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Sich regen bringt Segen; sich bücken auch

© Margaret Steger


Es war zwei Tag vow dem Fest. Keene Schneeflocke war bisher gefallen. Es war ein nasskalter Winter.
Trotzdem war Eva in Weihnachtsstimmung. Sie behielt die Schuhe und den Mantel an und betrat das Wohnzimmer. Ihre Handtasche fiel zu Boden. Eva setzte sich. Sie lehnte sich an die Rückenlehne ihres Sofas und griff zittrig in ihre Manteltasche. "Hoffentlich hat mich niemand gesehen, als ich mich am Gehsteig nach dem Glitzerding bückte." Dachte Eva. Sie hielt das Armband in ihren Händen. Es war über und über mit Glitzersteinen bedeckt. Eva hatte schon beim Aufheben den Wert des Schmuckstückes erkannt. Was für ein wunderbares Weihnachtsgeschenk hat der Zufall mir bereitet. Es war ein altes Stück. Die Brillanten waren mit einem Krönchen gefasst. Das Armband bestand aus zwei Kettchen, die jeweils ein Dutzend kleine Diamanten trugen. Die beiden Kettchen waren mit einer Spange verbunden. Das Gold war rötlich und matt. "Die Steine könnten noch mehr glitzern, wären sie gereinigt. Dachte Eva. Sie versuchte selbst den Wert des Fundes zu schätzen. "Ich könnte mir ganz leicht dafür einen Pelzmantel kaufen. Am besten wäre, ich hätte so viel Geld, dass ich in die Stadt fahren könnte, um mich ganz neu einzukleiden. Auch Tasche und Schuhe, alles würde ich mir neu kaufen. Weg mit all dem Ausverkaufs- und Sale-Zeug." Sie blickte auf ihren Mantel. Er war zwar erst eine Saison alt, sah aber bereits abgetragen aus, da es der einzige Mantel war, den sie besaß. Sie hatte ihn letzten Winter beim Schlussverkauf erstanden. So ging sie stets angezogen:
Der Mode immer hintennach und das Günstigste war für Eva immer auch das Schönste und Passendste. Vielleicht war jetzt auch ein Urlaub möglich - irgendwo am Meer.
Das wäre einmal was anderes. Den Urlaub verbrachte sie gewöhnlich bei ihrer Cousine in Bad Ischl. Sie half dort in der kleinen Pension und war Mädchen für alles. Vom Frühstück zubereiten bis zu den Gartenarbeiten, war ihr jede Arbeit willkommen. Sie erhielt am Ende des Aufenthaltes gerade so viel Lohn, wie die Cousine entbehren konnte. Es kann sich rasch alles ändern. Eva stand auf. Sie legte Mantel und Schuhe ab. Sie nahm das Armkettchen und ging damit ins Badezimmer um es dort mit Zahnbürste und Zahnpasta zu reinigen. Jetzt funkelte es in allen Farben. Eva
überlegte: Wo habe ich es gefunden? Zu welchem Juwelier soll ich gehen um den Wert zu erfahren. Er müsste irgendwo weit weg von hier sein. Wer könnte der Besitzer des Schmuckes sein? Zu welchem Anlass wurde es verschenkt? Soll ich es behalten, oder soll ich es beim Fundamt abgeben? Evas Hunger nach einem Nachtmahl war gar nicht erst aufgekommen. Das Armband hatte sie mit Haut und Haar gefangen. Die Weihnachtsgeschenke die sie schon für ihre Eltern und ihre Nichten besorgt hatte, hatten mit einem Mal für sie keinen Wert mehr. Den Abend wollte sie ursprünglich für das weihnachtliche Geschenkeeinpacken nützen. Wenn Eva an den nächsten Tag dachte, so fand sie keine Freude an dem sonst so geliebten Beruf als Sprechstundenhilfe beim Zahnarzt Dr. Zorn. Sie musste jetzt unter Leute gehen. Ganz gegen ihre Gewohnheit beschloss Eva an diesem Abend das Haus zu verlassen. Sie nahm den Mantel vom Haken und warf einen Blick auf das Innenfutter. Der Mantel hatte eine Innentasche, die man verschließen konnte.
Dort hinein gab sie ihren kostbaren Fund. Sie zog ihre Schuhe an, nahm ihre Handtasche verschloss ihre kleine Wohnung. Zu Fuß strebte sie dem Kaffeehaus zu, in dem sie sich einmal die Woche mit Freundinnen traf.
