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Krimi Kriminalgeschichte Spannung Action Thriller Kurzgeschichte Geschichte Erzählung short story

Arousal

© Franjo Franjkovic


"Bist Du endlich fertig im Bad Tyler? Du bist schon ewig da drin!" Man hört dumpf eine Stimme durch die verschlossene Badezimmertür. "Hetz mich jetzt nicht Martha. Ich bin grad am rasieren. Bin gleich draußen." "Beeil Dich ein bisschen. Wir müssen noch Ben bei Deiner Mutter vorbeibringen und ich hab auch noch das Geschenk bei mir zu Hause vergessen." "Ich komm gleich raus. Einen Moment noch." "Ist ja gut. Sieh einfach zu dass Du fertig wirst." Tyler sieht in den Spiegel und klebt einen weiteren kleinen Schnitt zu, den er sich aus Versehen beim rasieren zugefügt hat und murmelt zu sich selbst. "Klar...wir haben ja nur noch zwei Stunden bis zur Party. Wenn wir laufen würden, wären wir immer noch rechtzeitig da." Martha klopft erneut an die Badezimmertür. "Sag mal Tyler...weißt Du wo Ben seinen Lieblingsknochen versteckt hat?" Tyler beugt sich zu seinem Hund Ben hinunter und krault ihn hinter den Ohren. Er schneidet eine Grimasse und äfft Martha nach. "Wo hast Du Deinen Lieblingsknochen versteckt Ben?? Hmmmm... wahrscheinlich unter der Couch." "Tyler??? Äffst Du mich schon wieder nach??" "Nein Schatz...wie kommst Du denn darauf??" Tyler zieht sich ein weißes Hemd über und krault wieder Ben hinter den Ohren. Er verstellt wieder seine Stimme und imitiert Martha. "Also Ben...rede endlich. Wo ist Dein Knochen?" Man hört ein leises rumpeln und fluchen aus dem Nebenraum. "Unter der Couch. Dieser Hund schafft es aber auch immer dieses Ding zu verstecken. Bist Du jetzt fertig?" Tyler knöpft den obersten Knopf seines Hemdes zu und betrachtet sich erneut im Spiegel. "Hallo Tyler??? Alles klar da drin??" Tyler öffnet die Badezimmertür und betritt den Flur. Er verstaut seine Schlüssel, seine Brieftasche und seine Zigaretten in seinen Hosentaschen und dreht sich lächelnd zu Martha um. "Von mir aus können wir. Wird bestimmt lustig heute Abend."
Tyler und Martha gehen durch einen Innenhof, wobei sie ihren Hund Ben an der Leine dabei haben. Sie gehen durch ein schweres Eisentor auf die Strasse und direkt zu Ihrem am Straßenrand geparkten Wagen und steigen ein.
Tyler bremst den Wagen vor einer wunderschön restaurierten Jugendstilvilla ab und steigt gemeinsam mit Martha aus. Durch ein kleines Gartentor gelangen Sie in den Vorgarten des Hausen, in dem der Rasen penibel gepflegt ist und der Weg von kleinen Rosensträuchern und akkurat gestutzten Hecken gesäumt ist. Tyler geht zur schweren Eichenholztür und klingelt. Einige Sekunden später öffnet Tyler's Mutter die Tür. "Ah...da seid Ihr ja schon. Wo ist denn Ben?" Kaum spricht die Mutter Ben's Namen aus springt er sofort an ihr hoch und beginnt ihr Gesicht zu lecken. "Nanana...ist ja gut Du Stromer. Ich weiß auch so, dass Du gerne zu mir kommst." Tyler's Mutter streichelt noch kurz den Hund und wendet sich Martha und Tyler zu. "Und Ihr seid heute Abend bei den Hendersons eingeladen??" Tyler drückt Ihr Ben's Lieblingsknochen in die Hand und grinst sie an. "Ja. Ist aber nichts besonderes. Nur ne kleine Party. Das übliche Wie geht's Dir...Lang nicht mehr gesehen...Was macht der Job-Gerede." "Aber sei diesmal ein bisschen vorsichtiger mit dem Alkohol Junge." Martha wirft sich Tyler an den Hals und lacht. "Darum kümmere ich mich schon Mrs. Prett. Keine Angst. Ich pass schon auf." Tyler's Mutter zwickt ihn in die Wange und ermahnt ihn mit mütterlicher Sorge "Das hoffe ich. Das letzte Mal hast Du Dich zum Gespött der ganzen Nachbarschaft gemacht." "Keine Angst Mom. Diesmal nicht. Aber wir müssen auch los. Martha hat bei sich zu Hause das Geschenk vergessen, also müssen wir da noch einmal vorbei." " Na dann will ich euch nicht länger aufhalten. Viel Spaß heute Abend."
"Wartest Du im Wagen Tyler? Ich husch nur schnell oben in die Wohnung und bin gleich wieder da." "Klar...beeil Dich!" Martha steigt aus und öffnet die blau gestrichene Eingangstür, die in krassem Kontrast zu der roten Backsteinmauer des Hauses steht. Tyler sieht aus dem Wagen und betrachtet Martha's Haus. Die Eingangstür wird von zwei kleinen Fenstern eingerahmt. Im linken Fenster steht eine goldene Buddhafigur, die jeden freundlich angrinst der das Haus betritt. Im rechten Fenster steht eine weiße Porzellankatze, die sich die Pfote leckt. In diesem Moment kommt Martha zurück und steigt in den Wagen. "So...jetzt drück aufs Gas. Wir sind schon spät dran."
Tyler und Martha betreten das Haus der Hendersons, in welchem die Party schon in vollem Gange ist. Im Eingangsbereich verteilt stehen kleine Gruppen herum die sich angeregt unterhalten. "Hey Tyler. Da vorne ist Liz. Ich geh mal schnell zu Ihr hin. Hol Du Dir doch schon mal was zu trinken ja?? Ich komme gleich wieder." Sie drückt Tyler noch schnell einen Kuss auf die Wange, bevor Sie sich zu einer der Gruppen bewegt und sofort die anwesenden Damen begrüßt.
