Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt.
Eingereicht am |
Oh, du fröhliche ...© Christin KrakaIch schaute aus meinem Fenster. Es war das erste Mal in diesem Jahr am Schneien. Wie wundervoll! Und das auch noch ein paar Stunden vor meinem Abflug nach Birmingham, England. Das fing ja schon mal gut an. Als ob mir nicht schon die Kälte da draußen reichen würde! Ich war gerade am Kofferpacken, als meine Mutter rief: "Isa, sag aber David auch schöne Grüße von mir. Nicht, dass er sich später beschwert, dass ich ihm noch nicht einmal schöne Weihnachten gewünscht habe." Ach ja, David. Er war meine große Liebe und ich besuchte ihn regelmäßig zu Weihnachten und in den Ferien. So wie auch in diesem Jahr. Leider zog er nach Birmingham, das kam für uns beide ziemlich abrupt. Und unsere Beziehung litt darunter. Wir waren zwar noch am Telefonieren, aber die Gefühle schwanden so langsam. Und das alles nur, weil seine Eltern eine besser bezahlte Arbeitsstelle fanden. So war das dann. Ich alleine im nassen Deutschland und er in England. Ich packte meinen Koffer zu Ende, bis wirklich nichts mehr hinein passte und legte mein Flugticket obendrauf. So, jetzt konnte es losgehen. Es lagen noch genau 5 Stunden und 32 Minuten vor mir. Ich grinste in mich hinein. Das würde mein erster Flug ohne meine viel zu beschäftigte Mutter sein. Aber sie schaffte es wenigstens, das Ticket zu kaufen. Schließlich war ich erst 17. Ich machte mich für den Flug fertig und zog meinen extra dicken Wollpullover über, man wusste ja nie, was das Wetter einem so bescherte. Und das gerade in England. Dann schaute ich auf meinen Wecker, der neben meinem Bett stand und fuhr zusammen. Es war schon ziemlich spät. "Isa, wir müssen jetzt aber wirklich mal los", rief meine Mutter auch schon wieder aus der Küche. Ich schnappte nach meiner Tasche, dem Flugticket und meiner Jacke und stürmte zum Auto. Meine Mutter fuhr mich zum Flughafen. Unterwegs erfuhr ich noch, wie sie sich auf mein Wiederkommen schon freute und wie lange 5 Tage doch wären. Ich zuckte nur mit den Schultern. Sie war bestimmt sehr aufgeregt, weil ich das erste Mal alleine flog. Als ich ankam, schaute ich noch einmal auf die Uhr und rannte zum Gate. Mein Flug ging in nur ein paar Minuten. Die Stewardess wollte gerade das Gate schließen, da schrie ich ihr entgegen: "Ich weiß, ich bin spät dran aber da war gerade so ein selbstverliebter Typ vor der Gepäckabgabe, der sich erstmal alle Zeit der Welt ließ, um mit dem Bodenpersonal zu flirten." So einen Spruch hörte sie wohl nicht alle Tage, denn ich sah ihr an, dass sie leicht verstört war und stieg lieber schnell ins Flugzeug. Von meiner Mutter musste ich mich schon an der Gepäckabgabe verabschieden. "Miss, ihre Bordkarte bitte", forderte mich ein Steward auf. Ich zeigte ihm meine. Er nickte nur und lächelte. "Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug." Ich ging den Gang entlang und wollte mich auf meinen Platz setzten. Aber wer saß da schon? Genau. Der selbstverliebte Typ von vorhin. Das konnte doch nicht wahr sein!!! Erst blieb ich wie angewurzelt vor meinem Platz stehen. Ich atmete kurz durch und sagte in einem wirklich noch höflichen Ton: "Entschuldigung, aber du sitzt da auf meinem Platz!" Doch was tat er? Der guckte mich nur ungläubig