Unser Buchtipp
Mutsch und ihr Gemüsetick© Angelika LauhoffFr. Trotzki saß gemütlich auf ihrer Couch im Wohnzimmer und las in einer Zeitung. Lea kam auf ihrem Hüpfball herein gehopst. "Mutsch, Muuutsch ...!?" "Ja, doch, was ist denn?" "Wenn Lena gleich zum Spielen kommt, dürfen wir dann was Süßes?" "Ja, nimm doch schon mal etwas aus dem Schrank und schütte es in eine Schüssel, die kannst du dann in der Küche auf den Tisch stellen!" Lea kletterte auf einen Hocker und öffnete die Schranktür. "Ich nehme die Smarties!" "Okay!" antwortete die Mutter ohne dabei von ihrer Zeitung aufzuschauen. Lea grinste zufrieden, denn sie hatte auch noch eine Rolle Plätzchen gemopst. Völlig abwesend las ihre Mutter weiter in einem, wohl für sie unheimlich wichtigen, Bericht. Sie ließ sich weder durch das Klingeln an der Tür, noch von dem kurz eingeworfenen: "Hallo, ich bin's!" von Lea's Freundin Lena stören. Dann legte sie plötzlich ihre Zeitung zur Seite, sprang auf, nahm Jacke, Tasche und Schlüssel und ging ins Kinderzimmer. "So, Kinder, ich muss mal eben Einkaufen, ihr wisst, was das bedeutet. Ihr geht nur ans Telefon, wenn darauf unser Name oder der von Lena's Eltern steht und wenn es schellt.... "... gehen wir nicht an die Tür, sondern lassen es einfach schellen!" beendeten Lea und Lena den Satz im Chor. "Gut, ich kann mich drauf verlassen! Spielt ihr schön weiter mit euren Pokemons. Bis gleich!" sprach's und eilte davon. Als sie wiederkam schleppte sie sich mit zwei übervollen Einkaufstüten ab, die sie in der Küche abstellte. Sofort kamen die beiden Kinder angerannt: "Hast du uns was leckeres mitgebracht?" fragten sie erwartungsvoll. "Mal sehen! Ich habe Möhren, Paprika, Kopfsalat, Gurke, Magerjoghurt, Sonnenblumenkerne, Haferflocken, Grünkernbratlinge, Sojaschrot, Vollkornbrot, Äpfel, Birnen, Bananen, Milch, Mineralwasser, ein gemischtes Biomüsli. Ist was für euch dabei?" grinste Fr. Trotzki. "Brrrrr!" schüttelten sich die beiden "Das ist ja ätzend...." "Und so gesund...!" lächelte Mutsch. Enttäuscht zogen die Kinder ab. Und Mutsch werkelte geschäftig in der Küche herum. Nach einer geraumen Weile rief sie: "Kommt, Kinder, das Essen ist fertig!" Lea und Lena, beide gewöhnt, dass Mutsch sonst ihre Lieblingsessen auf den Tisch brachte, kamen angerannt. Voller Vorfreude setzten sie sich an den gedeckten Tisch. "Was gibt es denn?" "Vollkornnudeln mit frischer Gemüsesoße!" " Das esse ich aber nicht!" wollte Lena schon wieder aufstehen und Lea maulte: "Was soll das denn, Mutsch, du weißt doch, dass ich das nicht esse!" "Erst probieren und dann meckern. Ich habe in eine Zeitschrift gelesen, dass Schulkinder viel zu wenig Obst, Gemüse und Vollkornprodukte essen. Lea, du könntest eh ein paar Pfündchen weniger vertragen." Nun ja, die Nudeln ließen sich die beiden noch gefallen, selbstverständlich mit schnell hervor geholtem Ketchup, aber die Soße...nee...das war doch nun wirklich zu gesund. Beim Probieren wurde das Gesicht erst verzogen, dann der Kopf geschüttelt. Mutsch dachte nach. War sie früher auch so gewesen? Hatte sie sich bei Gemüse auch so gesträubt? Und dann lächelte sie, als sie an ihre Kämpfe mit ihrer Mutter dachte, als es um den ungeliebten Spinat und die verhasste Gemüsesuppe ging. Na ja, wirklich lecker waren diese gesunden Sachen ja auch nicht, so ganz ohne Sahne, Fleisch, Zucker und die anderen ungesunden Sachen, die eben das Essen so schmackhaft machten. Am nächsten Morgen ging das Genörgel weiter "Was soll das denn? Ich wollte ein Brot mit Nutella drauf!" heulte Lea los. "Das ist nicht gut für die Zähne! Es gibt jetzt Vollkornbrot mit Putenbrust und ein paar Scheiben Gurke mit in die Schule." "Das esse ich nicht, das kannst du gleich hier behalten!" wollte Lea stur bleiben. "Etwas anderes wird es aber nicht geben, ich schneide dir noch einen Apfel und dann ist gut!" So ging das wochenlang und inzwischen hatte Lea wohl eingesehen, dass sie gegen Mutsch's Gemüsetick nicht ankam. Jedenfalls aß sie kleine Portionen Gemüse, zwar mit bitterer Leidensmiene, aber sie aß sie. Mutsch war mittlerweile aufgefallen, dass Lea ihre paar Pfündchen verloren hatte, aber auch ihr lachendes Gesicht. Trotzdem sie würde es genauso machen wie ihre Mutter und Lea Gemüse und Vollkornprodukte immer wieder anbieten. Etwas anderes würde eben nicht auf den Tisch kommen. Oder ... vielleicht nur ganz selten ... so als Anreiz!
Eingereicht am Buchtipp
|