An Weihnachten darf niemand weinen
© Anna Hettegger
Es war der 24. Dezember. In der Himmelwerkstatt herrschte ein heilloses Durcheinander. Überall flatterten aufgeregte Weihnachtsengel herum. Wie jedes Jahr an Weihnachten waren die Geschenke der Kinder bereits seit einigen Tagen fix und fertig verpackt und warteten darauf, dass sie von den Christkindengeln zur Erde gebracht werden. Wie jedes Jahr an Weihnachten waren die Chrisbaumengel dabei, die allerletzten Tannenbäume mit gebackenem Lebkuchen, Lametta, Papiersternen und Kerzen zu schmücken. Und wie jedes Jahr
an Weihnachten ließ sich das Christkind nirgends blicken. Alle Weihnachtsengel huschten geschäftig über den Flur, nur ein Engelchen hatte nichts zu tun. Es saß vor dem Himmlischen Tor und fluchte leise vor sich hin. Nebenbei durchsuchte es seine Taschen nach etwas, aber der Schlüssel zur Himmelwerkstatt war unauffindbar. Hatte es ihn etwa gestern auf dem Weg zur Erde, um die verspäteten Wunschzettel zu holen, verloren? Nun blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als sich auf eine Wolke zu hocken und zu warten, bis
jemand das Tor öffnete! Ach, wie würde der Weihnachtsengelchef wieder schimpfen! Dabei hatte es sich so gefreut. Endlich war es zum Chriskindengel ernannt worden und durfte die Weihnachtgeschenke der Kinder und die wunderschön geschmückten Tannenbäume zur Erde bringen. Und nun würde der Weihnachtsengelchef bestimmt so sauer auf ihn sein, dass wieder nichts aus dem Christkindengeltraum wurde! Eine dicke Träne kullerte ihm über die Wange. Und wie er so da saß und weinte, trat plötzlich eine wunderschöne Gestalt
vor ihn. "Aber Pummelchen! Was machst denn du hier draußen? Solltest du nicht längst mit den Geschenken beladen sein, startklar zum Aufbruch?" Das Engelein hob den Kopf und staunte. Denn die schöne Gestalt, die da vor ihm stand, war niemand anders als das Christkind selbst! Es wollte etwas sagen, bekam aber nur ein Schluchzen aus der Kehle. Beruhigend streichelte das Christkind Pummelchen über den Kopf. "Nicht weinen! Wo doch heute Heiligabend ist! Übrigens, schau mal was ich gerade gefunden habe!
Ist das nicht ein Himmelwerkstadtschlüssel? Ob den jemand verloren hat?" Mit einem Mal hellte sich das Gesicht des eben noch todtraurigen Engeleins auf.
Strahlend fiel es dem Christkind um den Hals und nahm ihm den Schlüssel ab.
Lächelnd gab ihm das Christkind einen Klaps. "Nun aber hurtig, wir müssen schließlich noch zur Erde, um den Kindern ihre Geschenke zu bringen!" Wenige Minuten später versammelten sich alle Christkindengel mit Geschenken und Tannenbäumen beladen vor dem Himmelstor. Nacheinander flogen sie dem Christkind hinterher zu Erde. Zuletzt flatterte ein überglückliches Pummelchen auf die Erde zu. In der einen Hand hielt es einen Tannenbaum, mit der anderen Hand hielt es einen großen, goldenen Schlüssel sicher
in der Hand ...
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