Weihnachtseinkauf
© Oliver Fahn
Ich gehöre zur Spezies der Last-Minute-Einkäufer, natürlich bereitet das auch bei der Organisation der Weihnachtseinkäufe mancherlei Probleme. Ständig drehen sich meine Gedanken um meine Angehörigen und Artikel, die ich in Erwägung ziehe für sie zu kaufen. Mir fällt dazu nichts ein, alles was sie haben wollten, schenkte ich die letzten Jahre und den Rest haben sie sich selbst gekauft. Und was sie nicht besitzen, das brauchen sie auch nicht. Das sind die Präsente, die frohlockend angenommen und kurz nach dem Fest
wieder zum Umtausch zurückgegeben werden. Da wäre vielleicht ein Gutschein die bessere Alternative, aber ich bin kein Gutscheinfreak. Jeder Betroffene kann daraus die Wertschätzung seiner Person erahnen und besonders die Bemühungen, die ich mir bei der Entscheidung gemacht habe.
Ich entschließe mich also doch, Sachen zu besorgen, die zwar niemand braucht, mit denen aber jeder einigermaßen gut leben kann und sich vor allem nicht beleidigt fühlt. Und das täte vor allem Opa, wenn ich ihm ein einfaches Kuvert in die Hand drückte. Also gehe ich am 24.Dezember zum Einkaufen. Leider ist der heilige Abend diesmal ein Sonntag, also habe ich nicht die Qual der Wahl, nur der Flughafen hat geöffnet, abgesehen von Tankstellen.
Der Markt in der Empfangshalle scheint mir der passende Ort für sinnlose Geschenke zu sein. Margot sagt immer, ich solle mir eine Liste schreiben, aber ich vertraue auf geniale Einfälle, sie lacht darüber und hat recht. Als ich im Laden vor den Regalen stehe, merke ich, wie wertvoll dieser Tipp eigentlich ist. Doch jetzt ist es zu spät für schlaue Ratschläge.
Noch drei Stunden bis zur Bescherung und ich befinde mich zwischen Toilettenpapier, Joghurtbechern und den typischen Supermarktartikeln. Handygeschäfte, Buchhandel und sonstige Fachmärkte haben ihre Türen bereits geschlossen. Ich schnappe mir Spirituosen und Kekse, eine wohl bessere Lösung als Essiggurken und Trockenfrüchte. Den Kassenzettel lasse ich in meiner Hosentasche verschwinden, das Datum darauf würde mich zuhause verraten. Meine Pflicht habe ich eben so gut dies an einem heiligen Abend noch möglich ist
erfüllt.
Daheim angekommen dudelt schon der Plattenspieler "Last Christmas". Zum Einpacken bleibt keine Zeit mehr, ich übergebe die Cognacflaschen und Spekulatius an Margot und Opa, meine kleine Reise zum Flughafen bleibt mein süßes Geheimnis. Alle freuen sich über die Individualität ihrer Präsente, ich freue mich, endlich die Bescherung hinter mich gebracht zu haben. Somit habe ich gleich einen guten Vorsatz fürs neue Jahr. Die Dinge, die niemand braucht, früher zu kaufen, um noch eher auf die Sinnlosigkeit
dieses zwanghaften Schenkens hingewiesen zu werden.
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