Unser Buchtipp Weihnachtsgeschichten

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Eingereicht am
02. März 2007

Der Clown

© Edeltraud Harnack

Ein Clown zeigt nie sein Gesicht, ob ihn fast sein Herz zerbricht, er lacht oder weint, ein Schmerz ihm tief bewegt, hinter seiner Maske er versteckt, was in ihm steckt. Er bringt uns zum Lachen, vertreibt in uns den Zorn sowie Rage. Ist es eigentlich so schwer, manchmal auch für bestimmte Momente ein Clown zu sein?

Es war einmal ein Clown und er war viel mit seiner Frau auf Reisen. Nun, er wohnte in einem kleinen Tal mit seiner lieben Frau. Er war jetzt alt und konnte nicht mehr in der Manege seine Späße machen, jedoch fühlte er sich sehr einsam. So gern wollte er noch etwas tun, nur wusste er nicht was, denn es gab viele Dinge, die er tun könnte aber für ihn war das alles nicht die Erfüllung. So spazierte er mit seiner Frau, wie so oft, durch den Wald und es tanzten die ersten Schneeflocken vom Himmel, die Luft war rein und klar. Auf einmal entdeckten sie eine fast zerfallene Hütte und hörten Kinderstimmen, Als sie sich der Hütte näherten, sahen sie die Kinder aus dem Tal. Dort gab es viele Kinder aus verschiedenen Schichten. Arme, Reiche, Kleine, Grosse, Dicke, Dünne, Kluge, Dumme usw. Wie wir nun erfuhren, trafen sich die Kinder oft in der alten Hütte. Die lange Weile schaute aus ihren Augen heraus, sie unterhielten sich über dies und das, aber es machte ihnen wohl keine große Freude. Wir unterhielten uns kurz mit den Kindern und gingen dann wieder unseres Weges. Der Schnee tummelte sich nun stärker, auch wurde es langsamer kühler. Wieder zu Hause angekommen machten wir uns einen heißen Tee und im Gedanken vertieft kam mir eine Idee. Frau, sagte ich, wir haben keine Kinder, wollen wir nicht mit den Kindern etwas untenehmen? Ach Mann, das wäre eine gute Idee, wir werden sie morgen am Nachmittag besuchen. Gesagt - getan, wir suchten auf dem Dachboden unsere Kostüme raus, die wir noch gut verwahrt hatten und besuchten die Kinder somit am nächsten Nachmittag. Als die Kinder uns sahen, waren sie sehr verdutzt, wie sind die denn ausgeputzt, war ihre Reaktion. Als erstes erholte sich unser kleiner Protz, ach die sind vom Zirkus, da war ich schon oft, immer erste Reihe - Loge nur vom Feinsten! Ich dachte so im Geheimen, der kleine Gernegroß. Da entstand in mir die Idee, den Kindern etwas Freude zu bereiten und sie zum Lachen zu bringen. Ich wusste, es würde nicht leicht werden, aber Kinderherzen kann man noch mit kleinen Dingen, viel Liebe und Güte, eine Freude bereiten, nur braucht es Zeit. Am darauf folgenden Tag ging ich durch das verschneite kleine Tal und suchte sich Kinder aus den verschiedenen Elternhäusern aus, um den Kindern zu beweisen dass man, ob arm oder reich, dumm oder schlau usw., sich gemeinsam eine harmonische Welt schaffen kann.

Lest meine kleine Geschichte und ihr werdet staunen, wie man gemeinsam Berge versetzen kann.

