Einbruch ins verschlossene Kurdistan
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Entführt - vergiftet - und doch gerettet

© Gottfried Johannes Müller

Gottfried Johannes Müller: Einbruch ins verschlossene Kurdistan Ein diamantbesäter Himmel wölbt sich über uns, als wir in der Eisenbahn sitzen, die uns gen Norden nach Kerkuk bringen soll. Noch einmal blitzen die zahlreichen Kuppeln Bagdads golden auf und winken uns einen Abschiedsgruß zu.

Unsere Reisegefährten in der dritten Klasse bestehen aus einem Gemisch von finster unter ihrem dunklen Turban hervorblickenden Kurden und Arabern, die uns mit ihren kalten, wenig vertrauenerweckenden Blicken durchbohrend mustern. Uns muss das kalt lassen, denn das Wichtigste, wenn auch Schwierigste, war und blieb für uns, in irgendeiner Weise mit den Kurden in nähere Fühlung zu treten, sollte unser Plan nicht schon von vornherein zum Scheitern verurteilt sein. Die arabische Sprache beherrschen wir jetzt schon ganz gut, aber zwischen den Arabern und Kurden besteht nicht nur ein gewaltiger Rassenunterschied, auch die arabische Sprache ist den Kurden völlig volksfremd. Wir müssen nun also Kurdisch lernen.

Uns gegenüber sitzt ein besonders finster dreinblickender Geselle. Er hat seine Hose ausgezogen, sie auf der Bank ausgebreitet und verrichtet darauf kniend sein Abendgebet, das Gesicht gen Mekka gekehrt. Aus der Ferne hören wir noch den Muezzin sein "La illallah, illallah Muhmeddin resullillah" rufen. Lange betet unser Gegenüber, denn er ist offensichtlich ein Hadschi (Mekkapilger), der sein Gebet viel länger auszudehnen hat als ein gewöhnlicher Muselmann.

Erfrischend weht uns ein kühles Abendlüftchen ins Gesicht. Dann verschwindet langsam die Märchenstadt Bagdad am Horizont.

Als der fromme Mann sein Abendgebet beendet hat, lachen wir ihn einmal so recht herzlich an und reichen ihm eine Zigarette. Schweigend, ohne eine Miene zu verziehen, nimmt er sie und zündet sie an. Unser Angebot hat ihn nicht freundlicher gestimmt. Sein eiskalter Blick trifft uns aus blitzenden Augen. Wir übersehen das geflissentlich, denn wir wollen ihn unbedingt zu einem Gespräch mit uns bewegen. Ich deute nun auf den aus seinem breiten Lendengurt hervorlugenden Dolchgriff. Unser unfreundliches Gegenüber fletscht jetzt seine schneeweißen Zähne und bringt höhnisch lächelnd ein mehr als ellenlanges, furchtbar breites Messer in schön geschwungener Form zum Vorschein. Sepp und ich erbleichen vor Schreck, als er es zum Spaß gegen uns führt. Es überläuft uns ein unheimliches Gruseln, als wir von dem haarscharfen Messer in die kalt bleibenden Augen des Mannes blicken.

Wir sind geschlagen. Der erste Misserfolg eines Annäherungsversuches! Eine peinigende Unruhe packt uns bei dem Gedanken, dass wir zu diesen Leuten, die, wie man sagt, nur aus Räubern und Mördern bestehen sollen, reisen wollen. Sollen wir nicht lieber umkehren? Oder sollen wir es wagen und uns diesen Mordgesellen anvertrauen? Wir müssen!

Nach einer bitterkalten, sternklaren Nacht, die wir, weil wir uns nicht ausstrecken können, nur wenig schlafend über der Sitzbank im Gepäcknetz verbringen, langen wir gegen Morgen mit elend steifen Gliedern in Kerkuk, der Stadt der riesigen Petroleumlager, an. Hier sind wir bereits am Vorposten Kurdistans. Wir wollen aber zunächst nach Suleimanie, der kurdischen Hauptstadt, weiterfahren, um von dort aus in die ansonsten unzugängliche Bergwildnis Kurdistans vorzudringen. In Suleimanie selbst liegt noch ein ziemlich starkes Polizei- und Militäraufgebot des Staates Irak, so dass wir uns dort zunächst einmal sicher fühlen können. Wir müssen danach aber selbst sehen, wie wir weiterkommen.

