Kurzgeschichte - Erzählung - short story
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Morgens

© Bettina Münster

Ich höre das dumpf schallende Geräusch des Schnullers, der gegen die Stäbe des Gitterbettchens fliegt und nun wahrscheinlich auf dem Teppich liegt, wo mein Sohn nicht mehr heran kommt. Ich seufzte leise und bereite mich seelisch schon mal darauf vor, dass gleich das leise Meckern einsetzt. Die Vorstufe zum Weinen, das dann irgendwann, nach ein paar Minuten, in Brüllen übergeht. Die Nacht war hart, ich musste dreimal aufstehen und habe anschließend lange wach gelegen. In meinem Kopf setzt sich nur ein einziger hartnäckiger Wunsch fest: ich will schlafen! Ich weiß, in dieser Sekunde würde ich beinahe alles tun, um nur fünf Minuten länger liegen bleiben zu können. Meine innere Anspannung wächst. Ich lege mich schon mal anders hin unter meiner warmen, kuscheligen Bettdecke, bereit, sofort aus dem Bett zu springen, wenn ich das leise Meckern höre.

Ich wage nicht, meine Augen zu öffnen, denn das hätte etwas Endgültiges. Sonnenstrahlen würden meine Iris kitzeln und sofort würden Botenstoffe in mein Hirn dringen, die meinem Körper eine klare Botschaft vermitteln: wach auf! Ich bin noch nicht soweit. Ich kann das Ende der kurzen Nacht noch nicht mit all seiner Endgültigkeit hinnehmen. Andererseits wird dieses angespannte Herumliegen langsam nervig. Einschlafen kann ich jetzt sowieso nicht mehr, aber zum wach bleiben bin ich einfach zu müde. Und so liege ich da und lausche in die Stille hinein.

Als ich nach einer ganzen Weile nichts höre, hält es mich nicht länger im Bett. Vielleicht schaffe ich es, im Kinderzimmer zu sein, bevor der Protest losgeht. Ich stehe leise auf. Mein Mann liegt noch neben mir. Er hat Urlaub. Was eigentlich schön ist, doch irgendwie ist es leichter, so früh morgens aufzustehen, wenn er bereits aus dem Haus gegangen ist. Es fühlt sich dann nicht ganz so früh an. Sein tiefer Atem verrät mir, dass er nichts gehört hat. Ich schaue ihn an, muss liebevoll lächeln. Er sieht so unschuldig aus im Schlaf.

Mühevoll reiße ich mich von seinem Anblick los und schleiche langsam Richtung Kinderzimmer. Ich schiebe vorsichtig die Tür auf und schicke ein Stoßgebet zum Himmel: "Bitte, lass ihn wieder eingeschlafen sein!" Ich schaue ins Gitterbettchen - und muss lächeln. Zwei riesengroße dunkelblaue Knopfaugen sehen mich erwartungsvoll von unten an, lange blonde Wimpern setzen mit ihrem Schlag den perfekten Akzent. Zwei kleine wurstige Hände reiben verschlafen über die kleine, juckende Stupsnase, bevor sie fest den heiß geliebten Teddy umschlingen und ihn an die kleine Babybrust drücken. Ein kleiner Minimund verzieht sich langsam zu einem unglaublich süßen Lächeln, das immer breiter wird, bis mir schließlich aus einem breiten Grinsen sechs schneeweiße Zähnchen entgegen lachen. Die Pausbäckchen wölben sich rund nach außen. "Da da da!" Mein Sohn erklimmt die höchsten Tonlagen und beginnt vor Vergnügen wie wild mit seinen kurzen Beinchen zu strampeln, wobei er beinahe hinten über fällt und den Schlafsack halb um sich selbst wickelt. Vorsichtig hebe ich den kleinen blonden Schatz aus seinem Bett und drücke ihn fest an mich. Zwei kleine dicke Ärmchen schlingen sich um meinen Hals, ein kleines Köpfchen vergräbt sich an meiner Schulter. Ich atme den süßen Babyduft ein und fange an, dem kleinen Bündel Mensch auf meinem Arm leise zu erzählen, was wir an dem Tag alles vorhaben. Ich ziehe das dunkelblaue Rollo hoch, auf dem die Gestirne abgebildet sind, um dem kleinen Mann abends einen guten Schlaf zu bescheren, und lasse die Sonne ins Zimmer scheinen. Es ist zu hell für die kleinen blauen Augen, und so reibt mein Sohn sich erst einmal den letzten Schlaf aus dem Gesicht, bevor ich erneut mit einem strahlenden Lächeln belohnt werde. Ich gähne herzhaft, mein Sohn tut es mir gleich. Jetzt bin ich wach. Es ist gerade mal zehn nach sieben, und nach vier Stunden Schlaf ist mein Körper ausgelaugt. Doch ich kann es kaum erwarten, den Tag mit diesem Wunder zu verbringen. Sein Lachen zu hören und ihm zu helfen, die Welt zu entdecken.



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