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Eingereicht am
27. Juni 2007

Karminrote Nacht

© Christina E. A. Schröder

Die Vorbereitungen waren anstrengend, haben sich aber gelohnt. Es war Sylvester und die Party in unserem Gartenhaus konnte steigen!

"Du hast Grit mitgebracht! Wie schön! Gefällt es dir bei uns?" Ich bin sicher, den Schreck über diese Begegnung konnte ich nicht wirklich gut verbergen. Jetzt war ich in der Zwickmühle. Grit ist die Freundin meiner Base Marie. Grit, Michael, ein Freund meines Bruders und ich besuchten gemeinsam das Gymnasium. Wenn jemand wissen wollte, wie Feindschaft aussieht, war unser bestes Beispiel immer das "nette" Miteinander von Grit und Michael. Ich bin sicher, kein Krieg kann grausamer sein. Hoffentlich konnte ich eine Begegnung hier und heute Abend verhindern!

Wow! What a man! Ich war restlos begeistert. Der Mann, dem ich gegenüber stand, er sah aus wie Michael, hatte eine frappierend ähnliche Stimme, aber so hatte ich ihn noch nie gesehen! Selbst auf dem ABI- Ball nicht. Er trug immer Jeans, allenfalls ein Hemd statt des üblichen Sweatshirts, außerdem kaute er ständig auf einem Kaugummi. Der Minzegeruch umgab ihn immer und überall. Selbst im Freibad, wo sonst eher das Chlorwasser den Geruch bestimmt. Und an diesem Tag? Smoking, karminrote Fliege, perfekt weißes Hemd, kaminroter Kummerbund und ein Duft! Separates the men from the boys! Das ist so wahr! Hätte mich mein lieber Bruder nicht mit einer so wichtigen Aufgabe unterbrochen, ich schwöre, es wäre peinlich geworden. Danke, Matthias!

Auch Grit hatte sich sehr verändert. Ihre geflochtenen Zöpfe (Ja, auch noch kurz vor dem Abitur!) tauschte sie gegen ein Kunstwerk von Hochsteckfrisur, eine kaminrote Robe statt der ziemlich kindischen Ringeloptik, kaum wiederzuerkennen! Was aus Menschen nach der Schule werden kann!

"Hast du jetzt Zeit, oder hat Matthias gleich wieder einen schweren Auftrag für dich?"

"Ich denke nicht. Gut siehst du aus. Was machst du so?"

Wieder stieg mir dieser Duft in die Nase und nahm mir fast die Sinne.

"Zurzeit bin ich Praktikant im Betrieb meines Vaters. Im August geht es dann an die Uni. Ich habe mein Abitur doch nicht umsonst gemacht."

Der schelmische Blick, den ich schon damals so atmberaubend fand, er war immer noch da.

"Weißt du noch, wie Grit und du euch immer gestritten habt? Man durfte euch nie zu dicht zusammen lassen."

Er lachte schallend. "Ja, das waren noch Zeiten!"

Jetzt rief mich Matthias aber doch zu einer wichtigen Aufgabe. Das Feuerwerk war aufgebaut und ich sollte schauen, ob noch etwas fehlte. Damit war das Gespräch schon wieder beendet. Schade!

Ach du meine Güte!

"Grit! Wir haben noch gar nicht die Gelegenheit gehabt, miteinander zu sprechen. Wie geht es dir, was machst du so?"

Grit war ziemlich erschrocken über meinen Überfall. Sie kam mir gerade entgegen, Michael kam von der anderen Seite, so griff ich sie und zog sie ein wenig herum.

"Mir geht es gut. Direkt nach dem Abi bin ich zu meinem Verlobten gezogen. Schau mal mein Ring!"

Ein Traum aus zwei Ringen in Weiß- und Gelbgold mit einem Granatherz in der Mitte. Wie schön! Aber irgendwo hatte ich einen solchen Ring schon gesehen, bloß wo?

"Zurzeit studiere ich, ab August werde ich dann ein Praktikum im Betrieb des Vaters meines Verlobten absolvieren."

Noch mal Glück gehabt! Michael war weg, ich vergewisserte mich noch einmal, ob die Luft rein war und entschuldigte mich. Drinnen warteten noch Aufgaben auf mich.

Jetzt kam das Feuerwerk, am Schluss die Vier Herzen, wie schön! Wen wollte Matthias überraschen? Niemanden. Michael wollte jemanden überraschen, seine Verlobte Grit, mit einer Reise nach Las Vegas zur Hochzeit.

Jetzt fiel es mir wieder ein, wo ich den Ring gesehen hatte. An Michaels Hand, als wir uns zum ersten Mal gegenüberstanden! Welch eine Überraschung!




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