Unser Buchtipp
Ein gaanz normales Hotel!© Gaby SchumacherNach nervtötender Von-Stau-zu-Stau-Fahrt standen wir bei schwülem Hochsommerwetter im prallen Sonnenschein auf der Hauptstraße von Bernkastel-Kues und mit unseren Trollies Autos als auch knatternden Prestige-Motorrädern halbwegs geschickt auszuweichen sowie gleichzeitig per raschem Blick über die Häuser-Märchenkulisse unser Hotel zu ausfindig zu machen.
Selbstverständlich hatten wir uns dessen Adresse notiert, aber keinerlei Ahnung, wo wir nach dieser zu fahnden hätten. "Am besten, wir haken in den Andenkenshops nach. Wäre ja ein Witz, wenn die nicht Bescheid wüssten." Der Laden an der Straßenecke quoll über vor Kitsch und noch mehr Kitsch und uns das Auge bei dessen Anblick. Egal, nicht ihn wollten wir ja ersteigern, sondern nur eine einfache Auskunft und bekämen auch hoffentlich recht fix die richtige. "Ihr Hotel, Moment mal, da müssen Sie ..."
Der Rest blieb versiegendes Gestammel, gepaart mit einem sehr verlegenen Lächeln, das die Peinlichkeit wegen der Ahnungslosigkeit verwischen sollte, mit der sein Besitzer da vor uns stand. Er tat uns leid in seiner Hilflosigkeit und wir ihm offensichtlich, weil er uns nicht richtig beraten konnte. Wir selber bemitleideten uns, weil uns vom Koffer-übers-Kopfsteinpflaster-rollen die Arme bereits wie Affenarme runter hingen. So taten wir Drei uns also gegenseitig leid.
Darum verabschiedeten wir uns trotz aufkommenden Frustes sogar noch mit einem netten Lächeln und steuerten das nächste Geschäft an. "Das gibt es doch nicht!", brummelte ich. "Immerhin zählt das Haus zu den führenden Häusern hier, hat zudem drei Sterne und ist vom Schlemmeratlas empfohlen." Diesmal war uns das Glück hold. "Ach, Hotel Sonnentau (Name geändert)!", erklärte eine Dame strahlend. "Das ist bloß ein paar Straßen weiter weg. Da gehen Sie hier die Gasse rauf, dann geradeaus und dann sehen Sie es schon!"
Aufatmend bei dem Gedanken, der Anreisestress fand bald sein Ende, starteten wir bei Brattemperatur zur zweiten Fitnesstour: Keuchend schleiften wir die Trollies die steil ansteigende Kopfsteinpflaster-Gasse hoch. Dieses Huckelpflaster erwies sich als für die Kofferrollen und deshalb auch für uns als sehr quälend. Die Minirollen bedankten sich bei dieser Holperstrecke auf ihre Weise und sorgten für einen Höllenlärm. Nach tatsächlich nur fünf Minuten Kraxeln erblickten wir denn das Hotel, unser Domizil für die nächsten drei Tage.
"Wie hübsch!", entfuhr es mir. Das alte Gebäude wirkte mit seiner ausgesprochen herrschaftlichen Fassade wie ein Patrizierhaus. Davon sehr angetan, marschierten wir zum Eingang, der sich dagegen als hochmodern entpuppte, sich beim Nähertreten von allein öffnete und den Weg in einen recht gemütlichen Empfangsraum gehobenen Stils freigab. "Geschmackvoll eingerichtet, farblich alles prima aufeinander abgestimmt!", stellte ich zufrieden fest. Besonders gefielen mir die dezentfarbenen Orientteppiche, die sich dann aber bei genauerer Betrachtung als gut getarnte Möchtegern-Ausgaben erwiesen. Aber das war uns letztendlich egal, denn wir versanken trotzdem bei jedem Schritt in deren hohen Flor.
