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Eingereicht am
19. März 2007

Sommerluft

© Paul-J. Hildebrandt

Müde schließt der alte Mann seine Augen.

Die Sonne scheint, doch Vogelgezwitscher ist nicht zu hören, leider.

Die alten Hände, deren Haut vor lauter Alter schon Falten schlägt greifen nach dem hölzernen, massiven, ebenso altem Fenstersims. Die gichtgekrümmten Finger fahren die Maserung nach, die von all den Dingen sprechen die dieser Sims schon erlebt hat.

Der Blick wendet sich wieder nach draußen. Wehmut überkommt den alten Mann. In der Ferne glitzert der See, grell wie Silber. Ein schöner Anblick. Wie ein Verdurstender starrt er das kühle Nass an.

Die alten Augen zwinkern. Grün liegt die gewaltige Wiese vor dem alten Haus. Grün, wie die Hoffnung. Er seufzt.

Ein blauer Ball fliegt durch die Luft. Schreie und Rufe durchbrechen die Stille. Pure Lust am Leben erfüllt die Luft. Auf den Grashalmen glänzen im Sonnenlicht noch vereinzelt Tautropfen, sie verleihen dem ganzen einen edlen Glanz.

Die Nachbarskinder haben sich in ihrer ausgelassenen Spielerei von dem Haus wegbewegt. Die Stimmen sind immer schlechter zu hören.

Der alte Mann zögert, hebt dann aber seinen Arm, bedächtig. Er führt diese eine Bewegung durch die er sich schon so lange versagt hat, aus Angst. Er öffnet mit zitternder Hand das Fenster.

Sommerluft strömt herein. Ein Duft, der Leben verheißt. Ein Duft, der die Abgestandenheit aus den Räumen vertreibt.

Der alte Mann lächelt.

Ein Brummen ertönt. Schreiend rennen die Kinder zurück ins Haus.

Fliegeralarm.

Der alte Mann seufzt ein weiteres Mal.

Heute wird er nicht in den Keller gehen.

Es fängt an zu regnen.




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