an. Sag mal, verstand der kein Deutsch? Das durfte doch nicht wahr sein. Er schaute wieder weg. Ich versuchte es noch einmal, diesmal unterdrückte ich den leicht angesäuerten Unterton: "Äh, Entschuldigung aber könnte es sein, dass du auf dem falschen Platz sitzt?" Er guckte mich wieder an. Und oh Wunder er sagte: "Eigentlich sitze ich auf dem richtigen, zeig mal deine Platzkarte ..." Und ich gab ihm meine. Er schien doch ganz nett zu sein. Ich wunderte mich über meine Stimmungsschwankung. War er gerade nicht noch der widerwärtigste Typ gewesen den ich je kannte? Er begutachtete sie. "Dein Platz ist hier rechts ..." Und er klopfte mit seiner Hand auf den Sitz. Wie peinlich! Zum Glück hatte ich ihm keine Szene gemacht. Ich legte meine Jacke in die Ablage und rutschte an den Platz am Fenster. "Ladies and Gentlemen we are on the way to Birmingham. The sun is shining and ...", dröhnte es aus dem Lautsprecher. Das würden ja mal schöne Weihnachten sein. Das Flugzeug rollte zur Fahrbahn und startete ohne weiteres Halten durch. Schon waren wir in der Luft und hatten den schönsten Ausblick über Frankfurt. "Ich heiße übrigens Steven. Und wer bist du?", fragte mich der selbstverliebte Typ. Ich antwortete: "Ich heiße Isabel, aber ich werde von allen einfach nur Isa genannt. Und was machst du so in Birmingham? Ist ja eigentlich nicht soviel los dort." Steven sagte mit einem verschmitzten Lächeln: "Ich arbeite dort für eine Hilfsorganisation. Das wird ziemlich anstrengend, ist aber für einen guten Zweck. Und ich brauche dort nicht für meine Unterkunft zu bezahlen, da gute Freunde meiner Eltern mich aufnehmen." Das war jetzt echt mal ansprechend, über Weihnachten Geld zu sammeln. Ich guckte wohl ein wenig gerührt, denn er wechselte das Thema. "Und was machst du in Birmingham?" Ja was tat ich da? Meinen Freund besuchen ... nicht so schön. Irgendwie war mir dieser Steven einfach zu sympathisch. Aber so war die Wahrheit. Ich war noch mit David zusammen. "Ich besuche meinen Freund. Den sehe ich nur noch selten", flüsterte ich. Er guckte wieder weg. Ich sah dass er ein bisschen getrübter dreinblickte als vorher. Aber ich kannte ihn ja noch nicht einmal, also brauchte ich mich jetzt auch nicht zu rechtfertigen. Ich schluckte schwer. Wir schwiegen, bis das Anschnallzeichen erlosch. Er stand auf und ging in Richtung Toilette. Als er wieder kam, hatte er wieder sein Strahlen im Gesicht. "Mir fiel gerade ein, dass ich mich besonders auf die Seen in Birmingham freue und bei dem Wetter kann man bestimmt gut Schlittschuh fahren." Was hatte er da gerade gesagt? Seit wann gab es in dem kleinen Städtchen Seen? Ich guckte ihn ungläubig an. Dann fand ich meine Sprache wieder: "Sprechen wir da gerade von dem selben Birmingham? Seit wann gibt es dort Seen?" Er antwortete: "In Birmingham gibt es viele Seen. Ganz Alabama ist von welchen bestückt." Er gluckste. Wahrscheinlich war er selbst erstaunt über das was er wusste. Aber mir blieb der Atem stehen. Ich kriegte einen hysterischen Anfall. "Wohin fliegen wir? Das ist doch jetzt ein Scherz?! Ich muss sofort raus hier ... Ich bin im falschen Flieger. Ich muss nach England. Zu David." Ich schmiss mich gegen den Gurt. Die Stewardess kam sofort vorbei, sie hatte wohl meinen Schreikampf mitbekommen. Oh nein ... war