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Der Diätstuhl – Eine lustige Geschichte über einen dicken Mann, der auf wundersame Weise schlank wird. Von Manfred Schröder.

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Buch

Dez
01
Der Diätstuhl
© Manfred Schröder

Es war einmal ein Mann, der gerne und viel aß und daher sehr dick war. Deshalb brachen alle Stühle, auf die er sich setzte, schon nach kurzer Zeit unter seinem Gewicht zusammen und er musste sich ständig einen neuen kaufen.

So ging er wieder einmal in die Stadt, um nach einem neuen Stuhl Ausschau zu halten. Als er am Schaufenster eines Möbelgeschäftes vorbei kam, sah er in der Auslage einen Stuhl stehen, an dem er sofort Gefallen fand. Er betrat das Geschäft und kaufte ihn.

Als er nach Hause kam und sich auf sein neuerworbenes Stück wollte setzen, fühlte er ein Fallen, welches kein Ende nehmen wollte, und er saß auf dem Boden.

"Na nu", dachte er erstaunt, "was ist das? Warum sitze ich auf dem Boden und nicht auf meinen Stuhl?"

Der Stuhl stand brav auf seinen vier Beinen neben ihm.

Der Mann erhob sich und wollte sich setzen. Doch wieder schien er endlos zu fallen und abermals saß er auf dem Boden.

Seine Verwunderung ging in Ärger über. Ein Stuhl, der ihn zum Narren hielt!

Mühsam erhob er sich und wollte ihn fassen. Doch seine Hände griffen ins Leere. Der Stuhl hatte einen eleganten Sprung zur Seite gemacht.

Jetzt überkam den dicken Mann die Wut. "Nicht mit mir!", schrie er und griff abermals nach ihm. Doch jedes Mal, bevor er ihn fassen konnte, hüpfte der Stuhl vorwärts.

Der dicke Mann gab nicht auf und lief ihm nach. Aber der Vierbeiner war schneller. Die Verfolgung ging durch alle Zimmer, die Treppe hinauf und hinab. Doch er konnte ihn nicht fassen.

So vergingen die Stunden und es wurde Abend. Da konnte der dicke Mann nicht mehr. Müde und fast zu Tode erschöpft blieb er vor dem Spiegel im Flur stehen. Doch was sah er da? Stand er vor einem Zauberspiegel? Er sah einen schlanken Mann, dem die Kleider viel zu groß geworden waren. Der Stuhl hatte ihm alle Kraft und alle überflüssigen Pfunde genommen! Lange blieb er vor dem Spiegel stehen und betrachtete sich.

Dann ging er zum Stuhl, welcher artig stehen blieb, und setzte sich.

Nie wieder musste sich der dicke Mann - nein, nicht mehr der dicke, sondern der schlanke Mann - einen neuen Stuhl kaufen!

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