Tyler schlendert durch die Menge und begrüßt kurz ein paar der Gäste und nimmt sich einen Drink von der Hausbar. "Na?? Auch alleine hier??" Tyler dreht sich herum, um zu sehen wer Ihn da gerade angesprochen hat und vor Ihm steht eine junge Dame. "Entschuldigen Sie? Kennen wir uns?" Die junge Dame lächelt ihn an und streckt ihm die Hand entgegen. "Nein. Noch nicht. Aber mein Name ist Eve." Tyler sieht etwas unschlüssig Ihre ausgestreckte Hand an, bevor er ihr schließlich die Hand gibt und sich vorstellt. "Freut mich. Mein Name ist Tyler. Und die Antwort auf Ihre Frage ist Nein." "Welche Frage??" "Ob ich alleine hier bin." Eve macht ein enttäuschtes Gesicht. "Oh. Das ist mir jetzt ziemlich unangenehm. Ich wollte nicht aufdringlich sein." "Kein Problem. Meine Freundin hat das Talent sich selbst zu beschäftigen, also bin ich so gut wie alleine hier." Eve lacht leise auf und deutet auf die offene Terrassentür. "Wollen wir uns vielleicht in den Garten setzen? Ich find die Luft hier drin einfach grauenhaft." "Klar. Warum denn nicht." Tyler bietet Eve seinem Arm an und sie gehen gemeinsam nach draußen.
Tyler sitzt mit Eve auf einer Bank am Pool und um Sie herum stehen mehrere leere Whiskeygläser. Tyler ist auf die Bank zurückgesunken und auch Eve scheint angetrunken zu sein. "Und Tyler...was machen Sie eigentlich beruflich?" "Versicherungen." "Aha...und...spannend??" Tyler verzieht sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen. "Geradezu monströs spannend. Und mein Chef ist auch ein wahrer Engel." Eve lacht kurz auf und reicht Tyler ein volles Glas Whiskey. "Na dann...auf Deinen Chef." Tyler leert das ihm angebotene Glas mit einem Zug und starrt mit leerem Blick in den Pool. Er wankt etwas auf der Bank uns fällt plötzlich in Ohnmacht und rutscht von der Bank.
Tyler öffnet langsam die Augen und findet sich in einem heruntergekommen Hotelzimmer wieder. Mit einem leisen stöhnen richtet er sich auf und blickt herum. "Scheiße Alter...was hast Du jetzt schon wieder verbockt?!" Er schaut auf das Bett aber nur die Seite auf der er lag ist zerwühlt. Die andere Hälfte ist völlig unberührt. Er sieht sich um, aber außer ihm scheint niemand im Raum zu sein. Er schaut auf die Uhr die auf einer kleinen Kommode steht und die schon weit nach 12h mittags anzeigt. Die Sonne scheint in den Raum und er muss die Augen zusammenkneifen, um den Rest des Raumes zu betrachten. Langsam steht er auf und geht mit unsicheren Schritten zur Badezimmertür. "Martha...bist Du im Bad??" Als er keine Antwort erhält schließt er kurz die Augen und hämmert seinen Kopf leise gegen die Tür. Leise flüstert er zu sich selbst "Bitte lieber Gott, lass das nicht passiert sein. Bitte lass nicht Eve hinter dieser Tür sein!?" Als er erneut keine Antwort erhält öffnet er die Badezimmertür, aber auch im Bad ist niemand. Er geht zurück in das Zimmer und hält sich mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht die rechte Schulter. "Verdammt...wie bin ich hier bloß hergekommen?" Er geht zu seinen Klamotten, die über einen Stuhl gehängt sind. Er hebt ein blaues T-Shirt in die Höhe, welches einen großen eingetrockneten Flecken Blut um den Kragen herum aufweist. Er stürmt sofort ins Bad und sieht sich selbst im Spiegel an. Er untersucht seine Nase, seinen Mund, kann aber nirgendwo eine Verletzung erkennen. Verwundert wirft er das Shirt auf das Bett und nimmt die zusammengefaltete Hose vom Stuhl und durchwühlt die Taschen. Der einzige Inhalt sind ein zerknüllter Zettel und etwas Kleingeld. "Verdammte Scheiße...wo ist meine Kohle?!"
Dr. McCarthy und Johnson sitzen nervös auf ihren Stühlen vor einem schweren Kirschholzschreibtisch und die grelle Mittagssonne, welche durch die nur halbgeschlossenen Jalousie scheint, lässt beide die Augen etwas zusammenkneifen. McCarthy trägt ein dunkelgraues Kostüm, während Johnson einen Anzug trägt, aber beide tragen Ihre Mitarbeiterausweise an der Brust auf denen das grüne Logo der Harlan Corp. prangt. McCarthy zündet sich mit nervösen Fingern eine Zigarette an und trommelt mit Ihren Fingern ungeduldig auf die Tischplatte. "Wo bleibt der Alte bloß? Sie haben Ihm doch hoffentlich gesagt, dass es dringend ist?!" "Keine Angst Doc. Ich hab gesagt wie wichtig es ist." "Haben Sie Ihm auch gesagt, was passiert ist?" "Nein..." Johnson deutet ein leichtes Lächeln an und beugt sich zu Ihr hinüber. "Ich hab Ihm nichts gesagt...das ist nämlich Ihr Job." Sie nimmt einen tiefen Zug aus Ihrer Zigarette und bläst Johnson den Rauch ins Gesicht. "Verpissen Sie sich. Sie stecken genauso tief in der Scheiße wie ich." Ruckartig drehen sich beide herum, da sich die hintere Tür des Büros öffnet und ein älterer Herr den Raum betritt, der sich langsam auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch zu bewegt. "Also Dr. McCarthy. Warum hat mich unser guter Mr. Johnson so dringend hierher bestellt?" McCarthy zieht erneut an Ihrer Zigarette und lässt den Rauch langsam durch Ihre Nase entweichen, bevor sie zu ihrer Antwort ansetzt. "Wir haben Ihn verloren Sir." "Genauer McCarthy. Was bedeutet verloren?!" "Verloren bedeutet Sir, dass er nicht mehr da ist." Der ältere Herr erhebt sich langsam und schaut aus dem Fenster und dreht dabei McCarthy und Johnson den Rücken zu. "Wie ist das passiert?" Johnson antwortet mich einem besorgten Blick zu McCarthy auf die Frage. "Wir wissen es noch nicht. Ich erwarte den Bericht der Sicherheit in spätestens einer Stunde." Der ältere Herr dreht sich langsam zu den beiden um und stützt sich mit beiden Händen an der Tischplatte ab und fixiert McCarthy mit seinem Blick. "Wie ist vermutlich sein Zustand?" "Schwer zu sagen Sir. Er hat wahrscheinlich eine starke Psychose und eine verzerrte Wahrnehmung. Genaueres kann ich aber erst sagen, wenn ich Ihn untersucht habe." "Erinnerung?" McCarthy senkt den Blick und ihre Antwort ist nur ein leises Flüstern. "Wir wissen es nicht..." Johnson erhebt sich von seinem Stuhl und setzt sich auf die Kante des Schreibtisches. "Für mich spielt es keine Rolle wie er sich fühlt. Wir müssen Ihn so schnell wie möglich aus dem Verkehr ziehen." McCarthy sieht zu Johnson auf und funkelt Ihn böse an. "Aber wir brauchen Ihn lebend. Wenn wir eine Leiche präsentieren müssen, dann gehen hier ganz schnell die Lichter aus." Johnson lacht laut auf. "Und wie wollen Sie das anstellen?? Wollen Sie vielleicht die Polizei einschalten und alles aufs Spiel setzen?" Der ältere Herr unterbricht die beiden. "Hören Sie auf. Die Polizei und die Öffentlichkeit sind zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Thema." Er macht eine kurze Pause und zieht dabei schwer die Luft ein, bevor er sich mit einem leisen Seufzer an McCarthy wendet. "Sie leiten diese Operation. Es war Ihr Projekt, also bügeln Sie die Sache jetzt auch aus. Ich gebe Ihnen 24 Stunden um Ihn zurückzubringen. Wenn Sie Ihn bis dahin nicht gefunden haben, werden wir die Polizei einschalten müssen." McCarthy steht ebenfalls auf und wendet sich an Johnson. "Wir sollten erst mal seine Kontaktpersonen überprüfen. Er hat nur vier Optionen, also wird er bei ihnen irgendwann auftauchen." Johnson stemmt die Hände in die Hüften und baut sich vor McCarthy auf. "Falls es nicht schon zu spät ist..."