In diesem alten Gebäude gab es natürlich keinen Lift, den wir dann in den nächsten Minuten mehr als schmerzlich vermissten. Durch eine hölzerne Verbindungstüre gelangten wir nämlich in das Treppenhaus zu den Gästezimmern. Es waren sehr breite Treppen mit leider ausgesprochen schmalen Stufen. Die hinauf durften wir - welch ein zweifelhaftes Vergnügen - unser Gepäck bis in die zweite Etage schleppen. Das Angebot, uns vom Personal helfen zu lassen, hatten wir ja in Unkenntnis der Verhältnisse dankend ausgeschlagen. Schnaufend hievten wir unsere Koffer nach oben. Um die anderen Gäste nicht zu stören, schlichen wir auf Zehenspitzen einher. Trotzdem knarrten bei jedem noch so vorsichtigem Tritt die Stufen unüberhörbar laut vor sich hin.
In der zweiten Etage angekommen, waren wir denn doch aufs Neue beeindruckt. Direkt vor uns an der Wand gegenüber stand eine schwere Eichenholztruhe, die zumindest den Eindruck erweckte, sie könnte echt antik sein, es wahrscheinlich sogar war. Sie wurde von einer Figur bewacht, die aussah wie ein Postillon von ehedem. Wieder schritten wir auf moosweichen Pseudo-Orientteppichen, diesmal einen schmalen Gang entlang. Eigentlich waren wir wegen des bisherigen Ambiente sehr zuversichtlich gestimmt, was das zu erwartende Hotelzimmer anging. "Bestimmt ebenfalls schwere Eichenmöbel und das Bett vielleicht sogar mit einem Himmel darüber!"
Wir öffneten die Türe zu unserem vermeintlich herrschaftlichen Gemach. "Ooh!", entfuhr es mir. Der sehr große Raum besaß eine gemütliche Fensternische, neben jedem Bett stand tatsächlich ein breiter Kleiderschrank mit drei geräumigen Schubläden, über den Betten je ein Mini-Regal mit Lampen. Das Bett selber hatte Extrabreite. Ihm gegenüber stand eine kleine Truhe, daneben natürlich der obligatorische Tisch plus Fernseher und davor drei Sessel. Wie gesagt, eigentlich ...
Mir entfuhr ein zweites Ooh. Diesmal allerdings war es eher ein Och! Es hing nämlich kein Himmel überm Bett, da standen keine romantisch-verschnörkelten Eichenmöbel, sondern stattdessen doch wirklich Kiefernmöbel aus einem allgemein sehr bekannten, schwedischen Einrichtungshaus. Die sahen so einfach aus, dass ich mich bremsen musste, um nicht doch noch fix die Schraubverbindungen zu testen. Nicht, dass wir mitten in der Nacht etwa ...
Das Bad jedoch linderte ein wenig unsere Enttäuschung. Es war klein, aber sehr fein ausgestattet. Plötzlich prustete ich laut los: "Weißte was? Damit sie auch wirklich für ihr Haus drei Sterne kriegten, haben die noch zusätzlich goldfarbene Wandhalter unter den Ablagen angebracht! Boah - und ein Lupenspiegel ist auch vorhanden. Er scheint allerdings für Zwerge gedacht zu sein, so niedrig hängt der!" Der besagte Spiegel befand sich in Höhe meiner Schulter und ich bin knapp über 1,60 m groß. Mein Begleiter mit seinen 1,86m durfte sich also zum Rasieren Knoten in die langen Beine flechten.
Na ja, drei Tage würden wir es schon aushalten, schließlich wären wir ja die meiste Zeit unterwegs und kämen nur zum Schlafen hierhin. Wir verstauten rasch unsere Kleidung und marschierten nach unten in den gemütlichen Speisesaal. Jeden Tisch schmückten eine Kerze und eine kleine Vase mit Blumen. In der Mitte des Raumes stand auf einem Tisch ein dreiarmiger Leuchter und daneben eine jener entzückenden Putten, die ich schon mit wachsender Entgeisterung in all den Geschäften der hiesigen Touristen-Slalom-Einkaufsmeile bewundert hatte.
Wir freuten uns auf erholsame Ruhe und leise Hintergrundmusik. Das durften wir ganz schnell vergessen. Stattdessen ging es in diesem ach so auf rustikal-gutbürgerlich getrimmten Saale so laut zu wie in einer Kneipe. Eine Unterhaltung führen zu wollen, war ein sinnloses Unterfangen. Wir hätten uns sowieso nicht verstanden. Gottlob genügen uns auch Blicke, um genau zu wissen, was der Andere denkt. Eindeutig dachten wir da das Gleiche und das tröstete.