Ein Mietauto für die etwa 200 Kilometer lange Fahrt von Kerkuk zur kurdischen Hauptstadt ist schnell gefunden. Als wir gerade Platz nehmen wollen - uns stockt der Atem -, kommt, wie der Leibhaftige in Menschengestalt, unser grimmiges Gegenüber aus der Eisenbahn stracks auf uns zu, und ehe wir uns versehen sitzt dieser Kerl schon zwischen uns auf der Sitzbank im Auto. Uns überläuft erneut das kalte Grausen bei seinem Anblick, aber dann kocht es in uns vor Wut ob der unverschämten Dreistigkeit des unheimlichen Menschen. - Aber was sollen wir tun? - Es bleibt nur eins: gute Miene zum bösen Spiel machen.

Zum zweiten Mal versuchen wir, mit dem Kurden in ein Gespräch zu kommen. Aber auch diesmal wieder ohne jeglichen Erfolg. Die einzige Antwort, die wir von ihm erhalten, ist ein zynischer Blick aus seinen rohen, furchterregenden Augen.

Nachdem wir etwa drei Stunden lang schweigend, uns krampfhaft irgendwo im Auto anklammernd auf schlaglochreichen Wegen dahingerast sind, taucht plötzlich vor unseren Blicken ein großes Dorf mit primitiven Lehmhütten auf, hinter dem sich die mächtige, schneebedeckte Gebirgskette des Persischen Hochlandes erhebt.

Wir sind in Suleimanie angekommen, der Hauptstadt Kurdistans.

Stumm und plötzlich, wie unser finsterer Reisegefährte bei uns erschienen ist, verlässt er uns nun. "Unheimliche Gesellen, diese Kurden!", sagt Sepp verwundert.

Aber das Wundern sollte uns in diesem Wunderlande noch in ganz anderen Ausmaßen beigebracht werden.

Bald haben wir uns in einem sogenannten "Hotel" eingerichtet, müssen jedoch mit einem Perser zusammen in einem Zimmer schlafen. Wes Geistes Kind dieser Perser ist, können wir nicht feststellen. Es ist uns aber gleichgültig, da wir die persische Sprache nicht beherrschen und er keine andere Sprache als Persisch kann. Obwohl wir in dem angeblich feinsten Hotel Suleimanies abgestiegen sind, siehe da, es wimmelt im Zimmer von allerhand scheußlichem Ungeziefer, was uns wehmütig an die komfortableren Häuser in Bagdad zurückdenken lässt. Indessen, wir sind ja vor der Zivilisation geflohen, um hier die urwüchsige Natur zu finden. Und zu dieser gehört eben auch das Ungeziefer.

Die Kälte in unserem Hotelzimmer macht uns Zittern. Draußen fegt eisiger Wind übers Land - der Raschaba (schwarzer Wind), der sich vom persischen Hochgebirge herunterstürzt. Es ist nicht daran zu denken, dass man hätte ins Freie gehen können, denn ein Vorwärtskommen ist fast unmöglich bei dem feinen Staub und Sand, den der Raschaba in dichten Wolken mit sich führt, und der sich in Augen, Nase, Mund und Ohren setzt. Der Raschaba ist ähnlich dem Samum in der Wüste. Unser reichlich besudelter Gastwirt versucht uns guten Mut zu machen und vertröstet uns damit, dass der Raschaba nur noch drei, fünf oder sieben Tage anhalten werde. Das ist eine üble Aussicht, die uns dieser schwarze, wilde Geselle bereitet. So bleibt uns nichts anderes übrig, als den ganzen Tag im arg ungemütlichen Hotelzimmer zu sitzen, noch dazu in Gesellschaft eines fremden Persers, mit dem wir kein Wort reden können und der auf uns recht stumpfsinnig wirkt. Außerdem froren wir jämmerlich.

***

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

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Johannes Gottfried Müller: Einbruch ins verschlossene Kurdistan Dies ist ein Auszug dem Reisebericht von Gottfried Johannes Müller, der im Jahre 1935 mit dem Fahrrad eine Reise in den Orient unternahm, wobei es ihm gelang, in das hermetisch abgeriegelte Kurdistan zu kommen. Den vollständigen Bericht finden Sie in dem Buch / eBook

Johannes Gottfried Müller
Einbruch ins verschlossene Kurdistan

Dr. Ronald Henss Verlag
ISBN 978-3-939937-00-2 (Buch)
ISBN 978-3-939937-79-1 (eBook epub-Format)
ASIN B004TBD184 (eBook Amazon Kindle Edition)


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