Aufstand der Schneeflocken
© Gitte Hedderich
Alles begann damit, dass die Eisprinzessin den schönen großen Schneekristall verlor, der ihre Krone zierte. Sie wusste genau, das sie als künftige Herrscherin des Eiskristallreiches nicht mit den Schneeflocken tanzen durfte und doch hatte sie sich gestern zu einem wilden Wirbel hinreißen lassen, manchmal brauchte sie das eben, wenn sie sich dabei ausgepowert hatte, konnte sie leichter die unnahbare kühle Herrscherin sein. Nun seufzte sie laut, der Kristall konnte überall sein, bei dem wilden Tanz konnte er Kilometer
weit geschleudert worden sein. Wenn nur ihre Mutter nichts bemerkte, die Schneekönigin verstand überhaupt keinen Spaß, wenn sich jemand nicht an ihre Anordnungen hielt und bei der kleinen Prinzessin war sie besonders streng, schließlich sollte sie ja mal in ihre Rolle hinein wachsen.
Kira, so hieß die kleine Prinzessin hatte eine Idee. Noch schlief sie Schneekönigin, wenn sie sich beeilte … Schnell schlüpfte sie in ihren warmen weißen Pelz und huschte wie der Wind in die Schneeflocken Werkstatt. Was das ist, fragt ihr? Nun dort arbeiten die Weihnachtswichtel. Sie haben Schablonen, mit denen stanzen sie aus den Eisblöcken die wunderschönsten Schneeflocken aus. Wenn so ein Wichtel erst einmal eingearbeitet ist, geht das unglaublich schnell. Der große Eisblock ist schon in viele kleine Würfel
vor geschnitten, Von denen nimmt er einen, taucht seine Schablone in heißes Wasser und zack, zack, zack entstehen eisige filigrane Schneeflocken. Außer Atem gelangte Kira in der Schneeflocken Werkstatt an. Die Weihnachtswichtel staunten mit offenem Mund. So aufgelöst hatten sie die schöne, sonst immer beherrschte Prinzessin noch nicht erlebt. Der Oberwichtel fasste sich. "Wo brennt es denn eure Hoheit", fragte er nach. "Mein Kristall, ich habe ihn verloren, bitte hilf mir, damit Mutter es nicht
merkt, ich brauche schnell einen neuen Kristall, schau nur." Mit diesen Worten hielt sie dem Oberwichtel ihre Krone hin, die ohne Kristall nicht einmal halb so schön aussah. Der Oberwichtel kratzte sich hinterm Ohr. "Das wird nicht leicht, ich weiß gar nicht, ob wir noch so große Kristalle haben, die werden nämlich nicht zur Erde geschickt, sondern als Schmuck verwendet." Als er das traurige Gesicht der Prinzessin sah und in ihre wunderschönen Augen, in denen nun Tränen schwammen, nahm er sie bei
der Hand. "Komm, wir sehen einmal nach." Er ging mit ihr in die Vorrats Kühlkammer zu den einzelnen Kisten, deren Inhalt darauf wartete auf die Erde fallen zu dürfen. Kiste für Kiste wurde geöffnet. "Die sind zu klein sagte die Eisprinzessin immer wieder und der Oberwichtel schloss sie wieder. Hätte er sie ein wenig länger aufgelassen, hätte er gesehen, dass sich die schönen, weißen Schneeflocken verfärbten. Die ersten in ihrer Kiste wurden gelb, denn der Neid hatte sie gepackt, weil sie zu klein
waren, um die Krone der schönen Prinzessin zu zieren. Die in der Zweiten Kiste wurden rot, denn sie standen schon lange und waren nun wütend wieder verschlossen zu werden. Die in der dritten Kiste blieben weiß, weil sie fast groß genug waren und die Prinzessin lobte sie wegen ihrer Schönheit. Das änderte sich erst, als sie hörten, wie die vierte Kiste geöffnet wurde und die Prinzessin einen Schrei des Entzückens ausstieß, sie hatte gefunden, wonach sie suchte, reine, makellose große Eiskristalle. Erst da verfärbte
sich auch der Inhalt der dritten Kiste. Die Flocken wurden grün und blau vor Ärger und manche ärgerten sich sogar schwarz. Nichts von alle dem wurde bemerkt, der Oberwichtel fügte schnell einen großen Schnee Kristall in die Krone der Prinzessin, so das diese nun wieder funkelte und glitzerte. Dafür bekam er einen zarten Kuss auf die Wange gehaucht, der sein Gesicht purpurrot färbte und husch, war die Prinzessin verschwunden. Ach je, hätte sie sich nur ihrer Mutter anvertraut.
Einige Tage vergingen und dann beschloss Petrus es soll schneien auf Erden, es war der dritte Advent und die Menschen sollten in Weihnachtsstimmung kommen. Kiste um Kiste wurde nun geöffnet und Flocke um Flocke schwebte zur Erde. Auch die bunten Schneeflocken waren dabei. Einige fielen auf einen Schulhof. Die Kinder staunten und jubelten. "Schaut nur, bunter Schnee" und sie jagten den feinen bunten Flocken nach. Traf aber eine der Flocken eines der Kinder geschah etwas sehr merkwürdiges. Je nach Farbe
schoss ein wildes Gefühl in die Kinder, Neid, Wut und Ärger. Die Lehrer erkannten die Kinder nicht wieder, als sie nach der Pause wieder in die Klassenräume kamen. Wilde Raufereien und wüste Beschimpfungen begannen. Auch an anderen Orten geschah ähnliches, wo immer die infizierten Schneeflocken ein Menschenkind trafen, veränderten sich diese und wurden böse. Im Himmel wurde man nach kurzer Zeit aufmerksam. Wie hatte das geschehen können? In einer Sondersitzung trafen sich alle Vorarbeiter und wurden befragt,
nach außergewöhnlichen Ereignissen. Der Oberwichtel grübelte, konnte die Krone der Prinzessin Schuld an diesem Dilemma sein? So ungern er auch die schöne Prinzessin verriet, aber es musste sein, der Weltfrieden war sonst in Gefahr und so berichtete er dem Ältestenrat die Begebenheit. Man beobachtete nun die Rasenden genauer und entdeckte an ihnen einen farbigen Punkt, dort, wo die unglückselige Schneeflocke geschmolzen war und ihr giftiger wässeriger Inhalt in die Haut des Menschen gedrungen war. Nun war guter
Rat teuer und schnell musste es auch gehen, sonst war das friedliche Weihnachtsfest in großer Gefahr.
Das Christkind konnte in diesem Jahr keine Geschenke bringen und doch brachte es etwas, was das größte Geschenk an uns Menschen ist, Frieden und Heiligkeit. Es eilte von Mensch zu Mensch und küsste alle mit seinem heiligen Munde und wer getroffen wurde hielt inne, die Hektik fiel wie ein alter Mantel von ihm ab. Friede und Freude machten sich breit in seinem Herzen und eine Wärme zog hinein. So fand nun das schönste Weihnachtsfest aller Zeiten statt und das völlig ohne Geschenke. War es schon bei dir?
Home Page
|
Weihnachtsgeschichten
|
Kurzgeschichten Überblick
|
Seitenanfang