Kuno der Weihnachtsfrosch
© Bettina Cassing
Es war ein sonniger Nachmittag und Lisa saß am nahe gelegenen Weiher und beobachtete die Enten beim spielen. Da fiel ihr am Rand des Weihers ein kleiner Frosch auf.
"Hey Frosch, warum guckst du so traurig?" Ach, ich bin so allein! Die "Enten wollen nicht mit mir spielen, ich bin ihnen zu klein, die Fische "mögen mich nicht, ich kann nämlich nicht lange genug unter Wasser bleiben und andere Frösche gibt es nicht." Komm doch her lieber Frosch, wir können doch spielen" sagte Lisa.
Der Frosch fragte überrascht, ob Lisa denn sonst niemanden zum spielen hätte.
"Ach Frosch, ich wohne soweit draußen auf dem Bauernhof, so dass es viel zu weit ist, um zu den anderen Kindern zu laufen. Und Papa und Mama müssen immer soviel arbeiten, die können mich nirgends hinbringen und Zeit zum Spielen haben sie auch nicht." Mmh, das ist aber schade" meinte der Frosch.
"Weißt Du, mein Name ist Kuno. Und wie heißt du?", fragte der Frosch.
Lisa musste fürchterlich lachen. Kuno, so einen komischen Namen hatte sie noch nie gehört. Dann sagte sie schließlich: "Ich heiße Lisa".
Plötzlich fing es an zu regnen und Lisa rannte nach Hause, sie rief Kuno aber noch zu, dass sie am nächsten Tag wiederkommen würde und dann mit ihm spielen will.
Kuno freute sich schon auf den nächsten Tag, er setzte sich wieder auf ein Seerosenblatt und quakte vor sich hin.
Am nächsten Tag, kam Lisa wieder an den Weiher, sie hatte ein kleines Papierboot gebaut und ließ es schwimmen. Kuno kam sofort angeschwommen, und schubste dabei das Boot wieder in Lisas Richtung. So spielten sie, Lisa schubste das Boot auf den Weiher und Kuno brachte es zurück.
Beide glucksten vor Freude, soviel Spaß machte ihnen dieses Spiel.
Am darauffolgenden Tag warf Lisa Steine ins Wasser und Kuno tauchte danach und brachte sie zurück. Und weil sie soviel Spaß dabei hatten, kam Lisa jetzt jeden Tag zum Weiher und ihnen fielen immer neue Spiele ein.
Eines Tages jedoch, kam Lisa nicht, Kuno sorgte sich und wurde immer unruhiger. Schließlich hüpfte er über die Straße um zu sehen ob Lisa vielleicht später als sonst kam, aber sie war weit und breit nicht zu sehen.
Auch am nächsten Tag kam Lisa nicht. Kuno machte sich immer größere Sorgen. Erst recht weil sie auch an den anderen Tagen nicht mehr an den Weiher kam. Kuno verstand das nicht und wurde immer zappeliger, weil er nicht wusste, was er tun sollte. Mochte Lisa ihn am Ende gar nicht mehr?
Aber alles war ganz anders, als Kuno dachte. Denn Lisa hatte, als sie auf dem Weg zum Weiher war, einen toten Frosch am Straßenrand liegen sehen, ein Auto hatte ihn überfahren. Lisa glaubte, dass Kuno dieser Frosch sei, deshalb rannte sie gleich nach Hause. Sie schmiss sich aufs Bett und weinte ganz bitterlich. Ihre Mama versuchte sie zu trösten. Sie erzählte ihr, dass Kuno jetzt im Froschhimmel sei und es ihm dort sehr gut gehe und er viele andere Frösche zum spielen habe. "Kuno will keine anderen Frösche
- Kuno braucht nur mich!" rief Lisa empört. Die Mama lachte nur und ließ Lisa dann allein.
Lisa war sehr traurig, weil ihr Kuno so fehlte. Die Nachmittage waren jetzt wieder sehr lang und öde.
Kuno saß an seinem Weiher und quakte traurig vor sich hin. Er verstand die Welt nicht mehr, warum nur kam Lisa nicht mehr? Was hatte er falsch gemacht?
Dann begann die Zeit in der es kälter wurde. Für Kuno wurde es Zeit sich ein Winterquartier zu bauen. Denn wenn der Weiher zufror, dann lebte Kuno in einer kleinen Höhle unter dem Weiher, in der es schön warm war.