Tyler öffnet das schwere Eisentor vor seinem Haus und geht zum Eingang und betätigt eine Klingel. Eines der ebenerdigen Fenster öffnet sich und eine ältere Dame streckt den Kopf aus dem Fenster. "Ja?" "Hallo Mrs. Rice. Ich habe meinen Schlüssel verloren und komm nicht in meine Wohnung. Könnten Sie mir bitte den Ersatzschlüssel geben?" Mrs. Rice schaut Tyler von oben bis unten verwundert an. "Entschuldigen Sie Sir. Aber kennen wir uns?" Tyler lächelt die Dame etwas verunsichert an. "Aber Mrs. Rice...ich bin es. Tyler Prett. Ich wohne im 2.Stock. Sie wissen schon...der Mann mit dem Hund. Ich habe Ihnen für Notfälle meinen Schlüssel gegeben." Die ältere Dame zieht die Augenbrauen zusammen und in Ihrem Tonfall ist Ärger herauszuhören. "Hören Sie junger Mann...im 2. Stock wohnt die Familie Kamata und dass schon seit mehr als 5 Jahren. Außerdem kann ich mich nicht erinnern Sie hier jemals gesehen zu haben. Ich rate Ihnen jetzt besser zu gehen, ansonsten werde ich die Polizei rufen müssen." Tyler tritt verwirrt einen Schritt zurück und betrachtet die im Eingang angebrachten Klingelschilder. Auf dem Schild des 2. Stocks steht deutlich der Name "Kimio Kamata". Tyler dreht sich um und geht verstört zurück Richtung Strasse.
Tyler läuft auf das Haus seiner Mutter zu, aber das Bild des Hauses ist nicht dass aus seiner Erinnerung. Das Haus ist heruntergekommen und scheint schon seit etlichen Jahren nicht mehr bewohnt zu sein. Der Garten ist ein einziger Dschungel aus hohem Gras und wucherndem Unkraut. Das Holztor hängt nur noch schief in einer Angel und der Weg zum Haus ist bereits überwuchert. Die Fenster und Türen des Hauses sind mit schweren Holzbohlen vernagelt. Tyler betritt den Garten und geht langsam zur Eingangstür und klopft heftig an die Tür und ruft seine Mutter. Nachdem er keine Antwort bekommt, geht er um das Haus herum und klopft gegen die verriegelten Fenster, ohne auch dort eine Antwort zu erhalten. "HEY!!! SIE DA!!" Tyler dreht sich herum, um den Ursprung der Stimme auszumachen. Am Zaun des Nachbargrundstückes gelehnt, steht eine älterer Herr der Tyler zu sich winkt. "Was tun Sie da??" Tyler hebt beschwichtigend die Hände. "Ich suche meine Mutter. Sie wohnt hier." Der ältere Mann schaut mit fragendem Blick zum Haus hinüber und wendet sich wieder Tyler zu. "Hör zu Junge...in dem Haus wohnt seit fast 30 Jahren niemand mehr. Wenn Deine Mutter hier mal gewohnt hat, dann ist Sie schon lange ausgezogen." "Aber das kann nicht sein. Ich war gestern noch bei Ihr gewesen und alles war in Ordnung." Tyler deutet mit verwirrter Miene auf das Haus und fängt an leise zu stammeln. "Verstehen Sie doch...gestern war alles wie immer...der Rasen gemäht...die Hecke geschnitten...und..." "Hey Junge...ist alles Ok bei Dir?? Vielleicht sollte ich Dir lieber einen Arzt rufen häh??" Tyler taumelt rückwärts davon und sein Blick bleibt auf das Haus seiner Mutter gerichtet. "Nein Danke...alles in Ordnung...seit 30 Jahren wohnt hier niemand mehr...ich habe schon verstanden." Plötzlich wirbelt er herum und rennt vom Grundstück und die Strasse hinunter.
Keuchend und verschwitzt kommt Tyler schließlich vor Marthas Haus zum stehen. Er atmet schwer und Tränen laufen seine Wange hinunter. Die grinsende Buddha-Figur lächelt ihn von ihrem Platz im Fenster an. Auch die Katzenfigur ist noch im zweiten Fenster an derselben Stelle wie zuvor. Wo sich allerdings die blaue Eingangstür befunden hat, ist nur noch eine rote Backsteinmauer, die sich vom Rest der Fassade nicht unterscheidet. Tyler sieht verzweifelt die Mauer hinauf und klopft an die Fenster und ruft nach Martha. Das rechte Fenster öffnet sich und ein bärtiger Mann tritt hervor. "Was soll der Scheiß?? Hast Du Penner noch alle beisammen?!" "Hören Sie Sir...es ist unglaublich wichtig. Ich muss ganz dringend mit Martha sprechen. Ist Sie zu Hause?" "Verpiss Dich Du Wichser. Hier wohnt keine Martha und hat auch noch nie eine gewohnt und jetzt sieh zu das Du Land gewinnst." "Das kann nicht sein...ich hab Sie gerade gestern Abend hier abgesetzt und hier zwischen den Fenstern war auch noch eine blaue Tür." Der Mann verschwindet kurz aus der Fensteröffnung und erscheint einen Moment später wieder und hält ein Schrotgewehr in der Hand. "Jetzt hör mal zu Du krankes Arschloch. Ich weiß nicht was für Pillen Du Dir eingeschmissen hast, aber ich rate Dir ernsthaft zu verschwinden, sonst brennt hier gleich die Luft." Um seine Warnung zu unterstreichen lädt der Mann sein Gewehr durch. Tyler taumelt die Strasse hinunter und beginnt wieder die Strasse hinunterzurennen.