Das Hauptgericht dann war immerhin hervorragend, der zugehörige Salat dagegen zum K... . "Hat ess Ihnen geschmeckt?", fragte die Bedienung sehr charmant, weswegen wir es vermieden, sie vielleicht in Verlegenheit zu bringen und darum nur vorsichtig anklingen ließen: "Sehr gut! Nur der Salat war nicht so gaanz nach unserem Geschmack ..." "Ach!", antwortete sie ein wenig verunsichert und verdrückte sich rasch, auf dem Arm die noch fast vollen Salatschüsseln balancierend.
In den Ohren den Quasselkrach der Umsitzenden, schenkten wir uns den obligatorischen Kaffee nach dem Mahle, flüchteten lieber aus dem Raume und kehrten damit voller Erleichterung dem Lärm den Rücken. Bei dem Gedanken an den bevor stehenden, langen Tanzabend wurde es uns schnell wieder wohler ums Herz.
Bernkastel-Kues kannten wir bereits von einer früheren Reise. Damals hatten uns Touristen ein uriges Lokal empfohlen, eines mit richtigem Kellergewölbe und vor allem Live-Gesang und -Musik. Die Sängerin dort leierte ihre Texte nicht herunter, sondern trug sie mit viel Temperament sowie großer Begeisterung vor und riss so alle mit. Der sie begleitende Musiker beherrschte mindestens vier Instrumente, unter anderem das Saxophon, auf dem er spätabends ein fantastisches Solo hinlegte. Die Stimmung war einfach toll. Kein Wunder, dass wir bis weit nach Mitternacht durchhielten und uns fast die Füße wund tanzten.
Irgendwann jedoch ging sogar uns die Puste aus. Mit letzter Kraftanstrengung schleppten wir unsere Beine ins Hotel. Wir sehnten nur noch das Bett herbei ... "Puuh, für heute reicht es!", stöhnte ich, womit ich meinem Gegenüber eindeutig aus der Seele sprach. Sogar dessen jugendlicher Elan hatte sich sichtbar verflüchtigt. Auch er schien kurz vorm Umfallen. Trotz aller Müdigkeit wollte ich aber meinen Rock vor unnötigen, dann unansehnlichen Knitterfalten bewahren - schließlich brauchte ich ihn noch für die nächsten Abende - und hing das gute Stück deshalb ordentlich glattgestrichen auf einen Bügel in den Schrank. Dann schloss ich dessen Türe und ließ mich aufs Bett sinken. Der Mann neben mir nahm sich ein gutes Bespiel daran, verfuhr mit seiner Hose ebenso und plumpste gleichfalls auf die Liegestatt.
Man sollte sich nie zu früh freuen. Das Ausruhen beschränkte sich genau auf eine einzige Minute, dann war es vorbei damit. "Sag` mal, was ist denn das?", stieß mich mein Freund an. "Wiiee?", gab ich zurück. "Ja, hörst du etwa nichts?"
Angestrengt spitzte ich die Ohren und dann hörte ich es auch. Ein gleichmäßiges Brummen, das auch nicht nachließ. Prompt geriet ich in Panik: Doch hoffentlich keine Wespe, die nur auf ihre Chance wartete, uns anzuzapfen? Dann mussten da aber gleich zwei von der Sorte unterwegs sein, denn auch von der anderen Bettseite her summte es deutlichst vernehmbar.
Der Gedanke an diese Horrorgeschöpfe verlieh mir ungeahnten Schwung. Mit einem Bitte-rette-mich-Blick landete ich in Überschallgeschwindigkeit in den Armen des Wesens da neben mir, das wegen des ungewöhnlichen Geräusches sowieso schon ein wenig verwirrt war und dessen Miene jetzt deutliche Bände sprach. Ganz eindeutig war mein Freund sich total im Unklaren darüber, was er von ersterem und vor allem vom Letzteren halten sollte. "Weespe!!", japste ich erklärend und starb fast. Im Anblick des zitternden, weiblichen Espenlaubes da an seiner Seite spielte er Kavalier und verkniff sich eine sicherlich sehr passende Bemerkung.
