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Tod durch eigene Hand© Tina MartikJemand hat sich das Leben genommen. Wie verzweifelt musste er denn sein, um sich den kalten Lauf einer Waffe an die pochende und schwitzende Schläfe zu legen und mit angehaltenem Atem abzudrücken. Woran dachte er in dem Moment? An das unlösbare Problem, das der Anlass zu dieser Verzweiflungstat war? An seine geliebte Familie? An den allmächtigen Gott? An seine aussichtslose Situation und beängstigende Zukunft? An sich selbst und sein verpfuschtes Leben? Nur an sich selbst, an die eigene Unfähigkeit, auf eine andere Weise weiter zu kämpfen, lediglich daran muss er gedacht haben und dann gab er seine Nächsten bedenkenlos auf und sich selbst genauso. An Gott dachte er nicht, er hätte seiner Tat nicht zugestimmt. Und seine Familie? Hätte sie seine Handlung befürwortet? Nein, sie hätte sich dagegen gestellt, aber er verschwendete keinen Gedanken an sie, er fragte nicht nach ihrer Meinung. Er entschied es selbst. Er machte sich Gedanken einzig um sich selbst. Sonst hätte er zu einem solchen Schritt nie den Mut finden können. Er schaltete das vernünftige Denken aus, Ruhe wollte er haben, endlich von allen Sorgen frei sein, sich um nichts mehr auf dieser Welt kümmern müssen. Die Freiheit, die Leere, die auf ihn warteten, waren verlockend. Sie leuchteten, winkten und ermutigten zum letzten Schritt ohne Rückkehr. Der Lauf war kalt, fühlte sich fremd und unangenehm an seiner Schläfe an, sobald der allerletzte kleine Schritt getan, die kleine Bewegung des Zeigefingers ausgeführt war, herrschte eine grenzenlose Ruhe in seinem Körper. Eine unendliche Ruhe kehrte ein und die lang ersehnte Erleichterung kam über ihn. Es fühlte sich wohlig warm an, er würde es nie mehr verlassen und zurückkehren wollen … können.
Karin Reddemann
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