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Des Tropfens lange Reise ...

© Susanne Pelzer


Es war einmal ein Tropfen, der viele Tage in seiner Heimatwolke glücklich und zufrieden gelebt hat, bis er auf einmal ein seltsames Kribbeln verspürte, was sich bis in jede seiner kleinen Glitzerspiegelchen zog. Er wusste erst gar nicht, was das zu bedeuten hatte...er fühlte nur mit einem Mal eine große Unruhe und hatte das Gefühl, etwas zu verpassen. Also machte er sich auf die Reise, flog an mächtigen Gebirgsformationen und am Meer vorbei und wollte sehen, wie es außerhalb seiner schützenden Wolke so aussehen mag.
Er hatte von den Menschen gehört - und so nahm er sich vor, sie zu besuchen.
Voller Mut sprang er von Wolke zu Wolke und freute sich auf sein Abenteuer.
Als er jedoch nach seiner langen Reise endlich bei den Menschen ankam, wurde er nun gar nicht freundlich empfangen. Immerzu hörte er: ihh, es fängt an zu regnen, schnell weg. "Ach du meine Güte, jetzt wird es auch noch nass, lass uns schnell ins Haus gehen" und selbst die Tiere flüchteten vor ihm.
Nach einer Weile merkte der kleine Tropfen, dass man ihn meinte und keiner sein Freund sein wollte und traurig ließ er sich von Blatt zu Blatt rollen ...und fühlte sich so einsam und allein, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er rollte am Meeresufer entlang und rutschte schließlich mit einem lauten Plumps auf etwas Hartes und wunderte sich über die vielen Farben, die so ganz plötzlich um ihn herum waren. Ihm war es so, als wäre er in einem Regenbogen gelandet - denn einen Regenbogen kannte er, der wohnte damals neben seiner Heimatwolke- und eine freundliche Stimme sprach ihn an: wer lässt mich denn da so glitzern und strahlen?
Der Tropfen sah sich verdutzt um und sah etwas Wunderschönes unter sich, was ihm freundlich zuwinkte. Es sah fast so aus, wie er selbst und hatte ebenfalls viele kleine Glitzerspiegelchen. Nur fühlte sich das Etwas ganz anders an, wie er selbst. Aber dem kleinen Tropfen gefiel, was so freundlich zu ihm empor winkte und so schön warm strahlte.
"Wer bist denn du, fragte schließlich der Tropfen" und eine liebliche Stimme antwortete ihm: "Ich bin ein Sonnenkiesel". Ein Sonnenkiesel, wiederholte der kleine Tropfen?, ja was ist denn das, davon habe ich ja noch nie etwas gehört.
Und der Kiesel sagte, wenn du etwas Zeit hast mein Geselle, so will ich dir gerne meine Geschichte erzählen, wie ich zum Sonnenkiesel wurde.
Und ob der kleine Tropfen Zeit hatte! - schließlich war der Sonnenkiesel das erste was ihm freundlich begegnete und zudem wurde er durch sein farbiges Leuchten an seine Heimat erinnert. So machte er es sich auf dem Kiesel bequem und hörte gespannt zu...
"Einst war ich ein grauer Stein und lag im Schatten
umwandert von Mäusen und Ratten

Träumte von Reinheit und Glück
kam jedoch nicht vorwärts - kein kleines Stück

So lag ich da und dachte
wer mich nur hier zur Welt brachte

Und mitten in der Grübelei
ein freundlicher Geselle kam vorbei

Nahm mich auf in seine Hand
hat in mir etwas besonderes erkannt

WurdŽ gestreichelt so manches Mal
durchwanderte mit ihm ein tiefes Tal

Begleite ihn auch heut noch immer
voneinander lassen, wollen wir nimmer

Er verhalf mir aus dem Schatten rauß
da wurdŽ ich zum Sonnenkiesel, ich graue Maus"
Der kleine Tropfen hatte aufmerksam zugehört und fragte schließlich: "Was für ein Geselle hat dich denn gefunden" und da antwortete der kleine Sonnenkiesel: "Es ist ganz egal, von wem du gefunden wirst:
Denn wenn: "du merkst - dich braucht noch jemand
....du mal berührt wirst an der Hand

....du etwas schönes findest
so schön, dass du es um den Hals dir bindest

.....und das dieses Etwas dies noch prima findet
sich mit dir freundschaftlich verbindet

.....du überall spürst Vertrauen
.....es Menschen gibt ,die auf dich bauen

...du sprichst, und dir wird zugehört,
dann erkennst du deinen Wert ..."


Das hört sich aber sehr weise an, sprach der kleine Tropfen und musste innerlich schlucken und bemerkte zunächst erst gar nicht, wie hell es plötzlich um ihn herum geworden war. Er hörte liebliche Musik und verspürte mit einem Mal ein längst vergessenes Wohlgefühl und all seine vielen Glitzerspiegelchen leuchteten in noch nie da gewesenen Farben und ohne jedes weitere Hinterfragen fühlte der kleine Tropfen so etwas wie "angekommen zu sein" und durfte sich nach seiner langen Reise an den Sonnenkiesel anlehnen, sich wärmen, seine Farben tauschen und zur Ruhe kommen.



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