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Eingereicht am
06. März 2007

Heiß oder lauwarm?

© Manfred Schröder

Sicher, alle Wege führen nach Rom. Doch auch an Paris, das nicht nur eine Reise wert ist, sondern für manchen Zeitgenossen auch eine Sünde, führt kein Weg vorbei.

Auch ich bin des Öfteren in Paris und besuche, wie jeder kulturbeflissene Europäer das - wie oft eigentlich schon - Musée du Louvre und erwidere das Lächeln der Mona Lisa, die als perfekte Kopie auf Legionen von Besuchern spöttisch, geheimnisvoll, oder wie auch immer, herabblickt. Ebenfalls erweise ich dem Panthéon, Notre Dame (Quasimodo lässt schön grüßen) und dem Röhrenungestüm Centre Georges Pompidou, meine Reverenz.

Und es war im letzten Jahr, ich war alleine in Paris, meine Frau hatte mich mit einem leisen Seufzer ziehen lassen, als sich meine Beine wie von selbst zur Place Pigalle verirrten, die ja auch jeder kulturbeflissene Europäer kennt. Nun, wen sah ich da, vor einer Bar stehen? Ich traute meinen Augen nicht. Irma, la Douce, mit ihrem Markenzeichen, dem weißen Pudel auf dem Arm. Als ich näher trat, natürlich nur aus Neugierde - honi soit qui mal y pense! - zeigte sie mir ihr schönstes Lächeln.

"Na, wie wärs's mit uns beiden, mein Süßer", schmeichelte sie. "Machen wir es mal so richtig heiß?"

Natürlich hätte ich sofort weiter gehen müssen, doch ich fragte, und weiß immer noch nicht warum, ein wenig überrascht und auch irritiert nach dem Preis.

Ihr Lächeln wurde breiter und schöner. "200 Euro. Aber nur weil du es bist!"

Ich kratze an meinen Hinterkopf. "Leider habe ich nur 50 Euro bei mir."

Ihr Lächeln ebbte ab und sie überlegte eine Weile. "Na, gut", sagte sie. "Dann machen wir es halt nur lauwarm!"

Ach, ja Paris!

Ich muss da noch an jemanden anderen denken. Als der Bildhauer Karl Hartung kurz nach dem Ersten Weltkrieg als Zwanzigjähriger für drei Jahre nach Paris ging, lernte er noch die beiden französischen Skulpteure Bourdelle und Maillol kennen, die auf ihn einen großen Einfluss ausübten. Aufgrund eines Schreibfehlers, löste folgender Satz in einem Brief, den er an seine Freunde in Deutschland schrieb, große Heiterkeit aus:

"Bordelle und Maillol, haben mich ganz in ihren Bann gezogen."

Übrigens, im nächsten Jahr wird meine Frau mich wieder nach Paris begleiten.

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