Und doch hassen Männer es bekanntlich, sich etwas nicht binnen kürzester Zeit logisch erklären zu können. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war zu seinem Pech genau dieser Umstand eingetreten und das ließ diesem eitlen Exemplar von einem Mann keine Ruhe. Er begnügte sich nicht länger mit Auf-dem-Bett-rumsitzen und Scharf-Nachdenken, sondern startete wie eine Rakete in die Höhe, drehte sich einmal um sich selber und fuhr seine Ohren zu doppelter Länge aus. Frustriert stellte mein Freund fest, dass ihm diese Aktion mitnichten des Rätsels Lösung bescherte. "Vielleicht kommt das ja von draußen?", bot ich ihm mitleidig als Möglichkeit an.
Mit wichtiger Miene horchte er eben dorthin - nichts. Inzwischen reichlich rappelig, angelte ich mich ungewöhnlich mutig aus dem Bett und beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Jener ist immer unten und so krabbelte ich denn auf allen Vieren kreuz und quer durchs Zimmer, um die vermeintliche Wespe oder auch Nicht-Wespe aufzuspüren. Ich schielte unters Bett, Fehlanzeige. Ich linste unter den Tisch und die Stühle - natürlich weit und breit nichts zu entdecken. Bis zur Badezimmertüre robbte ich mich vor - umsonst, die Mühe. Das Einzige, was ich bei diesem Miss Marple-Spiel dann anerkennend registrierte, war, dass weder unterm Bett noch den Sesseln oder gar unter den Teppichen etwa Staubflocken zu finden waren. "Spricht eindeutig für diese Herberge!", dachte ich.
Meine Fußboden-Indizien-Suche blieb ohne positives Ergebnis. So rieb ich mir kurz darauf die schmerzenden Kniee (Parkett ist fein hart und ich harrte bereits der garantierten, sich dann ruckzuck intensivierenden blau-violetten Flecken) und begab mich in die Senkrechte, um dann gemeinsam mit meinem Freund den Raum aus einer Etage höher weiter zu untersuchen.
"Also!", folgerte der Herr Kriminalkommisar. "Insekten sind hier nicht, von draußen kommt es auch nicht. Demnach spielt sich hier drinnen etwas anderes ab." Männern sollte man in solchen Situationen besser Recht geben, denn man weiß ja nicht, ob man dann in den nächsten Minuten vielleicht deren Schutz benötigt. In diesem Falle fiel mir das Ja-Sagen nicht schwer, denn er hatte unbezweifelbar ins Schwarze getroffen.
Trotzdem öffnete ich nochmals die Schranktüre, um zur Sicherheit auch noch die letzte Rückzugsmöglichkeit eines noch so winzigen Störenfriedes zu durchforsten. Jeden Winkel begutachtete ich. Natürlich ohne Befund. "Fällt dir was auf ... ?", meinte da plötzlich mein Freund. Sein triumphierendes Lächeln verriet mir, dass ihm offensichtlich eine Erleuchtung gekommen war. "Nee, was denn?" "Na, die Schranktür!", half er nach. "Hääh??" "Die ist doch offen. Und - hörst du noch etwas?" Ich stutzte, lauschte und gab ihm zum zweiten Male an diesem Abend Recht. Da war kein Brummen mehr. Es war völlig still, so still, wie es eigentlich in einem Hotelzimmer zu sein hatte. "Unten die Entlüftung arbeitet wohl auf Hochtouren und deshalb vibrieren die Schränke!" Sherlock Holmes, ein echter Treffer!
Nun war ich an der Reihe. "Die Schranktüren bleiben offen. Sonst können wir den Schlaf vergessen!", orderte ich rigoros und setzte hinzu: "Die Nachttischlampen lassen wir brennen. Dann holen wir uns wenigstens keine Beulen, wenn wir mal zum Klo müssen." Letztendlich knipsten wir nur die eine der beiden Leuchten an, denn andernfalls wäre es viel zu hell gewesen. So, nachdem dann alles geregelt war, hätte man erwartet, dass wir die Nachtruhe denn endlich selig genossen. Doch das Schicksal hielt noch eine andere, weitaus unangenehmere Überraschung für uns parat.