Johnson sitzt am Steuer des Wagens und nippt an seinem To-Go Kaffee. "Wo wollen wir zuerst hin??" McCarthy sieht aus dem Beifahrerfenster und dreht dann langsam den Kopf in Johnson's Richtung. "Zu seinem Haus würde ich sagen. Da wird er es zuerst versuchen."
Johnson und McCarthy steigen vor dem Haus aus Ihrem Wagen und gehen durch das Eisentor auf den Eingang zu. Sie klingeln im Erdgeschoss und Mrs. Rice öffnet ihr Fenster. "Guten Tag. Mein Name ist Detective Johnson. War dieser Mann heute hier??" Mrs. Rice sieht das Foto an, dass Johnson ihr hinhält. "Ja...der Mann war hier. Irgendwann heute Nachmittag." "Was hat er gewollt?" "Er hat gesagt er wohnt hier, aber ich habe diesen Mann noch nie zuvor gesehen. Ist er ein Verbrecher??" "Nein Ma'am. Keine Sorge. Er wird Sie nicht mehr belästigen."
"Immerhin wissen wir jetzt, woran er sich erinnert." McCarthy zündet sich eine Zigarette an und sieht zu Johnson rüber. Johnson macht ein grimmiges Gesicht und krallt seine Hände in das Lenkrad. "Weil er sich an seine Wohnung erinnert?? Nicht sehr überzeugend würde ich sagen...viel wichtiger ist aber, an was er sich noch so alles erinnern kann."
McCarthy spricht den älteren Herren auf dem Nachbargrundstück an, der immer noch in seinem Garten arbeitet. "Guten Tag Sir. Mein Name ist Detective McCarthy. Dürfte ich Ihnen wohl ein paar Fragen stellen?" Der Mann wischt sich die Hände an seiner Hose ab, die von der Gartenarbeit noch verdreckt sind und nimmt das Foto, dass McCarthy ihm entgegenstreckt. "Hey...das ist ja der Junge von eben..." "Wann war er hier??" "Puhh....vor ein paar Stunden. Vielleicht so um 3 Uhr rum." "Danke Sir. Ich nehme an er hat sich für das Nachbarhaus interessiert?!" "Haargenau Detective. Er hat tatsächlich behauptet, seine Mutter würde dort wohnen." McCarthy lächelt den Mann freundlich an. "Der Mann ist tatsächlich etwas verwirrt. Hat er Ihnen vielleicht gesagt wo er hingehen wollte?" "Nein Detective. Er ist einfach die Strasse runtergerannt, als ob der Teufel hinter ihm her wäre." McCarthy steckt das Foto in die Tasche und zündet sich eine Zigarette an und wendet sich wieder dem Mann zu. "Wissen Sie...in Gewissem Sinne haben Sie damit Recht Sir. Einen schönen Tag noch."
"Er war hier." "Wann?" "So gegen 3 Uhr. Er ist wahrscheinlich direkt zu seiner Freundin, aber er hat einfach zu viel Vorsprung, als dass wir Ihn dort noch erwischen könnten." "Versuchen wir es doch einfach McCarthy." McCarthy schüttelt den Kopf. "Keine Chance Johnson. Er bleibt nicht dort. Hat gar keinen Grund dazu. Sie können ja ein Kommando hinschicken, aber ich hab nicht allzu viel Hoffnung." Johnson zieht sein Handy und führt eine kurzes Telefonat, während McCarthy das Foto Tylers in den Händen hält und es in den Fingern hin und her dreht. Johnson steckt sein Telefon in die Tasche und wendet sich wieder seiner Begleiterin zu.
"Ok McCarthy. Das Kommando ist unterwegs. Es wird langsam dunkel. Sollen wir noch zu Station Nummer 4??" "Heute wird er dort nicht mehr hingehen. Er kommt um diese Uhrzeit nicht einmal in das Gebäude hinein. Wir postieren am besten ein Kommando dort und warten morgen auf Ihn" "Und was ist, wenn er versucht seinen Kontakt anzurufen??" McCarthy antwortet nicht, aber ein leichtes Grinsen zieht sich über Ihre Lippen.
Tyler steht in einer Telefonzelle und sucht das Kleingeld aus einer Hose zusammen. Er wählt hektisch eine Nummer, aber es ertönt sofort die Ansage "Die von Ihnen gewählte Nummer ist nicht vergeben." Tyler wählt erneut eine Nummer, aber die Ansage ertönt erneut. Tyler schlägt den Hörer mehrfach gegen das Telefon und traktiert die Telfonzelle mit Tritten.
Schließlich verlässt er die Telefonzelle und setzt sich auf eine der nahe stehenden Parkbänke. Er schlägt die Hände vors Gesicht und schluchzt leise vor sich hin. Ein plötzliches Geräusch lässt ihn hochschrecken und vor ihm hat ein Penner sich mit seinem vollbeladenen Einkaufswagen aufgebaut, in dem er seine Habseligkeiten verstaut hat. Der Penner sieht Tyler nur an ohne ein Wort zu sagen. "Verpiss Dich. Was glotzt Du mich so an?? Ich hab kein Kleingeld, also zieh Leine." Der Penner grinst Tyler mit einem zahnlosen Lächeln an. "Ich kenne Dich." "Ich hab Dir gesagt Du sollst Dich verpissen!!" Der Penner kichert leise in sich hinein. "Ich kenne Dich. Ich hab Dich schon mal im Fernsehen gesehen." Tyler steht auf und baut sich bedrohlich vor dem Penner auf. "Ich bin kein gottverdammter Schauspieler und auch ohne Dich hab ich schon genug Probleme, also verpiss Dich endlich." "Sie werden Dich kriegen. Sie suchen Dich bestimmt schon." Tyler sieht den Penner verwundert an. "Wie meinst Du das?? Wer kriegt mich??" Der Penner kichert wieder leise in sich hinein und deutet auf das Blut auf Tylers Shirt. "Sie wissen dass Du nicht mehr da bist. Sie werden Dir das Fell über die Ohren ziehen, wenn Sie Dich erst mal haben. Dann gibt es für Dich kein Zurück mehr. Dann wirst Du gegrillt." Tyler packt den Penner am Kragen und zieht ihn an sich. "Hör mir zu Du Arschloch. Ich hab echt keinen Bock auf Deine Spielchen. Wer ist hinter mir her?? Wer tut mir das hier alles an???" "Du wirst schon sehen...Du wirst es noch früh genug merken, aber dann wird es schon zu spät sein. Du wirst schon sehen..." Tyler gibt den Penner einen Stoß und dieser prallt gegen seinen Einkaufswagen. "Rede Du Arschloch." Er versetzt dem Penner einen Faustschlag ins Gesicht und dieser fällt zusammen mit dem Einkaufswagen zu Boden. Tyler gibt dem am Boden liegenden noch einen Tritt und schreit Ihn an und zerrt ihn am Kragen wieder hoch. "Sag mir jetzt endlich was Du weißt. Woher kennst Du mich? Wer verfolgt mich??" Er erhält aber keine Antwort mehr, denn er sieht in die glasigen, stumpfen Augen eines Toten...
