Unser Buchtipp Weihnachtsgeschichten

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Eingereicht am
05. März 2007

Die Reise zum Christkind

© Jürgen Kleschnitzki

Es war wieder ein langer Tag für die Häschen Hipp und Hopp, allerhand seltsame Dinge hatten sie heute wieder erlebt in den Dünen, am Strand und in den Salzwiesen am Wattenmeer. So kuschelten sie sich in ihrer Hasenhöhle in den Dünen, wo es mittlerweile Abend geworden war, in ihr warmes Hasenbettchen. Die Sonne war tiefrot am Horizont im Meer versunken, als plötzlich in der kleinen Hasenwohnung das Hasentelefon klingelte. Die Mama von Hipp und Hopp nahm den Karottenhörer von der Gabel und meldete sich: "Hallo, hallo, hier ist die Hasenmama von Hipp und Hopp, wer ist da?"

Da kam die Antwort: "Hallo, hier ist Robbienchen, Robbienchen ist hier, der Seehund von der Sandbank vor Juist und Norderney, sind Hipp und Hopp wohl zu sprechen?"

"Ja, einen Moment Robbienchen, sie liegen zwar schon in ihren Hasenbetten, sie schlafen aber noch nicht, ich hole die beiden!"

"Hallo, Robbienchen, hier spricht Häschen Hipp, was gibt's denn noch so dringendes heute Abend, Häschen Hopp und ich sind todmüde, wir waren den ganzen Tag unterwegs!"

"Hallo, Häschen Hipp, ich rufe von der Sandbank vor Juist und Norderney an, habt ihr den tollen Sonnenuntergang heute Abend gesehen? Die Sonne war glutrot, als sie im Meer versunken ist."

"Ja, ja," antwortete Häschen Hipp, "Hopp und ich haben es auch gesehen, was meinst du, ob das Christkind wohl am Plätzchenbacken ist?"

"Ja, das glaube ich auch," meinte Robbienchen. "Häschen Hipp, was meinst du, sollen wir uns das Morgen einmal näher ansehen? Häschen Hopp, du und ich könnten doch einmal der roten Sonne entgegen schwimmen und nachsehen, ob das Christkind wirklich so fleißig am Plätzchen backen ist!"

"Oh, prima," antworte Häschen Hipp, "ich werde es gleich Häschen Hopp ausrichten, dann können wir uns morgen Nachmittag ja am Strand treffen und die Reise antreten!"

"Mach's gut Robbienchen, schlaf du nun auch schön, wir müssen dann morgen ja gut ausgeruht sein, bis morgen!"

So schliefen Hipp und Hopp in ihren warmen Bettchen sehr schnell ein und träumten davon, was sie morgen wohl erwarten würde. Auch Robbienchen legte sich gemütlich auf die Sandbank, streichelte sich genüsslich über den mit leckeren Fischen gefüllten Bauch, schaute in die am Himmel hell funkelnden Sterne und dachte an das morgige Abenteuer, das sie mit Häschen Hipp und Häschen Hopp erleben würde.

Langsam ging am nächsten Morgen die Sonne im Osten auf und warf ihre goldenen Strahlen über das grüne Land und das blaue Meer. Blinzelnd öffnete Robbienchen langsam ihre Augen, reckte sich behaglich und sprang zunächst mit ihren Freunden in das klare Wasser der Nordsee, um sich für den spannenden Tag frisch zu machen und ein paar Fische zum Frühstück zu fangen.

Zu gleicher Zeit lugten Hipp und Hopp neugierig aus ihren Hasenhöhlen, rieben sich den Sand aus den Augen, den das Sandmännchen am Abend zuvor gestreut hatte und rannten zusammen zur ihrer Möhren-Vorratskammer, um sich für den vor ihnen liegenden Tag und vor allen Dingen den Abend, an dem sie zu ihrem Abenteuer aufbrechen wollten, zu stärken. Den Tag verbrachten sie daher gemächlich und dösten vor ihren Hasenhöhlen träumend dem Nachmittag und dem Abend entgegen.

Als die Sonne sich langsam dem Horizont zum Untergang näherte, war es an der Zeit, langsam die Rückenkörbe mit Möhren und sonstigen Leckereien zu füllen, die Körbe auf ihre Rücken zu schnallen, um dann zum Strand zu laufen, wo sie sich ja mit Robbienchen treffen wollten. Sie brauchten nicht lange zu warten, als Robbienchen sich durch lautes Brüllen schon aus der Ferne bemerkbar machte, an den Strand schwamm und die beiden Häschen mit lautem Flossenschlag begrüßte. Für die lange Reise entgegen der langsam untergehenden Sonne hatte sich Robbienchen extra ein Ledergeschirr angelegt, an dem sich Häschen Hipp und Häschen Hopp festhalten konnten.

