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Die Engelsfeder

© Katharina Ludwig


Es war ein sehr kalter Wintermorgen. Alles war weiß und durch den Schein der Sonne funkelte der Schnee wie Diamanten. Heute war Heiligabend und eigentlich war es ein Grund sich zu freuen, doch in einem Haus war die Freude getrübt. Madeleine Lambertz hatte heute ihr 2. Kind zur Welt gebracht; einen wunderschönen Jungen, doch aus irgendeinem Grund gab es Komplikationen und die Mutter starb noch in derselben Nacht. Sarah, die bereits 12 Jährige, hatte dies sehr mitgenommen. Sie wusste nicht, wie es weiter gehen sollte. Ihre Mutter war schließlich der einzige noch lebende Verwandte gewesen, da ihr Vater vor 8 Monaten bei einem Autounfall ums Leben kam. Das braunhaarige Mädchen stand auf dem Balkon und blickte mit ihren klaren blauen Augen über die Ländereien. Sie sah die Bäume des angrenzenden Waldes. Einige Tannen wirkten, als hätten sie ein weißes Kleid an. Sarah zitterte leicht, da sie nur ein dünnes weißes Nachthemd an hatte. Wie trist doch dieses Weihnachten war ... Sie war extra in den Weihnachtsferien nach Hause gefahren, da sie Heiligabend mit ihrer Mutter verbringen wollte, doch dies wurde ihr vergönnt. Sicher, sie hatte ihren kleinen Bruder Jack, doch die Trauer und der Schmerz saßen viel zu tief in ihrem Inneren. Eine erschöpfte junge Frau kam zu dem Mädchen und legte dem Kind eine Decke um. "Es ist kalt Sarah ... Komm bitte wieder rein, ja?", sagte sie leise. Die junge Frau war die Hebamme gewesen und ist die Patin des Jungen. Sarah selbst hatte keinen Paten mehr, da ihr Pate und der Bruder ihres Vaters ebenfalls im Auto war, welches verunglückte. Sarah fühlte sich so unglaublich einsam. "Ich ...ich will aber nicht rein gehen Sally ...", murmelte sie leise vor sich hin. Ihr war es egal, ob die blonde Frau sie verstand oder nicht. Sie wollte einfach nur ihre Ruhe ... "Wusstest du", begann Sally, "dass wenn an Heiligabend die Mutter stirbt, sie genau um Punkt Mitternacht ihrem Kinde als Engel erscheint?" Langsam drehte sich nun Sarah zu der Frau um und sah in ihre warmen braunen Augen. "Nein, das wusste ich nicht ...", meinte sie leise. Ein Hauch von Hoffnung hallte in der Stimme des Kindes wieder. Wenn das, was Sally gesagt hatte, wahr werden würde, dann wäre es einfach wundervoll ... "Ich bin mir sicher, dass Madeleine dir erscheinen wird ... Dir und deinem kleinen Bruder.", meinte sie. Trotz deutlichem Kummer, der in ihrer Stimme mitschwankte, klang sie zuversichtlich. Sarah sah sie an und schwieg. Das einzige was sie zustande brachte war ein schwaches Nicken. Sie sah wieder hinaus in die weiße Schneepracht und versank wieder in Gedanken ...
Am Abend war Sally immer noch da. Sie wollte sich um die Kinder kümmern und hatte ein wunderschönes Abendessen gekocht und der Duft von Äpfeln und Zimt lag in der Luft. Sarah saß bereits am Esstisch und beobachtete Sally, wie sie das Essen servierte. Es gab Bratapfel. Schweigend sah das Mädchen auf ihren Teller. Sie hatte eigentlich überhaupt keinen Appetit, doch um Sally einen Gefallen zu tun aß sie dann doch etwas. Der Abend verging und es war inzwischen 23 Uhr. Sally war so erschöpft gewesen, dass sie auf der Couch eingeschlafen war. Sarah hielt es einfach nicht mehr in