Weihnachtsgedichte
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Buchtipp
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Die Rache der Tannenbäume© Achim Faßbender
Jedes Jahr zur Weihnachtszeit
Macht sich im Wald das Bangen breit Denn mit der Wintersonnenwende Kommt für manchen Baum das Ende: Mit großer Gier und schneller Eile Und drohend geschwungenem Beile In des Waldes nächtlichen Ort Die Rotte stürzt und schnaubert Mord Weil sie das Bezahlen schmäht Die Tannen lieber selber mäht Zudem zeugt in der heut'gen Zeit Das Bäumehau'n von Männlichkeit Die Bäume selbst hoffen und fleh'n Dass sie auch noch im Frühling steh'n Um das Gemetzel zu vermeiden Versuchen sie sich zu verkleiden Spielen Zeder und Zypresse Auch monströse Stachelkresse Doch werden sie recht schnell enttannt Weil so ne Tanne schnell erkannt Ist das gescheh'n, gibt es zwei Arten Die die rennen, und die, die warten: Diejenigen, die toll vor Grausen Versuchen noch davonzusausen Sie sieht man vor Entsetzen Schreiend durch die Wälder hetzen: "Ich bin ein Hase, denkt euch nur!" Fatales Waldorfschulabitur Prüfung nur in Klatschen und Singen Fächer die wohl nicht viel bringen Denn flieh'n sie auch für ein paar Stunden Werden sie schon bald gefunden Von des Jägers Schuss durchsiebt Dumm, wer für 'n Has' sich gibt Doch auch wer am Ort verweilt Ist vor Attacken nicht gefeit Dem treibt das herzlose Gesinde Scharfe Schneiden in die Rinde Und während wilde Schläge schnellen Stumme Schmerzensschreie gellen Kaum verstummt der Äxte Hallen Und noch im Zubodenfallen Durch der Bäume leises Ächzen Erinnyen nach Vergeltung lechzen - Könnt' der Mensch die Bäume hören Hör'n wie sie ihm Rache schwören Kreidebleich vor Entsetzen Würd er durch die Wälder hetzen Schrein: "Ein Reh, Ich bin ein Reh!" Bis dann der Jäger - Herrjemine! Doch da sowas ja nie passiert Dass Mensch mit Baum kommuniziert Er den Fluch somit nicht hört Sich daran nicht weiter stört Triumphiert in Mannesart Da für den Baum das Geld gespart Und bevor ihn einer sieht Er mit dem Baum von Tannen zieht - Doch direkt nach dem kalten Mord Kommt das Problem mit dem Transport Der Mann merkt erst beim Gefährt Die Proportionen sind verkehrt Er hat den Baum zu groß gewählt Weil scheinbar doch die Größe zählt Passen wird er wohl kaum In den kleinen Kofferraum Kurzerhand wird dann halt Die Tanne auf das Dach geschnallt Es wird gezerrt und geschoben Und der Baum aufs Dach gezogen Bis plötzlich im ganzen Wald Ein schauerhafter Schrei erschallt Und diesen Schrei aus voller Kehle Hört man weit, weil aus der Seele Denn der Baum hat mit 'nem Ast Dem Auto einen Ritz verpasst Wie der Mann so weint und wimmert Wird die Lage noch verschlimmert: Vom Schrei erheblich irritiert Kommt der Förster anstolziert Sieht nur den Mann, zum Glück kein Reh Doch was ist das? - Herrjemine! "Ein Weihnachtsbaum, wild geschlagen Tja, was soll ich da noch sagen? Macht 80 Euro, alles Gebühr Schaun sie nicht so, kann ich nix für Das ist in Deutschland eben die Gottverdammte Bürokratie Hier nehm sie mal den Rest Ich wünsch dann noch ein frohes Fest!" Wie angewurzelt steht der Mann der er sein Pech nicht fassen kann Beschaut mit Hass das tote Holz Auf das er eben noch so stolz Sinkt mutlos auf den Fahrersitz Springt wieder auf, ja Potz und Blitz! Ein Schrei erneut ganz fürchterlich Doch diesmal schmerzt es körperlich - Sonst ist er keine Mimose Doch Nadeln in der Unterhose Direkt in den Kronjuwelen Könn' 'nen Mann schon böse quälen Auch in der Jacke und der Mütze Ja in der allertiefsten Ritze Pieken und zwicken solche Kleinen grünen Tannendolche Nach unendlich langer Qual Hat er die