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Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.

Finchen und Minchen (Kira erzählt)

© Cornelia Husemann-Bayat

Heute wollen Dux und ich Euch eine Geschichte erzählen. Parsifal war diesmal nicht dabei, er war bei der kleinen Tinkerbell Rudi und hat sie mit Ina Wana und Ra zusammen hier bei uns im Regenbogenland begrüßt.

Also:

Als Minchen hier ankam, war sie nur ein kleines Bündel Katzenfell. Struppig und dünn, die Augen verklebt, sah sie wirklich zum Heulen aus.

"Ja, aber nachdem Phasadie mit uns das Gebet gesprochen hatte, ging's ihr schnell besser."

Ja doch Dux, ich will's ja gerade erzählen.

Also noch mal. Nachdem Minchen hier angekommen war, wir mit ihr das Gebet gesprochen hatten und ihr alles erklärt hatten, ging es ihr schnell besser und sie erholte sich rasch. Aber sie war noch immer unendlich traurig.

Wir haben sie dann gedrängt uns ihre Geschichte zu erzählen, und langsam und zögernd hat sie begonnen.

"Ich kam zusammen mit vier Geschwistern auf einem Bauernhof zur Welt. Meine Mutter wohnte schon sehr lange dort und hatte einen guten Ruf als Mäusefängerin.

Als wir älter wurden, hat man meine Geschwister auf andere Höfe gegeben, damit sie dort auch für Ordnung unter den Mäusen sorgen konnten. Ich blieb auf unserem Hof.

Die Bäuerin, die alle Finchen nannten, hatte mich besonders in ihr Herz geschlossen und ich mochte sie auch von Anfang an.

Abends, besonders im Winter, durfte ich immer in der Stube am Kamin sitzen. Meistens saß ich dabei auf Finchens Schoß und sie streichelte mich.

Das fühlte sich so toll an, dass ich die ganze Zeit schnurren musste. Davon ist Finchen dann immer eingeschlafen. Oft kam der Bauer und hat gesagt dass jetzt aber Zeit wäre ins Bett zu gehen. Die Beiden sind dann gegangen und ich bin am Kamin liegen geblieben.

So vergingen viele Jahre.

Dann ist eines Tages der Bauer gestorben und ich war mit Finchen allein.

Sie war jetzt ganz oft traurig. Ich blieb immer bei ihr, und habe auch nachts in ihrem Bett geschlafen.

Finchen hatte jetzt auf dem Hof nicht mehr allzu viel zu tun.

Morgens gingen wir die Hühner füttern, dann haben wir im Garten nach den Kräutern und dem Gemüse geschaut, und abends haben wir zusammen Fernsehen gesehen.

Finchen hatte auch zwei Söhne, aber die kamen sie nicht sehr oft besuchen. Sie sagten immer, dass sie zu weit weg wohnten, und die Kinder ja in die Schule müssten, und die Arbeit-- und so weiter.

Wenn sie wieder weg waren, war Finchen immer noch trauriger.

Es kam die Zeit, in der Finchen nicht mehr nach den Hühnern sehen konnte und auch die Gartenarbeit wurde zu schwer für sie.

Die Söhne kamen und sagten, dass sie den Bauernhof verkaufen müssten und Finchen mitkommen sollte in die Stadt.

Dort wäre ein schönes Altersheim und man könnte sie dort jeden Tag besuchen.

Finchen wollte das aber gar nicht, und sie hat immer gesagt, dass man in diesen Heimen ja keine Tiere halten dürfe. Und sie würde sich niemals von mir trennen.

Die Söhne haben sich ganz komisch angeguckt und den Kopf geschüttelt.

So vergingen noch einige Monate bis etwas Schreckliches geschah.

Eines Morgens konnte Finchen nicht mehr aufstehen. Ich war ganz aufgeregt und bin immer im Zimmer herumgelaufen, aber ich konnte ihr nicht helfen. Gott sei Dank kam an diesem morgen der Briefträger. Und der hat sich gewundert, warum Finchen ihn nicht, wie sonst auch, begrüßt hat. Darum ist er einfach ins Haus gegangen und hat nach Finchen gerufen. Ich bin zu ihm gelaufen, haben ganz laut miaut, bin ein Stück gelaufen und wieder zu ihm zurück gerannt. Schließlich hatte er's verstanden und er ist mir gefolgt. Er hat Finchen im Bett gefunden und den Arzt angerufen. Der hat sie ins Krankenhaus gebracht.

