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Engelbert und der Aufstand der Weihnachtsgänse

© Cornelia Diekjobst


"Das tollste ist es Weihnachtsgans zu werden" sagte Gisbert der Ganter." "Das ist eine ganz besondere Auszeichnung. Nur schöne, fette Gänse werden Weihnachtsgänse. Die Menschen lieben uns dafür." Alle Gänse des Hofes waren um ihn herum gescharrt und lauschten seinen Worten. Es war kalt draußen auf der Wiese. Überall schnatterten die Gänse und unterhielten sich darüber, was man wohl als Weihnachtsgans so alles machen müsste. "Dann darfst du auch mit ins Haus" sagte Elfriede. "Bestimmt siehst du das Weihnachtszimmer." Keiner von ihnen hatte auch nur die leiseste Ahnung, was Weihnachten wirklich war. Sie hatten die Menschen schon darüber reden gehört, dass sie sich auf Weihnachten, das leckere Essen und die vielen Geschenke freuten. Besonders die Kinder des Bauern sprachen in letzter Zeit recht häufig davon. Sie waren im Dezember immer besonders brav, denn sonst gab es keine Geschenke. "Ob man uns wohl den Kindern zu Weihnachten schenkt?" überlegte Lola, die flotteste Gans des Hofes. "Das glaube ich nicht" meinte Ruth. "Was sollen die Kinder denn mit uns in ihren Zimmern spielen?" "Ich will auf jeden Fall eine Weihnachtsgans werden, dann kann ich euch nachher erzählen, was Bescherung ist," sagte Irmgart. Die Gänse waren ganz aufgeregt und schnatterten alle durcheinander. Es war der zweite Advent. Der Bauer saß mit seiner Familie in der Stube, aß Stollen und trank Tee. Die Kinder langweilten sich. Alle Erwachsene unterhielten sich über Dinge ,die, die Kinder nicht interessierten. Sie zogen die dicken Winterjacken an und gingen auf den Hof. Es wurde schon langsam dämmerig, als Nils, Lars und Ole draußen Fußball spielten. Die Gänse sahen den Jungen zu. Einmal flog der Ball über das Gatter und Gisbert erwischte ihn. Elegant gab er ihm einen Stoß, so dass der Ball wieder an den Zaun flog. Da staunten die Jungen, eine Gans die Fußball spielen konnte, hatte es hier auf dem Hof noch nie gegeben. Sie kletterten über das Gatter und kickten sich den Ball zu. In der Mitte stand Gisbert. Platsch, linker Gänsefuß und Tor. Platsch, rechter Gänsefuß, knapp daneben. Die Kinder hatten ihren Spaß und lachten. Verrückte Gänse gab es hier. Die anderen Gänse saßen auf ihren Pürzeln und klatschten. Gisbert war der Star des zweiten Advents. "Schade dass wir bald nicht mehr mit ihnen spielen können", sagte Nils. "Warum denn nicht?" fragte Ole, der noch ziemlich klein war. "Weil sie alle Weihnachtsgänse werden du Dowi". "Aber das ist doch toll eine Weihnachtsgans zu werden. Mama sagt immer, das schönste an Weihnachten ist die Gans. Ich finde zwar die Geschenke besser, aber die gibt es ja sowieso." "Hast du denn nicht gesehen, dass Opa schon das Schild gemalt hat"? "Ich kann doch noch nicht lesen" sagte Ole. "Also" erzählte Nils "da steht drauf: frische Weihnachtsgänse direkt vom Biobauern". "Was passiert eigentlich mit den Gänsen an Weihnachten"? fragte Lars. "Im letzten Jahr gab es keine einzige Gans mehr auf dem Hof und Mama sagte, das war ein gutes Geschäft." "Die werden geschlachtet, dann werden ihnen alle Federn herausgerupft und der Bauch aufgeschlitzt. Die Innereien kommen in einen kleinen Plastiksack und werden wieder in den Bauch gestopft. Die Leute kaufen die Gänse und braten sie zu Weihnachten. Kochen Knödel und Rotkohl dazu und finden das lecker." Gisbert hörte genau zu, das war also das Geheimnis der Weihnachtsgans. Man würde sie alle töten! So toll war das also doch nicht eine Weihnachtsgans zu werden. Die Mutter rief die Kinder zum