Tannenstachelzahl Ganz erheblich reduziert Setzt sich, zwar immer noch pikiert, Auf des Autofahrers Thron Dreht den Schlüssel dann auch schon Eilt Heim mit sorgender Seele Damit er das Fest nicht verfehle Betört von Harz- und Tannenduft Von dem erfüllt die ganze Luft Schwebt er aus dem Jammertal Er tritt feste das Gaspedal Er fliegt dahin wie vogelfrei Der Tacho zeigt sechzig mal drei - Hätt er gewusst, er wird geblitzt Wär er vielleicht nicht so geflitzt So sind die Herren mit der Kelle Auch sofort schon bei der Stelle: Einer lächelt mit Ironie: "Guten Tag auch! Hören Sie: Der Versuch war gar nicht übel Doch zum Fliegen braucht man Flügel." Aber das Lächeln schwindet schon Er brüllt alsdann in schroffem Ton: "Sind Sie Ferrari-Testpilot? Oder einfach nur Vollidiot? Hundertachtzig, geschlossener Ort! Glückwunsch, das ist Adventrekord! Siegerehrung ist auf'm Revier, Das Preisgeld zwar bekommen wir, Punkte jedoch ganz exklusiv Sie im Verkehrssünderarchiv." Nach zweistündiger Tortur Endlich hat er die Prozedur Auf der Polizeiwachtmeisterei Überstanden - und ist frei. Ganz gemächlich ohne Hast Trollt er zum heimischen Palast Dort nun wird er sich erholen Von des Schicksals Kapriolen Packt den grünen Nadelstrauß Schleppt ihn in das Treppenhaus Da stößt an der ersten Ecke Die verdammte Festtagshecke Gegen einen Pflanzenkübel Der zerspringt - ei, das wird übel: Der Drache der auf der Etage Wohnt gerät sehr schnell in Rage Beim Versuch flugs hochzusprinten Bekommt er brutal von hinten Ein Schlag mit einem Besen Ausgeteilt vom Drachenwesen Das zum Glück kein Feuer speit Doch dafür nach Kräften schreit: "Das nächste Mal, wenn ich Sie seh', Tu ich Ihnen richtig weh!" Der Mann gibt ums Geschrei nicht viel Und ignoriert das Ur-Fossil Wuchtet den Lamettaständer Über das Treppengeländer In die heimischen vier Wände Und das Leiden hat ein Ende Ende aber ist relativ Denn die Frau schreit: "Der ist ja schief Wen'ger Nadeln als du Haare. So geht das jetzt schon all die Jahre. Kannst du nie was richtig machen? Das war's, ich pack jetzt meine Sachen!" "Brauchst du Hilfe, sag Bescheid. Ich bin es langsam wirklich leid. Immer dein fieses Gemecker. Frau, du gehst mir auf den Wecker. Ach meiner Treu, wär das schön, Würdest du für immer gehn." So wird aus dem Fest der Liebe Durch Erinnyen eins der Hiebe - Als die Tür ins Türschloss springt Zu ihm eine Stimme dringt: "Sieh es mal mit andern Augen Wer soll kochen, Staub aufsaugen? Wer soll jetzt den Einkauf machen Und wer bügelt deine Sachen?" Schon tut ihm sein Handeln leid Denn es macht sich Bangen breit Wie soll es nun weitergeh'n? Wird er so den Frühling seh'n? Ermattet vom Martyrium Sinkt er ins Delirium - Sieht sich in der Furien Reigen Sieht sie ihre Fratzen zeigen Sieht wie sie sich gierig weiden Weiden sich an seinem Leiden Niemals würden sie dem Armen Zugestehen ihr Erbarmen Dass obwohl ganz unbestritten Unser Held genug gelitten Somit kommt, was kommen muss: Der Tragödie traurig Schluss Der Baum, der vorher noch geschmückt Und in die Wohnstube gerückt Ein wenig sich zur Seite neigt Bis er in eine Kerze zeigt Sekundenschnell er Feuer fängt Und brennend in der Ecke hängt Entfacht einmal das Flammenmeer Wird es zu kontrollieren schwer Dem Mann bleibt einzig aufzugeben Um zu erretten sich das Leben Vor dem Haus steht er noch lange Tränen kühlen seine Wange Von drinnen dringt hämisch Gelache Erfüllt hat sich der Tannen Rache Lasst diese Mär euch Warnung sein Kauft keine echten Tannen ein Mit Plastik nur wird euch beschieden Ein Fest in Ruhe und in Frieden Eingereicht am 26. Januar 2007. Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors. |