ich so laut gewesen? "Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?", fragte sie in dem typisch einstudierten Ton für extreme Fälle. Steven war auch ganz verdattert. Der tat mir richtig Leid. "Ja, sie könnten mir behilflich sein. Ich muss hier raus. Sofort. Ich bin im falschen Flieger. Ich muss nach Birmingham." Und damit sie richtig verstand, um was es ging, fügte ich noch hinzu: "In England." Es war wirklich zum Schreien. Aber sie blieb ganz ruhig. "Haben sie in Birmingham ein Hotelzimmer? Und am Besten sie zeigen mir noch einmal ihr Ticket. Denn das Bodenpersonal hat am Gate ihr Ticket überprüft. Da dürfte eigentlich nichts schief gelaufen sein." Ich kramte das Ticket aus meiner Hosentasche und gab es ihr. Auch sie guckte wieder nach und gab es mir zurück. Sie wurde auf einmal noch freundlicher. Das machte mich ratlos. Konnten Flugbegleiter noch freundlicher werden? Die waren doch sonst schon immer soviel am Lächeln. Steven war immer noch nicht aus seiner Starre wieder zurückgekehrt. "Und was ist jetzt mit meinem Ticket? Darf ich jetzt am nächsten Flughafen wieder aussteigen?", fragte ich mit kullernden Tränen. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, wie sensibel ich sein konnte. Die Stewardess besorgte mir ein Taschentuch. "Hier", sagte sie. "Keine Angst du brauchst nicht auszusteigen. Du sitzt im richtigen Flugzeug. Dein Ticket ist auf Birmingham, Alabama gebucht. Du heißt doch Isabel Seidel, oder?" Ich schluchzte. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Ich war im Flugzeug nach Alabama und mein David würde mich sehnlichst in England erwarten. Hilfe, was würde das für ein schreckliches Weihnachtsfest werden. Langsam hatte sich Steven wieder von meinem plötzlichen Schreikrampf beruhigt und die Stewardess ging zu anderen Passagieren, welche neugierig zu mir rüber schauten. Ich legte mich in meinen Sitz, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute in die Wolken. "Tut mir echt leid", versuchte Steven mich zu besänftigen. Ich schaute ihn mir genauer an. Er war vielleicht 1,80 m, hatte grüne Augen und braune Haare. Sah so aus, als wäre er gerade einer Zeitschrift entsprungen und hatte ein ganz schön gekonntes Lächeln aufgesetzt. Mir war klar, warum das Bodenpersonal mit ihm geflirtet hatte. Ich schätzte ihn auf Anfang 18. Nur leider hatte ich ja David. Der jetzt auf mich warten würde. Ich guckte wieder zur Seite. "Kann ich dir irgendwie helfen? Du willst bestimmt nicht alleine Weihnachten feiern. Unsere guten Bekannten, von denen ich dir erzählt hatte, würden dich bestimmt auch aufnehmen", dies sagte er ganz hoffnungsvoll. Ich musste mir ein Lächeln verkneifen. War ja lieb gemeint. Aber ich kannte ihn doch gar nicht. "Ich muss mir das noch einmal überlegen. Meine Mutter hatte mir, als sie den Flug gebucht hatte, noch ein Hotelzimmer hinzu gebucht." Und ich verkniff mir ihm zu sagen warum. Das tat sie nur, falls ich merken sollte, dass David nicht mein Typ war und schnellstmöglich von seinem Zuhause wegwollte. Na, da hatte sie wenigstens mitgedacht. "Oh, schade", sagte er tonlos. Und mich überfiel eine Spur von Traurigkeit. Ich würde Steven, nachdem ich aussteigen würde, nie wieder sehen. Durch die Lautsprecher dröhnte eine weitere Durchsage des Kapitäns: "Ladies and Gentlemen it