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Keine Frau für den Weihnachtsmann

© Ben Peter


Musst Du jetzt schon los? Ist doch erst vier.
Die Kinder warten doch nicht gerne.
Die Feier ist doch erst um sechs? Oder war das die gestrige?
Gestern war ich gar nicht gebucht. Jonas war eingeteilt.
Das hört sich aus Deinem Mund ja fast wie nach Prostitution an.
Irgendwie fühlt man sich in meinem Job auch so, wobei man das ja nicht als Job sondern höchstens als temporären Job bezeichnen kann. Ich bin aber auch froh überhaupt eine lukrative Einnahmequelle zur Weihnachtszeit zu haben.
Ostern geht es aber schon wieder weiter Ben. Da kannst Du dann als Osterhase die Kinder erfreuen.
Das Männliche ist aber nicht sexy, kapiert. Als Osterhasen werden fast nur noch Frauen gebucht. Auch als Weihnachtsmann hat man schon Probleme. Auf den Weihnachtsfeiern der großen prolligen Firmen werden schon viele X-mas-girls gebucht. Das geht dann auch extrem in die Richtung Prostitution. Das Fest, die Feierlichkeit, all das tritt in den Schatten. Stattdessen treten Ausgelassenheit, Übermut und Erotik, jedenfalls erotische Phantasien in den Vordergrund.
Mir wäre ein Weihnachtshäschen auch lieber als ein alter, krüppeliger Weihnachtsmann, der schon am Stock angeschlichen kommt.
Angeschlichen komme ich nicht, höchstens wenn ich die Nacht vorher um die Ohren geschlagen habe. Aber durch meine Maskierung, den weisen Bart und das alles, kann ich die Augenringe dann auch gut verstecken. Ich bin doch noch nicht einmal dreißig.
Trotzdem gehörst Du schon zum alten Eisen.
Unter den professionellen Weihnachtsmännern bestimmt. Aber eigentlich ist der Weihnachtsmann ja eine soziale Einrichtung. Ich meine viele übernehmen diese Aufgabe aus Liebe oder aus Spaß. Nur unsere verrückte Gesellschaft macht aus jeder Dienstleistung ein Gewerbe.
Gott sei dank sonst müsste ich dich das ganze Jahr umsonst durchfüttern.
In dieser Hinsicht hast Du Recht Rainer. Aber ich prostituiere ich natürlich. Dieser Konflikt. Ich brauche das Geld. 15 Euro die Stunde ist nicht schlecht.
Wenn du es aufsparen würdest oder sinnvoll investieren... Aber gleich alles auf den Kopf hauen. Musst Du dir immer die Birne zudröhnen?
Welchen Sinn hätte es den? In meiner Lage.
Aber immerhin bist Du noch jung. Du bist gesund. Siehst gut aus.
Nur leider merken es die Frauen nicht.
Die merken es bestimmt, aber Frauen suchen sich ihre Partner doch nie nach Ästhetik aus. Die checken doch erst den Geldbeutel. Gefällt ihnen der Inhalt, dann sagen sie "Der Lukas ist süß"
Welcher Lukas?
Nur ein Beispiel. Ich könnte auch sagen der Markus. Der Name ist doch nicht entscheidend.
Genau. Es ist der Geldbeutel, wie du so schön bemerktest.
Ja aber nicht der Geldbeutel an sich. Den Frauen ist doch die Ästhetik schnuppe. Krokodilleder ist ganz schick. Aber im Endeffekt landest Du bei der Moni oder der Susi weder mit Krokodil oder ...
Büffel wäre auch ganz reizend.
Wie dem auch sei Ben. die ästhetische Frage kannst Du Dir in die Haare schmieren. Der Inhalt, die Kaufkraft entscheidet. Der Geldbeutel ist als Paket wichtig. Vergleichen wir zwei Geldbeutel.
Einen Büffel und ein Krokodil?
Wie Du willst. Nehmen wir an in beiden befindet sich die gleiche Geldsumme.
Ca. 50 Euro? Mehr habe ich nie bei mir. Meine Auftritte dauern meist nicht länger als eine Stunde. Neben dem Lohn kommen vielleicht noch Spesen dazu aber sonst nichts, dann habe ich gerade mal 20 Euro für das nächtliche Vergnügen.
Du rechnest also deine Euros sofort in Alkohol um? Ben, Du willst doch nur vom Thema ablenken.
Gut, wie viel ist nun in beiden Geldbörsen?
Geldbörsen? In Bayern heißt das Geldbeutel.
Brieftasche, Schotterkiste, Kiesgrube...wie du willst. Bayern oder nicht Bayern. Ich brauche das Geld Heute Abend sonst würde ich lieber zu Hause bleiben. Aber zurück zu unserem Büffel und dem Krokodil. Wie viel ist sind diese lieben Tierchen denn nun wert?
