Tuomas – Von Manfred Schröder. An einem Samstagmorgen wird Tuomas' Mutter am Frühstückstisch durch einen Zeitungsartikel aufgeschreckt.
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Tuomas schoss den Stein durch ein imaginäres Tor. Volltreffer! Er wollte schon zum zweiten Schuss ansetzen, doch er hielt inne. Denn der Gedanke an Mamma war stärker als die Fußballweltmeisterschaft in seiner Phantasie. Er trug die neuen Schuhe heute zum ersten Mal. Und er kannte Mammas Wutausbrüche. Zwar kurz, aber nicht ungefährlich. So verzichtete er klugerweise auf das Goldene Tor und war mit dem Ergebnis zufrieden. Er blickte auf seine Schuhspitzen. Zum Glück gab es keine Schrammen.
"Milano", hatte sie betont. "Echtes Leder. Und das ist nicht billig."
Papa war anders. Er war still und trank. Wenn auch nicht viel. Jetzt war er arbeitslos und trank ein bisschen mehr. Doch dies tat er fast nie zu Hause, sondern traf sich mit den Kumpels beim Lalli. Manchmal machte er Schwarzarbeit. Dieses Geld gab er immer Mamma. Dann wusste sie nicht, wie sie sich verhalten sollte, und schwankte zwischen Dankbarkeit und Jammern. Dass das Geld weder vorne noch hinten reiche und sie nicht wisse, wie alles bezahlt werden sollte. Tuomas hatte sich daran gewöhnt. Er war zwölf und schien unaufhörlich zu wachsen. So behauptete es jedenfalls Mamma.
"Auf dem Flohmarkt gibt es gute und billige Sachen", erklärte des Öfteren Papa. "Tuomas könnte sie bestimmt tragen."
Mamma kaufte jedoch alles im Geschäft.
"Wir sind keine Bettler!"
Trotzdem vergaß sie nie, darauf hinzuweisen, wie schnell das Geld verschwand. Papa nickte dann nur und schwieg. Oder er stand auf und ging zum Lalli. Ab und zu steckte er Tuomas ein paar Euro zu, heimlich.
"Ein großer Junge braucht schon mal etwas Geld."
Tuomas verstand nicht immer die Handlungsweisen von Papa und Mamma. Er lebte in seiner eigenen Welt, die irgendwo zwischen Supermann und Fußballstars lag.
Am Samstag beim Frühstück hatte sich Mamma wieder in Rage geredet. Die Zeitung berichtete über einen Mann, der ein kleines Mädchen unsittlich belästigt haben sollte und dann davongelaufen war, als er Spaziergänger hatte kommen sehen.
"Und das alles hier in der Nähe des Parks."
Sie hatte dann Papa die Zeitung gereicht. "Das ist er!"
Die Polizei hatte eine Zeichnung anfertigen lassen. Ein älterer Mann mit traurigen Augen.
"Hoffentlich kriegen die den bald. Weißt du noch im letzten Jahr?"
Dann war sie plötzlich aufgesprungen, aus der Küche gerannt und nach kurzer Zeit mit Liisa auf dem Arm zurückgekehrt. Liisa war Tuomas kleine Schwester und drei Jahre alt. Mamma hatte geschnauft und war ganz aufgeregt gewesen. Als ob der Unhold sich schon in der Wohnung befunden hätte. Nach einer Weile hatte sie sich beruhigt und Liisa auf Tuomas Schoß gesetzt.
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