is 4 p.m. So we are on on our way to Birmingham. In 4 hours we will arrive there. It is all white. I wish Merry Christmas everyone." Ich schnaubte. Also war ich schon 12 Stunden unterwegs. Das war mir gar nicht aufgefallen. Langsam wurde ich müde. Ich gähnte herzhaft. Steven bemerkte das, und so fürsorglich wie er war besorgte er mir eine Decke. Er war einfach göttlich. Ich legte mich an die Seite und er deckte mich zu. Ich musste entweder ziemlich schlecht und aufgekratzt ausgesehen haben oder er fing auch an mich zu mögen. Ich schloss erstmal Letzteres aus, um mir nicht noch mehr Gedanken machen zu müssen. Ich musste wohl eingeschlafen sein. Denn als Steven mich weckte, waren wir gerade dabei zu landen. Ich stand auf und holte schon mal meine Jacke aus der Ablage. "Echt schade, dass du nicht zu meinen Bekannten kommst", wiederholte Steven noch einmal. Das tat mir ja auch Leid, aber ich konnte auch nicht bei fremden Leuten bleiben. Mir wurde ganz weich ums Herz. Ich konnte es nicht beschreiben. Aber Steven mochte ich wirklich gerne. Deshalb sagte ich: "Vielleicht sehen wir uns in Birmingham. Wenn die Seen dort wirklich so schön sind, können wir gerne einmal Eislaufen gehen." Wir landeten. Es ging alles ziemlich schnell. Alle wollten schnellstmöglich aus dem Flugzeug und in den Schnee nach draußen. Ein Bus holte uns von der Fahrbahn ab. Ich stieg aus dem Flugzeug aus, jetzt musste ich nur noch mein Gepäck holen. Von dem Zeitpunkt an hatte ich Steven aus den Augen verloren. Ich konnte mich noch nicht einmal von ihm verabschieden. Der Bus war überfüllt und alle Passagiere redeten wild durcheinander. Ich war nun in Amerika, das erste Mal in meinem Leben. Wenn ich meinen Koffer haben würde, müsste ich zuerst meine Mutter anrufen. Vielleicht könnte sie mir ja erklären, wie ihr der Fehler mit dem falschen Birmingham passieren konnte. Der Bus fuhr bis zum Eingang vor. Ich stellte mich an eine Schlange an, um meine Papiere durchschauen zu lassen. Als ich an die Reihe kam, war bestimmt schon eine Stunde vergangen. "Your Passport please", sagte einer der Kontrolleure. Zum Glück hatte ich Englisch in der Schule als Leistungsfach gewählt. So hatte ich keine Probleme damit die Formulare auszufüllen, welche er mir noch gab. Ich gab ihm die ausgefüllten Formulare zurück und sagte: "Bye." Ich richtete mich nach den Wegweisern und ging zu der Gepäckausgabe. Mein Koffer lag schon auf dem Ablageband und drehte dort seine Runden. Ich hob ihn hinunter und machte mich auf den schnellsten Weg zum nächsten Taxi. Als ich am Ausgang ankam und sah das keine Taxen mehr da waren, nutzte ich die freie Minute und rief meine Mutter an. "Seidel am Apparat", sagte meine Mutter. "Hallo Mom. Rate mal wo meine Reise mich hingeführt hat." Für einen kurzen Moment war es Leise. Sie war bestimmt dabei zu überlegen. "Isa! Du bist es. Warum rufst du erst jetzt an? Ich machte mir schon Sorgen. Und wie ist das Wetter in England?" Das würde ich auch gerne wissen. Ich erzählte ihr was los war. Sie war nicht gerade begeistert. "Soll ich im Reisebüro anrufen? Was steht denn auf deinem Ticket drauf, wo das Hotel ist?" Ich holte es aus meiner Hosentasche und las KIMBERLEYSTREET 3. Ich gab ihr die Adresse durch und sie notierte sich alles. "Ich ruf da gleich mal an. Morgen