Sagen wir 2.000 Euro.
So viel? Wer schleppt den sein ganzes Erbe mit sich herum?
Niemand, aber es geht doch jetzt um die Frage wie die Frau von Heute tickt.
Die Snobistische?
Jede. Mit 20 Euro wie in Deinem Fall gibt sich keine zufrieden. Da bekommst Du nicht einmal einen billigen Service im Bordell.
In Tschechien, gleich hinter der Grenze aber.
Ist doch mir egal. Die abgetakelten Schlampen dort sind doch unberührbar.
Aids und all die übertragbaren Krankheiten.
Du meinst STD's?
Langsam denke ich echt, dass Du in diesem Gewerbe arbeitest, die ganze Story mit dem Weihnachtsmann der die Kinder amüsieren soll ist doch zu billig.
Wenn ich an die letzte linke Weihnachtsfeier denke, dann wird Deine Befürchtung schon etwas mit Öl gefüttert.
"Mit Öl gefüttert"?
Du weißt schon Rainer, so als wenn man Öl ins Feuer schüttet. So habe ich das gemeint.
Für einen Arbeitslosen hast Du aber ein gutes Sprachvokabular. Du drückst Dich viel gepflegter aus als wie Du an den Wochenenden nach den langen Zechabenden aussiehst.
Der Alkohol ist nicht gerade ein Freund der geschliffenen Sprache. Er ist eher ein Verfechter der Grobheit, der groben Sprache, wie sie früher auf dem Land in Perfektion gepflegt wurde.
Ben, irgendwie vermute ich, dass Du noch einiges von Gestern intus hast.
Du meinst Alk? Nachdem ich erfahren habe, dass die Agentur Jonas gebucht hatte obwohl ich eigentlich vorgemerkt war, musste ich einfach die neue Cocktailbar antesten.
Frustbewältigung nennt man so etwas. Du mit Deinem Grips und Frustbewältigung?! Deutschland wo hast Du uns hingeführt?
Aber Rainer, lass die Kirche im Dorf. Du mit deinem läppischen Bürojob bist ja auch nicht der Knüller. Die Susi oder die Dana lassen Dich doch auch nicht ran. Die gucken nämlich nicht auf die Ästhetik. Der Inhalt zählt.
Schon vergessen.
Warum denkst Du nur, dass ich mit diesem elendigen Thema herausrücke. Wäre ich nicht frustriert und in meinem existentiellen Sein erschüttert, müsste ich dann über Schildkrötengeldbörsen sinnieren?
Philosophieren, Rainer! Philosophieren. Der Gebildete ist sich nicht zu schade zum Philosophentum. Sinnieren kommt ihm nicht in den Sinn.
Ist aber auch das Selbe, oder das Gleiche. Jedenfalls finde ich es beschissen, dass die Frauen nur auf den Inhalt schauen. Wer den Zwanziger nicht ehrt ist doch kein ehrenhafter Mensch.
Ich dachte schon nicht des Hunderters wert?
Eigentlich nicht, aber die reichen Schnösel lassen ihre dicken Geldsäcke nur so aus der prallen Hose hängen.
Du meinst wohl aus der Hosentasche? Oder habe sie vergessen den Reisverschluss ihrer Hose zu schließen? Das wäre ja pervers. Wo die Frauen doch nicht auf die Ausstattung der Geschlechtsorgane achten, sondern auf die Moneten.
Immer erst die Moneten. Alles muss sich den Moneten unterordnen. Ich versuche seit 2 Jahren, seit ich jetzt in diesem langweiligen Büro meine Zeit absitze die Moni zu einem Kaffee zu nötigen, aber vergebens. Sie weiß ja was ich so verdiene.
Hast Du Ihr einen Blick in Deinen Geldbeutel gewährt?
Nein, aber sie weiß doch auch was man so verdient wenn sie doch dieselbe Arbeit wie ich verrichte.
Oder sie achtet doch auf die Ästhetik. Du könntest dir einmal einen neuen schnieken Geldsack besorgen.
Wie oft den noch Ben? Neu oder Alt, hin und her. Der Inhalt entscheidet.
Dabei ist die Moni doch älter als Du.
Sieht aber noch ziemlich gut aus.
Hat sich gehalten. Du müsstest aber auch jüngere Schnitten abbekommen.
Mit dem nötigen Mitteln im Beutel durchaus. Du hast doch die gleichen Probleme wie ich. Warum lenkst Du so stark ab. Du schüttest Deine Sorgen jeden Abend mit hochprozentigem zu. Immer und immer wieder. Du stopfst alles in Dich rein. Welch Schande. Was hast Du uns angetan Deutschland?
