Ostergeschichten

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Jiggollo aus Hühneregg

© Katharina Britzen

Kurz vor Ostern herrschte in Hühneregg Aufruhr. Das hatte einen Grund. Hatte doch der Bauer den Hahn Jiggollo, der in die Jahre gekommen war, davongejagt.

"Du bist alt, Jiggollo, du bist zu nichts mehr nütze. Mach dich davon. Ich will dich hier nicht mehr sehen", hatte er Jiggollo angeherrscht und ihm gedroht: "Wenn du nicht sofort aus Hühneregg verschwindest, landest du im Kochtopf."

Wie rannte da Jiggollo um sein Leben. Hinein in den dunklen Wald. Er konnte sich nicht einmal mehr von seinen Freunden verabschieden.

Sämtliches Hühnervieh von Hühneregg war geschockt. Sie waren entsetzt über diesen herzlosen Bauern. An diesem Morgen war ihnen das Eierlegen gründlich vergangen und kein Kikeriki weckte Hühneregg. Stattdessen verbreitete sich in ganz Hühneregg Empörung.

So was hatte Jiggollo nicht verdient. Jahrelang war er treu und redlich seiner Arbeit nachgegangen. Es war auch sein Verdienst, dass ihre Eier weit über die Grenzen von Hühneregg hinaus bekannt waren. Nicht umsonst belieferte Hühneregg alljährlich die Osterhasen in der ganzen Welt. Und wie sie in den letzten Wochen geschuftet hatten! Für das bevorstehende Osterfest. In Hühneregg lief die Eierproduktion auf Hochtouren.

"Eure Eier schmecken gut. Der Dotter ist herrlich gelb. Selbst beim Kochen platzen sie nicht auf. Haben eine glatte, schöne Schale, die sich wunderbar bemalen lässt", hatte Osterhase Stummelschwanz geschwärmt. Zum Beweis ein frisch gefärbtes Osterei in Regenbogenfarben geschält und vor aller Augen herzhaft hineingebissen. "Mmmmhhhh. Lecker. Meine Leibspeise sind und bleiben Ostereier." Nicht ein Krümel Ei war übrig geblieben. Körbeweise transportierten die Osterhasen die Eier in ihre Malstuben.

Noch in derselben Nacht berief Glucke Mia, eine Freundin von Jiggollo, eine Versammlung ein. Alle kamen. Im Schutz der Nacht kletterten sie über die Hühnerleiter nach Hühneregg. Unter ihnen auch Küken.

Mia hatte auf der obersten Sprosse Platz genommen. Nachdem alle Hühner eingetroffen waren, eröffnete sie die Versammlung mit den Worten: "Ihr Hühner von Hühneregg. Unserem Freund Jiggollo ist etwas Grausames widerfahren. Dieses Schicksal kann auch uns treffen. Jiggollo ist aus Hühneregg davon gejagtworden wie ein räudiger Hund. Das dürfen wir nicht zulassen. Es ist unsere Pflicht, Jiggollo zu helfen. Er soll wieder zurück in unser Dorf kommen. Zurück nach Hühneregg, das sein Zuhause ist."

Daraufhin hatten die Hühner ihre Federn gespreizt, mit den Zehen gescharrt und erbost gegackert. "Gockgockgockockockkkkkko ... Unverschämt. Den armen Jiggollo einfach so zu verjagen ... gockgockgockgockkkkkkkoooock. Dieser böse Bauer."

Mia gackerte: "Beruhigt euch, Freunde. Bitte Ruhe. So kommen wir nicht weiter. Lasst uns überlegen, wie wir Jiggollo helfen können. Denkt nach. Wer hat eine Idee?"

Die Versammlung hatte die ganze Nacht gedauert. Hin und her hatten die Hühner überlegt. Ohne Erfolg. Verzweiflung machte sich unter dem Federvieh breit. Sie malten sich aus, wie Jiggollo allein durch den finsteren Wald irrte. Verfolgt vom Fuchs. Ihnen schien, als sei Jiggollo für immer verloren. Als dann der Morgen graute, erste Sonnenstrahlen durch das Fenster blinzelten, nahm das Küken Lily all seinen Mut zusammen. Sie erhob sich und flatterte zu Mia auf die oberste Hühnerstange. Dort wandte sich Lily an die Hühner. "Was haltet ihr davon, wenn ihr einfach keine Eier mehr legt. Wir sagen dem Bauern: Eier gegen Jiggollo. Erst wenn Jiggollo zurück in Hühneregg ist, legen wir wieder Eier."

Erst waren die Hühner amüsiert, dass das Kleinste unter ihnen sich traute, einen Vorschlag zu machen. Aber nach und nach ging allen ein Licht auf. Ja, so könnte es klappen. Jubel brach los. Die ersten Hühner gackerten aufgeregt. "Ja, ein Streik ist die Lösung. Lasst uns streiken. Verweigern wir uns dem Eierlegen."

Das Geschnatter und Gegackere überschlug sich. Der Ordnung halber musste Mia einschreiten. Mit krächzender Stimme mahnte sie zur Ruhe. "Gemach, ihr Hühner, gemach. Noch haben wir nicht gewonnen. Erst müssen wir mit dem Bauern sprechen."

Mia befahl dennoch: "Bis auf weiteres herrscht in Hühneregg Eierstreik. Verstanden, Hühner!"

Alle Hühner nickten.

"Klar, Mia. Kein Ei mehr, bis Jiggollo wieder hier ist."

Unter der Leitung von Glucke Mia begab sich eine Gruppe Hühner zum Bauern in die Küche, der sich gerade eine große Portion Spiegeleier schmecken ließ. Der Bauer wurde ungern beim Frühstücken gestört. Deshalb fauchte er die Hühner an: "Was wollt ihr? An die Arbeit. Legt gefälligst Eier."

Die Glucke Mia ließ sich aber nicht entmutigen, stellte sich in Positur und spreizte ihr Gefieder. Dann forderte sie: "Entweder darf Jiggollo wieder zurück nach Hühneregg oder die Hühner aus Hühneregg legen kein einziges Ei mehr." Um ihre Forderung zu unterstreichen, schnatterte sie "Gack, gack!"

Dem Bauern blieb der Mund offen stehen. "... wa... waa... waasss...? Keine Eier mehr."

"Nie mehr, bis Jiggolo wieder da ist. Gack. Gack!"

Der Bauer überlegte. Zupfte sich seinen Ziegenbart und spießte den letzten Rest Spiegelei auf die Gabel. Ihm blieb keine Wahl.

Und weil Ostern vor der Tür stand und der Bauer so gerne Spiegeleier aß, durfte Jiggollo wieder nach Hühneregg zurückkommen.

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