Johnson wirft in hohem Bogen eine Zeitung auf McCarthys Schreibtisch und setzt sich Ihr gegenüber. Ein Artikel ist mit Kugelschreiber umrandet und McCarthy liest die Überschrift. "Landstreicher im Park erdrosselt" Sie lehnt sich zurück und sieht die Zeitung an. "Und McCarthy...war er das??" "Wahrscheinlich nicht. Es passt nicht in sein Profil. Ein Überfall auf einen Penner im Park?? Das klingt eher nach ein paar übermütigen Jugendlichen. Finden Sie nicht auch??" "Aber möglich wäre es schon. Oder etwa nicht??" McCarthy erhebt sich und geht auf die Tür zu. "Möglich ist alles. Steht das Kommando schon bereit?" "Ich habe alles notwendige in die Wege geleitet. Alle Mann sind auf ihren Posten." "Na dann schauen wir mal, ob er sich auch an seinen guten, alten Onkel Vinnie erinnert."
Tyler tritt aus einem Fahrstuhl heraus und geht auf den Empfang einer Anwaltskanzlei zu. Auf einem Schild neben dem Eingang ist der Name der Kanzlei "Vincent Prett & Partner" zu erkennen. Tyler sieht sich um, aber außer der Empfangsdame ist niemand zu sehen. "Entschuldigen Sie Sir?! Kann ich Ihnen behilflich sein?" "Ja Miss. Ich wollte zu meinem Onkel. Mein Name ist Tyler. Tyler Prett." Die Empfangsdame sieht Ihn kritisch an, da er unrasiert und mit besudeltem T-Shirt nicht sonderlich vertrauenserweckend aussieht. "Haben Sie denn einen Termin Sir?" "Es geht um eine Familienangelegenheit. Ich glaube nicht, dass ich dafür einen Termin brauche." Die Empfangsdame sieht in einen vor ihr aufgeschlagenen Terminplaner und wendet sich wieder Tyler zu. Es tut mir außerordentlich leid Sir, aber Mr. Prett ist momentan in einer Besprechung. Soll ich Ihm vielleicht eine Nachricht hinterlassen, dass Sie hier waren?" Tyler schlägt wütend auf den Empfangstresen. "Ich muss jetzt mit Ihm sprechen. Holen Sie Ihn jetzt aus der Besprechung, oder ich werde es tun." Die Empfangsdame drückt einen kleinen, unscheinbaren Knopf unter ihrem Schreibtisch und erhebt sich. "Warten Sie bitte hier. Ich werde sehen was ich tun kann." Sie geht in einen Nebenraum und lässt Tyler alleine im Empfangsbereicht stehen. Einen Moment später öffnet sich die Tür wieder und die junge Empfangsdame betritt den Raum, begleitet von zwei Männern in Uniformen des Sicherheitsdienstes. "Das ist der Mann. Bitte geleiten Sie Ihn doch zur Tür." Die zwei Sicherheitsmänner packen Tyler und schleifen ihn zur Ausgangstür. Tyler wehrt sich verzweifelt und ruft der Empfangsdame zu. "Das muss sich alles um einen Missverständnis handeln. Sagen Sie Onkel Vinnie, dass ich Ihn dringend sprechen muss. Es geht um Leben und Tod." Die Empfangsdame schüttelt nur den Kopf und ruft Ihm hinterher. "Mr. Prett hat keinen Neffen mehr. Sein einziger Neffe ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Das hätten Sie vielleicht bedenken sollen, bevor Sie hierher kamen und solche Lügen erzählen." Die Sicherheitsleute schleifen Tyler zum Aufzug und bauen sich hinter ihm auf. Der Aufzug kündigt sein Kommen mit einem leisen Läuten an und die Fahrstuhltür öffnet sich.
Die Aufzugtür öffnet sich und gibt den Blick auf den Innenraum des Fahrstuhls und den bereits zugestiegenen Fahrgast frei. McCarthy steht in einer Ecke des Aufzugs und zündet sich in aller Seelenruhe eine Zigarette an, während Tyler zusteigt und den Knopf fürs Erdgeschoss drückt. Die Türen schließen sich und Tyler murmelt McCarthy über die Schulter zu. "Entschuldigen Sie Miss, aber ich bezweifle, dass das rauchen im Fahrstuhl gestattet ist." McCarthy lächelt ihn süffisant an und greift an ihm vorbei zur Aufzugssteuerung und drückt den Nothalteknopf und der Fahrstuhl kommt mit einem Ruck zum stehen. Tyler dreht sich zur Ihr um und funkelt sie wütend an. "Was soll die Scheiße?? Haben Sie noch alle beisammen?" McCarthy nimmt einen tiefen Zug und lässt den Rauch durch die Nase entweichen. "Kein Grund zur Aufregung Mr. Prett. Wie geht es Ihnen heute? Sie sehen etwas abgekämpft aus." Tyler sieht Sie verwirrt an. "Woher kennen Sie meinen Namen? Wer sind Sie?" Sie sieht ihm direkt in die Augen und lächelt erneut. "Mein Name ist Dr. McCarthy. Wir kennen uns bereits. Wahrscheinlich können Sie sich aber nicht mehr an mich erinnern. Was ein Jammer ist, denn dann würde Ihnen vieles klarer werden." "Wie meinen Sie das?" "Wenn Sie sich noch an mich erinnern könnten, dann wüssten Sie wieso Ihr geliebter Onkel Vinnie keine Zeit für Sie hat, oder wieso das Haus Ihrer Mutter eine Ruine ist. Wie geht es eigentlich Ihrer Narbe?" "Wovon reden Sie eigentlich? Was soll die ganze Scheiße??" McCarthy zieht ironisch Ihre Mundwinkel nach unten. "Aber Mr. Prett. Die Narbe an Ihrer rechten Schulter. Sie dürfte eigentlich noch nicht ganz verheilt sein. Es würde mich wundern wenn Sie keine Schmerzen mehr hätten." Tyler hat einen kurzen Flashback und erinnert sich an den stechenden Schmerz in seiner Schulter, nachdem er im Hotel aufgewacht ist. Er zieht den Kragen seines Shirts runter und dreht sich zu einem der Spiegelwände im Aufzug. Auf der Rückseite seiner rechten Schulter prangt eine 10cm lange Narbe, die noch nicht ganz verheilt zu sein scheint. McCarthy beugt sich zu Ihm hinüber und flüstert Ihm ins Ohr. "Kommen Sie mit mir. Wir haben einiges zu besprechen." Um Ihre Aussage zu unterstreichen deutet sie mit einem Kopfnicken auf die Pistole, die sie, von ihm unbemerkt, auf seinen Bauch gerichtet hat. Sie drückt erneut den Nothalteknopf und der Aufzug setzt sich wieder in Bewegung und stoppt im nächsten Stockwerk. Die Türen gleiten zur Seite und vor der Aufzugstür stehen drei schwerbewaffnete Mitglieder eines Kommandos, welche Ihre Maschinenpistolen bereits im Anschlag haben. Die Ziellaser sind allesamt auf Tylers Kopf gerichtet.