Bayern war's. Wir wohnen doch in München.
In Köln wäre es auch nicht anders. Als sage ich Deutschland. Es ist ein nationales, kein regionales Problem.
Die Schuld ist also an den deutschen Frauen festzumachen?
Schon aber größere Schuld trägt die Gesellschaft.
Also wieder Mann und Frau und die lieben Kinder, auch die die ich Heute noch beschenken soll?
Auch die! Jeder wird schuldig. Jeder der sich nicht gegen diese Gesellschaftsordnung erhebt macht sich schuldig. Die Islamisten machen es richtig. Die kämpfen noch für Ihre Überzeugungen. Ein Mann ist dort ein Mann.
Eine Waffe eine Waffe. Und eine Frau nur eine Frau.
Nur dass der Mann, der am meisten Blut an den Fingern kleben hat, die meisten Frauen abbekommt, sogar nur Jungfrauen.
Ich würde auch mit gewöhnlichen Frauen Vorlieb nehmen.
Das geht aber nicht. Ohne 1.000 Euro im Beutel. So willst Du also zum Islam konvertieren? Willst Du Deutschland und mich den lieben Weihnachtsmann verraten? Wenigsten könntest Du warten bis die besinnliche Zeit vorbei ist.
Das Du dann wieder den ganzen Tag zu Hause rumhängst und DVDs reinziehst?
Immer noch besser als Alk, das hast Du doch vorhin gesagt.
Den Alk mag ich eben nicht. Aber Du gehst ja auch mit meinen DVDs nicht sorgsam um.
Sorgfältig wäre die passende Ausdrucksweise. Sorgsam muss ich nur mit meinem Bargeld umgehen.
Was Du aber nicht machst.
Warum auch. Mit 20 Euro am Tag muss ich doch ewig sparen um an 1.000 Euro zu kommen.
Warum 1.000 Euro. Mit 500 könnte man doch auch nette Verbrechen begehen?
Wegen der Frauen. Die Gewinnmarge liegt doch bei 1.000 Euro?
Nur als Beispiel. Wenn die Konjunktur abwärts geht. Dann sind sie auch mit weniger zufrieden.
Bin ich den nur wegen meinem Job unzufrieden oder wegen der Moralität der Frauen?
Weihnachtsmann ist nun wahrlich kein moralischer Job. Sich den Frauen in den linksradikalen Klubs anzubieten.
Dafür gab es auch Trinkgeld-
Trinkgeld. Was musstest Du den machen?
Strippen natürlich. Nur der Bart muss anbleiben, damit die Tarnung nicht auffliegt. Ich habe vorher extra in diversen Striplokalen hospitiert um etwas Erfahrung zu sammeln.
Die Frauen waren doch eh so besoffen, da kam es doch nicht auf die Haltungsnote an.
Die waren richtig angeheitert, und richtig in Rage. Jede wollte mich mit ihren feuchten Fingern betatschen, und ihre Lippen reckten sich nach mir.
Kam es dann auch zum Sex?
Ich bin doch Weihnachtsmann, kein Callboy.
Natürlich aber wo ist den Heute da die Grenze.
Immerhin habe ich mehr verdient als eine Straßenschlampe in Tschechien.
Und Du musstest auch nicht so viel bieten.
Mir hat es trotzdem gereicht. Manche Frauen ließen ihre Hüllen fallen.
Eklig. Einfach eklig. Danach bin ich gleich ein paar Cocktails schlürfen gegangen. Den ersten habe ich in drei Zügen genommen.
Ohne Strohhalm?
Nein mit. Alles durch den Strohhalm.
Rainer. Es ist schon fünf. Du laberst mich mit deiner depressiven Stimmung voll und ich lasse die Kinder warten.
Musst Du für die auch strippen.
Nein, natürlich nicht. Aber wer weiß. Oft weiß ich nicht was mich erwartet.
Improvisation ist alles. Die Agentur informiert mich unzureichend. Manchmal komme ich irgendwohin und dann ist dort Jonas. "Jonas Du alte Backe sage ich, schön dich zu treffen" "Ja schon aber jetzt muss ich zu meinem Auftritt"
Und Du.
Ich kann dann wieder nach Hause gehen. Da würde ich dann sogar wieder strippen. Nicht einmal meine Spesen kann ich in einem solchen Moment absetzten.
Gut Ben, sprechen wir abends weiter. Die Kinder brauchen Dich jetzt. Oder kommst Du wieder nicht nach Hause.
Wir sind doch nicht verheiratet. Ich kann Cocktails trinken wann und wo ich will.
Geh schon Ben. Und denke an die 1.000 Euros.
Die Frauen sollen mir verflucht sein!



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