www.online-roman.de
www.ronald-henss-verlag.de

Weihnachtsgeschichten Weihnachten Kurzgeschichte Advent Weihnachtsmann weihnachtliche Geschichten

Weihnachten steht vor der Tür

© Ralf Seybold


"Taschendrache! Taschendrache!"
Rudi rennt aufgeregt in sein Kinderzimmer und sucht seinen kleinen Freund. Freudig springt er hin und her und singt.
"Wir haben einen Bau-aum, wir haben einen Bau-aum!"
Rudi schaut in das irritierte Gesicht des Drachen.
"Ja, schön. Und was bedeutet das?"
"Weißt du denn nicht?" antwortet Rudi. "Weihnachten steht vor der Tür!"
Die Flügelchen des Drachen bewegen sich schnell und tragen ihn an Rudi vorbei zum Kinderzimmer hinaus.
"Und wo soll das stehen, dieses … Weihnachten?"
Rudi schlägt sich die flache Hand auf die Stirn.
"Sag nur, du kennst Weihnachten nicht."
"Nee", antwortet sein Freund und flattert ins Zimmer zurück, "Nee, den habe ich noch nie getroffen."
"Den kannst du auch nicht treffen. Weihnachten ist keine Person, sondern ein Fest! Wir feiern den Geburtstag von Jesus Christus!"
"Mensch", ruft ihm der Drache zu, "sag das doch gleich! Es ist also ein Geburtstagsfest und wir bringen als Geschenk einen Baum."
Rudi sieht, wie der Drache sein kleines Reiseköfferchen schnappt und auf den Jungen zufliegt.
"Okay, wir können losgehen."
Entschieden streckt der rothaarige Junge seine Hand aus.
"Halt, halt. Ich glaube, du verstehst da etwas falsch."
"Dann erklär es mir bitte!" antwortet der Drache, legt sein Köfferchen auf den Boden und setzt sich drauf.
Rudi nimmt den Platz neben ihm ein.
"Weißt du, wir bleiben hier und feiern die Geburt von Jesus, unserem Heiland."
"Ich verstehe", antwortet der Kleine, "wir feiern hier, weil Jesus auf einem Eiland, also einer Insel, wohnt und wir kein Boot zum Hinfahren haben."
Rudi schüttelt den Kopf.
"Du verstehst aber auch gar nichts! Jesus lebt nicht auf einer Insel. Er kam vor mehr als 2000 Jahren in Bethlehem auf die Welt und hat viele gute Dinge getan."
"Nein, nein, nein. Das gibt es nicht."
Belehrend bewegt der Taschendrache bewegt seinen Zeigefinger vor Rudis Gesicht hin und her.
"Es gibt keine Menschen die über 2000 Jahre alt sind. So etwas gibt es nur bei Drachen!"
Rudi nimmt seinen Freund hoch und setzt ihn sich auf den Oberschenkel, genau wie Rudis Papa das immer macht, wenn er etwas erklären will.
"Jesus ist schon lange tot. Wir feiern das Gedenken an ihn, weißt du? Wir erinnern uns daran, wie viel Gutes er für die Menschen getan hat. Es ist nicht wirklich eine Geburtstagsfeier."
"Dann gibt es ja gar keine Geschenke für ihn, oder?"
Rudi blickt lachend in das nachdenkliche Gesicht des Drachen.
"Nein, besser noch: WIR bekommen Geschenke vom Christkind oder vom Weihnachtsmann oder von wem auch immer."
"Ach, und die kommen vorbei und feiern mit uns?" wundert sich der kleine Flattermann.
"Nein, die Geschenke liegen am Abend immer unter dem Baum. Dort legt er sie hin, ohne dass es jemand sieht."
Erschrocken fällt Rudi fasst um, als der Drache aufspringt.
"Lass uns gleich mal unter dem Baum nachschauen", hört er den Drachen und bemerkt, wie dieser zur Tür hinausspringen will.
Der Junge hält ihn gerade noch zurück.
"Warte mal! Papa hat den Baum erst aufgestellt! Wir müssen noch den Weihnachtsschmuck daran befestigen."
"Wieso denn das nun auch noch?"
Sanft schaut Rudi in das verärgerte Gesicht seines kleinen Freundes.
"Ist doch klar", klärt dieser auf.
"Wir hängen Lichter, Ketten und glitzernde Kugeln dran, damit der Weihnachtsmann weiß, unter welchem Baum er die Geschenke abladen soll!"
Das scheint dem Drachen einzuleuchten.
"Ich verstehe. Ein schöner Brauch ist das."
Rudi sieht die Stirn des Drachen in Denkfalten.
"Bekomme ich eigentlich auch Geschenke?"
"Bestimmt sogar", nickt der Junge kichernd.
Vergnügt pfeifend flattert der Taschendrache zum Zimmer hinaus.
"Wo gehst du hin?" wundert sich Rudi.
"Ich flieg zum Schlafzimmer deiner Eltern."
Rudi zieht die Augenbrauen hoch.
"Was willst du denn dort?"
"Na, du sagtest doch, wir sollten den Baum schmücken."
"Der steht aber im Wohnzimmer", ruft der Junge und springt dem Drachen hinterher. Er sieht gerade noch, wie der kleine Flattermann im Schlafzimmer von Rudis Eltern verschwindet.
"Weiß ich", hört Rudi die Stimme des Kleinen von weit her kommend und kurz darauf sieht er den Drachen mit etwas großem zurückfliegen.
Es scheint die Schatulle aus Mamas Kommode zu sein.
Rudi stellt sich fragend vor ihn.
"Was willst du denn damit?"
Rudi erkennt, wie geschickt die kleinen Hände des Taschendrachens den wuchtigen Deckel öffnen.
Die Perlohrringe und Mutters silberne Kette schwingen in den Händen des Drachens vor Rudis Gesicht hin und her.
Rudi bemerkt, wie der Drache über sich selbst zu wachsen scheint und er stolz seine Brust präsentiert.
"Die", antwortet er, "die hängen wir an den Baum!"
Mit geöffnetem Mund steht Rudi im Flur.
Dieses Jahr wird der Baum in einem besonderen Glanz erstrahlen. Ob Mutti überrascht sein wird?



Weihnachtsgeschichten
aus unserem Verlag
Weihnachtsgeschichten
Weihnachtsgeschichten
Dr. Ronald Henss Verlag
ISBN 3-9809336-9-5
Eva Markert: Adventskalender zum Lesen und Vorlesen
Eva Markert
Adventskalender
zum Lesen und Vorlesen
Dr. Ronald Henss Verlag
ISBN 3-9809336-5-2
Alle Jahre wieder. Kurzgeschichten zum Weihnachtsfest
Alle Jahre wieder
Kurzgeschichten zum Weihnachtsfest
Dr. Ronald Henss Verlag
ISBN 3-9809336-4-4
Heiligabend überall. Kurzgeschichten zum Weihnachtsfest
Heiligabend überall
Kurzgeschichten zum Weihnachtsfest
Dr. Ronald Henss Verlag
ISBN 3-9809336-1-X

  • Weihnachts-Blogs
    »»» Blog Weihnachtsgeschichten
    »»» Blog Weihnachtsmarkt
    »»» Blog Weihnachtsmuffel
    »»» Blog Weihnachtsgedichte
    »»» Blog Weihnachtsbuch
    »»» Blog Wintergedichte
    »»» Blog Wintergedichte
    »»» Blog Weihnachtsgedichte 1
    »»» Blog Weihnachtsgedichte 2