Er lässt sich blitzschnell zu Boden fallen und reißt dabei McCarthy mit sich. Die Schüsse der Maschinenpistolen bellen auf und zerreisen das Innere des Aufzugs. Noch im Fallen umklammert Tyler die Pistole in McCarthys Hand und noch bevor beide auf dem Boden aufgeschlagen sind, hat er bereits mehrere Schüsse auf das Kommando abgegeben. Einer der Soldaten wird durch die Treffer an die hintere Wand geschleudert und die anderen beiden suchen Deckung hinter der Wand. Die Aufzugstüren schließen sich und der Aufzug setzt seinen Weg fort.
Tyler zieht McCarthy an den Haaren in die Höhe und sie blutet bereits heftig aus einer Platzwunde an Ihrer linken Schläfe. Tyler hält Ihr die Pistole an den Hals und flüstert Ihr ins Ohr. "Sie haben recht. Wir haben tatsächlich einiges zu besprechen." Er drückt den Nothalt und stemmt die Aufzugstür auf. Der Aufzug ist zwischen zwei Stockwerken zum Stillstand gekommen und Tyler schiebt McCarthy durch die untere Öffnung hinaus und springt Ihr hinterher.
Tyler packt McCarthy am Arm und schleift sie in das Treppenhaus. Vom Ende des Flures sind bereits schwere Stiefelschritte und die Befehle eines weiteren Kommandos zu vernehmen. Tyler zieht McCarthy die Treppen hinunter, aber auch von unten stürmt Ihnen ein Kommando entgegen, welches sich aber noch einige Stockwerke unter ihnen befindet. Tyler gibt einen Schuss auf das sich nähernde Kommando ab und zerrt McCarthy die Treppen nach oben.
Tyler und McCarthy kommen an der Tür zum Dach an und Tyler zerschießt das Schloss der Tür und tritt die Reste aus den Angeln. Er schiebt McCarthy auf das Dach hinaus und folgt ihr mit der Pistole im Anschlag. McCarthy dreht sich wütend zu Ihm herum und schreit ihn an. "Und jetzt Mr. Morgan?? Was gedenken Sie jetzt zu tun??" "Mein Name ist Prett sie verdammtes Miststück. Ich will jetzt die Wahrheit hören. Was ist hier los verdammt?? Reden Sie." Er baut sich vor Ihr auf und richtet den Lauf der Pistole auf Ihren Kopf. McCarthy lacht kurz auf und greift nach den Zigaretten in Ihrer Tasche und zündet sich ruhig eine Zigarette an. Nach Ihrer Gewohnheit lässt Sie den Rauch des ersten Zuges langsam durch die Nase entweichen. "Vor 5 Jahren hat die Harlan Corp. Einen Durchbruch in der Entwicklung eines neuen VR-Systems gemacht, welches es möglich gemacht hat, virtuelle Bilder direkt in das Gehirn eines Menschein einzuschießen. Möglich wurde dies durch ein Implantat, welches direkt mit dem Stammhirn verbunden war. Aufgrund der direkten Verbindung zum Gehirn, konnte man Realität und VR nicht mehr auseinanderhalten." "Was zum Teufel hat das alles mit mir zu tun?? Erzählen Sie mir keine Scheiße!!" McCarthy nimmt erneut einen Zug aus Ihrer Zigarette und sieht Tyler an. "Zuerst hat Harlan das System der Videospiel-Industrie angeboten, aber aufgrund der hohen Entwicklungskosten und einiger nicht zu erwartender Nebenwirkungen, wie z.B. schweren Psychosen, konnte man sich in diesem Markt nicht durchsetzen. Allerdings hat die Regierung erstaunlich schnell Interesse angemeldet." "Hören Sie mit dieser Scheiße auf. Kommen Sie zum Punkt. Was passiert hier??" "Dank des Implantates konnten wir Menschen unterschiedlichen virtuellen Belastungssituationen aussetzen, welche von der Realität nicht zu unterscheiden sind. Wir konnten die Reaktionen analysieren und so ein ausgewogenes psychologisches Profil des Probanten aufstellen." Tylers Hand beginnt zu zittern und geht einen Schritt näher auf McCarthy zu. "Reden Sie...was hat das alles mit mir zu tun. Was ist mit mir passiert??" McCarthy lächelt ihn an. "Das Implantat sollte für militärische Übungszwecke eingesetzt werden. Aufgrund der unüberschaubaren Nebenwirkungen hat man sich allerdings für einen experimentellen Testlauf in der Strafverfolgung entschieden. Es wurden unterschiedliche Straftäter in die VR geschickt, um zu analysieren ob eine erfolgreiche Resozialisierung zu erwarten ist. Und Sie Mr. Morgan...Sie sind eine dieser Testpersonen." "Sie lügen!! Ich habe noch nie in meinem Leben ein Verbrechen begangen. Sie lügen!!" McCarthy zieht erneut an Ihrer Zigarette und lässt sich von der auf sie gerichtete Pistole nicht verunsichern. "Ihr Name ist Alexander Morgan. Von der Schulmedizin werden Sie als pathologischer Psychopath eingestuft. Sie haben in den letzten zwölf Monaten acht Frauen auf bestialische Weise getötet. Das Experiment war Ihre letzte Chance." Tyler verkrampft sich und die Waffe in seiner Hand beginnt noch heftiger zu zittern. Mit Tränen in den Augen brüllt er McCarthy an. "SIE LÜGEN!! ICH HABE NIE ETWAS VERBROCHEN!! UND MEIN GOTTVERDAMMTER NAME IST TYLER PRETT!!!" McCarthy bleibt weiterhin ganz ruhig und fixiert seinen Blick. "Das Experiment oder der elektrische Stuhl. Sie hatten keine Wahl. Das einzige Problem ist, dass Sie aufgewacht und geflohen sind. Das Implantat hat die Erinnerung an Ihr altes Leben unterdrückt, also können Sie sich nur an die Ereignisse der VR-Simulation erinnern." Tyler drückt ihr die Pistole auf die Stirn und Tränen laufen seine Wange hinunter. "Sie lügen Sie Miststück!! Sie lügen...ich bin kein Mörder!!" McCarthy sieht ihn weiterhin ungerührt an. "Wenn ich lüge, dann beantworten Sie mit bitte nur eine Frage." Es entsteht eine kurze Pause, in der beide sich in die Augen starren. "Wie viele Menschen haben Sie allein in den letzten 24 Stunden getötet?" Die Szene friert ein und Tyler sieht erneut das Bild des toten Penners im Park und den toten Soldaten vor dem Aufzug vor sich. Er taumelt einen Schritt zurück. "Sie lügen...Sie lügen..." In dem Moment steigt ein Helikopter von unten über den Rand des Daches und sofort schlagen Schüsse neben Tyler in den Boden ein. Er wirbelt sofort herum und rennt zum Rand des Daches. McCarthy sieht im hinterher und Entsetzen steht Ihr ins Gesicht geschrieben als Tyler vom Dach springt.