Danach habe ich Finchen nie mehr gesehen. Ich weiß nicht was passiert ist.

Irgendwann kamen fremde Leute auf den Hof. Sie hießen "die neuen Besitzer".

Aber ich mochte sie nicht, und bin ihnen immer aus dem Weg gegangen. Ich durfte ja sowieso auch nicht mehr ins Haus.

Als der Winter kam, wurde es schrecklich kalt draußen. Ich war auch mittlerweile zu alt um noch Mäuse zu fangen. Die neuen Menschen dachten gar nicht daran mir Futter zu geben.

So wurde ich immer schwächer. Ich habe mich immer in dem ehemaligen Hühnerstall verkrochen und dort geschlafen.

Irgendwann bin ich einfach nicht mehr aufgestanden und als ich wieder aufgewacht bin, war ich hier.

Aber ich weiß nicht wo Finchen jetzt ist, und das macht mich traurig."

"Ja weißt du" ,sagte Dux, "dein Finchen wird eines Tages hier zur Regenbogenbrücke kommen und dann werdet ihr-

In diesem Augenblick hörten wir, ganz ferne am Fuße der Regenbogenbrücke, leise Glöckchen klingen. Das sind die Glöckchen die immer zu hören sind, wenn ein neuer Besucher ankommt.

"Geht mal hin und schaut", flüsterte Phasadie. Die war nämlich einmal wieder völlig lautlos zu uns gekommen und hatte Minchens Geschichte gelauscht.

"Ich glaube da will jemand zu dir Minchen".

Minchen schaute angestrengt auf den Schatten der sich langsam näherte.

Plötzlich rannte sie, so schnell eine Katze nur rennen kann darauf zu. Wir kamen kaum mit.

Und dann geschah das Unglaubliche. Minchen sprang mit einem Riesensatz einer wunderschönen alten Dame auf den Arm.

"Na das wird wohl Finchen sein", kicherte Dux.

Und so war es natürlich auch.

Der alten Dame kullerten die Freudentränen die Wangen herunter und auch Minchen schnurrte vor Freude so laut wie ein Tiger.

"Endlich habe ich dich wieder meine Kleine. Es war eine schreckliche Zeit."

"Na dann erzählen Sie einmal, wir sind alle gespannt".

Dux, meinst du nicht du störst hier?

"Wieso denn"??

"Ich erzähle Euch gerne alles", lachte Minchen. "Setzen wir uns hier auf diese wunderschöne Wiese und hört mir zu."

Und dann hat sie uns genau berichtet was weiter geschah, nachdem sie in das Krankenhaus gekommen war.

"Die Ärzte haben festgestellt dass ich eine schlimme Herzkrankheit hatte. Sie haben gesagt, dass ich nicht mehr für mich allein sorgen könnte, und in ein Pflegeheim müsste.

Ich wollte meinen Söhnen auch nicht zur Last fallen, also habe ich zugestimmt.

Ich habe aber immer wieder darum gebeten, meine Katze Finchen zu holen, und ein Heim zu finden, indem man Tiere mitbringen darf. Ich habe mir doch solche Sorgen um Finchen gemacht.

Aber, wie es schien, gab es so einen Heimplatz nicht und die Kinder haben immer wieder gesagt, dass es der Katze auf dem Hof sehr gut gehe.

Was sollte ich also machen?

Sie haben mich also in ein Alten- und Pflegeheim gebracht. Es war sicherlich nicht schlecht dort, Alle haben versucht sich viel um mich zu kümmern, aber die meiste Zeit war ich doch allein.

Und die ganze Zeit habe ich nur an mein kleines Finchen gedacht.

Wie es ihr wohl geht, was sie macht. Das hat mich immer noch kranker gemacht. Ich hatte auch gar keine Lust mehr zu leben. Ich wollte nur noch bei meinem Finchen sein.

Ich habe mich zurückgesehnt nach den Tagen auf meinem Hof, mit meinem Mann und den Tieren und vor allem Finchen.

Es hat dort im Heim zwar keiner verstanden, aber es war eben so.

Und so bin ich eines Tages auch einfach eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht.

Jetzt möchte ich mein Finchen mitnehmen und weiter gehen ins Licht zu meinem Mann."

Dabei drückte sie ein glückliches Finchen an sich.

Wir haben die beiden noch zur Regenbogenbrücke begleitet und gesehen wie sie in das Licht gingen.

Und ein ganz klein wenig haben wir dabei geweint.

Eingereicht am
03. August 2007

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.

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