Unser Buchtipp Weihnachtsgeschichten

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Eingereicht am
28. Februar 2007

Gib Weihnachten einen Sinn!

© Elisabeth Seiberl

In diesem Jahr hatte es früh Schnee gegeben. Schon ab Mitte November deckten weiche Flocken den durchgefrorenen braunen Boden zu, zauberten kecke Häubchen auf Bank und Zaun und schafften es, dass wir Kinder in der Schule unsere Aufmerksamkeit nicht der Tafel zuwandten, sondern dem Schneetreiben draußen. Die Lehrerin zeigte Erbarmen und ging mit uns rodeln.

Früh war es Winter geworden, viel zu früh.

Dieser Meinung war auch der alte Michael. Immer, wenn wir Kinder nach der Schule Zeit hatten, schlüpften wir in seine gut geheizte Stube, setzten uns zu ihm an den Tisch und sahen ihm zu. Er freute sich immer, wenn wir zu ihm kamen. "Gut, dass ich euch habe", meinte er dann, "sonst wäre ich den ganzen Nachmittag allein." Und schon erzählte er uns eine Geschichte aus seiner Jugend. Aber wirklich allein oder gar einsam war Michael nie. Er hatte ja seine Arbeit. Und welche Arbeit! Wir ließen uns immer wieder in den Bann der vielen Dinge ziehen, die er in der Stube aufbewahrte: getrocknete Moose in einer Obststeige, Zweige und bizarr geformte Wurzeln, zusammengebunden und von der Decke baumelnd, längere und kürzere Holzstücke, bereits zugeschnittene winzige Holzschindeln in einer Schachtel, Leim in handlichen Fläschchen. Und besonders das Werkzeug hatte es uns angetan. Da gab es Hämmer, eine Säge, Schraubenzieher, Messer, Schere … Bei Michael wähnten wir uns im Paradies. Seine Arbeit war ja auch eine himmlische, sozusagen. Michael baute Weihnachtskrippen.

Jedes Mal, wenn wir zu ihm kamen, bewunderten wir, was seit unserem letzten Besuch wieder dazugekommen war: Ein Krippenberg war fertig geworden. Der Krippe, die eine Nachbarin bestellt hatte, fehlte nur noch die Gestaltung durch die Botanik. Und ein neues Krippenhaus lag zugeschnitten auf der Werkbank.

Ja, Michael war ein fleißiger alter Mann.

Dieser Winter war etwas zu früh eingefallen. Vom Wald hätte er noch Wurzeln gebraucht und Tannenzapfen, von den Eichhörnchen bereits abgenagt. Die würden sich am besten für die Stämme der Palmen eignen, mit denen er die orientalischen Krippen verzierte. Er fühlte sich zu alt, durch den Schnee in den Wald zu stapfen, und darum nahmen wir ihm diese Arbeit ab. Wir brachten ihm Berge von Zweigen, Wurzeln, Zapfen und Tannennadeln mit. "Wenn ich euch nicht hätte …", meinte er dann wieder mit einem Augenzwinkern.

In den folgenden Wochen fielen Unmengen von Schnee. Wir Kinder freuten uns darüber und tollten draußen herum, die Erwachsenen aber zeigten keine so große Begeisterung. Und auch mit Michael ging eine eigenartige Wandlung vor.

Wenn wir ihn besuchten, zwinkerte er uns nicht mehr zu. Seine Geschichten, die er nach wie vor erzählte, klangen leise und gedankenverloren. So, als ob er selber wieder diese Zeit durchleben müsste, sobald er sich daran erinnerte. Die anderen Kinder kamen nicht mehr so häufig.

Einmal zog ich meine Mutter ins Vertrauen und erzählte ihr von Michaels seltsamer Veränderung. Sie beruhigte mich: "Schau, Michael ist schon alt. Alte Menschen werden oft etwas schrullig oder leben mit ihren Gedanken in der Vergangenheit. Du darfst das nicht zu ernst nehmen. Solange er sich über euch Kinder freut, dürft ihr ihn besuchen."

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Weihnachtsgeschichten Band 2 Weihnachtsgeschichten
Band 2
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