Fassungslos kniet Sie auf dem Boden, während der Hubschrauben zur Landung ansetzt. Johnson springt aus dem Hubschrauber und rennt auf sie zu. "Was ist passiert?? Wo ist er??" McCarthy deutet nur mit der Hand auf den Rand des Daches. Johnson zieht sofort ein kleines Funkgerät von seinem Gürtel. "An alle. Der Flüchtige ist vom Dach gesprungen. Auf der Westseite. Entfernen Sie sofort den Leichnam von der Strasse, hier wimmelt es nämlich gleich nur so von Bullen." Johnson hilft McCarthy auf die Beine die nur leise vor sich hinmurmelt. "Wenn publik wird, dass das Experiment gescheitert ist, dann gehen die Lichter aus. Für uns alle." "Keine Sorge Doc. So weit wird es nicht kommen." Plötzlich knistert Johnsons Funkgerät. "Mr. Johnson Sir. Hier unten ist niemand." Wütend nimmt Johnson das Funkgerät und brüllt hinein. "Ihr gottverdammten Versager. Er ist vom Dach gesprungen. Inzwischen ist er schon dreimal unten aufgeschlagen." "Ich wiederhole Sir. Hier unten ist niemand." McCarthy und Johnson sehen sich mit verwirrten Blicken an und sie rennt zum Rand des Daches wo Tyler gesprungen ist und blickt fassungslos hinunter. Johnson kommt dazu und sieht ebenfalls nach unten. Ein Stockwerk tiefer breitet sich die Dachterrasse des Westflügels aus, auf welcher ein Restaurant eingerichtet ist. Einer der Tische ist zertrümmert und die Gäste rennen in Panik durcheinander. Johnson nimmt sein Funkgerät uns spricht leise hinein. "Er ist nicht vom Dach gesprungen. Er befindet sich noch im Gebäude. Findet Ihn..." "Vergessen Sie es Johnson. Wir haben Ihn wieder verloren."
Tyler humpelt zu einer Parkbank und setzt sich darauf. Er ist verschwitzt und ringt nach Atem. Die Spuren die seine Tränen hinterlassen haben, sind noch deutlich auf seinem Gesicht zu erkennen. Er steckt die Pistole in seine Tasche und der kleine zerknüllte Zettel, welchen er bereits im Hotel in der Hand gehalten hatte, fällt heraus. Er hebt den Zettel auf und faltet Ihn auseinander. Außer einer Telefonnummer ist nichts zu erkennen. Er steht langsam auf und humpelt zu einer nahegelegenen Telefonzelle. Er wählt die Nummer und eine junge Frau antwortet. "Hallo?" Tyler bringt keinen Ton heraus und hält verwirrt den Hörer in der Hand. Die junge Frau fragt erneut. "Hallo?? Wer ist da? Bist Du das Jim?" In dem Moment wo sie den Namen nennt, hat Tyler einen Flashback. Er sieht einen Mitarbeiterausweis der Harlan Corp. auf welchem der Name Jim Franke zu erkennen ist. Der Ausweis ist an ein blaues T-Shirt angesteckt. Sie fragt erneut und Tyler wird aus seinem Flashback herausgerissen. "Hör auf damit Jim...das ist nicht witzig. Rede mit mir...wo bist Du?? Warum bist Du nicht nach Hause gekommen?? JIM???" Tyler taumelt zurück und rutscht an der Wand der Telefonzelle hinab. Er hat einen erneuten Flashback. Er erinnert sich an die Person, die zu dem Mitarbeiterausweis gehörte und wie er selbst diese Person mit einem Skalpell bedroht und über einen weißen Korridor geschleift hat. Er erinnert sich, wie der junge Mann mit aufgeschnittener Kehle auf dem Boden des Flures lag und wie das Blut über sein Shirt gelaufen ist. Tyler spiegelt sich im Glas der Telefonzelle und sein Blick bleibt auf dem Blut haften, welches um den Kragen seines Shirts eingetrocknet ist und ihm wird klar woher er die Kleidung hat und dass das eingetrocknete Blut nicht sein eigenes ist...
