das Aussehen der dargebotenen Speisen selten viel versprechend. Zum Glück sind es ja innere Werte, die für mich zählen!
Gesetzt den Fall, dass der erste Vorstoß gelungen, blicke ich nun also auf eine in Plastik gehüllte, mürrische gelaunte, mehr oder weniger menschliche Gestalt, die weder den Kopf heben noch das leiseste Zeichen einer Reaktion erkennen lassen würde, selbst wenn jemand sein Begehr nach "Um Gottes Willen! Nicht so viiiiel !!" im Königin-der-Nacht-Stil vortragen täte. "Ja sehr geehrter Vorgänger, selbst hundertfach panikartiges Wiederholen bleibt hier unerhört." lästern die Gedanken. Ein beflissentlich ignorierter Erstsemestler zieht verbittert Flüche murmelnd von dannen. Ich bin dran. Ich weiß genau: Es existieren für den Kampferprobten in der Tat einige wenige Möglichkeiten mit "der fremden Spezies" in Verbindung zu treten!
Gewiss basierend auf jahrelanger Abrichtung - man spart schließlich nicht am Personal! - sind immerhin die "drei goldenen Sätze" in der Lage jenen durchaus faszinierenden Geschöpfen einen "Zug des Erkennens" ins sonst so lethargische Gesicht zu zaubern:
"Bitte kein Gemüse!", "Bitte eine doppelte Portion!", "Bitte ohne Soße!".
Bei zeitlich korrekt abgestimmter Anwendung jener - man beachte wie klar strukturieren! - wenn auch recht einseitigen Kommunikation, entfaltet sich unerwartet das verträumte Gemüt von Gegenüber zu Exorbitantem: Wie ein leichtes Glimmen in den regulär getrübten Augen erahnen lässt, wurde die Botschaft aufgenommen, anschließend zwischengespeichert, verarbeitet und kommt mit etwas Glück letzten Endes sogar zu Umsetzung!
Begleitet von einem unnachahmlichen Schmatzgeräusch hebt und senkt sich die schwere, etwa zwei Hand große Eisenkelle der in vollem Einsatz ihrer körperlichen Kräfte befindlichen Bedienung, (man kennt die Bewegung eventuell vom Umtopfen) dreimal über ein Wagenrad von Teller und der Inhalt einzelner Esströge ergießt sich gönnerhaft darüber.
Gut gefüllt knallt eine weitere Fachkraft das Ganze augenblicklich fröhlich spritzend auf ihr hölzern ächzendes Ausgabebrett, welches durch jahrelangen irgendwie lieblosen Umgang inzwischen schon verdächtig leicht nachgibt.
Hastig ist das Mahl ergriffen, bevor ich schwappend von den eifrig Nachrückenden zur Kasse geschoben werde. Dort darauf bedacht möglichst wenig Stau unter den Hungergereizten hinter mir zu verursachen, schiebe ich jetzt die bereits im Voraus brav zurechtgelegte Essenskarte ins Lesegerät. Zu wenig Guthaben! Entnervtes Stöhnen im Nacken wird winterjackenbedingt unbeweglich in meinem stets überfüllten Rucksack nach Geld gewühlt: Zahlung bewerkstelligt. Endlich! Noch das Besteck zusammenklamüsern und ab in den Speisesaal! Irgendwo eine freie Ecke? Überhitzt schließlich die Befreiung aus den vielschichtigen Wintersachen sinke ich erschöpft auf einen wackligen Plastikstuhl: Guten Appetit!
Es ist freilich nicht auszuschließen, dass hier eventuell ein ganz klitzekleines bisschen übertrieben wurde, auf jeden Fall aber bleibt zu sagen: Koste es was es wolle! Hauptsache es ist nicht zu teuer.


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Eingereicht am 01. Dezember 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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