Die Schneefocken tanzten im Reigen, aber trotzdem trafen sich viele Kinder in der kleinen Hütte. Jubel und Freude war bei den Kindern - nun erzählte jedes Kind, was es auf dem Herzen hatte und was ihm bedrückte. Wir hatten das Vertrauen der Kinder erreicht, weil wir uns die Zeit nahmen und ihnen zuhörten. Wir machten gemeinsam einen Plan, um die vielen kleinen Probleme zu lösen und jedes Kind machte einen Vorschlag. Meine Frau und ich waren sehr erstaunt wie wir durch zuhören die Kinderherzen gewonnen haben und was doch Kinder, bei gutem zuhören, sich von ihren kleinen Kinderseelen reden. Auch haben sie, man staune, brauchbare Ideen. Als erstes wollten die Kinder nun ihre kleine Hütte Instand setzen. Der Besitzer der Hütte war schnell gefragt. Es war ein lieber alter Herr und er versprach auch mit seiner Frau den Kindern zu helfen. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, denn unsere kleine Hütte hatte so manche Ritze. Es schneite und war zu kalt mit den Kindern in der Hütte zu sitzen, denn es war ja auch schon November. Meine Frau kam auf die Idee die Eltern der Kinder zu fragen ob sie zu uns in unser kleines Häuschen kommen dürfen. Alle Eltern waren einverstanden, sogar das Weisenhaus gab seine Zustimmung. Da es Sonnabend war durften die Kinder etwas länger bleiben, sie strahlten, jubelten und brachten lange Listen mit. Wir räumten schnell Tisch und Stühle zur Seite und setzten uns im Kreis auf den Fußboden. Nun durfte ein jedes Kind seine Vorschläge unterbreiten. Wir waren erstaunt was doch für gute Vorschläge ans Tageslicht kamen und da es langsam auf Weihnachten zuging, waren viele Vorschläge auf Weihnachten bedacht. Nur hatte keiner der Kinder daran gedacht, dass die Vorschläge auch Geld kosteten für die Materialien und somit waren sie mit einem neuen Problem belastet. Wir als Erwachsene wussten ja wie und was, nur die Kinder sollten ja lernen sowie Erfahrung sammeln für das Leben und so huschten sie doch etwas mutlos von dannen. Aber kommt Zeit - kommt Rat. Am Sonntag strahlten sie wie die Wintersonne, die Augen glänzten wie Sterne, denn sie hatten eine Lösung gefunden. Nun hatten wir aus unserer Hütte ein kleines Paradies geschaffen. Die Eltern sowie das ganze Tal waren stolz auf die Kinder, sie erfreuten sich am Gesang und das Lachen der Kinder. In der kleinen Hütte saßen nun die Kinder in jeder freien Minute. Sie nähten, strickten, malten und bastelten Geschenke für Eltern, Waisen, Kranke und auch die Alten Leute wurden nicht vergessen. Es sollte ein besonderes Weihnachtsfest werden - eine grosße Überraschung für alle. Sie bewahrten ihr Geheimnis so sehr, dass ich - ihr Clown - nichts bemerkte. Trotz schwacher Sonnenstrahlen tanzten die Schneeflocken in unserem kleinen Tal den Winter ein. Die Fenster wurden geschmückt und die Tannen in den Gärten mit Kerzen bestückt. Aus allen Häusern roch es nach Stollen und Pfefferkuchen. Auf den Strassen war ein reges Treiben und das Weihnachtsfest rückte immer näher. Plötzlich kam das Böse erwachen, denn im Eifer des Gefechts und der vielen Vorbereitungen hatte keiner daran gedacht, dass man im Winter nicht draußen feiern kann, denn die kleine Hütte bot ja nicht so viel Platz für alle. Aber unser Pfiffikus wusste einen Rat und sie gingen zum Bürgermeister und baten ihn um Rat. Über den Eifer der Kinder war er tief bewegt, er gab das Rathaus frei. Er sprach sogar mit dem Förster, dieser opferte seine schönste Tanne. Als Dank dafür halfen die Kinder ihm beim füttern der Tiere im Wald. Durch ihre gegenseitige Hilfe, ob bei den Schulaufgaben, Besorgungen, die Hilfe für Alte und Kranke Leute, waren die Erwachsenen sehr erstaunt über die kleine positiven Veränderungen ihre Kinder.