So stiegen Hipp und Hopp behände auf Robbienchens Rücken, hielten sich an den Lederriemen fest, als Robbienchen mit kräftigem Schwanzflossenschlag über das Wasser in Richtung untergehender Sonne schwamm, zielstrebig dem Ziel entgegen. Je näher sie dem Horizont kamen, desto aufgeregter wurden alle drei, was mochte sie wohl am Ende dieser Reise erwarten? Ob sie das Christkind wohl wirklich beim Backen von Plätzchen antreffen würden?

Plötzlich, hinter der letzten hohen Welle, waren sie an einem riesigen braunen Tor, das mit großen goldenen Schlössern verriegelt war, angekommen. Eine große goldene Glocke rechts von dem Tor forderte die drei Freunde auf, zu läuten und um Einlass zu bitten. Robbienchen stellte sich auf ihre Schwanzflosse, da Hipp und Hopp zu klein waren, und nahm den Glockenklöppel in ihr bärtiges Maul und schwang ihn hin und her, so dass das laute Glockengeläut weit zu hören war.

Plötzlich öffnete sich das riesige Tor unter lautem Knarren, und ein großer Engel mit silbernem Haar und einem langen weißen Kleid mit einem goldenen Gürtel stand vor Robbienchen, Hipp und Hopp. Aus großen Augen schauten die drei den vor ihnen stehenden Engel, den sie um Einlass baten, bewundernd an. Der Engel fragte die drei, was sie denn wollten und was der Zweck ihres Besuches sei. Darauf antwortete Häschen Hopp, der kesseste unter den dreien, sie wollten das Christkind besuchen, an der roten untergehenden Sonne hätten sie gesehen, dass es doch sicherlich dabei war, für die Weihnachtszeit Plätzchen zu backen.

Der Engel wollte sich den Wünschen von den drei weit her gereisten nicht verschließen und ging mit wehenden silbernen Haaren vor den dreien her, führte sie durch einen langen mit Kerzen beleuchteten Gang, als sie ein riesiges von Kerzen und bunten Lichtern geschmücktes Gewölbe betraten, in dem außerordentlich hektisches Treiben herrschte und es nach allerlei Leckereien aus Marzipan, Schokolade und Honig duftete.

Erstaunt betrachteten Robbienchen, Hipp und Hopp zunächst am Eingang links einen Helfer des Christkindes, der schwitzend und mit roten Backen und einer Goldmütze auf dem Kopf damit beschäftigt war, unzählige Briefe zu sortieren. Der Engel erklärte unseren dreien, dass hier die ganzen Wunschzettel der Kinder, die an das Christkind geschrieben worden waren, nach erfüllbaren Wünschen sortiert werden. Robbienchen schaute dem fleißigen Mann über die Schulter, und wollte sehen, ob auch wohl die Wunschzettel von ihren Freunden unter den vielen Briefen waren. Zunächst sah sie aber je einen Wunschzettel von einer Jil und einem Jamie, dann von ihrem Freund Robbenbär und ihrer Freundin Robbenbiene. Sie waren tatsächlich trotz der langen Reise angekommen. Hoffentlich gehen die Wünsche auch in Erfüllung bei all diesem hektischen Treiben in der Weihnachtsbäckerei und den anderen Abteilungen zur Herstellung von Spielzeug, wie Puppen, Puppenstuben, Plüschtiere, Autos, Fahrräder und all die Dinge, die sich alle lieben und braven Kinder gewünscht haben.

So schlenderte der Engel mit Robbienchen, Hipp und Hopp weiter durch das hell erleuchtete Gewölbe, als sie viele kleine Engel sahen, die damit beschäftigt waren, die noch nackt vor ihnen liegenden Puppen, von heller und von dunkler Farbe, mit wunderschönen Kleidern anzuziehen, um sie anschließend in die von vielen Zwergen gebauten Puppenwagen zu legen und mit Puppenbettchen zuzudecken. Anschließend wurden die Puppenwagen mit Zetteln, auf denen Namen und Adressen von Kindern geschrieben waren, zu versehen, damit auch jedes Kind das für sich gewünschte Geschenk zu Weihnachten vom Christkind bekommen würde.

Unsere drei schlenderten mit dem Engel weiter durch das endlos scheinende Gewölbe und sahen überall nur fleißige Hände, Fahrräder wurden montiert, Autos in vielen Farben wurden gebaut, Bälle genäht und mit Luft aufgepumpt, elektrische Eisenbahnen und Autorennbahnen wurden aufgebaut, sie alle zogen ihre Bahnen um festlich geschmückte, mit Kerzen verzierte, Tannenbäume, um dann zu Weihnachten all den Kindern, wenn sie denn brav waren, viel Freude zu machen. Robbienchen, Hipp und Hopp stellten sich vor, wie die Kinder wohl unter dem Weihnachtsbaum mit großen Augen und erwartungsvollen Blicken erwartungsvoll ihre Geschenke auspacken würden.