Essen ins Haus. Der Fußball blieb vor Gisberts Gänsefüßen liegen. Er musste es den anderen erzählen, die jetzt schon damit prahlten, wie toll es sei eine Weihnachtsgans zu sein. Als alle Gänse im Stall waren, der Bauer hatte gerade das Tor verschlossen, schnatterte er aufgeregt los. "Also Leute, ich weiß was passiert, wenn man eine Weihnachtsgans wird. Die Kinder haben es erzählt. Wir werden geschlachtet, man zieht uns die Federn raus und dann kommen wir in den Ofen, bis wir braun und knusprig sind." Alle Gänse hörten gebannt zu. "Das will ich aber nicht" rief Lola ganz laut und die anderen Gänse stimmten ihr schnatternd zu. Elfriede weinte dicke Gänsetränen. "Ich will gar keine Weihnachtsgans mehr werden. Was können wir nur tun?" In dieser Nacht waren alle Gänse des Hofes sehr, sehr traurig. "Hört mal zu Mädels" rief Gisbert. "Für jedes Problem gibt es eine Lösung, wenn man was nicht will, dann will man es eben nicht! Ich will auch keine Weihnachtsgans mehr werden! Morgen, wenn wir wieder auf dem Hof sind, hauen wir einfach ab." "Mann bist du blöd. Die sehen uns bestimmt und fangen uns wieder ein." Gisbert war verzweifelt. Engelbert saß oben auf seiner Wolke und hörte den traurigen Gänsen zu. Auch er liebte Gänsebraten und zum ersten Mal in seinem langen Engeldasein machte er sich Gedanken darüber, dass die Gänse vielleicht gar nicht so gern Weihnachtsgänse sein wollten. "Wir machen einen Aufstand. Wir sind ganz viele" rief Gisbert. Auf einmal ging die Tür des Gänsestalls auf und mitten unter ihnen stand ein kleiner dicker Engel. "Ich helfe euch" rief er. "Wer bist denn du?" rief Gisbert "und wo kommst du überhaupt her?" "Engelbert, Engel, Chef der Engelsbrigade von Wolke 7! Ihr müsst von hier verschwinden, wenn ihr keine Weihnachtsgänse werden wollt. Morgen wenn alle arbeiten, mache ich euch das Gatter auf und dann fliegt ihr wohin ihr wollt." "Wir können doch gar nicht mehr fliegen so fett wie wir sind" sagte Gisbert "und wo sollen wir denn hin?" "Das lass mal meine Sorge sein", sagte Engelbert "Wir haben noch zwei Wochen Zeit bis zum Schlachttag und bis dahin rührt ihr kein einziges Körnchen an und macht den ganzen Tag über Flugübungen." Er breitete seine Flügel aus und flog durch den Gänsestall. "Wenn ich das schaffe, schafft ihr das auch, denn schließlich bin ich auch nicht gerade dünn." Die Gänse staunten. "So geht fliegen." "Fliegen" träumte Lola "Ich fliege in den Süden, wo es im Winter die schicken Wildgänse gibt." "Mir reicht schon ein warmes Plätzchen unter einer Tanne" sagte Ruth. Alle waren ganz aufgeregt in dieser Nacht. Am nächsten Morgen, als der Bauer die Gänse aus dem Gänsestall auf die Wiese ließ, übten sie fliegen und aßen kein einziges Körnchen. Einige konnten schon nach ein paar Tagen über den Hof und über das Dach fliegen. Am vierten Advent war es so weit. Mittags um eins, als alle aßen, stand plötzlich ein kleiner dicker Engel zwischen den vielen Gänsen des Hofes. "Mir nach Leute!" Alle Gänse schwangen die Flügel und flogen hinter Engelbert her. Ole sah aus dem Fenster. "Schaut mal, die Gänse fliegen mit dem Engel weg", rief er. "Das Kind sieht zu viel fern", sagte Opa. "Iss besser dein Mittagessen, sonst kommt der Weihnachtsmann nicht zu dir." Schöne, schlanke Gänse flogen an diesem Mittag in den Himmel. Engelbert nahm sie mit auf eine Wolke. Schaut mal vor Weihnachten in den Himmel. Dort ist sie, die weiße Wolke, wenn ihr ganz, ganz leise seid, hört ihr sie sogar schnattern. Die Gänse auf der Gänsewolke, die beschlossen hatten, keine Weihnachtsgänse zu werden.



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