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Sprache der Kekse

© Destina Noche


Wieder mal war es so weit, die Familie Smith begann einen Weihnachtsvorrat an Keksen anzulegen. Sie hatten schon viel geschafft und der Duft der frischen Kekse verbreitete sich langsam. Zuerst suchte er sich bloß einen Weg sich in der Wohnung zu verbreiten. Doch dann hatte Sarah, die älteste Tochter bemerkt, dass sie zu wenig Mehl hatten. Zum Glück lebten sie in einem Mehrfamilienhaus, so dass sie einfach zur Nachbarin gehen konnte, um nach Mehl zu fragen. Kaum zog sie die Wohnungstür auf, flutete der Duft in den Hausflur. Er verbreitete sich schnell, so dass es im Laufe weniger Sekunden alles nach den verschiedensten Kekssorten duftete. Sarah brauchte nur wenige Schritte laufen, ehe sie an der weißlackierten Tür anklopfen konnte. Es dauerte eine Weile und sie wollte schon noch mal klopfen, als sie hörte wie jemand die Tür aufzog. "Entschuldigen Sie bitte könnte ich mir wohl etwas Mehl leihen?" In der Tür vor ihr stand eine alte Dame, die noch während sie sprach die Nase in die Luft streckte und begann leicht zu schnuppern. Sie sog den Duft der Kekse ein und begann zu lächeln. Sarah ignorierte sie völlig. Diese schaute die Frau nur weiter fragend an und hoffte auf eine schnelle Antwort. Doch war der Alten nun in eine Erinnerung gefallen. Sie erinnerte sich an etwas, was sie ihren eigenen Kindern immer erzählt hatte. "Entschuldigen Sie", murmelte Sarah nochmals und schaute ihr nun direkt in die Augen. Das breite Schmunzeln der Frau verzog sich. Scheinbar hörte sie Sarah nun endlich zu. "Ich hatte gefragt, ob Sie mir ein wenig Mehl leihen könnten." Die Frau nickte nun und bat sie leise in die Wohnung. Sarah nickte und ging rein. Sofort schaute sie sich leicht in der Wohnung um. Überall hingen Fotos. Es schienen immer die drei gleichen Personen sein. Vielleicht ihre Kinder, dachte Sarah und unterstrich das mit einem leichten Nicken. Was anderes konnte sie sich eigentlich schlecht vorstellen, auch wenn sie die Frau nicht kannte. Sie hörte leises Geklapper und vermutete, dass man nach dem Mehl suchte. Sie entschloss sich, zu ihr in die Küche zu gehen und folgte den Geräuschen. Die Wohnung war genau geschnitten wie die ihrer Eltern, so dass sie keine Probleme hatte sich zurechtzufinden. Die alte Frau schaute auf und schmunzelte wieder. "Du backst gerade mit deinen Eltern oder?", fragte sie mit ihrer leicht krächzenden Stimme. Sarah nickte nur und lehnte sich leicht an den Türrahmen. "Der ganze Hausflur duftet nach euren Keksen", begann sie. An ihren Augen konnte Sarah ablesen, dass sie sich wieder in ihren Erinnerungen verlor. "Mit meinen Kindern Hab ich früher oft gebacken." Sie senkte ihren Blick leicht und verfing sich in der Erinnerung. "Ich hab ihn immer die Geschichte erzählt, wie ich meinen verstorbenen Mann kennengelernt habe. Willst du sie hören?", fragte sie leise. Nein will ich nicht dachte Sarah, doch noch bevor sie Luftholen konnte, begann die Alte zu reden. "Es war Weihnachten. Ich war noch ein junges Mädchen. Ich denke mal ungefähr so alt wie du. Nie hab ich mir getraut, ihm zu sagen was ich fühle. Immer hab ich ihn von der Ferne beobachtet. Geredet haben wir nie. Doch dann begannen meine Eltern Weihnachtskekse zu backen. Ich bekam bei dem süßen Duft der Kekse sofort eine Idee. Ich setzte mich daran, einen einzigen Keks zu machen. Diesen wollte ich ihn dann schenken. Es klappte alles so wie ich es gehofft hatte. Er erwiderte meine Gefühle endlich" sie schmunzelte und schaute Sarah an, die doch leicht neugierig geworden war "Willst du wissen, was ich drauf geschrieben habe?" Nun dachte Sarah nichts Negatives. Sofort nickte sie. Sie wollte es unbedingt wissen. "Ich habe drauf geschrieben. So süß wie der Keks ist. So sehr liebe ich dich. Um alles drauf zu kriegen musste der Keks natürlich größer sein als normal, dennoch hat es sich gelohnt." Sarah nickte leicht und bekam nicht wirklich mit, wie man ihr eine Packung Mehl in die Hand drückte. "Nun hier ist dein Mehl", meinte die Frau und schaute sie an. Das rüttelte Sarah wach. Sie hatte sich vorgestellt, was die Alte erzählt hatte. Es klang romantisch und so was mochte sie. Sehr sogar. Zusammen mit dem Mehl ging sie wieder zu den Eltern. Sie hatten schon gewartet und fragten sie, wo sie gewesen war, doch Sarah lief auf ihr Zimmer. Sie setzte sich aufs Bett und zog ein Foto unter dem Kissen hervor. Heimlich hatte sie dieses auf dem Schulfest gemacht. Im Unterricht saß er vor ihr. Immer wieder hatte sie versuch,t mit ihm zu reden, doch er hörte nicht zu. Irgendwie hatte sie bei der Alten an genau ihn gedacht. Stundenlang saß sie auf dem Bett und hatte begonnen, mit den Fingerspitzen über das Foto zu streicheln. Mitten in der Nacht stand sie dann wieder auf und nur wenig später roch die ganze Wohnung wieder nach Keksen.
Als die Schule begann, lag auf dem Platz eines bestimmten jungen ein Keks. Ein großer Keks mit einer Schrift aus rotem Zuckerguss. Fragend las er, was da stand, ehe sein Blick sich hob und er schmunzelnd die schüchterne Sarah ansah, die lieber zu Boden blickte.


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