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Ostereier zum Piepen

© Elfi Saupe

Die Lieferung der Ostereier für den Hasen Ludwig kam pünktlich. Sie waren frisch bemalt, nach Farben sortiert, lagen vor seinem Bau und warteten nur darauf, verteilt zu werden. Als geprüfter Osterhase herrschte bei ihm jedes Jahr um die Osterfesttage Stress. Denn innerhalb kürzester Zeit mussten die frischen Eier zu den Menschen gebracht werden - so, wie es seit Jahrhunderten geschah.

In diesem Jahr waren es mehr Eier als sonst, denn Ludwig hatte zusätzlich einige bestellt, da einige neue Familien in sein Gebiet gezogen waren. Er holte seine Kiepe aus dem Bau und packte die ersten Eier hinein.

"Moin!", ertönte es hinter ihm. Es war Grobi, der Maulwurf. Er wohnte gleich neben Ludwig und amüsierte sich jedes Jahr über dessen österlichen Stress. "Na, geht's wieder los? - Musst Du wieder Eier verstecken? Wenn Du sie nicht loswirst, sag' Bescheid, dann machen wir ‚ne tolle Eier-Fete und schlürfen sie gemeinsam aus!" Grobi lachte und mit seinen schaufelgroßen Pfoten klopfte er sich vor Lachen gegen den Bauch.

"Dummer Maulwurf!" - dachte Ludwig und ließ sich beim Zählen nicht aus der Ruhe bringen. "27, 28, 29......30" - mehr gingen zunächst nicht in seinen Korb. Also hoppelte er los und machte sich daran, auf seiner ersten Tour diese Eier zu verteilen. Nachdem die erste Fuhre in den Gärten versteckt war, holte er Nachschub. So ging es bis spät in den Abend, bis Ludwig fast die ganze Lieferung verteilt hatte. Nur drei Eier waren übrig geblieben, die lagen noch vor seinem Bau. Vollkommen erschöpft überlegte er, dass er diese erst am nächsten Tag verstecken wollte, denn für heute war er zu müde. Allerdings konnten die Eier nicht vor seinem Bau liegen bleiben, denn Räuber gab es genug - der größte wohnte ja gleich nebenan: Grobi!

Insofern musste Ludwig sich etwas überlegen und kam auf die Idee, die drei Eier mit in seinen Bau zu nehmen. Er rollte sie zu seinem Lager und legte sich mit seinem warmen Fell direkt daneben. So konnte er auf jeden Fall merken, wenn Eierdiebe sich daran zu schaffen machen wollten!

Ludwig schlief tief und fest. Doch irgendwann, kurz vor Sonnenaufgang, merkte er eine leichte Bewegung. Er zuckte sofort auf und schaute sich um, doch im Bau konnte er nichts Ungewöhnliches entdecken. Da - schon wieder! Diesmal merkte er, woher die Bewegung kam! An seinem Bauch - eines der Eier hatte sich bewegt. Er bekam eine Riesenschreck! Denn eines der Eier war kaputt! Ein großes Loch war zu sehen und Ludwig war völlig außer sich. "Oh je, oje, oje .... wie konnte das denn passieren? Ich habe doch so aufgepasst!" Er sah, plötzlich, wie aus dem Ei etwas herauslugte. Ein spitzes Ding pocherte von innen gegen die Schale. "Was ist das?" fragte sich Ludwig und beobachtete, wie auch die anderen beiden Eier Risse bekamen und anfingen, sich zu rollen. "Oh nein - das wird ja immer schlimmer! Ich muss neue Eier holen!" rief er in völliger Verzweiflung und rannte wie wild zum Bauernhof.

Aber es gab keine Eier mehr - die Legehühner hatten ihre wohlverdienten Osterferien bereits angetreten und dem zuständige Hahn schwoll nur sein roter Kamm, als Ludwig ihm von seinem Missgeschick erzählte. Es half nichts, er musste wieder zurück und versuchen die beschädigen Eier zu reparieren. Im Bau angekommen traute er seinen Augen nicht: Die drei Eier waren vollständig zerstört und es saßen drei kleine gelbe Knäule auf dem Stroh. Sie piepten ängstlich und Ludwig verstand die Welt nicht mehr. Wie waren diese drei Küken in die Eier gekommen? Er kratzte sich hinter seinem Ohr und überlegte, was er mit diesen drei piepsenden Wesen machen sollte.

Auf dem Bauernhof gab es viele von diesen gelben Knäueln, also beschloss er, diese drei dort hin zu bringen. Irgendjemand würde sich schon um sie kümmern. Er stupste eines nach dem anderen aus dem Bau und schob sie abwechselnd vor sich her. Als er bei Grobi am Maulwurfhaufen vorbeikam hörte dieser das Piepsen und schaute fragend aus dem Erdhügel heraus: "Wo hast Du denn die drei Kleinen aufgegabelt - Betreibst Du jetzt einen Kindergarten?" "Frag' nicht - die sind mir irgendwie in den Bau gekommen!" erklärte Ludwig schnell im Vorbeihoppeln und beeilte sich, die drei Küken an Grobi vorbei zu schieben.

Nach einem langen Marsch durch Wiesen und Auen erreichte er endlich den Bauernhof. Wieder stand der stolze Hahn mitten auf dem Platz und plusterte sich wichtig auf.

Aber bevor er etwas sagen konnte, hörte Ludwig schon aufgeregtes Gegacker aus dem Hintergrund: "Oh wie bezaubernd .... wo kommen diese drei entzückenden Küken denn her?" "Ludwig, ist das Dein Nachwuchs?" Die Legehühner hatten sofort die gelben kleinen Küken entdeckt und waren außer sich vor Freude. Jede bemühte sich um eines der Küken und ließ sie überhaupt nicht wieder los. Von überall kamen die Hühner angelaufen um den Nachwuchs zu bewundern. Ludwig war froh, dass er die Verantwortung abgeben konnte - denn was sollte er mit drei gelben Küken? Darüber hatte er in seiner Osterhasenausbildung nichts gelernt.

Zufrieden hoppelte er zurück auf seine Wiese und genoss den schönen Tag. Zusammen mit Grobi verbrachte er den Nachmittag, denn wenn er nicht gerade im Osterstress war oder drei Küken zu versorgen hatte, verstand er sich prächtig mit seinem Nachbarn.

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