Aber Kuno gab die Hoffnung nicht auf. Jeden Tag schwamm er zur Wasseroberfläche, um zu sehen ob Lisa nicht vielleicht doch gekommen war. Bis es dann schließlich so kalt wurde, dass der Weiher zufror und Kuno nicht mehr zur Oberfläche schwimmen konnte.
Lisa unterdessen saß zu Hause und langweilte sich, Kuno ging ihr nicht aus dem Kopf. Warum nur, hatte das Auto nicht gebremst? Wer war so fies und überfuhr ihren besten Freund?
Sie verstand das alles einfach nicht und Mama und Papa sagten immer nur, dass das nun mal so sei, jeder müsse eines Tages sterben und sie würde schon bald einen neuen Freund finden, mit dem sie spielen könne.
Kuno saß in seiner Höhle und fand keine Ruhe, aber es war einfach zu kalt für ihn, in seiner dünnen Froschhaut würde er erfrieren, wenn er Lisa suchen würde. Dann kam ihm eine Idee. Vor langer Zeit hatte er einmal Wolle gefunden, daraus würde er sich einfach einen warmen Mantel stricken, an die Oberfläche schwimmen und Lisa suchen gehen.
Ja, das wollte er machen!
Also begann er zwei kleine Stöcke zu suchen, die er als Stricknadeln benutzen konnte.
Dann nahm er das Wollknäuel aus seinem Schrank und setzte sich gemütlich in seinen Sessel.
Anfangs hatte Kuno große Probleme, die Wolle so auf die Stöckchen zu wickeln, dass Maschen entstanden, aber nach einer ganzen Weile gelang es ihm dann doch. Zuerst gab es doch recht große Löcher, aber nach einiger Zeit ging es fast wie von selbst.
Nun saß Kuno da und strickte und strickte, während Lisa immer noch dachte er sei tot.
Ein paar Tage später war es dann soweit, Kunos Mantel war fertig.
Nun suchte er sich ein Stück Folie, in die er den wollenen Mantel wickeln konnte, um damit trocken an die Oberfläche schwimmen zu können. Schnell packte er sich noch zwei Fliegenlarvensandwiches für unterwegs in sein Säckchen und nahm noch seinen kleinen Eispickel mit.
Er öffnete seine Höhle und schwamm hinaus ins eisig kalte Wasser. Die Oberfläche des Weihers war mit einer dicken Eisdecke bedeckt. So musste Kuno eine ganze Weile picken, um endlich an Land zukommen.
Puuuh, war das aber kalt! Schnell packte Kuno sein Mäntelchen aus, damit ihm warm würde, er streifte es über und zurrte es ganz fest. Dann machte er sich auf den weiten, beschwerlichen Weg zu Lisas Haus.
Das war gar nicht so einfach, seine kurzen Beinchen ließen ihn nur sehr langsam vorankommen, denn es hatte schon sehr viel geschneit und so sank er mit jedem neuen Hüpfer ganz tief im Schnee ein.
Immer wieder musste er Pause machen, bis er schließlich an eine Wegbiegung kam, von der aus er Lisas Haus sehen konnte. Er nahm alle Kraft zusammen und legte die letzten Meter zurück.
Völlig erschöpft klopfte er schließlich an die Tür.
Lisas Vater öffnete und sah Kuno zunächst nicht. Als er ein Schritt vor die Tür setzte, um zu sehen, wer geklopft hatte, trat er fast auf Kuno drauf. Lisa schrie entsetzt: "Halt, Halt, keinen Schritt weiter" und kam zur Tür gerannt. Sie hatte Kuno schon von weitem gesehen und rannte laut juchzend zur Tür.
Ihr Kuno! Er lebte und er stand vor ihrer Tür. Sie drückte ihn und überhäufte ihn mit Küssen.
Bis die Mama dazu kam und Kuno herein bat. Sie brachte ihm eine Schale mit warmem Wasser und stellte sie neben den Kamin, damit Kuno sich im warmen Wasser ausruhen konnte. Lisa freute sich so sehr, aber dann musste sie lachen.
"Kuno, du siehst ja aus wie ein Weihnachtsmann, in deinem roten Mantel.
"Und das am Heiligen Abend!" Also wenn schon, dann Weihnachtsfrosch!", sagte Kuno und alle mussten laut lachen.
Und so kam es, dass alle ein wunderschönes Weihnachtsfest hatten. Und das nur, weil Kuno die Hoffnung nicht aufgegeben hatte und sich auf die Suche nach seiner Freundin Lisa gemacht hatte.
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