Auch eine Möbelschreinerei sahen unsere drei Freunde. Hier wurden Puppenbetten, Laufräder, Schreibtische für Kinder und andere Puppenmöbel hergestellt, die Zwerge sägten und hämmerten, bauten alles zusammen, und viele kleine Engel waren damit beschäftigt, alles mit Farbe und Pinsel bunt anzumalen und zu lackieren.

Plötzlich aber wurde der Duft von Schokolade, Marzipan und Honig immer größer und die Luft wurde immer wärmer. Robbienchen, Häschen Hipp und Häschen Hopp standen vor der großen Weihnachtsbäckerei mit ihren riesigen Backöfen, in denen die vielen Plätzchen, Zimtsterne und Stutenkerle gebacken wurden. In großen Behältern wurde Schokolade erwärmt, um daraus Weihnachtsmänner, Marienkäfer und all die anderen Figuren herzustellen, mit denen dann die bunten Weihnachtsteller hergerichtet werden. Hipp und Hopp hielten ihre Vorderläufe in die noch flüssige Schokolade, sie konnten es einfach nicht lassen, von dieser Köstlichkeit zu naschen, das leckerer war, als immer die eintönigen Möhren nagen zu müssen. Robbienchen schlich sich dagegen zu den in großen Regalen zur Kühlung gelagerten Plätzchen und stibitzte sich zwei davon. "Köstlich, köstlich", meinte Robbienchen zu Hipp und Hopp, "hier könnte ich bei all den Leckereien überwintern und brauchte nicht in der kalten Nordsee immer selbst zu tauchen, um für mich Fische zu fangen".

Gern wären sie noch in der Weihnachtsbäckerei geblieben und hätten genascht, aber der Engel drängte zur Eile, lange konnten die drei Freunde all die fleißigen Engel und alle Helfer nicht bei ihrer Arbeit hindern, denn all das Gewünschte sollte pünktlich zum Weihnachtfest für alle lieben Kinder fertig sein.

So kamen sie schließlich am Ende des Gewölbes in eine riesige Halle, in der all die Geschenke für die Kinder zusammengetragen, in Kartons gelegt und von vielen kleinen Engeln in buntes Weihnachtspapier liebevoll eingepackt wurde. Damit das Christkind auch weiß, bei welchem Kind sie welches Geschenk abliefern muss, wurde jedes Päckchen mit dem Namen und der Adresse des Kindes versehen. Vor der Halle standen hunderte von großen Schlitten, und auf einer Weide grasten die Rentiere, die die Schlitten, bepackt mit allen Geschenken, pünktlich zum Weihnachtsfest unter Aufsicht des Christkindes zu all den erwartungsvollen Kindern ziehen sollten.

"Viel Arbeit steht den Engeln, den vielen Helfern, und dem Christkind also noch bevor, um alle lieben Kinder auf der Welt zu Weihnachten glücklich und froh zu machen, damit alle Kinderaugen unter dem Weihnachtsbäumen hell erstrahlen können", meinte abschließend der Engel mit seinem silbernen Haar.

Somit machen sich Robbienchen, Häschen Hipp und Häschen Hopp mit dem lieben Engel, der sie durch die ganze Weihnachtswelt geführt hat, durch das riesige Gewölbe, das sich mehr und mehr mit weihnachtlichen Düften füllte, auf den Rückweg, als sie wieder bei dem schwitzenden Helfer des Christkindes ankamen, der immer noch seine Goldmütze auf dem Kopf trug und damit beschäftigt war, die vielen Wunschzettel, es schienen noch mehr geworden zu sein, zu sortieren.

Der Engel mit seinen silbernen Haaren und dem weißen, langen Kleid, das von einer goldenen Kordel gehalten wurde, verabschiedete sich von unseren drei Freunden Robbienchen, Hipp und Hopp mit einem freundlichen Winken, als sich plötzlich das riesengroße Tor wie von Geisterhand öffnete und sie nach draußen hindurch gingen.

Eiskalter Wind und hohe Wellen der Nordsee erwarteten Robbienchen, Häschen Hipp und Häschen Hopp und holten sie in die Wirklichkeit des Tierlebens zurück. So lagen sie alle drei eine Zeitlang am Strand, schauten zum Himmel in die funkelnden Sterne und fragten sich, sind dort die Engel, die wir gesehen haben, haben wir wirklich alles so erlebt, oder war doch alles nur ein Traum?

Die Kinder werden es erleben, ob all das, was sie sich mit ihrem Wunschzettel für das Christkind zu Weihnachten ersehnt haben, in Erfüllung gegangen ist, dann war es vielleicht doch kein Traum, sondern Wirklichkeit. Oder?

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