Nun sollte in wenigen Tagen die kleine Weihnachtsfeier gestartet werden und das Wetter lud förmlich dazu ein, denn im Tal war eine weiße Winterpracht. Als die Eltern schon im Bett waren oder noch vor dem Fernseher saßen, schlichen sich die Kinder aus dem Haus. Nun wurde heimlich mit Hilfe des Bürgermeisters, meiner Frau und mich sowie noch einiger anderer Helfer, lange Tafeln festlich gedeckt. Es wurde bis zum frühen Morgengrauen alles mit Liebe vorbereitet und das Geheimnis weiterhin schwer gehütet. Als die Sonne langsam aus ihrem Wolkenbett erwachte und die Schneeflocken vor Freude tanzten, waren die Kinder doch recht aufgeregt. Die Eltern spürten schon seit einigen Tagen die Unruhe der Kinder. Als vom Kirchturm die Glocken den Nachmittag einläuteten und die Kinder sich draußen trafen waren sie - wie gesagt - doch recht aufgeregt. Die Feuerwehr marschierte durch das Tal und sie spielten Weihnachtlieder. Geschmückte Pferdewagen mit den Alten und Kranken Leuten begleiteten diesen Zug und fuhren zum Rathaus. Die Überraschung war gelungen, die Kinder weinten, lachten und jubelten vor grosser Freude. Der Bürgermeister erfreute sich über das zahlreiche Erscheinen und der Zusammenhalt war sehr schön. Es gab auch kein Zank und Streit mehr über den Gartenzaun. Was Kinder alles zu Tage bringen wenn sie Verständnis und Liebe empfangen. Es wurde ein wunderschönes Weihnachtsfest, ob Alt oder Jung, alle hatten einen Glanz in den Augen, allen klopfte das Herz vor Freude.

Nun ein kurzer Einblick wie sich einige Kinder persönlich durch die Gemeinschaft veränderten:

Ottmar protzte nicht mehr, er wusste jetzt wie schwer es war Geld zu verdienen. Er half im Haushalt und somit hatten die Eltern auch mehr Zeit.

Unsere Rosalie bekam einen neuen Vati und ein Brüderchen, sie waren eine glückliche Familie.

Rotkopf Franz war weiter für alle da und durch die Hilfe der anderen wurde er einer der Besten in der Schule.

Unsere Annette lernte kochen und tauschte ihre eleganten Kleider auch mal durch eine Jeans aus.

Julia, aus Budapest, war in ihrer neuen Heimat auch wie zu Hause und fühlte sich, wie alle Kinder, wohl.

Unsere Gisela, das Blumenmädchen, durfte jetzt in einer Gärtnerei arbeiten und zauberte besonders den Kranken und Alten Leuten mit ihren Blumengrüssen ein Lächeln in ihr Gesicht.

So gingen die Jahre dahin und aus den Kindern wurden nun Erwachsene. An meiner Frau und mir ging das Alter auch nicht spurlos vorbei. Uns viel es nun auch recht schwer ins Tal zu wandern, unsere Tage waren nun auch gezählt, um Abschied zunehmen, von dieser schönen Welt, die wir uns mit den Kindern durch Liebe und Verständnis geschaffen hatten. Sie kamen noch oft zu uns, trotz Erwachsens sein und hatten oft noch so manches Problemchen, zumal noch der Liebeskummer dazu kam. Es ist halt im Leben so, man hat seine Eltern Lieb aber man braucht doch noch einen Vertrauten um sein Herz auszuschütten. Denn wer hört sich heute noch gern die Probleme anderer an? Jeder möchte seine Probleme loswerden aber wo sind die Zuhörer?

Vielleicht habt ihr mal einen Moment um über meine kleine Geschichte Nachzudenken.

Behaltet mich im Herzen, seid ruhig mal im Stillen ein Clown und ihr werdet sehen, das Leben ist doch schön.

Euer Clown und meine Frau …

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