Johnson und McCarthy sitzen in ihrem Wagen. "Und jetzt McCarthy...wie sollen wir Ihn jetzt finden?" McCarthy lehnt mit ihrem Kopf an der Fensterscheibe und sieht hinaus. Ihre Stimme ist nur ein flüstern, als sie antwortet. "Ich weiß es nicht. Vielleicht sollten wir doch die Polizei einschalten. Es ist zu gefährlich Ihn weiter herumrennen zu lassen." Johnson schlägt gegen das Lenkrad. "Sind Sie jetzt völlig übergeschnappt McCarthy? Der Schlag auf den Kopf scheint Ihnen nicht gut getan zu haben. Sie wissen genau, dass die Harlan Corp. am Ende ist, wenn die Polizei und die Öffentlichkeit Wind von dieser Sache bekommt." In diesem Moment klingelt ihr Handy und McCarthy nimmt ab. "Was gibt es?...Wann??....Was hat Sie gesagt??...Mit wem genau hat Sie gesprochen??...Ich verstehe... ja...geben Sie mir einfach die Nummer und ich rufe Sie selbst an....ja....Danke." Sie legt auf und wählt sofort eine Nummer. "Was ist los McCarthy?" "Die Freundin des toten Pflegers hat angerufen. Sie wissen schon, dieser Franke. Sie fragt wo Ihr Freund ist, da er die ganze Zeit nicht nach Hause gekommen ist. Sie besteht aber darauf, dass er eben angerufen, aber nicht mit Ihr gesprochen hat." "Und Sie glauben jetzt, dass er es war..." "Möglich wäre es. Vergessen Sie bitte nicht, wessen Kleidung er trägt. Vielleicht hatte Franke die Nummer irgendwo notiert und er hat sie gefunden und auf gut Glück gewählt." "Nehmen Sie es mir nicht übel McCarthy, aber Ihre Theorie ist doch recht dürftig." McCarthy sieht zu ihm hinüber und antwortet leise. "Wenn Sie eine bessere Spur haben. Dann lassen Sie es mich wissen." Sie nimmt Ihr Handy ans Ohr und wartet. Nach einem kurzen Augenblick meldet sich eine junge Frau. "Hallo? Guten Tag, meine Name ist Dr. McCarthy von Harlan. Ich arbeite mit Ihrem Freund Jim zusammen. Ich habe gehört, er hätte Sie vor kurzem angerufen? Wo ist er??...Ich verstehe...ja...hat er denn gar nichts gesagt??...Geräusche?? Was für Geräusche??....verstehe...Ich danke Ihnen. Wir werden auch weiterhin versuchen Ihn zu erreichen und Sie anrufen, sobald wir etwas wissen." Johnson wirft einen Blick zu McCarthy herüber und fragt nervös. "Und?? Was hat Sie gesagt??" "Es hat zwar niemand mit Ihr gesprochen, aber Sie hatte den Eindruck im Hintergrund Kinderlachen gehört zu haben. Kinderlachen und eine leise Melodie." Johnson sieht zu Ihr hinüber und starrt Sie an. "Der Park..." "Ich schlage vor Johnson, dass Sie Ihre Leute zusammentrommeln."
Tyler taumelt über eine Wiese auf einen kleinen See im Park zu. Am Ufer spielt eine Gruppe Kinder die um ein großes Karussell herumlaufen und die Kinder auf dem Karussell mit kleinen Matschkügelchen bewerfen. Eine Familie sitzt auf einer ausgebreiteten Decke zu einem Picknick zusammen. Tyler läuft direkt auf Sie zu und wendet sich gleich an den Vater. "Dürfte ich mir wohl kurz eines Ihrer Messer ausleihen??" Der Mann schaut verwirrt zu Tyler auf und sieht ihn verwundert an. Tylers Gesicht ist blass und der Schweiß strömt ihm über das Gesicht. "Hören Sie...wir essen gerade..." Tyler hebt die Pistole und zielt auf eines der Kinder. "Ach kommen Sie schon...ich werde es Ihnen auch ganz bestimmt zurückbringen." Der Mann reicht Tyler sofort mit zitternder Hand ein Messer. "Danke schön...ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag." Er dreht sich um und hält auf eine kleine Baumgruppe zu, wo er sich schließlich in das Gras fallen lässt. Er zieht sein Shirt aus und umklammert das Messer. Er atmet tief durch und beginnt mit schmerzverzerrtem Gesicht die Narbe an seiner Schulter zu öffnen. Nach einigen kurzen Schnitten lässt er das blutverschmierte Messer in das Gras fallen und greift mit den Fingerspitzen in die geöffnete Wunde. Mit einem kurzen Ruck zieht er einen kleinen Gegenstand heraus und dreht ihn zwischen seinen Fingern hin und her. Es ist eine kleine Platine, an der kurze Drähte baumeln.
Er bemerkt einen kleinen roten Punkt auf seiner Brust, der sich hektisch hin und her bewegt und zu dem sich weitere Lichtpunkte gesellen. Er sieht auf und ist von zehn Soldaten umzingelt, die alle bereits auf Ihn angelegt haben. McCarthy und Johnson treten hinter den Soldaten hervor und sehen auf Tyler herab. Er sieht zu McCarthy auf und hält Ihr die blutige Platine entgegen. "Ist das mein Leben? Oder nur dass, wovon ich dachte es wäre mein Leben?" McCarthy wirft Ihm eine Akte entgegen. "Sie wollten mir ja nicht glauben Mr. Morgan. Sie konnten es vielleicht auch gar nicht." Tyler öffnet mit zittrigen, blutigen Fingern die Akte. Auf der linken Seite sind die Polizeifotos seiner Verhaftung angebracht. Auf den Bildern steht der Name Alexander Morgan. Er nimmt einige Zeitungsartikel aus dem Aktendeckel und liest die Schlagzeilen "Die Bestie ist endlich gefasst" "Warum mussten so viele Menschen sterben" "Psychopath von der Polizei gestellt". Tränen laufen erneut über seine Wangen, als seine Finger zu einigen Tatortfotos in der Aktenmappe greifen. Er sieht sich nach und nach die Bilder an und mit jedem Bild hat er einen kurzen Flashback, in dem er sich erinnert wie er die Morde an den acht Frauen begangen hat. Zuletzt zieht er eine Einverständniserklärung der Harlan Corp. aus der Akte, die er unterschrieben hat. Weinend sieht er erneut zu McCarthy auf. "Sagen Sie mir nur eines...warum bin ich aufgewacht? Warum habt Ihr mich nicht dort gelassen wo ich war?? Warum bin ich aufgewacht??" "Wir wissen nicht warum Sie aus der Virtualität erwacht sind." Sie macht eine kurze Pause und sieht auf die Akte und die auf dem Boden verstreuten Bilder. "Wahrscheinlich haben Menschen wie Sie einfach keine zweite Chance verdient."
Tyler nimmt erneut eines der Tatortbilder in die Hand und sieht McCarthy in die Augen. "Sie haben recht...Menschen wie ich verdienen keine zweite Chance." Er hebt die Pistole an seine Schläfe und drückt ab.



Eingereicht am 25. Juni 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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