Beide waren wir es gewohnt, bei geöffnetem Fenster zu schlafen. An diesem Tage brauchten wir nach der ausgestandenen Aufregung die Frischluftzufuhr ganz besonders dringend. Deshalb quälte ich mich schlaftrunken zum Fenster, öffnete es und sog nichtsahnend genießerisch die kühle Nachtluft ein. Im nächsten Moment genoss ich nicht mehr die Bohne, sondern knallte abrupt den Fensterflügel wieder zu. Auf meinem Gesicht stand pures Entsetzen, dann deutlicher Ekel. "Nein!!", keuchte ich.
Anscheinend hatte meine Nasenspitze sich grünlich verfärbt, denn mein männlicher Gegenpart stierte mich erschrocken an. "Sag mal, ist Dir ein Geist begegnet?" "Es ist einfach nicht ... !", jammerte ich.
Fix schnallte er, dass mein Benehmen nicht etwa mit einem noch nachwirkenden Schwips zu erklären war, sondern da ein doch ernstzunehmender Grund für meine spontane Aktion vorlag. Flugs stand er neben mir. Auf seine Frage ŽWas ist denn nu los?` kam von meiner Seite nur ein hilfloses Schulterzucken. Entschlossen riss er den Fensterflügel wieder auf und lehnte sich ein wenig hinaus. Auch seine Nase verfärbte sich. "Iigitt!! - Das ist doch wohl ..." "... ne Zumutung!" Das kam von mir.
Da wehten uns die appetitlichsten Essensgerüche überhaupt entgegen und damit wir auch richtig etwas davon hätten, alle auf einmal und in einer unmöglichen Penetranz. "Hm, Suppe!", vermutete ich. "Fisch!", schnupperte mein Freund. "Verkohlte Bratkartoffeln!", ergänzte ich. Wie wir dann beide zugleich absolut zutreffend diagnostizierten, befand sich dort ein Stockwerk tiefer unter uns direkt die Küche. Wir beschlossen einstimmig, uns diesen Gestank über Nacht nicht anzutun und verriegelten das Fenster so fest als möglich. Auch in etwas anderem waren wir uns einig: "Denen werden wir morgen etwas flüstern! So eine Unverschämtheit!!" Nachdem wir uns noch ein bisschen darüber ausgelassen hatten, was im Spezielleren wir denen am nächsten Morgen entgegen zu schleudern gedachten, übermannte uns schließlich doch die Müdigkeit und wir schliefen, erstaunlicherweise traumlos, bis um 9 Uhr früh durch.
Aber dann, kaum, dass wir richtig wach waren, kam die Erinnerung und damit die Entrüstung. Wir eilten zum Frühstück und anschließend zur Rezeption. Dort begrüßte uns eine noch sehr munter lächelnde Dame: "Guten Morgen! Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?" Hoffnungsfroh sah sie uns an. Wir sahen uns leider außerstande, dieses zu bejahen. "Ganz und gar nicht!", erhob mein Freund seine Stimme. Die Miene unseres noch unwissenden Gegenübers verdüsterte sich: "Oh, das tut mir aber leid! Was war denn nicht ...?"
"Im Speisesaal herrschte eine Geräuschkulisse wie in einer Kneipe!", fing ich an. "Und im Zimmer trieb als Sonderservice dieses Hauses ein Gespenst sein Unwesen." Mich traf ein zweifelnder Blick. Eindeutig hatte ich sie mit meiner Bemerkung sehr verunsichert. Ob sie mich für eine bedauernswerte Irre hielt? "Bei geschlossenen Schranktüren summte es die ganze Zeit laut im Zimmer. Die haben wir offen stehen lassen müssen, um überhaupt schlafen zu können!", erläuterte mein Freud hastig. Zunehmend geknickt stand die Dame da vor uns.
Doch es war ja noch nicht alles, was wir los werden wollten. "Und lüften konnte man auch nicht. Denn da stank es wie die Pest!!", wetterte er weiter. "Das Ganze war eine Zumutung!!", schleuderte ich der Dame entgegen. Die klappte innerlich sichtlich wie ein Taschenmesser zusammen und fand so schnell keine auch nur im mindesten passende Entschuldigung.
Wütend schnappten wir unsere Siebensachen. "Auf Nimmerwiedersehen!!" Mitleidslos ließen wir sie einfach da stehen und rauschten davon.
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