ist schließlich Heiligabend, wir wollen ja nicht dass du alleine Weihnachten feierst. Ich muss jetzt auch zur Arbeit. Tschüss mein Schatz." Ich hasste es, wenn sie mich Schatz nannte. Ich war mit meinen 17 Jahren schon lange über die Schatz-sein-Zeit weg. Ein Taxi hielt an und ich stieg ein. Der Fahrer schloss den Kofferraum auf, hob meinen Koffer hinein und schloss wieder ab. Dann lief er einmal ums Fahrzeug herum zur Fahrerseite und stieg wieder ein. Ich sagte ihm wo ich hinmüsste und er fuhr los. Die Straßen von Birmingham waren voll Menschen mit Weihnachtsgeschenken. Das wunderte mich, denn als ich auf die Uhr im Taxi schaute, war es schon 22.23 Uhr. Ich rechnete kurz nach und realisierte, dass es in Deutschland gerade mal 17.23 Uhr war. Der Taxifahrer fuhr sehr langsam und hörte Klassik. Er war wohl nicht auf dem neuesten Stand, was den Musikstil betraf. Nach einigen Minuten hielt er vor einem großen Gebäude an, welches nur so mit Lichterketten, Tannenbäumen, Engelchen und Weihnachtsmännern geschmückt war. Einfach himmlisch! Auch ich wollte schon immer in so einem kitschigen Gebäude wohnen. Der Fahrer verlangte sein Geld und ich holte meines aus dem Portemonnaie und gab ihm es. Ich fragte: "I am sorry. But where is that Hotel?" Und er zeigte auf das kitschige Gebäude. Mein Wunsch war in Erfüllung gegangen. Oh graus! Ich würde Weihnachten im kitschigsten Hotel Birminghams verbringen. Wenigstens war es in der Stadt. Ich stieg aus und wartete bis er meinen Koffer aus seinem verriegelten Kofferraum holte. Dann zählte er sein Geld durch und stieg auch aus. Schloss den Kofferraum wieder auf, gab mir den Koffer und schloss wieder ab. Ich nahm den Koffer entgegen und ging in die Eingangshalle des Hotels. Von der Einrichtung war es sehr nobel. Für meinen Geschmack jedoch zu kitschig, denn überall hing Lametta und in jeder Ecke der Halle stand ein geschmückter Tannenbaum. Vor jedem Tannenbaum standen Sänger die Weihnachtslieder sangen. Man konnte es auch übertreiben! Ich checkte im Hotel ein und fuhr mit dem Lift zu meinem Zimmer hinauf. Auch dieses war geschmückt. Ich stellte meinen Koffer an die Seite und legte meine Jacke über einen kunstvoll drapierten Sessel. Mir kribbelte es in den Fingern, den ganzen Schmuck abzuhängen. Denn auf Weihnachten hatte ich jetzt wirklich keine Lust mehr. Ich hing alles Lametta, die Engelchen und die Mistelzweige ab und stopfte sie in eine Schublade der wuchtigen Schrankwand. Erst jetzt bemerkte ich die großzügige Einrichtung. Die Schrankwand, das Ehebett, den Schreibtisch mit dem Laptop darauf und den Ohrensessel, wie zu Omas Zeiten . Der Tag war wirklich anstrengend gewesen. Ich warf mich aufs Bett und schlief sofort ein. Ich träumte und war gerade dabei, wie erwartet bei David anzukommen, als mein Handy klingelte. Meine Mutter war dran. "Kindchen, ich hab bei der Fluggesellschaft angerufen. Die können sich auch nicht ausmachen, was schief gelaufen sein kann. Dann hab ich versucht umzubuchen, aber das ist auch nicht möglich. Es nützt nichts, du musst noch die nächsten vier Tage in Alabama bleiben." Die letzten Worte verschluckte sie fast, so hastig sprach sie. Ich sagte tonlos: "Okay Mom. Ist doch kein Problem für mich. Ich übersteh das schon. Dann bis in vier Tagen. Und schöne Weihnachten." Dann