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»»»   Manfred Schröder: Der Killer. Rufus Lebemann, ehemals Steuerberater, nun Killer, hat den Auftrag, den Bauunternehmer Wollschläger zu ermorden.

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Der Killer

© Manfred Schröder

Rufus Lebemann war Killer. Ein gewissenhafter Killer. Korrekt und genau. Wie in seinem früheren Beruf als Steuerberater. Immer zum Wohle seiner Klienten. Einen besseren konnte man sich nicht wünschen. Er war ruhig und ausgeglichen. Nie hatte er eine Person, die auf seiner Liste stand, unnötig leiden lassen. Alles ging kurz und schmerzlos vor sich. Und oft entschuldigte er sich bei seinen Opfern und hatte Verständnis für ihre Angst, für ihr Bitten und Flehen. Doch Rufus Lebemann - oft lächelte er über seinen Namen - war gewissenhaft und korrekt. Er wollte nicht zur Schande seiner Zunft werden. Nie hatte er sich am Eigentum seiner Opfer vergriffen. Und worauf er besonders stolz war: Niemals hätte er einen Auftrag angenommen, wenn es sich um Kinder und Frauen handelte. Ein Monster war er nicht. Er hatte selbst Enkelkinder. Er war ein liebevoller Gatte und seine Frau behelligte er nie mit seinem Beruf.

Auch an diesem schönen frühlingshaften Tag hatte er einen Auftrag zu erledigen. Die Sonne am wolkenlosen Himmel wärmte alle Kreaturden. Die Vögel zwitscherten ihre Lust am Dasein aus ihren Kehlen. Alles stand in farbenfroher Blüte. Rufus Lebemann seufzte. Aber jede Arbeit hat ihre Schwierigkeiten, mit denen man fertig werden muss. Auch Steuerberater war kein Idealberuf gewesen.

Heute hieß er Siegfried Lenz und war Vertreter für Bauelemente. Er hatte sich für eine Perücke mit grauem und vollem Haar entschieden, das, links gescheitelt, seinen spärlichen Haarwuchs bedeckte. Der Kinnbart und das helle Brillengestell gaben ihm das Aussehen eines Akademikers.

Es war eine vornehme Gegend, in der Hans Wollschläger lebte. Die Villenpracht wurde aufgelockert durch Parks mit hohen Bäumen und gepflegten Wegen. Hier hatte der Neureiche sich eine protzige Villa bauen lassen. Mit kühlem Kopf und breiten Ellenbogen hatte Wollschläger sich nach oben gearbeitet. Vom kleinen Maurer zum Chef einer großen Baufirma. Er hatte Bewunderer und Feinde - und einer dieser Feinde hatte Rufus Lebemann den Auftrag gegeben, diesen Stolperstein zu beseitigen, der den Weg zum eigenen Erfolg versperrte.

Seinen Wagen hatte Rufus Lebemann einige hundert Meter vor Wollschlägers Haus geparkt. Ein kurzer Blick in den Spiegel, den er immer bei sich hatte, dann stieg er aus. Ruhigen Schrittes ging er auf sein Ziel zu und überdachte noch einmal sein Vorhaben. Hans Wollschläger würde heute alleine zu Hause sein. Seine Frau war in Kur, das Dienstmädchen hatte frei und seine Geliebte kam nie in sein Haus. Er hatte ihr eine Wohnung in der Stadt gemietet.

Die Uhr zeigte kurz vor Elf.

Rufus bemerkte die Kamera, die am Dach angebracht war und drückte auf den Knopf der Sprechanlage. Kurz darauf hörte er die Stimme Wollschlägers und er nannte seinen Namen. Das große Eisentor öffnete sich und Rufus Lebemann betrat einen mit hellem Kies belegten Weg. Die Haupttür öffnete sich und Wollschläger, ein bulliger Kerl mit kurzgeschnitten Haaren, kam ihm entgegen. Eine große Dogge wich nicht vor seiner Seite.

"Seien Sie willkommen in meiner kleinen Behausung, Herr Lenz", sagte Wollschläger mit jovialer Stimme.

Rufus Lebemann kannte solche Männer. Protzig bis zur Lächerlichkeit.

Wollschläger zeigte auf den Hund. "Caesar ist nur gefährlich, wenn ich es will. Sonst sind meine Freunde auch seine. Doch treten Sie ein!"

