Der Wind kommt von Norden, bringt eiskalte Luft und Schnee mit sich. Die Welt ist eingehüllt in Gestöber.

Nur selten ist es uns in diesen Breitengraden vergönnt, einen solchen Schnee zu erleben.

Wir haben Freunde besucht und ziehen nun, erwärmt von anregenden Gesprächen, leckerem Essen und gutem Wein, die Jacken über.

Es ist weit nach Mitternacht und der Sturm hat sich gelegt. Die Welt ist weiß geworden. Der Wind treibt die Flocken in weichen Bögen über die Straße. Sie glitzern im gelben Licht der Straßenbeleuchtung.

Hoch oben ziehen Wolkenschleier an dem silbernen Mond vorüber.

Bis zu uns nach Hause ist es nicht weit, zweimal um die Ecke, dann wären wir da.

Du legst deinen Arm um meine Schulter, ziehst mich an dich. "Gehen wir noch ein paar Schritte?"

"Ja, gerne!"

Es braucht nur kurz, bis sich unsere Schritte aneinander angepasst haben. Die jahrelange Vertrautheit macht sich bemerkbar.

Es ist so viel geredet und gelacht worden an diesem Abend, dass ich das Schweigen mit dir als wohltuend empfinde.

Das ist etwas, was wir schon immer gut konnten, miteinander schweigen, ohne dass es unangenehm wäre.

Wir stapfen den weißen Bürgersteig entlang, der Schnee knirscht unter unseren Füßen. Noch keiner hat vor uns den zarten Belag betreten. Es gibt kaum etwas Schöneres als so einen nächtlichen Spaziergang durch die unberührte Welt zu machen.

Früher, erinnere ich mich, haben wir die Kinder geweckt, wenn es das erste Mal richtig schneite. Wir zogen sie warm an und liefen mit ihnen in den Garten, in das Funkeln und Glitzern der fallenden Schneeflocken. Anschließend wärmten wir uns alle an heißem Kakao und erfreuten uns an den vor Glück glühenden Gesichtern.

"Weißt du noch, früher, die Kinder?", fragst du mich mit leiser Stimme.

Wie so oft, haben wir das gleiche gedacht. Ich nicke stumm.