legte ich auf. Ich schaute wie am vorigen Morgen aus dem Fenster und betrachtete Birmingham. Die Stadt war wirklich schön. Genauso schön, wie ich sie mir vorgestellt hatte, als Steven von ihr sprach. Wäre ich doch bloß mit zu seinen Bekannten gegangen! Dann wären wir noch zusammen. Von dort oben sah ich überall kleine Seen. Darauf fuhren Leute Schlittschuh und lachten dabei. Kinder beschmissen sich mit Schneebällen und andere bauten einen Schneemann. Auf einmal bekam ich tierische Lust, auch wie die Kleinkinder draußen in dem Schnee zu laufen. Ich holte mir frische Sachen aus dem Koffer, duschte mich, zog mich an, streifte meine Jacke über und rannte mit meinen Papieren und dem Zimmerschlüssel in der Jackentasche aus dem Zimmer. Ich nahm die Treppe und lief hinaus in den Schnee. Wenn ich doch bloß wüsste, wo Steven das Geld sammelte. Ich beschloss, erst einmal die Stadt zu besichtigen. Ich schaute in die Schaufenster und wunderte mich, dass die Preise fast so wie in Deutschland waren. Dann kamen mir ein paar Sternsinger entgegen und sie sangen auf Deutsch. Ich konnte es kaum glauben. Sie sangen Oh du fröhliche! Das kannte ich. Daraufhin stimmte ich mit ihnen ein. Von weiten sah ich vor einem Einkaufszentrum eine Weihnachtslandschaft. Dort standen Elche, Elfen, Kobolde und andere Geschöpfe, die dem Weihnachtsmann beim Geschenke einpacken halfen. Der Weihnachtsmann stand natürlich auch dort. Als ich näher kam las ich auf einem Schild vor der Landschaft FOR A GOOD PURPOSE - KEEPING A SMILE ON POOR PEOPLE FACES - A PROJECT FROM GERMANY. Das fand ich schön. Mir kam die Idee, doch eine Kleinigkeit zu spenden. Und ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich mir was für meine Spende vom Weihnachtsmann wünschen durfte. Ich stellte mich neben ihn und flüsterte ihm ins Ohr: "Ich wünsche mir, dass ein guter Freund, den ich im Flugzeug getroffen habe, mit mir die Tage in Birmingham verbringt. Ich hab mich in ihn verliebt." Bei dem letzten Satz brach meine Stimme fast ab. Wer sagte schon einer fremden Person, dass sie sich in jemand anderen verliebt hatte? Der Mann guckte mich an und ich erkannte unter seiner Mütze und dem Rauschebart, die grünen Augen wieder! Ich riss ihm den Bart ab und tatsächlich war es Steven! Er lächelte wieder sein verschmitztes Lächeln und ich schmolz so weg. Steven nahm mich in die Arme und vor Freude kullerten mir wieder die ersten Tränen aus den Augenhöhlen. "Was bin ich froh dich wieder zu sehen", schniefte ich unter seiner Umarmung. Er erwiderte meine Aussage und drückte mich noch fester an sich. Er ließ mich wieder los, guckte mich kurz an um mich dann wieder zu sich zu ziehen und mich zu küssen. Nachdem Kuss sagte er: "Ich hab da auch schon so eine Idee, was wir heute machen könnten. Wie wäre es mit Schlittschuhlaufen auf dem Guntersville?" Völlig weggetreten antwortete ich: "Natürlich. Hauptsache wir verlieren uns nicht wieder." Er nahm meine Hand und wir gingen zum See. Soviel ich wusste, war ich von nun an der glücklichste Mensch in ganz Alabama.
»»» Blog Weihnachtsgeschichten »»» Blog Weihnachtsmarkt »»» Blog Weihnachtsmuffel »»» Blog Weihnachtsgedichte »»» Blog Weihnachtsbuch »»» Blog Wintergedichte »»» Blog Wintergedichte »»» Blog Weihnachtsgedichte 1 »»» Blog Weihnachtsgedichte 2 |