Die Weihnachtsfee
© Nessi Dominkus
Wie jedes Jahr in der Adventszeit herrschte große Aufregung unter den Kindern im Waisenhaus. Heute war der Tag, an dem einige von den Kindern abgeholt wurden, um das Weihnachtsfest bei einer Gastfamilie zu verbringen. Anja stand wartend an der Treppe und sah zu, wie ein Kind nach dem anderen fröhlich das Haus verließ und mit den Gasteltern davonfuhr. Sie war wieder nicht dabei. Unendlich traurig ging sie mit gesengtem Kopf in ihr Zimmer. Sie kauerte sich in eine Ecke und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Plötzlich erstrahlte ihr Zimmer in einem herrlichen hellen Licht. Anja rieb sich verwundert die Augen. Was ist das? So ein helles und warmes Licht hatte sie noch nie zuvor gesehen. Aus der Helligkeit heraus erschien eine wunderschöne, anmutig wirkende Gestalt. Sie trug ein langes, in zarten pastellfarben glänzendes Kleid. Ihr freundliches Gesicht war von langem blond gelocktem Haar umrahmt. Um die Stirn trug sie einen funkelnden Reif, der in der Mitte mit einem goldenen Stern verziert war. Seltsamerweise verspürte
Anja kein bisschen Angst. Nein, im Gegenteil. Sie hatte ein Gefühl der Geborgenheit.
"Wer bist du?", fragte Anja erstaunt. "Wie kommst du in mein Zimmer?"
"Aber Anja" lachte die Gestalt mit glockenheller Stimme. "Du hast mich gerufen. Besser gesagt, deine Traurigkeit hat mich zu dir geführt. Ich bin die Weihnachtsfee und will dir helfen. Immer wenn ein Kind so tief traurig ist wie du, eile ich ihm zu Hilfe."
Anja senkte den Blick und sagte: "Mir kann keiner helfen. Nicht einmal du. Mich will keiner haben."
"Hast du denn keinen Wunschbrief an den Weihnachtsmann geschrieben?", fragte die Fee.
"Doch, natürlich habe ich das", sagte Anja.
"Vielleicht ist der Brief verloren gegangen. Oder, den Weihnachtsmann gibt es überhaupt nicht", fügte sie traurig hinzu.
Als die Weihnachtsfee diese Worte aus Anjas Mund hörte, erschrak sie. "So etwas darfst du nicht denken kleine Anja. Den Weihnachtsmann gibt es wirklich."
"Aber" wandte das Mädchen weinerlich ein "Es ist nun schon das zweite Jahr, dass ich ihm geschrieben habe. Und wieder hat sich mein Wunsch nicht erfüllt!"
"Sei doch nicht so ungeduldig" lenkte die Fee ein. "Immerhin dauert es noch ein bisschen bis Heiligabend." Die Fee nahm Anja bei der Hand und sagte: "Komm mit, wir machen eine Reise."
Sie wollen wissen, wie es weitergeht?
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Eingereicht am 23. Juni 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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