Marie-Josephine
© Sabine Bauernschmidt
Mona ist traurig. Sie wird zu Weihnachten nicht das bekommen, was sie sich wünscht.
Die wunderschöne Puppe, die sprechen, weinen und trinken und sogar ihre Windel voll machen kann. Sophie aus ihrer Klasse hat so eine Puppe zum Geburtstag bekommen, sie hatte sie gestern und heute mit in der Schule. Aber die Puppe ist zu teuer, haben Papa und Mama gesagt. Mona ist böse auf Papa, weil er kein Geld mehr verdient seit ein paar Monaten. Nein, Weihnachten wird wohl nicht sehr schön werden in diesem Jahr.
Es schneit wieder. Schnee ist schön, aber nicht, wenn man so kalte Füße hat, dass es weh tut. Die Winterstiefel, die Mama mitgebracht hat, sind zu klein und müssen umgetauscht werden, Mama hat sie heute wieder mitgenommen zu dem Supermarkt, in dem sie arbeitet.
Mona nimmt die Abkürzung durch den Park, obwohl sie nicht gern bei der Schlittschuhbahn vorbei geht. Sophie und einige andere Mädchen aus der Schule gehen jeden Mittag dort hin, sie mögen Mona nicht und hänseln sie oft. Aber es ist jetzt schon bald dunkel, vielleicht sind sie schon weg.
Die Schlittschuhbahn ist leer. Nach und nach deckt der glitzernde Schnee die tiefen Schrammen zu, die viele scharfe Kufen auf dem Eis hinterlassen haben. Mona geht an den verschneiten Parkbänken vorbei und traut ihren Augen nicht. Auf der mittleren Bank sitzt eine Puppe, die genau so aussieht wie die von Sophie. Monas Herz scheint für einen kleinen Moment stillzustehen, dann klopft es um so heftiger. Sie zögert und schaut sich noch einmal um, aber es ist niemand zu sehen.
Die Puppe sieht sie mit ihren blauen Augen an, das hellbraune Haar ist ganz von Schnee bedeckt. Sie gibt einen weinerlichen Laut von sich, als Mona sie an sich drückt. "Ich werde dich Josephine nennen". Sie streicht der Puppe zärtlich den Schnee aus dem Haar. "Josephine ist ein schöner Name, findest du nicht? Jetzt kommst du mit mir nach Hause, da ist es warm, und du musst nicht mehr frieren." Überglücklich hüpft Mona den schmalen Weg entlang bis zur Kampallee, die an den Park grenzt. Ihre
Füße tun jetzt gar nicht mehr weh. Oder vielleicht doch ein bisschen, aber es ist nicht mehr so wichtig.
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