diesem Haus aus und nutzte die Chance um wegzulaufen. Sie rannte ohne Jacke oder ähnliche wärmende Sachen hinaus in die eisige Nacht. Schon nach 5 Minuten fror das Mädchen schrecklich und sie wollte wieder zurück, doch wie? Sie war in den Wald gelaufen und wusste nun nicht mehr welchen Weg sie gehen musste. Ihr war so bitterkalt, dass sie vor zittern kaum noch laufen konnte. Müde rutschte sie einen Baum hinab und setzte sich in den Schnee. Das Mädchen zog ihre Beine an sich heran und fing an zu weinen. Wie selbstsüchtig sie doch gewesen war. Nun musste sie anscheinend erfrieren und ihr kleiner Bruder würde auch die große Schwester verlieren. Außerdem würde sie nach den Ferien nicht mehr auf ihr Internat zurück können. Allmählich wurde ihr Körper ganz Taub. Ihr war so schrecklich kalt und sie wurde immer müder. Ihr fielen die Augen zu, doch kurz bevor sie einschlief erstrahlte ein warmes sanftes Licht. Sofort öffnete Sarah ihre Augen und erstarrte. Was ging hier vor sich? Das goldene Licht nahm langsam Konturen an und einige Sekunden später war die Gestallt eines Engels erkennbar. Der Engel hatte braune lange Haare, braune Augen und trug ein wunderschönes goldenes Kleid. Der Stoff des Kleides war nicht definierbar, doch er schmiegte sich an den Körper des Engels. 2 weiße Flügel ragten aus ihrem Rücken und der Engel blickte zu dem Mädchen hinab. Es war Madeleine, Sarahs Mutter. "Nicht einschlafen Sarah ...", sagte sie leise und legte eine Hand auf ihre Schulter. Sarah wurde warm ums Herz. So wohl hatte sich das Kind lange nicht gefühlt. "Sally hatte also doch Recht, Mum ...", meinte sie leise. Der Engel strich dem Kind behutsam über den Kopf und so verweilten sie bis der Morgen anbrach und Sarah eingeschlafen war. Keine 10 Minuten später kam Sally angerannt. "Bei Gott, da bist du ja!", rief die junge Frau und schien erleichtert." Vorsichtig näherte sie sich dem Mädchen und berührte sie. Sie legte den Kopf schief. "Merkwürdig ...eigentlich müsstest du eiskalt sein, doch du fühlst dich an als hätte dich jemand im Arm gehabt ...", murmelte sie. Sarah blinzelte leicht und sah in die Augen der blonden Frau. Sie lächelte schwach. "Mum war hier ...", meinte sie. Erst jetzt bemerkte Sally, dass auf dem Schoß des Mädchens eine wunderschöne Feder lag, die einen wunderschönen Goldschimmer hatte. "Also stimmt es, was mir meine Großmutter einst zu Heiligabend erzählte ...", meinte Sally leise und Sarah lächelte schwach. "Und ich weiß, dass Mum immer bei Jack und mir sein wird ... Sie wird uns beschützen und das Gefühl was ich hatte, als sie mich im Arm hatte war unbeschreiblich ... Dieses wundervolle Gefühl der Geborgenheit und Liebe war das beste Weihnachtsgeschenk, was ich je hatte ...", meinte Sarah, als sie sich leicht an Sally ankuschelte. "Und diese Feder wird mich auf ewig an dieses wunderschöne Gefühl erinnern ..." Selbst als Sarah wieder in ihrem Internat war, verlor sie nicht ihr Lächeln. Sie hatte stets die Feder als Talisman mit und wusste, dass ihre Mutter immer über sie und ihren Bruder wachen würde ... Und eines Tages würde sie vielleicht ihrem Kinde die Feder zu Weihnachten schenken, wenn es traurig ist ... Die Feder des Engels, der ihre Mutter ist ...



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