Ein überdimensionierter Ventilator an der Decke der großen Vorhalle spendete Kühle. Abstrakte Bilder an den Wänden sollten Verbundenheit zur Moderne demonstrieren.

Wollschläger öffnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer. "Kommen Sie. Hier ist meine kleine Schaltzentrale." Er lachte abgehackt und unangenehm. Dicke, mit Ringen geschmückte Finger zeigten auf einen riesigen Schreibtisch. "Setzen Sie sich. Darf ich Ihnen etwas zum Trinken anbieten? Einen Whisky oder Cognac?"

Rufus Lebemann lächelte scheu. "Vielen Dank. Doch lieber nicht. Sie wissen, Alkohol am Steuer. Und meine Zeit ist bemessen."

Wollschläger lachte. "Jaja, die Zeit. Ich kenne das. Wer hat sie schon? Immer am Ball bleiben." Auch er setzte sich. "Na, dann zeigen Sie mal Ihre Angebote!"

Rufus Lebemann blickte kurz auf den Hund, der unbewet an Wollschlägers Seite saß, und öffnete den kleinen Koffer. In der Hand hielt er den Revolver, auf dessen Lauf schon der Schalldämpfer gesteckt war.

Das Gesicht seines Gegenübers ging von erstem Erschrecken zur Ungläubigkeit über. Dann lachte er. "Soll das ein Witz sein?"

"Ich würde Sie bitten, nichts Unüberlegtes zu tun. Und bitten Sie auch Ihren Caesar, sich ruhig zu verhalten."

"Was wollen Sie? Und wer sind Sie?"

Rufus Lebemann lächelte. "Wer ich bin, tut nichts zur Sache. Und was ich will? Ihr Leben!" Er machte eine kleine Pause. "Nein, eigentlich nicht ich, sondern derjenige, in dessen Auftrage ich gekommen bin. Machen Sie bitte keine Dummheiten. Ich habe auch Caesar im Auge. Seien Sie ein vernünftiger Mensch."

In Wollschlägers Gesicht war zu lesen, wie es in seinem Gehirn arbeitete. "Hören Sie", sagte er schließlich, "wir könnten ins Geschäft kommen. Was hat Ihnen der Auftraggeber dafür geboten, dass Sie mich töten? Ich könnte ..."

"Ich möchte hier nicht über Geld sprechen. Das tue ich überhaupt nur ungern."

Wollschläger Atmen war zu einem Keuchen geworden. "Ich meine, ich könnte Ihnen mehr bieten, wenn sie mich am Leben lassen und stattdessen den Auftraggeber erschießen. Das ist doch ein Angebot. Dann hätten Sie womöglich das Doppelte verdient und ich hätte einen Konkurrenten weniger. Geschäft ist Geschäft. Dort im Safe sind rund siebzigtausend Euro. Sie gehören Ihnen. Und ich kann mir auch schon denken, wer mich aus dem Weg haben will. Jakob Mayer. Ich bin sicher. Was sagen Sie zu meinem Vorschlag?"

Rufus Lehmann nickte. "Ein Zubrot ist nicht zu verachten."

Wollschläger erhob sich und ging zum Safe. "Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich werde nichts Unüberlegtes tun." Und zu Caesar gewandt: "Caesar, bleib sitzen!"

Er öffnete den Safe, nahm das Geld heraus und legte die Bündel auf den Schreibtisch. "Hier, Sie können es nachzählen."

Rufus Lebemann schüttelte den Kopf. "Nein, nein, ich glaube Ihnen. In solchen Situationen lügt man nicht. Und bitte setzen Sie sich wieder."

Wollschlägers Gesicht war schweißbedeckt.

Rufus Lebemann lächelte, doch seine Augen blickten traurig. So war nun mal sein Beruf. Er hob den Revolver.

Sein Gegenüber schien nicht zu begreifen. "Wir hatten doch ..."

Rufus Lebemann schüttelte den Kopf. "Nein, nicht wir hatten - Sie hatten. Wenn ich Sie nun am Leben ließe, wie könnten Sie Vertrauen haben, dass ich Ihren Auftrag ausführe? Es war übrigens tatsächlich Jakob Mayer. Keine Angst, Sie haben nicht umsonst bezahlt."

Wollschläger wollte aufspringen, doch mit einem Loch in der Stirn hauchte er sein Leben aus. Caesar blieb still sitzen.

Rufus Lebemann steckte das Geld in seinen Koffer und verließ ruhigen Schrittes das Haus. Die frische Luft tat ihm gut.

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