Unbekannte Leute saßen zu dieser Zeit in dem Lokal.
Eva nahm an einem der freien Tische Platz. Den Mantel behielt sie an. "Gnädiges Fräulein! Es wird ihnen sicher bald zu warm werden" Sagte der alte Ober, den sie schon seit Jahren kannte. Er befreite sie geschickt aus der Oberbekleidung. Eva sah gebannt, wie ihr Mantel in der Garderobe verschwand. Herr Franz brachte den Garderobezettel und sagte höflich: "Gerne geschehen!" Eva wollte zuerst in die Garderobe eilen um den Schatz in die Handtasche zu befördern, doch sie dachte bei sich, dass in dem billigen Konfektionsmantel, der kostbare Fund am sichersten aufbewahrt sei. Eva trank ihren Früchtetee und ihr fiel ein, dass sie um den Preis dieses heißen Getränkes, zwei Päckchen feinsten Tees hätte kaufen können. Nie wieder würde sie ab nun so kleinlich-ärmlich denken. "Ja wer ist denn da noch so spät auf den Beinen?" Es war die Mutter ihrer Freundin Anna. Sie hatte ihre Bridgepartie beendet und war im Begriff nach Hause zu gehen. Sie setzte sich auf einen kurzen Plausch. "Wie gut, dass ich sie hier treffe. Könnten sie ihrer Tochter gleich etwas ausrichten? Ich werde nach den Feiertagen nicht hier sein. Nein, diesmal ist es nicht Bad Ischl. Ich werde eine Kreuzfahrt machen. Es gibt jetzt so wunderbare Angebote. Ich werde eine Jungfernfahrt wählen, die von Hamburg bis Madeira geht. Alles inklusive. Der Flug nach Hamburg ist auch dabei. Die beiden Frauen sprachen lange über die legendäre Schönheit der Blumeninsel. Das Kaffeehaus hatte sich inzwischen fast geleert. "Soll ich dich ein Stück mitnehmen? Ich bin mit dem Auto hier." Eva wehrte dankend ab. "Nein, vielen Dank!" Ich gehe gerne noch ein Stück zu Fuß.
Die Luft ist gut. Der Regen hat aufgehört." Die beiden Damen schlenderten der Garderobe zu. Herr Franz hatte zwei Mäntel über dem Arm. Zuerst half er der älteren der beiden Damen in den Mantel. Dann wandte er sich Eva zu. Eva sah den Mantel und erblasste. Kein weiteres Kleidungsstück hing mehr an den Kleiderhaken. "Wollen sie denn ihren Mantel nicht anlegen? Erst wollten sie mir den Mantel gar nicht gleich geben, und jetzt wollen sie ihn nicht haben!" Eva schwankte. Sie ließ sich in den Mantel helfen. Es war nicht ihr Mantel. Es war wohl das gleiche Fabrikat, aber kaum noch getragen. Sie sah es sofort.
Ihre rechte Hand tastete in das Mantelinnere. Da war gar keine Innentasche. Der Mantel hatte dafür einen Gürtel, den sie nicht hatte. Die beiden alten Leute beobachteten besorgt das eigentümliche Verhalten der jungen Dame. "Ich werde Dich nach Hause bringen. Annas Mutter wurde energisch. "Keine Widerrede!" Eva hatte ihre Fassung wieder erlangt. Obwohl sie nun auch keinen Plan - B mehr hatte. Plan B wäre gewesen, das Glitzerding noch heute, verpackt in einem Couvert, beim Fundbüro einzuwerfen. Sie schwieg auf dem Weg nach Hause. Sie beschloss trotz allem, eine Reise nach Madeira zu tun. Zwar nicht mit einer Kreuzfahrt, sondern mit dem Last-Minute Reisebüro oder mit einer Billigfluglinie. Es sollte die erste und letzte Reise sein, die Eva alleine unternahm. Denn auf Madeira erfüllte sich ihr Schicksal. Sie traf dort den Mann, der zu ihr passte und der sie liebte, so wie sie war.
Das war der allerbeste Schatz, den sie jemals fand und auch das schönste Weihnachtsgeschenk.



Eingereicht am 05. Juli 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
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