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Shakespeare und der Kaufmann von Venedig© Manfred SchröderNach den Proben im "Globe", ging ich noch mit Shakespeare in den 'Ochsen', wo er des Öfteren saß und sich Notizen machte. Während er über einige Sätze zu seinem neuen Stück 'Hamlet' grübelte und kaum seinen Becher berührte, kippte ich schon den Dritten hinunter und schaute der hübschen Tochter des Wirtes nach. Da öffnete sich Türe und der Kaufmann von Venedig trat ein. Als er uns erblickte, kam er auf uns zu und setzt sich an unseren Tisch. Einen Augenblickte blickte er sinnend auf Shakespeare. Ich befürchtete schon, dass er fragen würde, wann dieser seine Schulden bezahlen wolle. "Nun, wie steht's mit Eurem neuen Werk, mein lieber Shakespeare?" fragte er zu meiner Erleichterung "Ganz gut", erwiderte dieser, "bin eigentlich zufrieden." Und nach einer kleinen Pause. "Wie gefällt Euch dieser Satz: 'Sein, oder nicht Sein, das ist die Frage'?" Der Kaufmann von Venedig nickte und um seine Mundwinkel lag ein leichtes ironisches Lächeln. "Nicht schlecht; nicht schlecht, mein lieber Shakespeare. Doch warum schreibt Ihr nicht 'Haben oder nicht Haben, das ist die Frage'? Würde mir besser gefallen!" Shakespeare lächelte ebenfalls. Dann nickte er. Am nächsten Tage bezahlte er seine Schulden.
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